Schlussbericht 3. Februar 2005 Arbeitsgruppe ... - ETH Zürich
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<strong>ETH</strong>-UNS Fallstudie 2004<br />
«Nachhaltige Mobilität in der Stadt Basel – Dynamiken der<br />
Bahnhofs- und Stadtentwicklung»<br />
<strong>Schlussbericht</strong> <strong>3.</strong> <strong>Februar</strong> <strong>2005</strong><br />
<strong>Arbeitsgruppe</strong> Anbindung Bahnhof<br />
SBB/SNCF<br />
Pius Krütli<br />
Mario Bleisch<br />
Regula Bollier<br />
Andi Brunner<br />
Martina Egloff<br />
Claudia Escher<br />
Philippe Kindler<br />
Hubert Mathis<br />
Rahel Schmidhauser<br />
Felix Weber
Zusammenfassung<br />
Die Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF untersucht den Bahnhof SBB/SNCF<br />
in Bezug auf seine Anbindung an die Stadt und die umliegenden Quartiere. Im<br />
Hinblick auf eine wünschenswerte, nachhaltige Entwicklung soll der Frage<br />
nachgegangen werden, was im Umfeld und in der verkehrlichen Anbindung des<br />
Bahnhofs getan werden muss, damit eine verstärkte Nutzung des öffentlichen<br />
und des Langsam-Verkehrs erreicht wird. Gleichzeitg soll im<br />
Untersuchungsgebiet um den Bahnhof herum eine hohe Lebens- und<br />
Wohnqualität erreicht werden.<br />
Um das System zu verstehen, findet zuerst eine ausführliche<br />
Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgebiet statt, wobei die wichtigen<br />
Kenngrössen (Einflussvariablen) in Bezug auf die Fragestellung identifiziert<br />
werden. Es sind dies bei weitem nicht nur Elemente des Verkehrs. Auch<br />
Faktoren wie Arbeitsplätze, Einkaufsmöglichkeiten, Wohnqualität spielen für die<br />
Anbindung eine Rolle. Anhand der verschiedenen Ausprägungen, die den<br />
Einflussfaktoren zugeordnet werden, lassen sich zukünftige<br />
Entwicklungsvarianten des Systems konstruieren.<br />
Für das System "Anbindung Bahnhof SBB/SNCF" werden neben dem genau<br />
beschriebenen Ist-Zustand vier verschiedene Zukunftsvarianten beschrieben:<br />
Die Variante "Wohnen in der Stadt" stellt eine Trendumkehr dar. Anstatt dass die<br />
Leute in der Agglomeration wohnen und in die Stadt zur Arbeit oder zum<br />
Einkaufen pendeln, ziehen sie wieder in die attraktive Wohnlage Stadt. In der<br />
Variante “Work and Ride“ entsteht um den Bahnhof herum durch eine<br />
Konzentration von Arbeitsplätzen ein eigentliches Arbeitszentrum, das durch die<br />
Bahnhofsnähe optimal durch den öffentlichen Verkehr erschlossen ist. Der<br />
"Verkehrsknoten" hingegen macht den Bahnhof zu einem reinen Umsteigpunkt.<br />
Dank dem realisierten S-Bahn-Herzstück werden ankommende Reisende und<br />
Pendler direkt in die Innenstadt geleitet. In der Variante "Bahnhof als<br />
Stadtzentrum" wird das Dienstleistungs- und Freizeitzentrum von der Innenstadt<br />
Richtung Bahnhof hin verlagert. Dadurch wird auch das Gundeldinger-Quartier<br />
vermehrt für Freizeit und Einkauf genutzt und erhält eine gewisse<br />
Zentrumsfunktion.<br />
In einem datengestützten Bewertungsverfahren nach Nachhaltigkeitskriterien<br />
(ökonomisch, ökologisch, sozial) wird die Variante "Wohnen in der Stadt" am<br />
besten und die Variante "Bahnhof als Stadtzentrum" am schlechtesten bewertet.<br />
Die akteurbasierte Bewertung vergibt ebenfalls sowohl intuitiv als auch<br />
kriteriengestützt der Variante "Wohnen in der Stadt" die besten Noten. Nach den<br />
Eintretenswahrscheinlichkeiten der verschiedenen Varianten gefragt, beurteilen<br />
die Akteure jedoch die Variante "Work and Ride" am wahrscheinlichsten.<br />
Für die Umsetzung der als wünscheswerteste beurteilten Variante sind somit<br />
Massnahmen notwendig. Von alleine wird sich das System eher in Richtung<br />
"Work and Ride" bewegen. Weiter hat sich gezeigt, dass Anbindung bei weitem
nicht nur ein verkehrliches Phänomen ist. Für eine erfolgreiche Anbindung<br />
müssen neben der Beibehaltung oder sogar Verbesserung der Qualität des<br />
öffentlichen Verkehrs auch städtebauliche und –planerische Massnahmen<br />
ergriffen werden, um eine nachhaltige Mobilität langfristig zu fördern.
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung ........................................................................................................................................7<br />
1.1 Die Fallstudie Bahnhofsdynamiken....................................................................................7<br />
1.2 Was ist "Anbindung"............................................................................................................7<br />
1.3 Leitfragestellung und Zielsetzung ......................................................................................8<br />
1.4 Aufbau Arbeiten und Vorgehen ........................................................................................10<br />
2 Vorgehen / Methoden ..................................................................................................................11<br />
2.1 Überblick ............................................................................................................................11<br />
2.2 Vorgehen und Methoden 1. Teil.......................................................................................11<br />
2.2.1 Erste Auseinandersetzung mit dem Fall ...............................................................11<br />
2.2.2 Datenrecherche ......................................................................................................12<br />
2.2.3 Einflussvariabeln.....................................................................................................12<br />
2.2.4 Erstes Begleitgruppentreffen .................................................................................13<br />
2.2.5 Befragungen............................................................................................................14<br />
2.2.6 Systemgrenzen .......................................................................................................15<br />
2.3 Vorgehen und Methoden 2. Teil.......................................................................................17<br />
2.<strong>3.</strong>1 Einflussvariablen.....................................................................................................17<br />
2.<strong>3.</strong>2 Einflussmatrix..........................................................................................................18<br />
2.<strong>3.</strong>3 Systemgrid, Systembild und Mic-Mac-Analyse ....................................................18<br />
2.<strong>3.</strong>4 Intuitive Variantenkonstruktion...............................................................................19<br />
2.<strong>3.</strong>5 Zweites Begleitgruppentreffen ...............................................................................19<br />
2.<strong>3.</strong>6 Formative Variantenkonstruktion...........................................................................20<br />
2.<strong>3.</strong>7 Zusammenführung der beiden Variantenkonstruktionen.....................................21<br />
2.4 Vorgehen und Methoden im <strong>3.</strong> Teil..................................................................................21<br />
2.4.1 MAUT I ....................................................................................................................21<br />
