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kunstsinn „Ich mag die etwas andere Form“ Auf den Bildschirm seines Computers hat der Mannheimer Modedesigner Alexej Ballach einen Satz geschrieben, der ihn immer wieder neu motiviert. „Der Beginn einer Karriere ist ein Geschenk der Götter. Der Rest ist harte Arbeit“, steht da zu lesen. Gerade hat der 26-Jährige seine erste eigene Kollektion für den Sommer <strong>2011</strong>/2012 vorgestellt. Die harte Arbeit hat also gerade erst begonnen. Herr Ballach, wie fühlt es sich an, die erste eigene Kollektion in Händen zu halten? Alexej Ballach: Es ist ein bisschen zwiespältig: auf der einen Seite natürlich sehr schön, aber auf der anderen Seite auch ein bisschen beängstigend. Ich habe jetzt eine große Verantwortung gegenüber meinen Produzenten, den Shops, die ich beliefere und natürlich den Kunden, die die Sachen tragen. Das Zeichnen und Entwerfen macht zur Zeit vielleicht 20 Prozent meiner Arbeit aus. Der Rest ist Planung, Strategie. Sie sind gerade mal 26. Wann wussten Sie, dass Mode und Design Ihr Ding ist? Ballach: Das war eher Zufall. Ich bin im Alter von zehn Jahren aus Russland nach Deutschland gekommen. Gezeichnet und entworfen habe ich eigentlich schon seit ich denken kann. Meine Eltern haben mich früh gefördert. Ich habe viel ausprobiert und bin schließlich bei der Mode gelandet. Das Handwerk habe ich auf der Brigitte- Kehrer-Schule gelernt ... ... die Modeschule in Mannheim ... Ballach: ... ja, und da habe ich das nötige Know-how gelernt, um eine Kollektion eben auch im Alleingang auf die Beine stellen zu können. Schon während des Abschlusssemesters habe ich begonnen, eigene Designs zu realisieren und zu verkaufen. Dabei ging es vor allem um Malerei auf T-Shirts, denn ich habe die Druckmotive tatsächlich von Hand gemalt. Danach habe ich für Sabotage und Suspect entworfen. Nach ein paar Saisons habe ich dann mit einem Partner das T-Shirt-Label Oak Trees Lab gegründet. Mein neuestes Projekt ist MA- MASO, für das ich auch entwerfe. Und jetzt war es Zeit für die erste eigene Kollektion. Sie haben dafür Seide verwendet. Wieso? Ballach: Ich liebe diesen Werkstoff. Außerdem wird in diesem Thema meiner Meinung nach viel zu wenig experimentiert. Ich mag bequeme, lässige Kleidung, eben easy to wear. Und ich wollte ein Material, das sich gut auf der Haut anfühlt. Seide erzeugt solche positiven Gefühle. Meine Seide ist stone-washed, was sie flauschig macht und ihr einen ganz speziellen Schimmer gibt. Die Farbtöne Schwarz und Anthrazit dominieren. Ballach: Das sind meine Lieblingsfarben. Außerdem stehen sie jedem. Und man kann sie ideal mit bunten Akzenten kombinieren. Schwarz zieht sich wie ein roter, beziehungsweise schwarzer Faden durch meine Entwürfe. Um dieses Zentrum baue ich die bunten Farben auf, aktuell gewaschenes Rot und Flieder. Die Schnittführung ist in Ihrer Kollektion häufig oversized, aber dennoch sehr figurbetont. Ballach: Das liegt an der Stoffauswahl und an den Schnitt- und Ausschnittformen. Ich mag verrutschte Ausschnitte, die etwas andere Form. Meine Freundin Anjelika muss oft als Model herhalten, wenn ich einen neuen Shape probiere. Sie ist meine wichtigste Beraterin und auch zuständig für das Styling der Imagefotos. Mein Ziel ist es auch nicht, einen kompletten Look zu kreieren, sondern Teile zu entwerfen, die jeder nach seinem Geschmack immer wieder neu kombinieren kann. Wie waren die Reaktionen? Ballach: Sehr positiv. Ich war zum Beispiel gerade in Berlin auf Promotion-Tour und die Shops waren sehr empfänglich für meinem Look. Weitere Städte in Deutschland sollen folgen, auch der Markt auf Ibiza ist für mich sehr interessant. Apropos Berlin: Ihre Mode wirkt sehr großstädtisch. Nie daran gedacht, in die Hauptstadt zu gehen? Ballach: Warum sollte ich das tun? Ich bin oft in Berlin, auch in Paris und London, und schaue mir an, was die Leute so tragen. Ballach-Berlin, das würde sich vielleicht auf der Visitenkarte gut machen. Aber ich habe hier doch alles. Es gibt eine große Kreativität hier, ein gutes Netzwerk, Mannheim liegt sehr zentral und wenn ich über die Kurpfalzbrücke laufe und nachts die Lichter im Wasser sehe, dann habe ich fast romantische Gefühle. Und das wichtigste: Die Leute hier sind geradeheraus. Die sagen dir ehrlich, was sie von deinen Sachen halten. Und? Was sagen sie, vor allem über den Schnitt Ihrer Herrenhosen? Ballach: Okay, die Inspiration dafür stammt nicht aus Mannheim, sondern aus Berlin. Ich bin da mit Freunden durch die Clubs gezogen und in der U-Bahn morgens um halb sieben haben wir einen dünnen Typ gesehen, dem die Röhre, die er trug, einfach zu breit war. Sie hing dadurch sehr viel tiefer, aber diese Optik hat mir prinzipiell gefallen. Zuhause habe ich dann mit verschiedenen Stoffen und dem tiefsitzenden Schritt experimentiert. Mit Seide funktioniert das optimal. Das kann aber nicht jeder tragen, oder? Ballach: Wer es lieber mag, kann meine Hemden und Jacken ja auch mit Jeans kombinieren. Aber grundsätzlich gilt: Jeder kann alles tragen. Er muss es nur mit Überzeugung tun. Interview: Ute Maag Weitere Informationen www.alexejballach.com Fotos: Christian Dammert • Einfach. Immer. Unsichtbar. Lyric ist das erste Hörgerät, das von außen völlig unsichtbar ist und rund um die Uhr getragen wird. Es wird vom speziell geschulten Hörgeräteakustiker tief im Gehörgang platziert und überzeugt mit natürlichem Hören. Mit Lyric können Sie gutes Hören genießen. www.phonak-lyric.com Finden Sie heraus, ob Lyric auch für Sie geeignet ist. Vereinbaren Sie Ihren persönlichen Termin. 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