Metamorphose
Ausgabe 2011
Ausgabe 2011
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von SIna Bayer<br />
Im Westen was Neues<br />
ndreas Murkudis gilt als „Kurator der schönen Dinge“<br />
und seine Concept-Stores als Geheimtipp für guten<br />
Geschmack. In den letzten sechs Jahren hat er in der<br />
Berliner Münzstraße nach und nach sechs Geschäfte<br />
eröffnet: Die Schaufenster zur Straße besetzen auch<br />
heute noch sein Acne-Store und ein kleiner Laden,<br />
in dem er exklusive Schiesser-Kollektionen verkauft.<br />
Im Hinterhof, abgeschottet vom Trubel der Einkaufsmeile,<br />
befanden sich seine Concept-Stores<br />
AM1 bis 3 und der Einrichtungsladen Etage. Dort<br />
verkaufte er neben eher unbekannten Designobjekten<br />
vor allem Kleidungsstücke und Accessoires<br />
von ausgewählten Designern wie Dries<br />
van Noten, Maison Martin Margiela oder seinem<br />
Bruder Kostas Murkudis. Nun verschlug<br />
es den gebürtigen Dresdner mit griechischen<br />
Wurzeln in die Innenhöfe des alten Tagesspiegel-Geländes<br />
in der Potsdamer Straße 77-87.<br />
Zunächst eine ungewöhnliche Entscheidung.<br />
War die wilde Potse in den letzten Jahren<br />
doch eigentlich nur noch durch ihre Nähe<br />
zum Hausfrauenstrich bekannt. Warum die Potsdamer Straße<br />
dennoch eine kleine Oase ist, welche Projekte außerdem für<br />
den Westen geplant sind und warum Berlin ein Glücksfall für<br />
Andreas Murkudis ist, verrät er im WERK VI-Interview.<br />
Sie haben 20 Jahre lang im Berliner Museum der Dinge gearbeitet.<br />
Warum haben Sie sich dann entschlossen, einen eigenen<br />
Concept-Store zu eröffnen?<br />
Einerseits wollte ich wieder mal etwas Neues anfangen, andererseits<br />
hat es mich auch gereizt, nach einer Zeit mit so vielen<br />
Mitarbeitern etwas ganz allein zu machen. Ich hatte bereits im<br />
Museum der Dinge einen kleinen Shop mitinitiiert, mit dem<br />
ich ein bisschen üben konnte. Mein Traum war es aber, einen<br />
Laden zu eröffnen, in dem ich wirklich nur verkaufe, was ich<br />
selbst gern um mich habe.<br />
Kommt es vor, dass sich Dinge, die Sie persönlich toll finden,<br />
überhaupt nicht gut verkaufen?<br />
Das kommt natürlich vor. Dennoch stehe ich hinter diesen<br />
Objekten. Viele Läden schmeißen Ware aus ihrem Sortiment,<br />
weil sie nicht genug Umsatz bringt. Das ist aber nicht meine<br />
Philosophie. Dann könnte ich auch einfach in jeder Stadt einen<br />
Acne-Laden eröffnen, zu Hause sitzen und dabei zusehen, wie<br />
meine Umsätze steigen.<br />
Werk VI . <strong>Metamorphose</strong><br />
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Im neuen Concept-Store in der<br />
Potsdamer Straße bleibt sich<br />
Andreas Murkudis treu: klare Linien<br />
und ausgewählte Designobjekte<br />
Mit Ihren Hinterhof-Läden meiden Sie die breite Öffentlichkeit.<br />
Ist das Teil des Konzepts?<br />
In erster Linie will ich Ruhe haben. Die Dinge, die ich verkaufe,<br />
haben alle eine Geschichte, die es zu erzählen gilt. Ob<br />
es Designmöbelhersteller wie E15 sind oder handbemalte<br />
Totenschädel von der Porzellan-Manufaktur Nymphenburg,<br />
da braucht man einfach Zeit, um etwas über die Produkte zu<br />
erzählen. Das wäre in einem Laden mit viel Laufkundschaft<br />
gar nicht möglich.<br />
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Werk VI . <strong>Metamorphose</strong><br />
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