Metamorphose
Ausgabe 2011
Ausgabe 2011
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Alexx und Anton sind ein eingespieltes Team – zwei völlig<br />
verschiedene Menschen mit einem gemeinsamen Ziel.<br />
Das Stylistenpaar kreiert denkbar unterschiedliche Modewelten<br />
und visualisiert dabei immer ein Stück von sich selbst. Denn<br />
geht es um ihre Arbeit, werden Alexx und Anton zu einer Person<br />
doch bringt er die Dinge schneller auf den Punkt. Auch im<br />
Bezug auf ihre Arbeit ergänzen sich die beiden perfekt. Anton<br />
arbeitet eher intuitiv und stylt direkt am Model. Alexx greift<br />
die Idee auf, denkt jedoch mehr im Konzept und achtet besonders<br />
auf eine ganzheitliche Bildsprache. Diese Ungleichheiten<br />
lassen sie so gut miteinander funktionieren. Sie nehmen sich<br />
Zeit, grübeln über die verändernde Wirkung kleinster Details<br />
und sind stets im Dialog mit sich und allen anderen. Diese Herangehensweise<br />
ist selten geworden in der schnelllebigen Modewelt.<br />
Das Ergebnis: zeitlose Modestrecken mit Tiefe.<br />
lichkeit offen stand, war es in Deutschland sehr schwer. Die<br />
Arbeitseinstellung ist eine komplett andere. Uns wurde gesagt:<br />
„Ihr schafft das nicht.“<br />
Wie ging es weiter?<br />
Anton Nach einiger Zeit lief es besser. Gemeinsam hatten wir<br />
eben etwas Neues anzubieten und auch etwas Neues zu sagen.<br />
Alexx Wir wollten eigentlich nur ein Jahr in Berlin bleiben.<br />
Aus diesem einen sind aber mittlerweile acht geworden (beide<br />
lachen).<br />
Werk VI . <strong>Metamorphose</strong><br />
2004 hatten Alexx & Anton<br />
die Idee, Mode anhand<br />
von Fischen zu visualisieren.<br />
Fotografiert von Nico<br />
Hesselmann wurde die Strecke<br />
„Arti-Fishal“ im Qvest-Magazin<br />
veröffentlicht und war der<br />
Durchbruch für die beiden<br />
Stylisten. Hier das<br />
Modell „Helmut Lang“<br />
Wie kommen eigentlich zwei so unterschiedliche Menschen<br />
dazu, gemeinsam als Stylisten zu arbeiten?<br />
Alexx Als ich Anton traf, hatte er schon ein paar Jahre als Stylist<br />
auf dem Buckel. Obwohl ich eher vom Design kam dachten<br />
wir uns: „Warum es nicht einfach gemeinsam als Stylisten<br />
versuchen?“<br />
Anton Vielleicht, dachten wir, kann man irgendwann davon<br />
leben? Doch die Leute waren am Anfang sehr skeptisch. Sie<br />
haben die „Two Men Show“ nicht ganz verstanden. Die Idee,<br />
dass zwei Jungs aus New York nach Berlin kommen und gemeinsam<br />
in der Mode arbeiten, war für das damalige Berlin<br />
einfach zu neu.<br />
Alexx High Fashion gab es in Deutschland noch gar nicht.<br />
Vor allem nach meiner Zeit in New York, wo dir jede Mög-<br />
von Inga Krieger<br />
Alexx Weeber und Anton Cobb arbeiten seit acht Jahren gemeinsam<br />
als Stylisten in Berlin. Ihre Konzepte sind sorgsam<br />
durchdacht, jedes Detail bewusst gewählt. Und sie arbeiten<br />
immer zu zweit. Die Aufträge der beiden könnten unterschiedlicher<br />
nicht sein. Neben reinen Mode-Editorials für Magazine<br />
wie L’Officiel Hommes oder Qvest, entwickeln sie mittlerweile<br />
auch Schaufensterkonzepte für Marken wie Marc O’Polo oder<br />
beraten große Werbekunden wie Joop oder Strellson. Doch so<br />
sehr sich die Kunden auch unterscheiden mögen, Alexx und<br />
Anton verfolgen immer das gleiche Ziel: unter den gegebenen<br />
Umständen das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.<br />
Alexx kommt aus einem Dorf in Süddeutschland, Anton aus<br />
New York. Letzterer fand auf eher zufällige Weise seinen Weg<br />