2.4.2 MAUT II ...................................................................................................................22<br />
2.4.3 Drittes Begleitgruppentreffen .................................................................................25<br />
2.5 Liste der kontaktierten Experten.......................................................................................26<br />
3 Grundlagen...................................................................................................................................27<br />
<strong>3.</strong>1 Basel und Bahnhof SBB – ein kurzer historischer Überblick .........................................27<br />
<strong>3.</strong>1.1 Stadt ist Altstadt: 1800 – 1900...............................................................................27<br />
<strong>3.</strong>1.2 Entwicklung an der Peripherie: 1900 – 1950........................................................29<br />
<strong>3.</strong>1.3 Erstellung des heutigen Stadtbildes: 1960 – 2004...............................................29<br />
<strong>3.</strong>1.4 Projekte im der Umgebung des Bahnhofs SBB/SNCF ........................................29<br />
<strong>3.</strong>2 Beschreibung der Quartiere .............................................................................................32<br />
<strong>3.</strong>2.1 Übersicht .................................................................................................................32<br />
<strong>3.</strong>2.2 Quartier Altstadt (1) ................................................................................................32<br />
<strong>3.</strong>2.3 Quartier Vorstädte (2).............................................................................................33<br />
<strong>3.</strong>2.4 Quartier Am Ring (3) ..............................................................................................35<br />
<strong>3.</strong>2.5 Quartier St. Alban (5) .............................................................................................36<br />
<strong>3.</strong>2.6 Quartier Gundeldingen (6) .....................................................................................38<br />
<strong>3.</strong>2.7 Quartier Bruderholz (7)...........................................................................................39<br />
<strong>3.</strong>2.8 Quartier Bachletten (8) ...........................................................................................41<br />
<strong>3.</strong>2.9 Vergleich der Quartiere ..........................................................................................42<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 4
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
<strong>3.</strong>3 Siedlung .............................................................................................................................46<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong>1 Übersicht .................................................................................................................46<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong>2 Nutzung ...................................................................................................................46<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong>3 Versiegelung ...........................................................................................................48<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong>4 Lärmbelastung ........................................................................................................49<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong>5 Relevanz Anbindung ..............................................................................................52<br />
<strong>3.</strong>4 Verkehr...............................................................................................................................52<br />
<strong>3.</strong>4.1 Übersicht .................................................................................................................52<br />
<strong>3.</strong>4.2 Öffentlicher Verkehr (ÖV).......................................................................................52<br />
<strong>3.</strong>4.3 Para-ÖV...................................................................................................................55<br />
<strong>3.</strong>4.4 Veloverkehr .............................................................................................................56<br />
<strong>3.</strong>4.5 Fussgänger .............................................................................................................56<br />
<strong>3.</strong>4.6 Motorisierter Individualverkehr (MIV) ....................................................................56<br />
<strong>3.</strong>4.7 Herzstück ................................................................................................................59<br />
<strong>3.</strong>4.8 Relevanz Anbindung ..............................................................................................61<br />
<strong>3.</strong>5 Erhobene Daten aus Befragungen...................................................................................61<br />
<strong>3.</strong>5.1 Übersicht .................................................................................................................61<br />
<strong>3.</strong>5.2 Resultate .................................................................................................................62<br />
<strong>3.</strong>5.3 Relevanz Anbindung ..............................................................................................63<br />
4 Systemanalyse .............................................................................................................................64<br />
4.1 Einflussvariablen mit Beschreibung, Ausprägungen, Indikatoren..................................64<br />
4.2 Einflussmatrix, Beziehungen der Variablen untereinander ............................................73<br />
4.3 Systemgraph, Systemgrid, Mic-Mac-Analyse .................................................................76<br />
4.<strong>3.</strong>1 Systemgraph ...........................................................................................................76<br />
4.<strong>3.</strong>2 Systemgrid ..............................................................................................................78<br />
4.<strong>3.</strong>3 Mic-Mac Analyse ....................................................................................................80<br />
4.<strong>3.</strong>4 Synthese .................................................................................................................83<br />
5 Variantenkonstruktion ..................................................................................................................84<br />
5.1 Konsistenzmatrix, Ausprägungen der Einflussvariablen ................................................84<br />
5.2 Beschreibung der verschiedenen Varianten ...................................................................86<br />
5.2.1 Intuitive Varianten ...................................................................................................86<br />
5.2.2 Konstruktion der Varianten ....................................................................................89<br />
