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Constanze Kurz / Harald Wolf 22<br />

„Impact zehn bedeutet, dass im Laufe der letzten Jahre durchschnittlich jede Publikation aus diesem<br />

Journal zehnmal woanders zitiert worden ist. Man kann sofort die Auswüchse benennen, das zum<br />

Beispiel eine hochkontroverse Arbeit, die sich aber schließlich <strong>als</strong> Schrott herausstellt, eben immer<br />

weil sie gerade <strong>als</strong> schlechtes Beispiel zitiert wird, Unsummen von Zitationen ansammelt, ohne, dass<br />

sie etwas in der Wissenschaft erbracht hat, außer Kollegen auf eine f<strong>als</strong>che Fährte zu bringen.“<br />

„Wir schreiben Publikationen, die werden anonym referiert (…) Man wird da schon so zwanzigmal im<br />

Jahr der Evaluation der eigenen Leistung ausgesetzt und diese Evaluation kann manchmal sehr, sehr<br />

bösartig sein. Also die Leute lassen wirklich in anonymer Form so richtig, <strong>als</strong>o ziehen richtig vom<br />

Leder (…) Das ist schon manchmal unangenehm ja, dass man da auch nachts mal nicht schlafen<br />

kann.“<br />

Diese Auswüchse ändern aber nichts daran, dass „Veröffentlichungen unsere Währung sind“, wie<br />

ein Befragter formuliert. Diese Währung hat eine Doppelfunktion: Zum einen fungieren<br />

Publikationen <strong>als</strong> Platzanweiser für die Position, die man innerhalb der Hierarchie des<br />

wissenschaftlichen Feldes einnimmt. Zum anderen sichern Publikationen die öffentliche<br />

Bereitstellung zertifizierten wissenschaftlichen Wissens entsprechend der Norm des<br />

Kommunalismus. Dieser Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, so eine gängige<br />

Argumentation, wird heute durch Privatisierungsprozesse, genauer gesagt die explosionsartige<br />

Vermehrung intellektueller Eigentumsrechte, behindert (vgl. Gläser 2006). Indes hält sich –<br />

wie gleich deutlich werden wird – nicht nur die Patentierneigung der arrivierten<br />

BiowissenschaftlerInnen in engen Grenzen. Vielmehr gelten Publikationen im<br />

Selbstverständnis der Biowissenschaftler unangefochten <strong>als</strong> ihr mit Abstand wichtigster<br />

Transferkanal (vgl. auch Gaisser u.a. 2005; Schmoch 2003) und das Publikationsgebot <strong>als</strong><br />

bindend. Von daher kommt der Norm des Kommunalismus (korrespondierend mit dem<br />

spezifischen Belohnungssystem der Wissenschaft) nach wie vor hohe Geltungskraft zu.<br />

4.1.2 Aufgabenprofil und Arbeitssituation<br />

Lehren, Forschen, Administrieren sind die Kernaufgaben eines Professors/ einer Professorin,<br />

die, so der einheitliche Befund, nur um den Preis eines extrem hohen Arbeitseinsatzes zu<br />

bewältigen sind. Konkret liegt die Arbeitszeit zwischen sechzig und siebzig Stunden pro Woche,<br />

die abzüglich der administrativen Aufgaben zu ungefähr gleichen Anteilen auf Forschung<br />

und Lehre entfallen. Zieht man die einschlägige, singulär gebliebene Untersuchung von<br />

Schimank (1992) heran, der zufolge zu Beginn der neunziger Jahre 30 Prozent der Arbeitszeit<br />

eines Hochschulprofessors, der in den Naturwissenschaften tätig ist, auf Forschungsaktivitäten<br />

entfallen, zeigt sich tendenziell ihre Bedeutungszunahme. Ob dies darauf zurückzuführen<br />

ist, dass der Druck zugenommen hat, Drittmittel zu akquirieren oder die Vielzahl ungelöster<br />

Forschungsfragen im biowissenschaftlichen Forschungsgebiet stimulierend wirkt, ist<br />

auf Basis des vorliegenden Materi<strong>als</strong> nicht entscheidbar. Festzuhalten ist, dass Forschungsund<br />

Lehraktivitäten sich bei der Mehrheit der Befragten die Waage halten, begleitet von einer<br />

zunehmenden Ausweitung administrativer Aufgaben.<br />

(1) Die Administration<br />

Einige der Befragten sind mit der Wahrnehmung von Aufgaben der universitären Selbstverwaltung<br />

z.B. <strong>als</strong> DekanIn/ProdekanIn betraut und/oder <strong>als</strong> DirektorIn/GeschäftsführerIn von<br />

Forschungsinstituten wie auch in Institutionen übergreifenden Organisationen tätig. Eine<br />

solche herausgehobene institutionelle Stellung haben nur wissenschaftlich außerordentlich<br />

renommierte Professoren inne, d.h. solche, die bereits ein hohes Maß an symbolischem und<br />

ökonomischem Kapital akkumuliert haben. Der Anteil der administrativen Tätigkeiten am<br />

gesamten Arbeitszeitvolumen wird von ihnen mit circa 20 bis 30 Prozent taxiert. Die rein administrativen,<br />

routinemäßigen Aufgaben (Organisieren, Anweisungen geben, Bestellen,<br />

Editieren etc.) lassen sich auf Basis eines effizienten Zeitmanagements und selbständig<br />

arbeitender Büroassistenzen relativ gut bewältigen. In diesem Zusammenhang kommt der

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