Metamorphose

Vorbereitungen für die schamanische Hochzeitszeremonie in Secred Valley, Peru
VON ANETT STEINBRECHER
Werk VI . Metamorphose
ein mann
der extreme
Früher arbeitete er
mit Hilfe von Drogen
die Nächte durch,
heute lehrt Fabian
Schamanismus in den
Bergen von Peru
E
s ist knapp drei Jahre her, als
ich ihn das letzte Mal gesehen
habe – in dieser Zeit sei wohl
eine Menge passiert, was sein
Leben angeht. So zumindest
hört man es im Freundeskreis.
Als er mir die Tür öffnet, muss
ich zweimal hinschauen, um
Fabian zu erkennen: Er ist
dünner, definierter, ließ sich
einen Bart wachsen, seine Haut
ist unglaublich gut. Vor allem
aber: Er strahlt wie nie zuvor.
Er war immer ein Mensch, der
viel lachte und glücklich schien. Aber dieses Lächeln, ganz
warm, war anders. „Das ist die Wohnung von Denis, hier wohne
ich, wenn ich bei meiner Rundreise in Berlin bin.“ Überall
liegen Kissen auf dem Boden, es riecht nach Räucherstäbchen
und dass er komplett in Weiß gekleidet ist, löst das Rätsel um
ihn nicht im Geringsten.
Fabian fängt mich direkt in meiner Unsicherheit auf und beginnt
zu erzählen. „Ich habe mein Leben ohne tieferen Sinn und
Ziel gelebt. Alles, was ich tat, war auf die kurzfristige Befriedigung
meiner Sinne ausgerichtet: Geld verdienen (er verdiente
als Managing Director bei einer indischen Outsourcing-Firma
für Europa, Middle-East und Afrika wirklich viel Geld), um
mich dann von diesem Geld zu betäuben, meine innere Leere
mit teurem Alkohol, Drogen und exzessivem Leben zu füllen.
Aber das war zum Scheitern verurteilt. Ganz plakativ: Die Seele
hat keinen Mund und man kann sich noch so vollstopfen mit
gutem Essen, Wein und Drogen, aber das, was man zu füllen
versucht, ist dort nicht!“
Heilen statt koksen
Fabian ist 39 Jahre alt und hat einen Bewusstseinswandel hinter
sich wie er extremer nicht sein könnte. Er bezeichnet diesen
Prozess als eine rückgängig gemachte Verkrustung, die, wie
er sagt, durch unser soziopolitisches System entstanden ist. >
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