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Constanze Kurz / Harald Wolf 28<br />

Projekte berichten. Daneben finden regelmäßig Doktoranden- sowie wissenschaftliche<br />

Kolloquien statt. Und vorwiegend am Abend sowie am Wochenende gilt es, Artikel, Anträge<br />

sowie Gutachten abzufassen und auf dieser Basis die Drehscheibe für die Verteilung von<br />

Anerkennung, Prestige, Ressourcen und persönlichem Gewicht beständig am Rotieren zu<br />

halten.<br />

4.1.3 Berufliche Motivationen und Leitorientierungen: „Mein Job ist grandios<br />

und ich möchte nicht, das ich irgendetwas anderes gemacht hätte im<br />

Leben“<br />

Für die übergroße Mehrheit der Arrivierten ist die Forschung das unverzichtbare Zentrum<br />

ihres beruflichen Engagements. Sie bringt ihnen Befriedigung und ist ihr Identifikationsobjekt,<br />

weil sie ihnen die Verfolgung bislang ungelöster wissenschaftlicher Problemstellungen<br />

ermöglicht.<br />

„Ich will für diese Erkrankung ein Mittel entwickeln. Das will ich in meinem Leben auf jeden Fall<br />

erreichen. Das kann auch noch zwanzig Jahre dauern. Ich habe mich diesem Thema, wie gesagt,<br />

verschrieben, zu Beginn meiner Habilitation. Und ich habe mir vorgenommen, ich ziehe das auch<br />

durch, bis es fertig ist.“<br />

„Und was dann halt irgendwie wichtig ist, dieser kreative neugierige Ansatz, den zu kultivieren (…) Im<br />

wissenschaftlich spezifischen glaube ich daran, <strong>als</strong>o dass sind immer die alten Fragen, die mich<br />

interessieren. Es sind immer ähnliche Fragen, es sind immer fundamentale Fragen, die man sich<br />

stellen muss und immer wieder, man muss möglichst das, was man macht, fundamental verstehen.<br />

Man muss auch in der Lage sein zu erkennen, was man eigentlich alles nicht verstanden hat.“<br />

Es handelt sich dabei durchweg um Forschung an Grundlagenproblemen, die komplexe<br />

Fragestellungen einschließt und nicht von heute auf morgen zu lösen sind, sondern lange,<br />

projektübergreifende Zeithorizonte umfasst. Die Arbeit an ihnen ist gespickt mit Fehlschlägen,<br />

und hin und wieder ergeben sich auch unerwartete Erfolgserlebnisse:<br />

„Wir haben zwei Projekte, die sich mit - sagen wir - mit diesem therapeutischen Aspekt beschäftigten,<br />

wobei wie gesagt Therapie ganz, ganz, ganz, ganz weit weg ist. Wir versuchen einfach nur, die Zelle<br />

zu überlisten und das schaut auch auf dem einen Projekt auch ganz gut aus. Das andere Projekt<br />

schaut nicht gut aus. Da kommen wir einfach nicht voran und zwar deswegen, weil wir keine Substanz<br />

finden, die dieses Testsystem etabliert. (…) Und da wir keine Großindustrie sind, die da irgendwelche<br />

Roboter laufen lässt und mehrere Millionen compounds durchtesten kann, müssen wir das hier<br />

praktisch über eine Zusammenarbeit mit den Computerwissenschaftlern machen, die das alles am<br />

Computer modellieren und uns praktisch Vorhersagen machen (…). Da haben wir natürlich nur ein<br />

paar hundert Substanzen, die wir testen können, und nicht ein paar Millionen Substanzen. Wir haben<br />

es versucht, rational zu machen.“<br />

Diese Forschungsaktivitäten werden gleichwohl nicht gänzlich ohne Bezug auf ihre<br />

mögliche – teilweise in weiter Ferne liegende – Anwendung, ihren gesellschaftlichen Nutzen<br />

betrieben. Insbesondere für Arrivierte, die in der Krebsforschung aktiv sind, ist der mögliche<br />

Nutzen eine wichtige Quelle subjektiver Sinnerfüllung. Andere BiowissenschaftlerInnen<br />

hingegen insistieren darauf, dass ihre biowissenschaftliche Forschungsperspektive auch in<br />

scheinbar anwendungsnahen Themenfeldern gerade keinerlei Orientierung an einem wie auch<br />

immer gearteten gesellschaftlichen Bedarf impliziere:<br />

„Ein Biologe und Molekulargenetiker, der möchte wissen, wie die Krebszelle funktioniert, und es ist<br />

ihm eigentlich überhaupt fern, ob dann ein Patient etwas davon hat. Wie ist das möglich, dass Zellen<br />

sich wild gebärden und nicht mehr auf die anderen Zellen acht geben, da ein Eigenleben erkämpfen.“<br />

In beiden Varianten ist die nach wie vor hohe Geltungskraft der Norm der Uneigennützigkeit<br />

evident: Nicht die Aussicht auf kommerziellen Profit, sondern die Befriedigung wissen-

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