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Constanze Kurz / Harald Wolf 40<br />

„grundlegend neue Dinge aufdecken, die aber möglicherweise eben dann auch zu einem tatsächlich<br />

nutzbaren Effekt mitführen können“. „Es ist Grundlagenforschung, die wir machen, wobei wir den<br />

Anwendungsaspekt aber auch immer im Hinterkopf behalten.“ Und hier folgt dann auch oft der<br />

Verweis auf die Schwammigkeit der Unterscheidung. Man platziert sich dann gewissermaßen<br />

ganz bewusst in „Pasteurs Quadrant“:<br />

„Um es vielleicht ein bisschen krasser zu sagen: Wer heute an irgendwelchen menschlichen Genen<br />

arbeitet, um herauszufinden, was die machen, kann sich eigentlich darauf einstellen, dass es in fast<br />

jedem Gen eine Art von Mutation gibt, die möglicherweise auch mit irgendeiner Krankheit vielleicht<br />

sogar verbunden sein könnte. Das ist jetzt natürlich sehr salopp gesagt, aber das zeigt schon, dass<br />

wir in diesem ganzen biologischen Bereich nicht mehr in irgendeinem Elfenbeinturm drin sind.“<br />

Sowohl Management- <strong>als</strong> auch „Verkaufs“-Fertigkeiten müssen die Aspiranten – wie<br />

gesehen – in hohem Maße einsetzen, um in der Ökonomie des Feldes bestehen und ihre<br />

Karriereambitionen möglicherweise realisieren zu können. Das betrachten sie – in<br />

Anknüpfung an die Gemeinplätze des öffentlichen Diskurses – <strong>als</strong> ihr spezifisches „Unternehmertum“.<br />

Der brillanteste Wissenschaftler, der dem nicht Rechnung trüge, „der würde halt<br />

an das Geld nicht rankommen, und ohne das Geld läuft auch der Laden nicht. Also jenseits der<br />

Wissenschaft denke ich manchmal, dass ich, ja, Betriebswirtin und Araber bin, <strong>als</strong>o so ein<br />

‚Marktaraber’“ - auf dem heiß umkämpften Basar des biowissenschaftlichen Feldes und der<br />

öffentlichen wie privaten Fördermittel. „Ich bin natürlich immer mein eigener Manager, um es mal<br />

so zu sagen, für mein kleines Team von Leuten.“ „Die Situation, in der ich bin, vergleiche ich ganz<br />

gern mit der von jemand, der eine kleine Firma gründet.“ Auch ein Biowissenschaftler mit<br />

Erfahrungen mit Biotech-Firmen, Beratung und Beteiligung, sieht sehr deutliche Parallelen<br />

zwischen seiner Gruppenleiterexistenz und einem gewerblichen Unternehmer:<br />

„Ich bin doch Geschäftsführer einer Firma… Ich zieh’ [in einem Unternehmen] das Gleiche durch wie<br />

hier auch, Aufträge reinholen, Geld beschaffen, Mitarbeiter. Strategische Entscheidungen treffen,<br />

einen doppelten Boden konstruieren für den Fall, wenn was schief geht, all solche Sachen: das ist<br />

reines Geschäft, was ich hier auch habe, das gibt’s da auch.“<br />

Da nun der Leistungsnachweis darüber: „Bin ich jetzt am Ende meiner Habilitation eine gute<br />

Wissenschaftlerin?“ in allererster Linie über die Anzahl der „Publikationen in hochrangigen Journ<strong>als</strong>“<br />

geführt wird, ist klar, worauf die eigene „nachtwissenschaftliche“ Forschungstätigkeit –<br />

bzw. die der Arbeitsgruppe, die man leitet – vor allen Dingen ausgerichtet sein muss: Man<br />

macht Forschung unter einem ausgesprochen hohen Druck, sichtbare Ergebnisse für die<br />

„Tagwissenschaft“ zu produzieren, sprich: zu publizieren.<br />

„Das Hauptziel ist … die Publikation, und nicht mal, um’s anderen mitzuteilen, sondern nur, weil man<br />

es <strong>als</strong> Output braucht, um … ja, wenn man’s wieder etwas plakativer formuliert, um die nächste Stelle<br />

zu kriegen oder Forschungsgelder zu kriegen. Also der alte Spruch ist >publish or perish

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