5.2.3 Variante "Wohnen in der Stadt" .............................................................................91<br />
5.2.4 Variante "Work and Ride" ......................................................................................93<br />
5.2.5 Variante "Verkehrsknoten" .....................................................................................95<br />
5.2.6 Variante "Bahnhof als Teil des Stadtzentrums"....................................................97<br />
5.2.7 Ausprägungen der Einflussvariablen ....................................................................99<br />
6 Bewertungen ..............................................................................................................................102<br />
6.1 MAUT I .............................................................................................................................102<br />
6.1.1 Nutzenfunktion ......................................................................................................102<br />
6.1.2 Einzelne Bewertungen .........................................................................................103<br />
6.2 MAUT II ............................................................................................................................104<br />
6.2.1 Intuitive Variantenbewertung ...............................................................................105<br />
6.2.2 Kriteriengewichtung ..............................................................................................107<br />
6.2.3 Kriteriengestützte Bewertung...............................................................................109<br />
6.2.4 Wahrscheinlichkeit................................................................................................111<br />
6.2.5 Vergleich intuitive - kriteriengestützte Bewertung ..............................................112<br />
6.2.6 Bemerkung ............................................................................................................113<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 5
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
7 Diskussion ..................................................................................................................................114<br />
7.1 Diskussion der Resultate / Ableitung von Orientierungen............................................114<br />
7.2 Sicht der Direktbetroffenen .............................................................................................116<br />
7.3 Kritische Reflexion des methodischen Vorgehens .......................................................118<br />
7.<strong>3.</strong>1 Systemanalyse......................................................................................................118<br />
7.<strong>3.</strong>2 Variantenbildung...................................................................................................119<br />
7.<strong>3.</strong>3 Bewertung .............................................................................................................119<br />
7.<strong>3.</strong>4 Gesamtarchitektur ................................................................................................120<br />
7.<strong>3.</strong>5 Allgemeine Probleme während der Fallstudie ....................................................121<br />
8 Schlussfolgerungen und Thesen ..............................................................................................122<br />
9 Anhang........................................................................................................................................125<br />
9.1 Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................125<br />
9.2 Tabellenverzeichnis.........................................................................................................126<br />
9.3 Literaturverzeichnis .........................................................................................................127<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 6
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Die Fallstudie Bahnhofsdynamiken<br />
Die Fallstudien 2003 und 2004 der Professur für Umweltnatur- und<br />
Umweltsozialwissenschaften haben die "Nachhaltigkeit und urbane Mobilität in<br />
der Stadt Basel" zum Thema. Während die letztjährige Fallstudie sich mit dem<br />
Aspekt der "Freizeitmobilität" befasste, untersucht die diesjährige den Aspekt der<br />
"Dynamik der Bahnhofs- und Stadtentwicklung".<br />
Folgende Leitfrage wurde in Zusammenarbeit von <strong>ETH</strong> und beteiligten Akteuren<br />
aus der Verwaltung von Basel-Stadt sowie der SBB und DB formuliert:<br />
Welche möglichen Entwicklungsvarianten der Bahnhöfe SBB/SNCF und<br />
Badischer Bahnhof sowie ihres Umfeldes tragen zu einer verstärkten Nutzung<br />
des öffentlichen Verkehrs in der trinationalen Agglomeration Basel (TAB) bei und<br />
fördern gleichzeitig die Lebens- und Wohnqualität in Basel-Stadt?<br />
Das bedeutet, dass für die Fallstudie folgende Fragestellung von zentraler<br />
Bedeutung ist:<br />
Wie kann man das Zusammenspiel von Bahnhöfen und Stadt gestalten, so dass<br />
1. … nachhaltige Mobilitätsformen gefördert werden<br />
2. … und von den Bahnhöfen Impulse in Richtung nachhaltiger Stadtentwicklung<br />
ausgehen.<br />
Es soll somit darum gehen, die Multi-Funktionalität von Bahnhöfen und deren<br />
Wechselwirkungen mit der Stadtentwicklung auszuloten.<br />
Dabei untersuchen die Studierenden in fünf verschiedenen Gruppen<br />
verschiedene Teilaspekte dieser Fragestellung.<br />
Zwei der Gruppen befassen sich mit dem Angebot am Bahnhof SBB/SNCF, bzw.<br />
am Badischen Bahnhof, weitere zwei mit der Anbindung des Bahnhofs<br />
SBB/SNCF, bzw. des Badischen Bahnhofs an die Stadt Basel und eine fünfte<br />
Gruppe mit der Nachfrage an beiden Bahnhöfen.<br />
Der vorliegende <strong>Schlussbericht</strong> dokumentiert die Grundlagen, das Vorgehen und<br />
die Resultate der Gruppe "Anbindung Bahnhof SBB/SNCF", die im Rahmen der<br />
Fallstudie die Anbindung des Bahnhofs SBB/SNCF an die Stadt Basel<br />
untersuchten.<br />
1.2 Was ist "Anbindung"<br />
Bevor die eigentliche Leitfrage erläutert wird, soll der Begriff Anbindung, wie er in<br />
der nachfolgenden Arbeit verstanden wird, definiert werden.<br />
Unter Anbindung wird eine Wechselwirkung zwischen dem Bahnhof und seinem<br />
unmittelbar umliegenden Gebiet verstanden 1 .Zum einen müssen Pendler und<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 7
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Besucher vom Bahnhof aus an die Arbeitsplätze oder zu den<br />
Sehenswürdigkeiten und Flaniermeilen gelangen. Diese Personen nutzen die<br />
Primärfunktion des Bahnhofes, seine Verkehrsfunktion. Sie sehen die Anbindung<br />
vom Bahnhof aus und müssen gut an die Stadt angebunden werden.<br />
Andererseits nutzen Personen, die in der Umgebung des Bahnhofes wohnen<br />
oder arbeiten, die Einkaufsmöglichkeiten im Bahnhof, seine Sekundärfunktion.<br />
Diese Leute sehen die Anbindung von der Stadt aus und möchten möglichst gut<br />
an den Bahnhof angebunden werden 2 .<br />
Diese Ausgangslage führt zu drei Ausrichtungen der vorliegenden Untersuchung.<br />
Einerseits soll eine klar ersichtliche Verbindung zwischen dem Verkehrszentrum<br />
