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Moralisches Urteilen und soziale Umwelt - Universität Konstanz

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Allport (1961) hat das psychologische Modell, das Verhalten nur nach äußeren Kriterien<br />

zu beurteilen erlaubt, treffend als ‘external effect’-Ansatz bezeichnet <strong>und</strong> gefordert,<br />

die psychologische Analyse auch auf die ‘interne Struktur’ auszudehnen.<br />

In diesem Beitrag möchten wir versuchen, die Fortschritte der Moralpsychologie<br />

hinsichtlich der die Berücksichtigung der inneren Struktur des menschlichen Verhaltens,<br />

die durch die kognitive Entwicklungstheorien Jean Piagets <strong>und</strong> Lawrence<br />

Kohlbergs ermöglicht wurden, in Form einiger Thesen zu bilanzieren <strong>und</strong> dabei<br />

nicht vergessen, auch die (zum Teil neuen) Probleme aufzuzeigen, denen wir uns<br />

heute in der Moralpsychologie gegenüber sehen.<br />

2. Psychologie der Moral: Vom ‘äußeren Effekt’ zur ‘inneren Struktur’?<br />

“Aller Zuwachs an Wissen besteht aus der Verbesserung bestehenden Wissens, das<br />

verändert wird in der Hoffnung, der Wahrheit näher zu kommen” (Popper 1979,<br />

71). Die Geschichte der Psychologie der Moral ist, nicht gradlinig <strong>und</strong> kontinuierlich,<br />

zumal insgesamt betrachtet. Neue Erkenntnisse bestehen lange zusammen mit<br />

alten falschen Interpretationen <strong>und</strong> inadäquaten Forschungsmethoden. Bei genauerem<br />

Hinsehen lassen sich jedoch auch Kontinuitäten <strong>und</strong> Fortschritte im Wissen<br />

über Moral <strong>und</strong> moralische Entwicklung ausmachen.<br />

Diese Fortschritte sind vor allem mit einer veränderten Definition des Forschungsgegenstandes<br />

verb<strong>und</strong>en vom, wie wir es plakativ nennen können, “moralischen<br />

Verhalten” zum “moralischen <strong>Urteilen</strong>”. Natürlich wird auch mit ‘<strong>Urteilen</strong>’ ein<br />

Verhalten gemeint. Der Begriff ‘moralisches <strong>Urteilen</strong>’ – für ein bestimmtes Verhalten<br />

verwendet, spezifiziert folgendes: (a) Er weist noch nachdrücklicher als der Terminus<br />

‘moralisches Verhalten’ darauf hin, dass nicht ein beliebiges (physisches)<br />

Verhalten des Menschen von Interesse ist, sondern das, was mit moralischen Kategorien<br />

in Beziehung gesetzt werden kann. Beim moralischen Verhalten können<br />

raum-zeitliche Kategorien nicht außer acht bleiben, aber sie spielen bei der Definition<br />

im Vergleich zu den individuellen Motiven <strong>und</strong> den <strong>soziale</strong>n Normen, die beteiligt<br />

sind, eine nachgeordnete Rolle. (b) ‘<strong>Urteilen</strong>’ verweist auf die kognitive<br />

Struktur, in die das Verhalten als sinnhaftes eingebettet ist. (c) Schließlich soll damit<br />

das Verhalten hervorgehoben werden, das sich (gemäß dem Verständnis vom<br />

Menschen als verantwortlich Handelndem) an eigenen (angeeigneten) moralischen<br />

Prinzipien orientiert, anders als das ‘moralische Verhalten’, das nur <strong>soziale</strong>n Normen<br />

der Korrektheit entspricht, die von außen, von anderen (z.B. vom Testkonstrukteur)<br />

an den ‘Probanden’ herangetragen werden (vgl. Pittel & Mendelsohn<br />

1966, 33ff).<br />

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