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Intersubjektivität im Tango Argentino - transcript Verlag

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22 |ABSTIMMUNG IN BEWEGUNG<br />

lich-leiblichen Erfahrungen sind über Sprache gar nicht pr<strong>im</strong>är zugänglich. In<br />

diesen Formulierungen zeigt sich, was als feldinterner Diskurs der <strong>Tango</strong>kultur<br />

bezeichnen werden kann, der etwa auch in der häufigen Verwendung des Begriffes<br />

der Verschmelzung seinen Widerhall findet (vgl. Kap. III.). Außerdem blenden<br />

die Autorinnen in dieser Perspektive die Ebene des Diskurses über den <strong>Tango</strong><br />

<strong>Argentino</strong> aus, indem sie – scheinbar – nur die Tanzenden in den Fokus nehmen.<br />

Im deutschsprachigen Raum war eine der ersten Autorinnen Paula-Irene Villa,<br />

welche vor allem mit ihren Arbeiten zur diskursiven Konstruktion von Vergeschlechtlichung<br />

<strong>im</strong> <strong>Tango</strong> <strong>Argentino</strong> einen wichtigen Beitrag für die <strong>Tango</strong>forschung<br />

gesetzt hat (Villa 2001 bis 2010). Neben ihren Untersuchungen zur<br />

diskursiven Konstruktion <strong>im</strong> <strong>Tango</strong> und der damit einhergehenden Exotisierung<br />

von <strong>Tango</strong> <strong>Argentino</strong>, hat Villa vor allem auch auf die leibliche Erfahrungsd<strong>im</strong>ension<br />

hingewiesen (Villa 2000, 2002). In ihren Analysen hebt sie die Verbindung<br />

einer leiblichen D<strong>im</strong>ension des geglaubten, inszenierten und außeralltäglichen<br />

Spiels <strong>im</strong> <strong>Tango</strong> als Verkörperungsprozesse durch diskursive Anrufungen<br />

hervor.<br />

Doch auch weitere Arbeiten widmen sich diesen, inzwischen sehr ausgefeilten<br />

Strang der Konstruktion von Geschlecht in der wissenschaftlichen <strong>Tango</strong>forschung.<br />

Ein Teilgebiet dieser Forschungen befasst sich mit Arbeiten zu Männlichkeit,<br />

Machismo (Reichardt 2010, Tobin 2009) und vor allem Homo-Erotik<br />

(Salessi 1997; Tobin 1998; Saikin 2004) <strong>im</strong> <strong>Tango</strong>. Annette Hartmann (2002)<br />

befasst sich darüber hinaus mit bühnentänzerischer Inszenierung von Geschlechterdifferenzen.<br />

Die diskursive Verortung in der <strong>Tango</strong>kultur nicht nur von Geschlecht<br />

n<strong>im</strong>mt auch in der Arbeit der Sozialanthropologin Elia Petridou eine zentrale<br />

Rolle ein. Sie analysiert die Ausdifferenzierung der Diskurse in der griechischen<br />

<strong>Tango</strong>kultur <strong>im</strong> Hinblick auf ihre wirkungsmächtigen Machtrelationen in sozialen<br />

Beziehungen (Petridou 2009).<br />

Mit dem Phänomen des globalisierten <strong>Tango</strong> als Ritual und Symbol befassen<br />

sich zwei weitere aktuelle Aufsätze. Aus soziologischer Perspektive und unter<br />

dem Blickwinkel des <strong>Tango</strong> als Vergemeinschaftungsprinzip, befassen sich die<br />

beiden Autoren Dreher und Figueroa-Dreher mit den Symbolen 23 des <strong>Tango</strong> und<br />

der ritualisierten Praxis (Dreher/Figueroa-Dreher 2009; Dreher/Figueroa 2003).<br />

Der Forschungsstand um den <strong>Tango</strong> <strong>Argentino</strong> macht die Vieldeutigkeit dieses<br />

kulturellen Phänomens deutlich. Im Laufe dieser Arbeit wird auf einzelne dieser<br />

Arbeiten Bezug genommen, sofern sie inhaltlich zu den in dieser Arbeit disku-<br />

23 Sie erfassen dabei einzelne Elemente wie Musik, die Umarmung oder auch differente<br />

Tanzstile.

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