Bahnhof und dem Stadtzentrum Innenstadt entstehen. Zum zweiten wird die<br />
Funktion des Bahnhofes als Quartierzentrum für die umliegenden Gebiete<br />
untersucht. Drittens wirkt alles, was im und beim Bahnhof geplant und gebaut<br />
wird auf die nähere und weitere Umgebung und verändert so die eingangs<br />
erwähnten Wechselwirkungen 3 .<br />
Eine gute Anbindung ist dann erfolgt, wenn eine Person vor dem Bahnhof steht<br />
und unmittelbar erfasst, wie sie zu Fuss, mit dem Velo, mit dem Auto oder mit<br />
dem öffentlichen Verkehr ins Stadtzentrum gelangt. Dies verringert die<br />
empfundene Distanz zwischen den zwei Zentren, lässt sie gefühlsmässig näher<br />
zusammen rücken. Dazu kann der Bahnhof über eine hohe Zentrumsfunktion<br />
verfügen und dem umliegenden Gebiet ein breites Angebot an Freizeit- und<br />
Einkaufsmöglichkeiten bieten 4 .<br />
Neben den städtebaulichen Gegebenheiten spielt der Verkehr eine grosse Rolle.<br />
Verkehr ist letzten Endes die Folge jeglicher Stadt-Nutzung. Seine Aufgabe ist<br />
es, die Verbindungen im Bahnhofsumfeld und zum Bahnhof hin sicher zu stellen,<br />
kurz die Anbindung innerhalb der raumplanerischen Gegebenheiten zu<br />
garantieren.<br />
Bedeutsam ist auch, wie die Gebiete im Bahnhofsumfeld genutzt werden und<br />
welche Bevölkerungsgruppen sie bewohnen 5 . Je nach Nutzung und Klientel<br />
werden andere Ansprüche an die Anbindung gestellt. Finden sich Unternehmen<br />
mit vielen Kaderstellen im Gebiet, braucht es andere Angebote als in einem<br />
Wohngebiet mit einem hohen Anteil an unter 20jährigen.<br />
Um die Anbindung genauer zu untersuchen, zu verstehen sowie mögliche<br />
zukünftige Entwicklungen abzuleiten, bleibt es deshalb unumgänglich,<br />
demografische, verkehrstechnische, wirtschaftliche und raumplanerische Daten<br />
zusammen zu tragen.<br />
1.3 Leitfragestellung und Zielsetzung<br />
Damit die Datenrecherche zielgerichtet erfolgen kann, wird die aus der Definition<br />
des Begriffes Anbindung gewonnene Erkenntnis in einer Leitfrage formuliert. Sie<br />
leitete sich von der Gesamtleitfrage der diesjährigen Fallstudie ab 6 . Die Leitfrage<br />
soll der Orientierung und Zielsetzung dienen und lautet wie folgt:<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 8
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Was muss im Umfeld und in der verkehrlichen Anbindung des Bahnhofs<br />
SBB/SNCF gegeben sein und getan werden, damit eine verstärkte Nutzung des<br />
öffentlichen Verkehrs (ÖV) und Langsamverkehrs (LV) erreicht wird, die<br />
Verkehrsfunktion der Bahnhöfe gestärkt wird, und gleichzeitig eine hohe Lebensund<br />
Wohnqualität sichergestellt werden.<br />
Der erste Teil der Leitfrage geht auf die eigentliche Arbeit innerhalb der<br />
Fallstudie ein. Hierzu sollen im Laufe der folgenden Wochen konkrete<br />
Vorschläge entstehen.<br />
Die Begriffe Umfeld und verkehrliche Anbindung stellen zwei Dimensionen<br />
unseres Untersuchungsgebietes dar und beziehen die Aufgabe der Anbindung<br />
explizit in die Fragestellung ein. Zum einen erstreckt sich der räumliche<br />
Perimeter (siehe Kapitel 2.7) auf das Bahnhofsumfeld (~1km Radius), zum<br />
anderen muss der Bahnhof über diese Grenzen hinaus verkehrlich angebunden<br />
sein, da er eine gesamtstädtische Funktion hat.<br />
Die Formulierung gegeben sein weist auf die Rahmenbedingungen hin, die die<br />
Grundbedingungen aller zukünftigen Entwicklungen darstellen.<br />
Der Ausdruck getan werden hingegen zeigt das dynamische Element möglicher<br />
Entwicklungsvarianten. Im Rahmen der Fallstudie gilt es nun herauszufinden, wo<br />
dieser Bewegungsspielraum liegt. Hier bestehen die Handlungsmöglichkeiten,<br />
können verschiedene Entwicklungsvarianten entworfen werden.<br />
Bezogen auf die Entwicklung möglicher Entwicklungsvarianten sind diese beiden<br />
Elemente wegweisend. Einerseits haben alle möglichen Varianten<br />
Rahmenbedingungen 1 wie beispielsweise die Denkmalschutzgesetze oder die<br />
politischen Gegebenheiten zu erfüllen. Zum anderen lassen variable Elemente<br />
wie zum Beispiel die Anzahl Arbeitsplätze oder die Kosten für den Benutzer der<br />
öffentlichen Verkehrs eine Lenkung zu. Mit diesen Variablen (siehe Kapitel 2.4)<br />
können später unterschiedliche Zukunftsvarianten für das Untersuchungsgebiet<br />
(= inhaltliche Grenzen) modelliert werden. Der Zeithorizont für diese Varianten<br />
liegt bei 20 Jahren.<br />
Der zweite Teil der Leitfrage legt die angestrebten Ziele fest, die mit den<br />
entwickelten Varianten erreicht werden sollen.<br />
Im Sinne einer nachhaltigen Mobilität, wie sie in der allgemeinen Leitfrage der<br />
Fallstudie 6 formuliert ist, sollen Langsamverkehr – also Velo und Fussgänger –<br />
sowie der öffentliche Verkehr gefördert werden. Ziel ist es, damit die<br />
Umweltbelastung zu reduzieren. So könnten die Gebiete um den Bahnhof nicht<br />
zuletzt auch als Wirtschaftsstandort an Attraktivität gewinnen. Nachhaltigkeit<br />
beinhaltet aber nicht nur die Dimensionen Umwelt und Wirtschaft sondern als<br />
dritte die der Gesellschaft. Durch den Zusatz der Sicherstellung der Lebens- und<br />
Wohnqualität in der Leitfrage wird dieser Tatsache Rechnung getragen. Mit der<br />
Stärkung der Verkehrsfunktion der Bahnhöfe wird die Anbindung von Pendlern<br />
und Touristen, die von aussen her in die Stadt kommen, berücksichtigt.<br />
1 Die Rahmenbedingungen und ihre Veränderungen sind aber nicht explizit Gegenstand unserer<br />
Arbeit, da sie als externe Einflussgrössen in eigenen Rahmenszenarien untersucht werden<br />
müssten, was nicht Thema der vorliegenden Fallstudie ist.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 9
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Zusammengefasst sind folgende Fragestellungen für die Untersuchung der<br />
Anbindung des Bahnhofs SBB/SNCF an die Stadt Basel relevant:<br />
• Erschliessung des Phänomens "Anbindung"<br />
• Verstehen der Wechselwirkung Bahnhof / Umgebung unter Einbezug der<br />
Bereiche Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Verkehr, …<br />
• Herausarbeiten der wichtigsten Kenngrössen (Systemgrenzen) in Bezug auf<br />
die Leitfrage und Quantifizierung derselben<br />
• Konstruktion von möglichen Entwicklungsszenarien / Varianten für den<br />
Bahnhof SBB/SNCF und sein Umfeld über den Zeithorizont von 20 Jahren<br />
• Bewertung der Varianten nach Nachhaltigkeitsgesichtspunkten<br />
• Ableiten von Orientierungen<br />
1.4 Aufbau Arbeiten und Vorgehen<br />
Im nachfolgenden Kapitel 2 werden die von der Gruppe verwendeten Methoden<br />
und das Vorgehen erläutert. Anschliessend folgen in Kapitel 3 recherchierte<br />
Daten für das Gebiet um den Bahnhof SBB/SNCF. Ziel ist es, einen ersten<br />
Überblick zu erhalten und die Grundlage für die Modellierung von<br />
Zukunftsvarianten zu schaffen.<br />
Das Kapitel 4 befasst sich mit der Systemanalyse, wo die relevanten<br />
Einflussvariablen definiert, deren Beziehungen untereinander betrachtet, sowie<br />
ihre möglichen Ausprägungen quantifiziert werden.<br />
Im Kapitel 5 werden die verschiedenen Varianten (Entwicklungsszenarien) für<br />
das untersuchte Gebiet konstruiert, die dann im Kapitel 6 sowohl von<br />
verschiedenen Akteurgruppen, wie auch wissenschaftlich basiert bewertet<br />
werden.<br />
