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Sozialisation - Fachsymposium-Empowerment

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Auswirkungen belastender Ereignisse und Übergänge im Lebenslauf:<br />

Wie bereits bei der Analyse von Belastungen im Kindesalter diskutiert, ist in der psychologischen<br />

Forschung zur Erlassung berstender Ereignisse in Familie, Freundeskreis und Freizeit, teilweise unter<br />

Einschluss des Arbeitsbereiches, ein differenziertes Instrumentarium entwickelt<br />

Die Social Readjustment Rating Scale (SRRS) umfasst insgesamt 43 Life- Events, darunter (mit dem<br />

jeweilig Durchschnitts-Punktwert der Belastung):<br />

1. Tod des Ehepartners 100<br />

2. Scheidung 73<br />

3. Trennung vom Ehepartner 65<br />

4. Haftstrafe 65<br />

5. Tod eines nahen Familienangehörigen 63<br />

6. Eigene Verletzung oder Krankheit 53<br />

7. Heirat 50<br />

8. Verlust des Arbeitsplatzes 47<br />

9. Aussöhnung mit dem Ehepartner 45<br />

10. Pensionierung 45<br />

11. Änderung im Gesundheitszustand<br />

eines Familienmitglieds 44<br />

12. Schwangerschaft 40<br />

13. Sexuelle Schwierigkeiten 39<br />

14. Familienzuwachs 39<br />

15. Geschäftliche Veränderung 39<br />

16. Erhebliche Einkommensveränderung 38<br />

17. Tod eines nahen Freundes 37<br />

Die vorliegenden Untersuchungen weisen au!<br />

einen Zusammenhang zwischen Belastungen<br />

und den alltäglichen Lebensaktivitäten, den<br />

Mustern des Lebensstils und der Lebensweise<br />

ein-,. Bevölkerungsgruppe, hin. Alle<br />

einschlägigen Studien liefern Belege = eine<br />

stärkere Ausprägung verschiedener Symptome<br />

von Lebensbelastung in Bevölkerungsgruppen<br />

mit ungünstigem sozio- ökonomischem Status.<br />

Offenbar sind sowohl die objektiven<br />

Belastungskomponente: wie auch die subjektiv<br />

wahrgenommenen Belastungen in den<br />

unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen<br />

höher. Auch herrscht in stärkerem Maße das<br />

Gefühl vor, den Entwicklungsaufgaben und<br />

den alltäglich= Herausforderungen des Lebens<br />

nicht in vollem Maße gewachsen zu sein, so<br />

dass es zu einem Gefühl von Machtlosigkeit<br />

gegenüber Lebensforderungen, fehlendem<br />

Selbstvertrauen sowie zur Entwicklung von<br />

ungeeigneten Strategien der<br />

Lebensbewältigung kommt.<br />

Durch die objektiven Lebensumstände sind<br />

Unterschichtangehörige also einer größeren<br />

Zahl von belastenden Ereignissen und<br />

Situationen ausgesetzt und sie sind zugleich<br />

„verletzlicher" durch diese objektiven<br />

Belastungen als es in den sozialen<br />

Mittelschichten und Oberschichten.<br />

der Fall ist. Kessler und Cleary (1980)<br />

erklären das durch die relativ begrenzten<br />

Zugangsmöglichkeiten sowohl zu<br />

intrapsychischen als auch zu sozialen<br />

Ressourcen, also zu den<br />

Bewältigungsmechanismen und<br />

Kontrolltechniken der Lebenssituation auf der<br />

einen Seite und den materiellen und<br />

immateriellen Unterstützungsmöglichkeiten<br />

auf der anderen Seite.<br />

Diese Merkmale der Lebensweise drücken<br />

sich in unterschiedlichen sozialen Definitionen<br />

von Gesundheit und Krankheit aus. Wie Baur<br />

(1987) betont, wird Krankheit bei Mitgliedern<br />

unterer sozialer Schichten oft als Schwäche<br />

interpretiert, welche die gewohnte Nutzung<br />

des Körpers beeinträchtigt oder behindert.<br />

Krankheit wird dann zur Kenntnis genommen,<br />

wenn sie sich, jenseits einer relativ hohen<br />

Schmerzschwelle, nicht mehr übergehen lässt.<br />

Otto Stoik / Skriptum / <strong>Sozialisation</strong> / Akademienverbund Pädagogische Hochschule Diözese Linz / 2006 1 37

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