Moralisches Urteilen und soziale Umwelt - Universität Konstanz
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oder gar identisch mit ihnen sind, erwarten wir, dass die explizite Verpflichtung<br />
zur Demokratie positiv mit der moralisch-kognitiven Entwicklung zusammenhängt<br />
(Kohlberg 1964; 1980; Rawls 1975; Tomkins 1965; Nunner-Winkler 1978; Schenk<br />
& Bohm i.d.B.; Heidbrink i.d.B.) Im Rahmen der vorliegenden Studie nehmen wir<br />
an, dass alle vier Hypothesen empirisch gültig sein sollten, selbst wenn wichtige<br />
Variablen wie der Grad der formalen Ausbildung im Sample nicht variiert, d.h.<br />
wenn diese Beziehungen in einer entwicklungsmäßig <strong>und</strong> sozial gesehen recht homogenen<br />
Gruppe getestet werden. Es ist anzunehmen, dass Studien, die heterogenere<br />
Untersuchungsgruppen heranziehen, deutlichere Bestätigungen dieser Hypothesen<br />
ergeben. Die Hypothesen stellen sich hier also einem 'riskanten' Test (Popper<br />
1979).<br />
3. Methoden<br />
3.1 Untersuchungsgruppe<br />
Die im folgenden berichteten Bef<strong>und</strong>e entstammen einer Untersuchung von 7O8<br />
Abiturienten (Durchschnittsalter: ca. 19 Jahre) an Gymnasien in Baden-<br />
Württemberg, welche im Frühjahr 1976 zwischen schriftlichem <strong>und</strong> mündlichem<br />
Abitur durchgeführt wurde. Sie ist Teil einer umfassenden international vergleichenden<br />
Längsschnittstudie zur Hochschulsozialisation. 3<br />
3.2 Operationalisierung der Variablen<br />
MORALISCHES URTEILEN. Um motivationale (oder evaluative) <strong>und</strong> kognitive<br />
Komponenten des moralischen Urteils zu messen, wurde ein neues Instrument entwickelt,<br />
welches herkömmliche Fragebogentechniken mit den Erkenntnismöglichkeiten<br />
eines experimentellen, multifaktoriellen Designs verbindet: der “<strong>Moralisches</strong>-Urteil-Test<br />
(MUT)” (Lind 1978a). 4 Dessen Absicht ist es, verhaltensleitende<br />
Orientierungen <strong>und</strong> Denkstrukturen aus dem individuellen Muster von <strong>Urteilen</strong><br />
über die Akzeptabilität von Argumenten zu erschließen, die im Rahmen eines moralischen<br />
Dilemmas vorgegeben werden. Der Test besteht aus zwei Untertests, wobei<br />
jeder ein Verhaltensdilemma enthält; es folgen eine Reihe von Fragen nach der<br />
Zustimmung zur vorgeschlagenen Lösung des Dilemmas <strong>und</strong> nach der Akzeptabilität<br />
der Argumente, die auf jeder der sechs Kohlberg-Stufen für oder gegen diese Lösung<br />
sprechen. Die Argumente repräsentieren jeweils eine Ausprägungskombina-<br />
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