Nyikos-Geschichte
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Das Kriterium dabei ist der jeweilige Grad der Instrumentalität respektive der<br />
Autozentrierung der involvierten Tätigkeiten.<br />
16.<br />
Es versteht sich von selbst, daß da, wo Güter aufgebraucht werden, auch Arbeitskraft zum<br />
Einsatz kommt, 82 deren Verausgabung nicht im Hinblick auf die Realisierung der genetisch<br />
tradierten Impulse erfolgt – der Impulse dessen, der seine Arbeitskraft betätigt –, sondern<br />
rein im Hinblick auf die Remuneration der einschlägigen Tätigkeiten: 83 im Hinblick darauf,<br />
"den Lebensunterhalt zu gewinnen". 84 Dies betrifft etwa subalterne Verwaltungsbeamte,<br />
Türsteher, Söldner, Gerichtsdiener, Küster, Lakaien und Knechte. Dieser Umstand<br />
verhindert allerdings keineswegs, daß der letztendliche Sinn dieser Tätigkeiten in der<br />
Realisierung der genetisch fixierten Impulse besteht, auch wenn es dann nur um die von<br />
anderen oder, zumeist, um die der herrschenden Klasse zu tun ist. Die<br />
Konsumtionssphäre ist vor allem gesellschaftlich zu fassen, aus der Perspektive der<br />
Praxis der gesamten Gesellschaft.<br />
Dabei dürfte wenig überraschen, daß in neuerer Zeit die Lohnarbeit oder das, was man –<br />
allgemeiner – "Erwerbsarbeit" nennt (inklusive reale oder scheinbare Selbständigkeit), sich<br />
mehr und mehr aus der Sphäre der Produktion in die der Konsumtionsprozesse verlagert.<br />
In dem Augenblick, wo die Produzenten von ihren Produktionsmitteln getrennt, d.h.<br />
gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, kann sich die Tätigkeit (als Lohnarbeit)<br />
vom Stoffwechsel mit der Natur völlig trennen, ohne dabei allerdings aufzuhören, die<br />
"Gewinnung des Lebensunterhalts" in dem Sinn zu sein, daß es ohne sie keine<br />
Lebensmittel (im weitesten Sinn) für den Beschäftigten gäbe. Die Sicherung des<br />
Lebensunterhalts ist von nun an eine Folge des Verkaufs des Arbeitsvermögens, welcher<br />
Verkauf instrumentell im Hinblick auf die Konsumtion des Lohnarbeiters wird. Die Tätigkeit,<br />
die sich an diesen Verkaufsakt dann anschließt, kann dagegen ganz aus dem Bereich der<br />
Gebrauchswertproduktion im Sinne des Stoffwechsels mit der Natur herausgelöst, ja sie<br />
kann völlig sinnentleert sein, wie die Geschäfte, die ein Lakai, der auf dem Golfplatz<br />
Golfschläger trägt, ein Saaldiener, der seinen Dienst an der Börse versieht, ein Türsteher<br />
vor dem Eingang einer Diskothek oder eines Konzertsaals verrichten.<br />
Und es überrascht gleichfalls wenig, daß man diese konsumtiven Bereiche (von<br />
Krankenhäusern, Schulen und Universitäten bis hin zu den Gefängnisanstalten) mehr und<br />
mehr kapitalistisch organisiert, daß sie demnach als Basis für Mehrwert- respektive<br />
Profitproduktion herhalten müssen, 85 daß also konsumtive Tätigkeiten zu "produktiven"<br />
mutieren, nämlich produktiv im Hinblick darauf, daß ihr "produktives" Resultat der<br />
Surpluswert ist. 86 17.<br />
82<br />
Man könnte hier von einer Art "Konsumtionsarbeit" sprechen, auch wenn vom Stoffwechsel mit der<br />
Natur nicht mehr die Rede sein kann. Genauer wäre es allerdings, von "Diensten" zu sprechen, d.h. von<br />
Hilfestellungen im Hinblick auf die definitive Umwandlung von Gebrauchswerten in konsumtive<br />
"Aggregatzustände".<br />
83<br />
In einem Sklavensystem beruht die Ableistung der Dienste (durch die Haussklaven) rein auf Zwang, der<br />
allerdings die Beköstigung und Behausung des Sklaven miteinschließt.<br />
84<br />
Die Produktionsweise ist nach Marx der Modus, "den Lebensunterhalt zu gewinnen." (Marx, Das Elend<br />
der Philosophie …, S. 130) Dies bezieht sich aber ausschließlich auf den Stoffwechsel mit der Natur.<br />
85<br />
Die Arbeit (genauer: die "Nicht-Arbeit"), die dort geleistet wird, ist also produktive Arbeit, da der Begriff<br />
der Produktivität im Kapitalsystem sich auf "Mehrwertproduktivität" reduziert. Cf. Marx' Bemerkungen in<br />
den Theorien über den Mehrwert.<br />
86<br />
Was gebrauchswertproduktiv ist, muß nicht mehrwertproduktiv sein, und umgekehrt: was<br />
mehrwertproduktiv ist, muß nicht gebrauchswertproduktiv im Sinne handfester Objekte oder<br />
Veränderungen an Objekten sein (sofern man diesen Begriff so eng fassen will).