Schliesslich werden in Kapitel 7 noch die Resultate diskutiert und Orientierungen<br />
abgeleitet, die im Kapitel 8 dann in einer Schlussfolgerung (5 Kernaussagen)<br />
nochmals zusammengefasst werden.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 10
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
2 Vorgehen / Methoden<br />
2.1 Überblick<br />
In der ersten Phase der Fallstudie (1. Teil) geht es primär darum, den Bahnhof<br />
und seine Umgebung zu verstehen. Nachdem das Gebiet aus verschiedenen<br />
Perspektiven betrachtet und erlebt wurde, sollte der Ist-Zustand erfasst und<br />
schliesslich mit ca. 15 Faktoren (Systemvariablen) beschrieben werden. Hierbei<br />
wurden Methoden wie Internet- und Literaturrecherchen, Befragungen, Analysen<br />
von Datensammlungen und so genannte Erfahrungstage verwendet, um ein<br />
möglichst umfassendes und ausreichendes Bild zu erhalten.<br />
Mit den definierten Variablen wird in der zweiten Phase der Fallstudie (2. Teil)<br />
das System "Bahnhof und Umgebung" modelliert. Danach werden zukünftige<br />
Entwicklungen festgelegt (Variantenkonstruktion). Diese Entwicklungsvarianten<br />
werden in der dritten Phase (<strong>3.</strong> Teil) der Fallstudie bewertet. Die Bewertung<br />
findet datengestützt und von involvierten Personen statt.<br />
2.2 Vorgehen und Methoden 1. Teil<br />
2.2.1 Erste Auseinandersetzung mit dem Fall<br />
Zuerst gilt es, sich einen Überblick über das zu bearbeitende Gebiet zu machen<br />
und sich so an den Fall heranzutasten. Im Vorfeld der Fallstudie findet dazu ein<br />
Mid-Week-Vorbereitungsanlass statt, an dem erste Fakten über die Bahnhöfe in<br />
Basel und Umgebung vermittelt werden. Verschiedenste Vorträge lieferten erste<br />
Informationen zu Planung, Stadtgeschichte und Verkehr in Basel.<br />
Zu Beginn der Fallstudienwoche 1 findet hierzu ein so genannter Falltag in Basel<br />
statt, an dem die Studierenden das Gebiet um die Bahnhöfe SBB/SNCF<br />
"erleben". In Kleingruppen bewegen sie sich vom Bahnhof SBB/SNCF aus in alle<br />
Himmelsrichtungen und erkunden die nähere Umgebung. Dabei werden<br />
Erfahrungen und Eindrücke verschiedenster Art aufgenommen (Distanzen zu<br />
Fuss, mit dem ÖV (öffentlichen Verkehr), räumliches Verständnis, Gespräche mit<br />
Passanten etc.). Spezifischer vertieft werden diese Eindrücke während des<br />
Erfahrungstags, an dem die Studierenden für einen Tag "die Fronten wechseln"<br />
um das System aus der Perspektive eines Akteurs zu betrachten. So besucht ein<br />
Student als "Tourist" eine Führung durch Basel, erhalten zwei Studentinnen<br />
einen Einblick in verschiedene Arbeitsgebiete der Basler Verkehrs-Betriebe,<br />
schauen zwei Studierende beim Zolli hinter die Kulissen oder verbringt eine<br />
Studentin einen Tag bei der Bahnhofshilfe.<br />
Literatur- und Internetrecherchen werden in Kleingruppen oder als Einzelarbeiten<br />
durchgeführt und die Resultate jeweils im Plenum präsentiert und diskutiert. So<br />
werden zum Beispiel Projekte in anderen Regionen und Ländern, Studien zum<br />
Thema Anbindung und potentielle zukünftige Veränderungen im System<br />
vorgestellt. So wird das Fallverständnis ständig erweitert und die völlig vagen<br />
Vorstellungen werden konkreter.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 11
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Auch Experten und Wissensträger werden befragt oder für Präsentationen in die<br />
Gruppe eingeladen. So liefert ein Vortrag von Andreas Hofer historische<br />
Grundlagen des Bahnhof SBB/SNCF und einige interessante Fakten zum Thema<br />
Stadtentwicklung.<br />
2.2.2 Datenrecherche<br />
Nach der Aufteilung des in der Nähe des Bahnhofs liegenden Gebietes in<br />
Quartiere und Bezirke gemäss der Karte "Gemeinden, Wohnviertel, Statistische<br />
Bezirke des Kantons Basel-Stadt" vom 24. 09.2002, Grundbuch- und<br />
Vermessungsamt Basel-Stadt 7 wird das Untersuchungsgebiet je Quartier<br />
genauer beschrieben. Dazu wird die Verantwortung für jedes Quartier jeweils<br />
einer Person übertragen, die sich zuerst mittels Internetrecherche und evtl.<br />
Erfahrungsberichten von Baslern oder Leuten, die das Quartier kennen, mit der<br />
Umgebung vertraut macht und dann relevante Daten für die<br />
Quartierbeschreibung sammelt. Dies geschieht beispielsweise auf der Webseite<br />
des Statistischen Amts Basel-Stadt nach den Kriterien "Bevölkerung",<br />
"Wirtschaft" und "Verkehr". Auf Bezirksebene sind zum Teil Daten von der<br />
letztjährigen Fallstudie auf dem BSCW 8 verfügbar. Weiter werden beim Amt für<br />
Statistik verschiedene Datensets auf Bezirksebene auf Bezirksebene erfragt, die<br />
für die vollständige Beschreibung der Bezirke wichtig scheinen<br />
Für das Bahnhofsumfeld werden Verkehrsdaten (öffentlicher Verkehr, Langsamund<br />
motorisierter Individualverkehr) und Informationen über weitere<br />
Verkehrselemente, das Parkleitsystem und den "Para-ÖV" (z.B. Taxi, Mobility)<br />
gesammelt. Nutzungsdaten sowie Umweltdaten (Schadstoff- und Lärm-<br />
Immissionen) sind ebenfalls für das gesamte Gebiet verfügbar und runden die<br />
Datensammlung ab.<br />
2.2.3 Einflussvariabeln<br />
Parallel zur Datenrecherche wird nach möglichen Schlüsselfaktoren gesucht, die<br />
für eine mögliche Entwicklung im Bahnhofsumfeld entscheidend sind. Dies sind<br />
die so genannten Einflussvariablen.<br />
In Anlehnung an die Zielsetzung der Leitfrage werden drei Bereiche definiert, in<br />
denen sich die Einflussvariabeln befinden: Verkehr, Wohnqualität und<br />
Lebensqualität. Nach einem ersten Brainstorming und der resultierenden sehr<br />
grossen Anzahl Variabeln werden in einem intensiven Prozess (abwechselnd<br />
Kleingruppen und Plenums- oder Grossgruppenveranstaltungen) die Variabeln<br />
zusammengefasst. Diese werden mit den im Projekt Bahn.Ville 4 , einer im Jahr<br />
2004 verfassten Studie mit ähnlicher Fragestellung, betrachteten<br />
Einflussfaktoren abgeglichen. Durch das Begleitgruppentreffen (Kapitel 2.2.4)<br />
bringen auch Wissensträger aus Basel ihr spezifisches Wissen ein. Eindeutig<br />
festgelegt werden die Einflussvariablen jedoch erst nach der datengestützten<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 12
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Fallanalyse (Kapitel 4). Diese zeigt erst, welche Faktoren einen wesentlichen<br />
Einfluss haben sei dies direkt oder indirekt.<br />
Für das provisorische Variablenset wird mit Hilfe der Tabelle "Funktionale<br />
Angemessenheit" vorerst in Zweiergruppen die "Adäquatheitsanalyse"<br />
durchgeführt. Hier wird überprüft, ob die Variabeln für die Fragestellung relevant<br />
sind, den betrachteten Zeithorizont von 20 Jahren überstreichen, ob sie<br />
ausreichend definiert sind und mit Daten unterlegt werden können. Nach<br />
Absprache unter den Zweierteams werden die Variablen erneut<br />
zusammengefasst, angepasst und wo nötig präzisiert.<br />
2.2.4 Erstes Begleitgruppentreffen<br />
Nach der Einarbeitung ins System durch die Studierenden ist auch Input aus der<br />
Praxis gefragt. Vor allem Leute, welche die Bahnhöfe SBB/SNCF sowie die<br />
Thematik der Anbindung des Bahnhofs an die Stadt oder die umliegenden<br />
Quartiere und die Bezirke gut kennen, können wertvolle Gedankenanstösse und<br />
Meinungen liefern. Es sollen dabei Akteure aus Wirtschaft, Verwaltung und der<br />
