undblick Foto: Barbara Pálffy/Volksoper Wien Foto: Barbara Pálffy/Volksoper Wien Foto: Barbara Pálffy/Volksoper Wien ‘Musical-Soiree: Do I Hear A Waltz?’ in Wien: Stefan Cerny und Axel Herrig ‘Musical-Soiree: Do I Hear A Waltz?’ in Wien: Rebecca Nelsen, Julia Koci und Sigrid Hauser ‘Musical-Soiree: Do I Hear A Waltz?’ in Wien: Boris Eder und Rebecca Nelsen Wien Musical-Soiree: Do I Hear A Waltz? Volksoper den, das die Geschichte des jungen, hinterwäldlerischen Mädchens Annie in sich trägt, dem die große Liebe ihres Lebens geschieht und die damit lange Zeit nicht umzugehen versteht, blieb nichts übrig. Aufgrund der grundlegenden schauspielerischen Ahnungslosigkeit der Darsteller entfalteten die Gestalten eine psychologische Tiefe von Comicstrip-Figuren, blieben die Dialoge durchweg hölzern und aufgesagt, geriet das Musical zur Operette (unterstützt durch die Kostüme von Tilo Staudte). Dazu passte, dass die Rollen durchweg mit Sängern und Sängerinnen besetzt wurden, die viel zu alt für die Rollen waren. Michael König beispielsweise sollte nun wirklich keinen jugendlichen Liebhaber mehr spielen, zumal er als Frank Butler den berü - ckenden Charme eines Holzblocks entwickelte. Warum sich Annie ausgerechnet in diesen Unsympathen verliebt, blieb kaum nachvollziehbar. Susanne Engelhardt als Annie mühte sich redlich, doch passt auch sie inzwischen eher für Mütterrollen als zur glaubhaften Verkörperung von 17-Jährigen (Ethel Merman hatte bei der Uraufführung zumindest den Star-Appeal). <strong>Das</strong>s der Choreograf Winfried Schneider, von dem man auch schon einfallsreichere Arbeiten gesehen hat, sie zudem für 20 Sekunden in Steppschuhe steckt und einige schnell angelernte Grundschritte ausführen lässt, ist darüber hinaus aufgrund der Hilflosigkeit eher peinlich als beeindruckend und bereitet ihr augenfällig (zu Recht) wenig Spaß. Immerhin: Die Elbland Philharmonie Sachsen unter Leitung von Christian Voss spielte annehmbar, wenn sie auch das insgesamt verschleppte Tempo der Inszenierung nicht beflügelte. <strong>Das</strong> Publikum reagierte (bei der zweiten Vorstellung) höflich. Wolfgang Jansen Mit einer rund 90-minütigen Musical-Soiree setzte die Volksoper ihren Sondheim- Schwerpunkt fort. Nachdem sich ‘Sweeney Todd’ nach anfänglichen Schwierigkeiten auch zum Publikumserfolg entwickelte, war dieses kleine Konzert eine erfreuliche Zugabe. Wer sich allerdings ein ausladendes Konzert mit Orchester erwartete, wurde enttäuscht. Dazu muss man allerdings verstehen, dass diese Soireen eine gewisse Tradition an der Volksoper haben. Chef - dramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz stellt diese Abende zusammen und moderiert sie auch. Er schmückt sie mit vielen Geschichten, Anekdoten und Informationen zu den Liedern aus <strong>–</strong> charmant, aber immer auch etwas unvorbereitet wirkend. Wagner- Trenkwitz ist seine eigene Marke. So kennt das Publikum in Wien diese Soireen seit Jahren. <strong>Das</strong> Zielpublikum sind somit nicht Theater- oder Musikkenner, sondern eher das schon etwas ältere Bildungsbürgertum <strong>–</strong> oder das, was sich zumindest dafür hält. Der Zweck besteht darin, einen unterhaltsamen musikalischen Abend zu gestalten und das Publikum mit dem Gefühl zu entlassen, es habe sogar auch noch etwas gelernt dabei. <strong>Das</strong>s man heutzutage auf Wikipedia in komprimierter Form mehr Informationen zu Sondheim findet, als an diesem Abend zu hören war, ist nebensächlich. So sind diese Soireen ein Relikt aus vergangenen Zeiten und gehen in dieser Form auf Marcel Prawy, den “Opernführer der Nation”, zurück. Wie schon erwähnt, unterstützte die Solisten kein Orchester, sondern ein Quartett unter der Leitung von Béla Fischer. Seine Arrangements waren fast durchgängig jazzig und verliehen so manchem Sondheim- Song außerhalb seines Kontextes eine eigenständige Note. Dies setzte sich leider nicht bei den Sängerinnen und Sängern fort. Viel geprobt wurde nicht, wie Wagner-Trenkwitz erklärte. Dies sollte allerdings keine Entschuldigung dafür sein, dass vor allem die Interpretation der Lieder einiges zu wünschen übrig ließ. Sondheim- Songs geben durch ihre Texte schon viele Möglichkeiten für eine vielschichtige und vor allem für das Publikum fesselnde Interpretation. Doch davon war nicht viel zu bemerken. Während die Eröffnungsnummer “Do I hear a waltz?” noch so etwas wie ein Operettenflair versprühte, verpufften zum Schluss die Ensemblenummern “Children will listen” und “Send in the clowns”. Was wollen uns diese Lieder sagen? <strong>Das</strong> Publikum an diesem Abend wird es nicht erfahren haben. Gleiches gilt auch für das gesanglich souveräne “Being alive” von Stefan Cerny. Die Ambivalenz dieses Songs war nicht zu spüren. Rebecca Nelsen, vorwiegend in der Oper beheimatet, konnte mit einem starken “Broadway baby” überzeugen, für “Some people” aus ‘Gypsy’ fehlte ihr aber dann doch die Beltstimme, und Julia Koci wirkte etwas zurückhaltend, was aber gut zu ihrem “Small world” passte. Sigrid Hauser ließ an diesem Abend etwas von ihrem komödiantischen Können vermissen und machte schließlich aus “Sooner or later” einen langatmigen Artsong. Boris Eder fühlte sich bei diesem Konzert sichtbar nicht wohl. Vielleicht lag es auch daran, dass sich u.a. sein “Not while I'm around” außerhalb seiner gesanglichen Bandbreite befand. Und so setzte die Höhepunkte vor allem Axel Herrig. Sein “Pretty women” gemeinsam mit Stefan Cerny zeigte, was man aus diesem Abend vielleicht noch hätte machen können. Sondheims Werk wurde mit diesem Konzert dem Publikum nicht nähergebracht. Die Volksoper war allerdings gut besucht. Dies ist in Anbetracht der Tatsache, dass Intendanten immer wieder sagen, mit Sondheim könne man kein Theater füllen, der erfreuliche Gegenbeweis. Zweck somit erfüllt. Thomas Thalhammer 40 www.<strong>musicals</strong>-magazin.de <strong>musicals</strong> 04.14
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