Intersubjektivität im Tango Argentino - transcript Verlag
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EINLEITUNG | 33<br />
zende realitätsgenerierenden Bewegungen, Wahrnehmungen, Symbole und<br />
Codes oder theoretisch zusammengefasst: Praktiken und Diskurse.<br />
Diese methodologische Komplexität soll sich <strong>im</strong> Aufbau der hier vorliegenden<br />
Gliederung widerspiegeln. Die jedes Kapitel einleitenden empirischen Abschnitte<br />
sind so aufgebaut, dass sie gestaffelt werden in drei Ebenen: eine deskriptive,<br />
eine diskursive und erst am Ende eine analytische Ebene, welche über<br />
theoretische Bezüge/bzw. Verortungen eine erste Begriffsbildung schafft. Mit<br />
dieser Struktur wird darauf verwiesen, dass eine Analyse <strong>im</strong>mer auch von den<br />
Diskursen, dem Wissen um das Feld und dem theoretisch geleiteten Wissen des<br />
Forschers geprägt und durch woben ist. Eine Analyse ist nicht losgelöst von den<br />
Ebenen, die sich als deskriptiv – weil sie grundsätzliche Strukturen erläutert, die<br />
für ein Verständnis unabdingbar sind – und diskursiv – um auf die mit Bewegungen<br />
verbundenen sinnstiftenden Universen zu verweisen – bezeichnen lassen.<br />
Demnach ist das methodische Vorgehen in den Analysen <strong>im</strong>mer auch geprägt<br />
von den Diskursen der Bewegungskultur und der Forschungsrichtung, bzw. die<br />
Diskurse sind gleichzeitig ein Teil der Praktiken.<br />
Erkennbar ist dies zum Teil an der Verwendung der Begrifflichkeiten in der<br />
Analyse: etwa wenn eine Pause <strong>im</strong> Tanz als Innehalten, Störung oder Unterbrechung<br />
bezeichnet wird. Alle Begriffe zur Analyse einer Bewegungssituation setzen<br />
unterschiedliche Maßstäbe und machen verschiedene Diskurse auf und theoretische<br />
Anbindungen möglich. Dennoch wird auf diese Weise vor allem aufgezeigt,<br />
wie Praktiken und Diskurse miteinander verbunden sind, bzw. wie diskursive<br />
und nicht-diskursive Praktiken in einem Verhältnis zueinander stehen:<br />
„Mittlerweile wird zunehmend deutlich, daß ein Gegeneinander-Ausspielen<br />
praxeologischer und diskursanalytischer Ansätze sich für die kultur- und sozialwissenschaftliche<br />
Forschungspraxis als wenig fruchtbar erweist.“ (Reckwitz<br />
2008b: 190)<br />
Reckwitz unterscheidet in seiner Konstruktion von Praxis/Diskursformationen<br />
zwischen diskursiven und nicht-diskursiven Praktiken:<br />
„Diskurse (diskursive Praktiken) unterscheiden sich dadurch, daß sie Praktiken der Repräsentation<br />
darstellen, das heißt Praktiken, in denen Objekte, Subjekte und Zusammenhänge<br />
auf eine best<strong>im</strong>mte, regulierte Weise dargestellt werden und in dieser Darstellung als spezifische<br />
sinnhafte Entitäten erst produziert werden.“ (Ebd.: 203) „Diskurse sind damit<br />
nicht aus anderem Stoff gemacht als Praktiken, sie sind selber (Zeichen verwendende)<br />
Praktiken, und zwar solche, in denen die Dinge auf best<strong>im</strong>mte Art und Weise repräsentiert<br />
werden.“ (Ebd.: 204)