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Nyikos-Geschichte

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unmittelbaren Produzenten, also der Sklaven) wie auch nach außen (kriegerische<br />

Expansion und daher die Möglichkeit, Kriegsgefangene zu Sklaven zu machen) die<br />

Bedingungen der Sklaverei sicherzustellen vermögen; andererseits aber auf dem<br />

zwingenden Umstand, daß die Sklaven gesellschaftlich – vor allem aber auch räumlich –<br />

aus ihren ursprünglichen Gemeinschaften herausgerissen sind. Es liegt also keineswegs<br />

im Ermessen weder der Sklavenhalter noch auch der Sklaven, sich als solche nicht zu<br />

verhalten.<br />

Mit Bezug auf das Feudal- oder Grundherrschaftsverhältnis – das Verhältnis zwischen<br />

Grundherren auf der einen und Grundholden auf der anderen Seite – besteht die<br />

Verankerung der Produktionsverhältnisse in objektiven Gegebenheiten, von der hier die<br />

Rede ist, 1. in der Kontrolle des gesamten Bodens, auf dem die unmittelbaren<br />

Produzenten angesiedelt sind, 97 durch eine spezifische Gruppe, welche die militärische<br />

Funktion (aber auch, und dies nicht weniger, die kultische) zu monopolisieren wußte<br />

(bellatores und oratores), eine Monopolisierung (real manifestiert als "Entwaffnung" von<br />

"Freien"), welche die Selbstbehauptung der laboratores als Eigentümer des Bodens<br />

unmöglich macht (und zugleich den Aufstieg der servi casati zu Eigentümern verhindert),<br />

und 2. in dem Umstand, daß diese Produzenten, die Grundholden, Zubehör des Grund<br />

und Bodens, mit ihm verwachsen sind, d.h. diesen in der Form von Hufen "besitzen". 98<br />

Mit Blick auf das kommunal-despotische Verhältnis – zwischen einem Oberhaupt und<br />

subalternen Dorfgemeinden – wäre zu sagen, daß die Gegebenheiten, in denen die<br />

spezifischen gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse wurzeln, folgende sind: 1. die<br />

Auslagerung der Autorität in eine übergeordnete Instanz (in einen Despoten), eine Instanz,<br />

die vielen Gemeinwesen vorsteht (infolge des endemischen Streits zwischen diesen<br />

Gemeinden um Land- oder Wasserressourcen), und 2. die Notwendigkeit der<br />

Gewährleistung der Reproduktion dieser Gemeinwesen in einem Milieu, das im Rahmen<br />

des gegebenen Produktivkraftsystems stets prekär ist (labiles Gleichgewicht vor allem mit<br />

Blick auf die Wasserversorgung, Überschwemmungen, Dürren, Bodenerosion usw.), 99 so<br />

daß die Eliminierung von Friktionen der verschiedensten Art durch eine übergeordnete<br />

Instanz überlebensrelevant werden kann.<br />

Schließlich besteht der Grund, in dem das Kapitalverhältnis sich verankert findet,<br />

einerseits in der Monopolisierung der Produktionsmittel durch eine Eigentümerklasse,<br />

infolge der Akkumulation von mobilem Reichtum (Geld), welche sich einem hypertrophen<br />

Handel schuldet, der es einer spezifischen Gruppe – nämlich der Proto-Bourgeoisie – in<br />

einer spezifischen historischen Lage erlaubte, die objektiven wie subjektiven Faktoren der<br />

Produktion (Produktionsmittel und Arbeitskraft) als Waren im großen Stil zu erwerben,<br />

andererseits aber in der Eigentumslosigkeit der unmittelbaren Produzenten als Folge der<br />

Enteignung (enclosures, Abschaffung von Gemeinderechten, Konkurrenz der Maschinerie<br />

usw.), welche diese schlußendlich zwingt, ihre Arbeitskraft an die Bourgeoisie zu<br />

verkaufen.<br />

Mit anderen Worten: Den gesellschaftlichen Verhältnissen, Produktionsverhältnissen,<br />

gehen immer spezifische Handlungen voraus, Handlungen, die diese Relationen durch die<br />

Kreation objektiver Sachverhalte begründen.<br />

In diesem Sinne kann man sagen, daß die Produktionsverhältnisse nicht weniger als die<br />

Produktivkräfte objektive Umstände sind, welche wie alle anderen Umstandskomplexe als<br />

Rahmen der aktuellen Praxis fungieren.<br />

97<br />

Das Sprichwort des Feudalsystems: Nul terre sans seigneur.<br />

98<br />

Durch die Umwandlung von Sklaven sans phrase in servi casati – ihre Ansiedelung auf einem Stück<br />

Land – werden auch die ehemaligen Sklaven gewissermaßen zu "Besitzern" des Bodens.<br />

99<br />

Je geringer das Niveau der Produktivkräfte ist, "um so weniger vielseitig sind die Verhaltensweisen, über<br />

die das System verfügt, um so störungsempfindlicher ist es und eines um so größeren passiven<br />

Schutzes in Gestalt natürlicher Ressourcen bedarf es, um den Auswirkungen solcher Störungen<br />

standhalten oder ausweichen zu können." (G. Klaus, Kybernetik in philosophischer Sicht, Dietz (1965 4 ),<br />

S. 503)

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