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Nyikos-Geschichte

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ein apartes Objekt (oder eine physische Veränderung an einem Objekt), das andere Mal<br />

aber ein Zustand (oder ein veränderter Zustand) ergibt. 71<br />

Es kann nun aber auch sein, daß sich der Akt der Produktion mit dem Akt der Konsumtion<br />

eng berührt, wie im Falle eines Haarschnitts, wo als Resultat des Produktionsprozesses –<br />

als dessen Objekt – das bearbeitete Haupthaar erscheint (also die veränderte Frisur),<br />

welche vom Kunden unmittelbar "aufgebraucht" – d.h. zur Schau gestellt – wird, ein<br />

Konsumtionsprozeß, der, wenn alles glatt abläuft, den Zustand der ästhetischen<br />

Ausstrahlung zur Konsequenz haben kann.<br />

Würde ein Friseur eine Perücke fabrizieren, welche der Kunde dann aufsetzt, dann wäre<br />

eine klare Linie zwischen Produktion und Konsumtion, wie man leicht einsieht, gezogen:<br />

Der Friseur stellt eine Perücke als ein Objekt her, welche der Käufer dann im Hinblick auf<br />

die Erzeugung eines spezifischen Zustands, des ästhetischen Eindrucks, benutzt. Beim<br />

Haarschnitt nun berühren sich beide Prozesse, so daß es schwierig erscheint, einen<br />

klaren Trennstrich zu ziehen. 72 14.<br />

In der Sphäre der Konsumtion werden die genetisch tradierten Impulse – also, wie wir<br />

schon sahen, die Selbsterhaltung, die Erhaltung der Art, Kommunikation, Sexualität, Spiel,<br />

freie Aktivität und was es dergleichen noch mehr gibt – mehr oder minder direkt, 73 d.h.<br />

nicht vermittelt durch andere Aktivitäten realisiert, 74 während demgegenüber die Sphäre<br />

der Produktion, welche die Sphäre der Voraussetzung ist, 75 zur Realisierung dieser<br />

Impulse nur als Bedingung beizutragen vermag, 76 auch wenn der instrumentelle Charakter<br />

der Produktionstätigkeiten oft nicht in reiner Form erscheint, sondern stets auch, einmal<br />

mehr, einmal weniger, durch die Invasion des anderen Modus abgeschwächt wird. So<br />

kann die (handwerkliche) Produktion eines Stuhls, eines Rocks, eines Schwerts, eines<br />

Rings, einer Vase durchaus als Realisierung eines direkten Impulses erscheinen (des<br />

Impulses zur freien Aktivität), auch wenn der instrumentelle Aspekt letztendlich immer<br />

vorherrschen wird, denn Sinn und Zweck der Produktion ist allein der Gebrauchswert 77<br />

71<br />

Das Resultat der Produktionsprozesse sind "Objekte" – analog zum grammatikalischen Objekt eines<br />

Satzes –, während das Resultat der Konsumtionsprozesse "Zustände" oder "Sachverhalte" sind – analog<br />

zum Prädikat eines Satzes, welches das Geschehen (und implizit das Geschehene) ausdrückt.<br />

72<br />

Transporttätigkeiten verändern das zu transportierende Gut insofern, als es sich im Anschluß daran von<br />

denen, für die es bestimmt ist, aufbrauchen läßt: Es wird also konsumierbar. Das Resultat dieser<br />

Tätigkeit ist mithin ein anderes Objekt, anders als dasjenige vor dem Transport, wenn man die Lage (die<br />

räumlichen Koordinaten) als Qualität (Eigenschaft) des Gebrauchswerts begreift. Der Transport fällt so in<br />

den Bereich der Produktionsprozesse.<br />

73<br />

Hier kann man unterscheiden zwischen der direkten Realisierung (als Kern) und deren Organisierung<br />

(als Peripherie).<br />

74<br />

Es sollte klar sein – und wir kommen später darauf zurück –, daß dies nur cum grano salis gilt. Im<br />

eigentlichen Sinne gilt dies oft nur für die Gesellschaft oder sogar nur für die Repräsentanten oder Elite<br />

dieser Gesellschaft. Wenn ein Fürst ein Diner gibt, so partizipiert der Lakai, der den Braten aufträgt,<br />

zweifellos an einem Konsumtionsakt, auch wenn dieser Lakai dabei nur die genetischen Impulse (den<br />

Hunger) anderer Personen (der aristokratischen Gäste) bedient.<br />

75<br />

"Das Produkt erhält erst den letzten finish in der Konsumtion. Eine Eisenbahn, auf der nicht gefahren<br />

wird, ist nur eine Eisenbahn dynámei, nicht der Wirklichkeit nach." (Marx, Grundrisse … (1953), S. 12)<br />

76<br />

Wesentlich ist, daß man im Falle der Konsumtion Resultat und Motiv der Konsumtionstätigkeit nicht<br />

voneinander trennen kann, d.h. das Motiv der Tätigkeit verwirklicht sich unmittelbar in deren Resultat<br />

(das Motiv der Nahrungsaufnahme ist die Sättigung und diese ist direktes Resultat der<br />

Nahrungsaufnahme), was für die Produktion eben nicht gilt, da hier das Motiv (die Konsumtion des<br />

Gegenstandes) nicht im Resultat (im Produkt) realisiert ist. In einem bestimmten Sinne könnte man hier<br />

von Basis- und Nichtbasisaktivitäten sprechen.<br />

77<br />

In der kapitalistischen Produktion ist das Motiv natürlich der "Tauschwert", das Geld (die Vermehrung<br />

des Geldes), wobei der Gebrauchswert zu einem reinen "Vorwand" herabgesetzt wird. – Überhaupt ist es<br />

so, daß die kapitalistische Aktivität – die Produktion von Profit – ihren Impuls in sich selbst trägt. Hier fällt<br />

ein Schlaglicht auf die Perversität dieses Systems.

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