Bevölkerung miteinbezogen werden, so dass die bisherige Arbeit der<br />
Studierenden kritisch reflektiert wird und ein direkter Austausch zwischen der<br />
<strong>ETH</strong> und der Praxis stattfindet.<br />
Für die Begleitgruppe wurden Personen gesucht, die für die Gruppe relevante<br />
Inputs geben könnten, wie beispielsweise Vertreter aus der Wirtschaft oder dem<br />
Tourismus. Diese Leute wurden angefragt, ob sie bereit wären, im Rahmen der<br />
Begleitgruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF ihr Wissen zur Verfügung zu<br />
stellen und damit die Studierenden während der Fallstudie zu unterstützen.<br />
Das Hauptziel des ersten Begleitgruppentreffens war es einerseits, mit Hilfe der<br />
Fall-Akteure herauszufinden, ob beim bisherigen Vorgehen wichtige Punkte<br />
übersehen worden waren und andererseits das Set der Einflussvariabeln zu<br />
vervollständigen. Der Input der Begleitgruppenmitglieder und die Ergebnisse der<br />
stattfindenden Diskussion wurden protokolliert und die Erkenntnisse in das<br />
weitere Vorgehen einbezogen.<br />
Die Mitglieder der Begleitgruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF, die am ersten<br />
Begleitgruppentreffen teilgenommen haben, sind in Tabelle 2.1. ersichtlich.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 13
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Tabelle 2.1: Teilnehmer 1.Begleitgruppentreffens Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Name<br />
Hintergrund<br />
Frau Eva Kramis<br />
Frau Kathrin Schweizer<br />
Herr Urs Kestenholz<br />
Herr Stephan Leber<br />
Herr Frédéric Deutsch<br />
Kulturredaktorin von "Kultur und Alltag"<br />
IG Velo<br />
33er Taxi<br />
Betreuung SBB Infrastruktur, Pendler<br />
Planungsamt der Stadt Basel<br />
2.2.5 Befragungen<br />
Gruppenübergreifend wird eine Befragung von mindestens 500 Personen an den<br />
Bahnhöfen SBB/SNCF und am Badischen Bahnhof durchgeführt. Die Befragung<br />
erfolgte über zwei Wochen vom 4. bis am 11. November 2004. Es werden Daten<br />
zum Mobilitätsverhalten der an den Bahnhöfen angetroffenen Personen erfasst.<br />
Die Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF befragt am Mittwoch, 10, November<br />
in zwei Schichten Personen an beiden Bahnhöfen. Zusätzlich werden am<br />
Sonntag, 7. November Leute befragt, die sich am Badischen Bahnhof aufhalten.<br />
Von 6 Uhr bis 19 Uhr sind durchgehend Studierende am Bahnhof SBB/SNCF<br />
präsent, am Badischen Bahnhof von 7 Uhr bis 17 Uhr. Andere Gruppen sind an<br />
anderen Wochentagen und Samstagen an den Bahnhöfen im Einsatz, um ein<br />
möglichst vollständiges Bild zu erhalten.<br />
An strategisch günstigen Orten (im Wartebereich, vor den Billetschaltern, auf den<br />
Perrons) werden möglichst viele vorbeigehende Personen befragt, die Anzahl<br />
der Verweigerungen (Personen, die nicht an der Befragung teilnehmen möchten)<br />
wird notiert. Die Befragung findet mündlich statt, der Fragebogen wird also durch<br />
die Studierenden und nicht durch die Befragten ausgefüllt. Wo<br />
Mehrfachantworten möglich sind, wird den Befragten eine Liste mit den<br />
möglichen Antworten präsentiert, um die Befragung einheitlich zu halten. Offene<br />
Fragen und zum Schluss einige statistische Angaben vervollständigen den<br />
Fragebogen. Die Leute werden mit einer Karte, wenn erwünscht auch im<br />
Gespräch mit den Befragenden, über die Fallstudie informiert und mit einem<br />
kleinen "Bhaltis" verdankt.<br />
Es muss festgehalten werden, dass die aus der Befragung gewonnenen<br />
Ergebnisse kaum repräsentativ sind, werden doch nur Personen erfasst, die zu<br />
bestimmten Zeiten an den Bahnhöfen angetroffen werden. Die grosse<br />
Datenmenge und die gute Qualität der Daten ergeben dennoch einen wichtigen<br />
Input für die weiteren Überlegungen der Fallstudie und sie ermöglichen es,<br />
Muster zu erkennen. Für die Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF sind<br />
insbesondere die Angaben zu Ausgangs- und Zielort, die Wahl der genutzten<br />
Verkehrsmittel sowie die Zufriedenheit der befragten Personen mit den<br />
Verbindungen von Interesse.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 14
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
2.2.6 Systemgrenzen<br />
Grundsätzlich können drei verschiedene Arten von Grenzen unterschieden<br />
werden. Zum einen gilt der Zustand in 20 Jahren als zeitlicher Horizont für die<br />
Zukunftsvarianten. Als zweites ist eine inhaltliche Einschränkung gegeben, die<br />
durch die Zielsetzung und die Leitfragestellung definiert wurde (siehe Kapitel<br />
1.1). Drittens ist die räumliche Ausdehnung des betrachteten Gebietes<br />
abzugrenzen, worauf in diesem Kapitel eingegangen wird.<br />
Eine der ersten Aktivitäten der Studiengruppe war, das Untersuchungsgebiet und<br />
damit das in der Leitfrage erwähnte Bahnhofsumfeld räumlich genau<br />
abzugrenzen. Auf dieses Gebiet soll sich die Anbindung beziehen, innerhalb<br />
dieses Perimeters sollten die Daten ausgewertet werden und der Fokus für<br />
zukünftige Entwicklungen liegen. Diese Grenze stellt zudem auch die<br />
Systemgrenze dar, innerhalb der ein System mit den aus der Datenauswertung<br />
resultierenden Einflussvariablen modelliert wird (Kapitel 4.2)<br />
In einem ersten Schritt wurde ein Kreis von einem Kilometer Radius um den<br />
Bahnhof gezogen. Dieser Radius orientiert sich an einem Zitat aus dem Projekt<br />
Bahn.Ville 9 , wonach "zu Fuss" das wichtigste Verkehrsmittel zum Bahnhof<br />
darstellt und bis zu einem Kilometer Entfernung ein hoher Fussweganteil<br />
verzeichnet wird. Ausserhalb dieses Kilometers steigt die Nutzung des<br />
motorisierten Individualverkehrs und des öffentlichen Verkehrs sprunghaft an.<br />
Da der Kanton Basel-Stadt sich in Gemeinden, Wohnviertel und Bezirke gliedert,<br />
wurden in einem zweiten Schritt dem System zusätzlich alle Bezirke<br />
zugeschlagen, die zu einem grossen Teil innerhalb dieses Kilometer Umkreises<br />
lagen. Dies aus dem praktischen Grund, dass auf Ebene der Bezirke noch mit<br />
vernünftigem Aufwand statistische Daten erhältlich sind. Für kleinräumigere<br />
Auflösungen, müssten für jeden einzelnen Häuserblock Daten angefordert<br />
werden, was sehr aufwändig, oder aus Datenschutzgründen nicht möglich ist.<br />
Aus diesem Grund wurde auch auf die Festlegung von Isochronen, die Punkte<br />
verbinden, die man in der gleichen Zeit erreicht, verzichtet. Der Aufwand, diese<br />
Isochronenlinien vom Bahnhof aus zu zeichnen erscheint unnötig, da diese<br />
dieselben Bezirke einschliessen, wie der einfach festzulegende Kilometerkreis.<br />
In einem dritten und letzten Schritt wurde das System um Gebiete, die als<br />
zusammenhängend erschienen, erweitert. Dies erklärt den Einbezug des ganzen<br />
Wohnviertels "Altstadt Grossbasel", das gesamthaft ein wichtiger Arbeits- und<br />
Freizeitort ist 10 .<br />
Diskutiert wurde auch die Zugehörigkeit des Quartiers Bruderholz zu unserem<br />
System. Ein Bezirk dieses Quartiers liegt klar innerhalb des Kilometerkreises,<br />
allerdings liegt das Gebiet erhöht und schliesst sich so vom angrenzenden<br />
Gundeldingerquartier ab. Aussagen von Einwohnern des Bruderholzquartiers<br />
ergaben jedoch, dass sie nicht zuletzt der Nähe zum Bahnhof wegen, diese<br />
Wohnlage wählten. Darauf wurde das Quartier, bzw. der betroffene Bezirk des<br />
