29.08.2014 Aufrufe

Nyikos-Geschichte

Nyikos-Geschichte

Nyikos-Geschichte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

efanden, sich um ihren Hof und um ihre Felder zu kümmern, wodurch ihr Land nach und<br />

nach an die vermögenden Haushalte fiel (an die der "Aristokraten"), die sich darüber<br />

hinaus schamlos am ager publicus (in den eroberten Gebieten) zu bereichern wußten. Die<br />

Latifundien, die auf diese Weise entstanden, mußten schließlich die Sklaven bestellen, die<br />

der beständige Krieg ironischerweise in Scharen hervorgebracht hat, während die assidui,<br />

als cives romani, sich, ruiniert wie sie waren, als proletarii in der Stadt Rom wiederfanden,<br />

um dort von staatlichen Almosen (der annona: dem Getreide aus Sizilien und Africa<br />

consularis) zu leben. Dies alles konnte geschehen, weil 1. das Produktivkraftsystem (die<br />

agrarische Produktionsform) sich durchaus sowohl mit dem Parzellenbauerntum als auch<br />

mit Sklavenarbeit verträgt und 2. das Privateigentum, als Voraussetzung der Sklaverei in<br />

dieser Form, schon längst vorhanden war.<br />

35.<br />

Wenn auch die Produktionsweise die Konsumtionsweise nicht direkt zu determinieren<br />

vermag, so schließt dies keineswegs aus, daß die Konsumtion gewissermaßen insofern in<br />

"mimetischer Beziehung" zur Produktion stehen kann, als sie analogisch bestimmte<br />

Modalitäten der Produktion, die so als "Modell" dient, reproduziert. Wir haben es hier mit<br />

Parallelitäten zu tun, die sich aus einer Tendenz zur Kongruenz ergeben: 137 so die<br />

Haussklaverei (Haussklaven als Diener, Musiker, Lehrer usw.), 138 die der Sklaverei auf den<br />

Feldern und in den Bergwerken korrespondiert, so die Abhängigkeit der Vasallen von<br />

einem seigneur (cf. Vasallität), die der Abhängigkeit der Grundholden von einem Grundoder<br />

Gutsherrn entspricht (cf. Hörigkeit oder Leibeigenschaft), 139 und so auch die<br />

Lohnarbeit im Grundstoff- oder Verarbeitungssektor eines kapitalistischen Systems, die als<br />

"Vorbild" (als "Muster") für die "Lohnarbeit" des Staatspersonals, der Soldaten, der Priester<br />

und was es an "Konsumtionsarbeitern" noch mehr gibt, fungiert. 140<br />

Im Hinblick auf das Sklavereisystem wäre hier noch zu erwähnen, daß im Extremfall<br />

sämtliche konsumtiven Bereiche nach dem Modell der Produktionssphäre organisiert<br />

worden sind: Im klassischen Athen bestand selbst der Polizeitrupp aus Sklaven. 141<br />

Was das Feudalsystem angeht, so "wiederholt" das Verhältnis zwischen Vasall und Herr<br />

auf der Ebene der Konsumtion (der Absorption und des Verzehrs des Mehrprodukts) – im<br />

Krieg und selbst in der Verwaltung des Staates 142 – das Verhältnis des Grundholden zum<br />

Grundherrn auf der Ebene der Produktion, der Hervorbringung des Mehrprodukts. In<br />

beiden Fällen ist die Abhängigkeit persönlich (cf. Kommendation), eine Subordination, die<br />

freilich nicht ausschließt, daß hier wie dort dieser Abhängigkeit (welche die "Dienste" –<br />

Abgaben oder corvée respektive militärische Gefolgschaft – miteinschließt) eine<br />

Gegenleistung entspricht: das eine Mal die Überlassung einer Hufe, die zum Besitz des<br />

Hufenbauern wird, das andere Mal die Belehnung mit einem Benefizium in Form von<br />

schönen Ländereien.<br />

Im Kapitalsystem schließlich werden der Tendenz nach alle Tätigkeiten, welche es<br />

137<br />

Dieser Prozeß überlagert oder korrigiert die autonome Performance der konsumtiven Sphäre.<br />

138<br />

Beides dürfte wohl der patriarchalischen Sklaverei entsprungen sein (Eumaios, Eurykleia).<br />

139<br />

Die Vasallität geht zwar aus dem germanischen Gefolgschaftswesen hervor, ihre spezifische<br />

Ausprägung dagegen weist viele Züge auf, die zur Basisabhängigkeit der unmittelbaren Produzenten<br />

parallel sind.<br />

140<br />

Gelegentlich kann in den Anfangsphasen ein bestimmtes Verhältnis im konsumtiven Bereich stärker<br />

ausgeprägt sein als im produktiven: So etwa wurden die Landsknechte der fürstlichen Heere besoldet,<br />

wurden demnach schon "entlohnt" oder als "Lohnarbeiter" ("Soldaten") behandelt, noch bevor die<br />

Lohnarbeit in der Sphäre der Produktion wirklich Fuß gefaßt hatte.<br />

141<br />

Die Gladiatoren, die im imperialen Rom für das Spektakel zuständig waren (wie heute die Sportler),<br />

waren zumeist (wenn auch nicht durchgehend) Sklaven (cf. Spartacus), während die modernen<br />

"Gladiatoren" (Messi, Bolt, Jordan, Schumacher, Armstrong), wie nicht anders zu erwarten,<br />

"Lohnabhängige" sind.<br />

142<br />

Cf. Grafen als Vasallen des fränkischen Herrschers und später dann die Ministerialen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!