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Moralisches Urteilen und soziale Umwelt - Universität Konstanz

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2. <strong>Moralisches</strong> Urteil, Ich-Stärke <strong>und</strong> demokratische Orientierungen<br />

– Theoretische Zusammenhänge <strong>und</strong> empirische<br />

Bef<strong>und</strong>e 1<br />

Georg Lind, Johann-Ulrich Sandberger <strong>und</strong> Tino Bargel<br />

1. Zur Integration dreier Modelle der demokratischen Persönlichkeit<br />

Eine demokratische Gesellschaft verlangt nicht nur demokratisch verfasste Institutionen,<br />

sie ist in gleichem Maße auf politisch kompetente Demokraten angewiesen.<br />

Ein wesentliches Moment der demokratischen Persönlichkeit besteht in der Kompetenz,<br />

ihre Wertvorstellungen in einer Weise zu integrieren, dass sich – formal gesehen<br />

– eine abgestimmte <strong>und</strong> intakte Struktur von Denken <strong>und</strong> Handeln von Orientierung,<br />

<strong>Urteilen</strong> <strong>und</strong> Tun bildet. Hierin liegen die gemeinsamen normativen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen dreier wichtiger Forschungsparadigmen, die sich um die Klärung der<br />

Struktur <strong>und</strong> Entwicklung einer demokratischen Persönlichkeit bemüht haben: der<br />

psychodynamischen, der einstellungs-strukturellen <strong>und</strong> der kognitiv-entwicklungslogischen.<br />

In diesem Bericht wollen wir ihre theoretischen Beziehungen <strong>und</strong> die<br />

Möglichkeit einer gegenseitigen Ergänzung untersuchen sowie hernach einige zentrale<br />

Hypothesen testen, die aus dieser Bündelung der Sichtweisen folgen <strong>und</strong> die<br />

sich auf den Zusammenhang zwischen moralischem Urteil, Ich-Stärke <strong>und</strong> demokratischen<br />

Orientierungen beziehen.<br />

Alle drei genannten Ansätze haben bereits dazu gedient, die Gr<strong>und</strong>züge <strong>und</strong> die<br />

Entwicklung der politischen Persönlichkeit zu beschreiben <strong>und</strong> zu erklären. Für uns<br />

liegt ihre Attraktivität hauptsächlich in drei gr<strong>und</strong>legenden, bislang noch eher vage<br />

definierten Erweiterungen gegenüber der Sichtweise von engeren psychologischen<br />

Theorien. Die erste Erweiterung besagt, dass Menschen aktive Teilnehmer in der<br />

<strong>soziale</strong>n Interaktion sind. Wenn Menschen in eine spezielle Situation gestellt werden<br />

oder sich auf sie einlassen, sind sie keine “tabula rasa”, welche auf Prägung,<br />

Konditionierungen oder Verstärkungen wartet, sondern sie bringen stets einen<br />

ihnen eigenen Satz von Werten <strong>und</strong> Fähigkeiten mit, ihre 'konkrete Subjektivität'<br />

(Broughton 1978). Gemäß der zweiten Erweiterung ist das menschliche Verhalten<br />

nicht durch eine Menge bloßer Assoziationen gesteuert, die nur durch die Erfahrung<br />

von Kontiguitäten, mechanistisch miteinander verb<strong>und</strong>en sind, vielmehr ist<br />

von dynamisch-strukturellen Ganzheiten auszugehen. Einzelne Handlungen sind<br />

daher in einem Kontext von Zielen, Wünschen, Absichten <strong>und</strong> dazugehörigen<br />

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