Bruderholzes in unserem System belassen.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 15
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Abbildung 2.1: Karte mit eingezeichneten Systemgrenzen und Nummern der einzelnen<br />
Quartiere und Bezirke<br />
Das ganze System besteht also aus folgenden Quartieren und Bezirken:<br />
1 Altstadt Grossbasel<br />
1.1 Burgviertel 1.2 Geschäftsviertel 1.3 Leonhard 1.4 Peter<br />
2 Vorstädte<br />
2.2 Spalen 2.3 Steinen 2.4 Aeschen 2.5 Alban<br />
2.6 Albantal<br />
3 Am Ring<br />
<strong>3.</strong>3 Steinen <strong>3.</strong>4 Marktplatz<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 16
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
5 St. Alban<br />
5.1 Heumatt 5.2 Peter Merian 5.3 Luftmatt<br />
6 Gundeldingen<br />
6.1 Margarethen 6.2 Thierstein 6.3 Delsbergerallee<br />
7 Bruderholz<br />
7.1 Thiersteinerrain<br />
8 Bachletten<br />
8.1 Paulus<br />
2.3 Vorgehen und Methoden 2. Teil<br />
2.<strong>3.</strong>1 Einflussvariablen<br />
Die in der Systemanalyse identifizierten, adäquaten Einflussvariablen wurden in<br />
einem nächsten Schritt durch Auswertung der bereits recherchierten Daten sowie<br />
durch weitere Abklärungen genauer definiert und quantifiziert. Das Ziel war die<br />
Beschreibung des Ist-Zustandes (Qualifizierung und Quantifizierung) des<br />
Systems mittels der Einflussvariablen. Dafür wurden für alle Variablen<br />
Indikatoren bestimmt, welche diese charakterisieren. Zum Beispiel wurde für die<br />
Variable "Bevölkerungsdichte" der Indikator "Anzahl Personen pro ha" gewählt.<br />
Da beim Bestimmen der Einflussvariablen einige Variablen zusammengefasst<br />
worden waren, wurden in solchen Fällen Leitindikatoren gesucht, welche die<br />
Variablen zwar nicht umfassend beschreiben, sie aber in ihren Hauptaspekten<br />
erfassen.<br />
Ein weiterer Schritt beinhaltete die Bestimmung von Ausprägungen der<br />
Einflussvariablen. Durch die Abschätzung der Zustände (Ausprägungen), welche<br />
die Indikatoren der einzelnen Variablen in den nächsten 20 Jahren einnehmen<br />
können, wurden für jede Variable neben dem Ist-Zustand zwei weitere, möglichst<br />
unterschiedliche Ausprägungen identifiziert. Dabei wurde beachtet, dass sich die<br />
Ausprägungen deutlich unterscheiden und somit für zwei gegenläufige<br />
Entwicklungen stehen. Das erworbene Systemverständnis der Studierenden<br />
sowie das Fachwissen von Experten bildeten dafür die Wissensgrundlage. Wenn<br />
möglich, wurden die Ausprägungen mittels Daten hinterlegt.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 17
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
2.<strong>3.</strong>2 Einflussmatrix<br />
Die 19 Variablen aus der Systemanalyse werden parallel zu ihrer genauen<br />
Definierung und Quantifizierung auf ihre Einflussbeziehung untereinander<br />
untersucht. Dazu werden die Variablen in einer Einflussmatrix gegeneinander<br />
aufgetragen 11 . Darin wird jeweils für zwei Variable die Stärke des Einflusses<br />
gerichtet beurteilt. Indirekte Einflüsse und Selbstbeeinflussungen werden<br />
ausgeschlossen.<br />
Die zu beurteilenden Einflüsse werden auf drei Kleingruppen aus je drei<br />
Studierenden aufgeteilt. Jeder einzelne einer 3er-Gruppe beurteilt für sich selber<br />
die der Gruppe zugeteilten Einflüsse. Danach werden die Resultate der<br />
Bewertung in Dreiergruppen verglichen. Sind sich die Mitglieder der Kleingruppe<br />
einig, ist keine Diskussion notwendig. Sind sich nur zwei Mitglieder einig, und die<br />
Bewertung des dritten weicht nur um einen Punkt ab, wird die Bewertung<br />
übernommen, die zweimal gewählt wurde. Falls sich die Beurteilungen der<br />
Einflüsse stark unterscheiden, findet eine Diskussion in der Kleingruppe statt,<br />
welche diese Differenzen bereinigt. Als starke Unterscheidung werden<br />
Abweichungen von mehr als einem Punkt oder eine unterschiedliche Beurteilung<br />
aller drei Kleingruppenmitglieder bezeichnet. In der Diskussion kann jedes<br />
Mitglied der Kleingruppe die Argumente vorbringen, die zu seiner Sicht geführt<br />
haben. Schliesslich einigt sich die Kleingruppe auf einen Einfluss. Besonders<br />
wichtig ist es dabei, sich die Definitionen der Einflussvariablen vor Augen zu<br />
halten. Nur so können die Resultate auf einer gemeinsamen Grundlage<br />
besprochen werden. Zum Schluss wird die Einflussmatrix aus den Resultaten der<br />
drei Kleingruppen zusammengestellt.<br />
Einige wichtige Fragen, welche mit diesem Hilfsmittel beantwortet werden<br />
können, sind:<br />
• Welche Variablen beeinflussen die anderen besonders stark (= aktive<br />
Variablen)?<br />
• Welche Variablen werden stark von allen anderen beeinflusst (= passive<br />
Variablen)?<br />
2.<strong>3.</strong>3 Systemgrid, Systembild und Mic-Mac-Analyse<br />
Mit dem Computerprogramm zur computergestützten, quantitativen<br />
Systemanalyse "SystemD" von Olaf Tietje 12 wurden die Resultate aus der<br />
Einflussmatrix anschliessend in einem Systembild und einem Systemgrid<br />
veranschaulicht. Diese Instrumente erlauben einen vertieften Einblick in unser<br />
System und identifizieren die Variablen mit pufferndem, ambivalentem, aktivem<br />
oder passivem Einflusscharakter. Damit wurden Aussagen über die Bedeutung<br />
der einzelnen Variablen für das heutige und zukünftige Systemgeschehen<br />
möglich: Unwichtige Variablen wurden ausgeschlossen, ähnliche Variablen<br />
zusammengefasst. So wurden die Variablen "Velofreundlichkeit" und<br />
"Fussgängerfläche zu einer neuen Variablen "LV (Langsamverkehr) Fläche"<br />
fusioniert und die Variablen "Qualität ÖV" und "Verkehrsanbindung ÖV intern"<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 18
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
zusammengeschlossen. Die Variable "Arbeitsplatzdiversität" wurde aus dem Set<br />
ausgeschlossen. So erhielten wir schliesslich 16 definitive Variablen, die unser<br />
System beschrieben und mittels denen wir die Varianten formativ konstruieren<br />
konnten.<br />
2.<strong>3.</strong>4 Intuitive Variantenkonstruktion<br />
Die Konstruktion der Varianten erfolgte durch zwei unterschiedliche Ansätze:<br />
Einerseits durch die intuitive zum anderen durch die methodengestützte, formale<br />
Konstruktion.<br />
In Kleingruppen machen die Studierenden ein Brainstorming, wobei mögliche<br />
zukünftige Zustände des Systems bezüglich der Leitfrage der Fallstudie genannt<br />
werden. Dabei werden das bisherige Systemverständnis sowie das erworbene<br />
Wissen aus den Erfahrungstagen beigezogen.<br />
2.<strong>3.</strong>5 Zweites Begleitgruppentreffen<br />
Eine weitere wichtige Wissensquelle ist das zweite Begleitgruppentreffen. Die<br />
Teilnehmer (Tabelle 2.2) dieses Treffens, die teilweise bereits am ersten Treffen<br />
mitgewirkt haben, beschreiben auf Kärtchen ihre Befürchtungen, Ahnungen und<br />
Hoffnungen, was sich im Bahnhofsumfeld (System) entwickeln wird. Zudem<br />
werden diese Visionen auf Karten des Systems eingezeichnet und der Gruppe<br />
kurz vorgestellt.<br />
Tabelle 2.2: Teilnehmer 2. Begleitgruppentreffen Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Name<br />
Hintergrund<br />
Herr Urs Kestenholz<br />
Herr Stephan Leber<br />
Herr Frédéric Deutsch<br />
Frau Karin Hartmann<br />
Herr René Guillod<br />
Herr Martin Häfliger<br />
Herr Alexander Schlatter<br />
