Intersubjektivität im Tango Argentino - transcript Verlag
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34 |ABSTIMMUNG IN BEWEGUNG<br />
Aus dieser theoretischen Position heraus ergibt sich der methodologische und<br />
methodische Anspruch Praktiken und Diskurse in ihrer Verwobenheit miteinander<br />
aufzuzeigen. Die Untersuchung der Verhältnishaftigkeit von Praktiken und<br />
Diskursen als „Praxis/Diskurs-Formationen“ (ebd.: 190) ermöglichen die materielle<br />
„Existenz von kulturellen Wissensordnungen“ (ebd.: 202) 39 aufzudecken: 40<br />
„Zwei scheinbar natürlicherweise differente Phänomene, das eine ein scheinbar<br />
‚ideelles‘ [Diskurse], das andere ein scheinbar ‚materielles‘ [Praktiken], können<br />
als Bestandteile der gleichen Konfiguration deutlich werden.“ (Ebd: 202)<br />
Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Perspektive der empirischen Fragestellung<br />
dieser Arbeit, die aus einer theoretisch praxeologischen Perspektive gestellt<br />
wird. Sofern eine körperliche Praxis als Herausforderung angenommen<br />
wird, gibt es das Problem <strong>im</strong>plizit körperliches Wissen aus abgefilmten körperlichen<br />
Bewegungen herauslesen zu wollen:<br />
„Aus methodischer Hinsicht kompliziert werden Praktiken somit durch ihre Doppelstruktur<br />
als materiale Körperbewegungen und als <strong>im</strong>plizite Sinnstruktur, als Kombination einer<br />
Präsenz der Körper und Dinge, die der Beobachtung zugänglich sind, und einer Abwesenheit<br />
des <strong>im</strong>pliziten Wissens, dessen indirekte Erschließung <strong>im</strong>mer unvollständig bleiben<br />
muss.“ (Ebd.: 196)<br />
Insofern verbindet die Forscherin dieser Arbeit, die von ihr analysierte Bewegungen<br />
mit sinnhaften Wissensordnungen – Praktiken und Diskurse – und vollzieht<br />
Rückschlüsse auf die von ihr analysierte Tanzkultur (ebd.: 196).<br />
Ein damit verbundenes methodisches Problem liegt dann auch in der<br />
Darstellbarkeit von diesen Ergebnissen. Diese Arbeit möchte daher den Vorschlag<br />
machen, Bewegungen auf verschiedene Arten und Weisen darzustellen.<br />
Einmal sollen Bewegungen auf der Ebene der Schriftsprache gefasst werden –<br />
als nachträglich, am Video produzierte Ethno-graphien der Bewegungssituationen<br />
–, welches die Möglichkeit beinhaltet, Bewegungen zu beschreiben und darin<br />
Prozesse und Abläufe zu erkennen, die sonst nicht fassbar wären. Gleichzeitig<br />
wird versucht kleinteilige Bewegungsabläufe aus den analysierten Videoaus-<br />
39 „Alle sozialen Praktiken enthalten Wissensordnungen und Codes; die diskursiven<br />
Praktiken produzieren und explizieren selber – über den Weg von Argumenten, Narrationen,<br />
Montagen usw. – Wissensordnungen.“ (Reckwitz 2008b: 205)<br />
40 Allerdings ohne den Fehler und die Annahme zu machen, Codes und Routinen seien<br />
reproduzierbar, sondern vielmehr „nach unterschiedlichen, miteinander, konkurrierenden<br />
Praxis/Diskurs-Formationen, sowie nach Instabilitäten innerhalb von Praxis/Diskurs-Formationen<br />
zu suchen“ (Reckwitz 2008b: 202).