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Constanze Kurz / Harald Wolf 12<br />

men hat. Große Markterfolge und Renditen lassen immer noch auf sich warten, und auch die<br />

Beschäftigungsbilanz bleibt mager. 11 In dem hoch kompetitiven, globalen Markt – in dem vor<br />

allem US-amerikanische Biotechunternehmen von der neuen Arbeitsteilung und den<br />

Kollaborationen mit „Big Pharma“ profitieren – lassen sich nur ausgereiftes Wissen und<br />

Dienstleistungen verkaufen, die sowohl mit den Produkt- und Technologielinien <strong>als</strong> auch mit<br />

den Rentabilitätskriterien der großen Pharmaindustrie kompatibel sind. Für schwach<br />

kapitalisierte, einseitig spezialisierte und mit geringen Ressourcen ausgestattete Newcomer<br />

sind die Hürden des Markteintritts oftm<strong>als</strong> unüberwindlich. Vor diesem Hintergrund wundert<br />

es nicht, dass in den letzten Jahren ein faktischer Stopp von Ausgründungsaktivitäten aus der<br />

Hochschule festzustellen ist. Es scheint überaus fraglich, ob das Gründungsgeschehen und<br />

eine darüber vermittelte Verwischung oder Verschiebung der Grenzen zwischen Wissenschaft<br />

und Wirtschaft noch einmal eine nennenswerte Dynamik entfalten werden.<br />

Dass für die Pharmaindustrie die Bedeutung eines direkteren Zugriffs auf akademisches<br />

Wissen zugenommen hat, zeigt sich auch daran, dass sie die Suche nach Wirkstoff- und<br />

Methodenansätzen immer systematischer betreibt: Alle großen Pharmaunternehmen beschäftigen<br />

sog. Technologiescouts, welche die akademische Forschung nach interessanten, verwertbaren<br />

Novitäten (Testverfahren, Modellorganismen, Targets, Transportsysteme für Wirkstoffe,<br />

Substanzen) absuchen. Seitdem die Forschungs- und Entwicklungslabore der Pharmaindustrie<br />

zu wenig Nachschub liefern, ist weltweit der Handel mit Wirkstoffen und Vermarktungsrechten<br />

aufgeblüht. Gekaufte Patente und Lizenzen sind heute vielfach der Stoff, aus<br />

dem die neuen Produktkandidaten sind. Mehr <strong>als</strong> die Hälfte der zwanzig meistverkauften<br />

Arzneimittel sind bereits aus Entwicklungskollaborationen, Marketingkooperationen oder<br />

Lizenzeinkäufen entstanden. Der Hunger der Pharmaindustrie nach neuen Produktkandidaten<br />

führt zu einer verstärkten Rezeption und Nutzung der universitären Forschungsergebnisse, sei<br />

es auf dem Weg des Erwerbs von Patenten, sei es auf dem Weg verschiedener Formen der<br />

direkten Kooperation mit akademischen Forschern (vgl. Abschnitt 3.4 sowie Gaisser u.a.<br />

2005).<br />

3.3 Die neue Governance der universitären Forschung und des<br />

Wissenstransfers<br />

Mit dem wachsenden Interesse der Pharmaindustrie hat die Einordnung von Forschungsergebnissen<br />

in Prozesse ökonomischer Verwertung <strong>als</strong>o erheblich an Dynamik gewonnen. Diese<br />

Entwicklung korrespondiert mit einer veränderten Wissenschaftspolitik, die eine stärkere<br />

Nutzenorientierung der akademischen Forschung sowie die Öffnung der Hochschulen<br />

gegenüber der Wirtschaft und ökonomischen Orientierungen – auf Basis eines Umbaus des<br />

institutionellen settings – zu erreichen sucht (vgl. Weingart/Taubert 2006; Krücken 2001). In<br />

der wissenschafts- und forschungspolitischen Perspektive stehen hierbei die Biowissenschaften<br />

geradezu paradigmatisch für engere Formen der Kopplung von Hochschule und<br />

Wirtschaft (vgl. Weingart 2001): Hier erkennt man ein „boomendes“ Forschungsgebiet, dem<br />

auf Grund rasanter Erkenntnisfortschritte basisinnovatorische Qualität und hohes Transferpotenzial<br />

in einem nicht nur aus industrieller, sondern auch aus Sicht der Hochschulen lukrativen<br />

Verwertungsfeld zu attestieren sind.<br />

Überraschend ist nicht, dass den Biowissenschaften ein solches Potenzial zugeschrieben wird,<br />

sondern eher, dass die oben erörterten Spezifika der akademischen Wissens- wie der<br />

industriellen Innovationsproduktion im anvisierten Feld – ihr langfristiger Zeitrahmen, ihr<br />

11<br />

Die Beschäftigtenzahlen sind seit ihrem Höhepunkt im Jahr 2001, <strong>als</strong> 14.408 Beschäftigte in 365 Unternehmen<br />

arbeiteten, zwischenzeitlich deutlich zurückgegangen und lagen 2004 bei 10.089 Beschäftigten und 346<br />

Unternehmen. Zugleich ist die Gründungsdynamik beträchtlich erlahmt. Wurden im Jahr 2000 noch 59 Unternehmen<br />

gegründet, sind für das Jahr 2004 nur noch 26 Neugründungen zu verzeichnen.

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