in die Mode. Während eines Fotografiestudiums traf Anton<br />
auf Patti Wilson, eine im New York der 90er-Jahre sehr erfolgreiche<br />
Stylistin. Sie ebnete ihm den Weg in die Modewelt.<br />
Die zweite Hälfte des Teams ist Alexx. Er folgte seiner Leidenschaft<br />
für Kulinarisches und machte erst eine Ausbildung<br />
zum Koch. Die von ihm produzierten Kochbücher brachten<br />
ihn schließlich nach New York. Als sich die beiden dort 2003<br />
trafen, war Alexx nach fünf Jahren in Manhattan gerade dabei,<br />
in seine Heimat zurückzuziehen. Kaum in Süddeutschland<br />
angekommen, kam Anton nach. Ihr gemeinsames Leben<br />
begann in Berlin.<br />
Anton, der emotionalere der beiden, spricht häufig in Metaphern.<br />
Er schmückt seine Gedanken mit bewusst gewählten<br />
Worten aus, ganz so, als wäre selbst das Sprechen ein Designprozess.<br />
Alexx' Wortwahl ist nicht weniger gewissenhaft, je-<br />
Ihr seid mit Fischen bekannt geworden. Wie kam es dazu?<br />
Anton Ja, es ist wirklich verwunderlich, dass die Leute nach<br />
so etwas Verrücktem noch mit uns arbeiten wollten (lacht).<br />
Alexx Wir saßen beim Abendessen in einem Restaurant in<br />
Kreuzberg und hatten auf einmal die Idee, eine Modegeschichte<br />
ausschließlich mit Fischen zu machen und auf Kleidung<br />
komplett zu verzichten. Wir wollten die Ästhetiken verschiedener<br />
Designer mittels der Fische darstellen und sind dann tatsächlich<br />
zu einem Fischmarkt gefahren und haben sehr teuren<br />
Fisch gekauft (lacht). Daraus ist dann ein zwölfseitiges Mode-<br />
Editorial komplett ohne Mode entstanden.<br />
Und das kam gut an?<br />
Anton Ja. Wir wurden sofort für die nächste Ausgabe gebucht<br />
(lacht).<br />
Wie muss man sich den Alltag eines Stylisten vorstellen?<br />
Alexx Von Anfang an sind wir im gesamten kreativen Prozess<br />
einer Produktion involviert. Das Konzept, die Location, die<br />
Wahl des Fotografen. Wir haben ein starkes Auftreten, denn<br />
wir wissen, was wir wollen und kämpfen auch dafür. Wir werden<br />
nicht bezahlt, um Ja zu sagen, sondern um die Aufgabe gut<br />
zu erledigen. Du musst authentisch sein und der Welt deine<br />
Handschrift zeigen.<br />
Anton Unser Alltag ist nicht der eines klassischen Stylisten.<br />
Aber der Job hat sich allgemein in den letzten Jahren verändert.<br />
Inwiefern?<br />
Anton Die Anforderungen sind größer geworden und so<br />
auch unser Arbeitsbereich. Als ich als Stylist anfing, arbeiteten<br />
wir ganz anders als heute. Es gab kein Style.com. Computer<br />
wurden kaum benutzt. Für einen Job musste ich zum Beispiel<br />
um sechs Uhr morgens ein Fax nach Paris schicken, damit ein<br />
Kleid drei Wochen später für das Shooting in New York war.<br />
Das kann man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen. Außerdem<br />
ging es viel mehr um Trends. Alexx und ich denken<br />
über einen Stil hinaus. Wir kreieren Atmosphären, Orte und<br />
ganze Welten. Wir wollen nicht unbedingt alles selbst machen.<br />
Aber manchmal ist es schlichtweg leichter, die Dinge selbst zu<br />
tun, als jemandem zu erklären, was du dir vorstellst.<br />
Wie verwandelt man ein Model?<br />
Alexx Wir kreieren in unserer Fantasie immer eine fiktive<br />
Person, die wir bis zum Shooting-Tag mit uns herumtragen.<br />
Anton Wir geben ihr einen Namen, kreieren eine ganze<br />
Welt um sie herum. Wer ist diese Person? Was macht sie?<br />
><br />
Werk VI . <strong>Metamorphose</strong><br />
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