33er Taxi<br />
Betreuung SBB Infrastruktur, Pendler<br />
Planungsamt der Stadt Basel<br />
VCS<br />
Quartierverein Gundeldingen<br />
Wirtschafts- und Sozialdepartement<br />
Denkmalpflege Basel Stadt<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 19
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
2.<strong>3.</strong>6 Formative Variantenkonstruktion<br />
Für die formative Variantenkonstruktion wurden zuerst mehrere Stufen (in der<br />
Regel zwei, höchstens drei) von zukünftigen möglichen Zuständen der<br />
Einflussvariablen angenommen. Diese Zustände werden als Ausprägungen der<br />
betreffenden Variablen bezeichnet.<br />
In einer Konsistenzmatrix sollte nun das gleichzeitige Auftreten von zwei<br />
Ausprägungen unterschiedlicher Variablen bewertet werden. Dazu wurden<br />
ähnlich wie in der Einflussmatrix alle Ausprägungen der Variablen<br />
gegeneinander aufgetragen.<br />
Jeweils zwei Ausprägungen unterschiedlicher Variablen wurden bezüglich<br />
Inkonsistenzen analysiert, d.h. es wurde beurteilt, ob diese beiden<br />
Ausprägungen gleichzeitig auftreten können oder sich gegenseitig<br />
ausschliessen. So konnte vermieden werden, dass eine Variante konstruiert<br />
wurde, welche nicht "funktionieren" kann, weil sie zu viele Widersprüche enthält.<br />
Aufgrund der Menge der zu beurteilenden Ausprägungskombinationen wurden<br />
die Aufgaben auf drei Kleingruppen à drei Studierende aufgeteilt.<br />
Mittels dem Programm "KD-Consistency Analysis" 13 konnte die Konsistenzmatrix<br />
ausgewertet werden. Es wurden Ausprägungskombinationen generiert, die in<br />
sich frei von Inkonsistenzen waren und damit mögliche Zukunftszustände<br />
modellieren können.<br />
Zur Bewertung wurden die in Tabelle 2.3 ersichtlichen Konstellationen<br />
unterschieden 11 .<br />
Tabelle 2.3 Konstellationen der Ausprägungen<br />
Verhältnis<br />
Inkonsistenz<br />
Koexistenz<br />
Beschreibung<br />
Die beiden Ausprägungen können nicht gleichzeitig auftreten<br />
(Bedingung)<br />
Die beiden Ausprägungen können unabhängig voneinander<br />
auftreten.<br />
Unterstützung Das Auftreten der einen Ausprägung wird durch das Auftreten<br />
der anderen Ausprägung gefördert.<br />
Bedingung<br />
Das Auftreten der einen Ausprägung hängt notwendig mit dem<br />
Auftreten der anderen Ausprägung zusammen.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 20
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
2.<strong>3.</strong>7 Zusammenführung der beiden Variantenkonstruktionen<br />
Die oben beschriebenen, verschiedenen Vorgehensweisen vermochten<br />
unterschiedliche Wissensquellen zu erschliessen und waren deshalb beide von<br />
Bedeutung. Sie ergänzten sich und machten die Erschliessen eines maximalen<br />
Variantenraumes möglich. Als nächstes wurden die intuitiven Zukunftsvisionen<br />
reformuliert, d.h. mit den konsistenten Ausprägungskombinationen abgeglichen.<br />
Es wurden Varianten gebildet, die jeweils sowohl mit einer intuitiven wie auch mit<br />
einer formativen Variante übereinstimmend waren.<br />
Des Weiteren wurden diese Varianten mit den Varianten der Gruppe Angebot<br />
Bahnhof SBB/SNCF abgestimmt. Schliesslich wurden vier Varianten identifiziert,<br />
welche mögliche Zukunftszustände des Bahnhofs und des Bahnhofsumfelds<br />
darstellen. Diese vier Varianten wurden ausformuliert und mit Postern<br />
visualisiert.<br />
2.4 Vorgehen und Methoden im <strong>3.</strong> Teil<br />
Nach der Variantenkonstruktion galt es, die Varianten zu bewerten. Dieser Schritt<br />
erfolgte gleichzeitig mit zwei verschiedenen Methoden. Zum einen wurden<br />
Kriterien definiert und die Varianten datengestützt bewertet. Diese Daten wurden<br />
durch die quantifizierten Systemvariablen gewonnen. Dieses<br />
Bewertungsverfahren ist in Kapitel 2.4.1 als MAUT I (multi-attributive utility<br />
theory) dargestellt.<br />
Andererseits sollten die Varianten von so genannten Fallakteuren bewertet<br />
werden. Dazu wurden Personen zu einem Bewertungsparcours eingeladen, wo<br />
sie nach einem einheitlichen Verfahren die Varianten rangierten. Diese<br />
Bewertungsmethode wurde als MAUT II bezeichnet und ist in Kapitel 2.4.2<br />
beschrieben.<br />
2.4.1 MAUT I<br />
Zuerst wurden sechs Kriterien definiert, nach denen die Varianten zu bewerten<br />
waren. Für jedes Kriterium war eine Kleingruppe zuständig. Diese Kriterien<br />
gliederten sich gemäss den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (Umwelt,<br />
Wirtschaft, Gesellschaft) in je zwei ökologische, ökonomische und soziale<br />
Kriterien. Die einen Kriterien berücksichtigten eher die Auswirkungen der<br />
Varianten auf eine einzelne Person wie beispielsweise das Kriterium "lokale<br />
Lufthygiene", die anderen gingen auf die Folgen für eine grössere Region ein, ein<br />
Beispiel hierfür das Kriterium "volkswirtschaftliche Kosten".<br />
Die Kleingruppen legten fest, wie ihr Kriterium gemessen, d.h. quantifiziert<br />
werden sollte. Sie gaben an, welche Daten sie benötigten, um die Varianten<br />
anhand der Kriterien zu bewerten. Je nach Kriterium wurden unterschiedliche<br />
Zahlen benötigt. So galt es beispielsweise für das Kriterium "lokale Lufthygiene"<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 21
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
herauszufinden, welches Verkehrsmittel wie viele Fahrzeugkilometer in den<br />
jeweiligen Varianten zurücklegt.<br />
Darauf bewerteten die Kriteriengruppen die Varianten anhand der gelieferten<br />
Daten. So ergaben sich für jede Variante Werte, die verglichen werden konnten.<br />
Daraus resultierte eine Rangierung der Varianten bezüglich eines spezifischen<br />
Kriteriums. Abgesehen von den Resultaten pro Variante wurde ein maximal –<br />
"best case" – und ein minimal – "worst case" – zu erreichender Wert im<br />
entsprechenden Kriterium festgelegt. Danach wurden die Variantenergenisse<br />
bezüglich der Extremwerte normiert. Diese Normierung erlaubte es, ungeachtet<br />
der Variantenrangierung festzulegen, ob die Varianten allgemein ein Kriterium<br />
gut erfüllen (Variantenwerte nahe Maximum) oder nicht. Die Normierung stellte<br />
zudem sicher, dass sich die Resultate der unterschiedlichen Kriterien vergleichen<br />
liessen. Konkret konnte so für jede Variante eine Gesamtbilanz (Nutzenfunktion)<br />
erstellt werden, indem die sechs normierten Kriterienergebnisse<br />
zusammengezählt wurden. Diese auf Daten basierende Bewertung konnte<br />
anschliessend mit der Bewertung durch Fallakteure verglichen werden (Kapitel<br />
2.4.2).<br />
2.4.2 MAUT II<br />
Die konstruierten Varianten sollen von Akteuren bewertet werden. Als Akteure<br />
gelten Personen, die von den Varianten unmittelbar betroffen sind. Diese<br />
Bewertung wird in Form eines Bewertungsparcours vorgenommen. Als<br />
Bewertende sind fünf Akteurgruppen eingeladen worden: Planer,<br />
Gewerbetreibende, Pendler/ Anbieter von Verkehrsinfrastruktur, Anwohner sowie<br />
Studierende. Eine Liste der bewertenden Personen findet sich unten in Tabelle<br />
2.4.<br />
Tabelle 2.4: Liste der bewertenden Personen<br />
Anrede Vorname Name Verband Genauere Bezeichnung<br />
Frau Marianne Artz Anwohnerin Kollegin (David)<br />
Herr Gregor Bachmann Konditorei<br />
Herr Willy Born Gewerbe<br />
Frau Barbara Buser Kantensprung AG Kantensprung AG<br />
Herr Jürg Degen<br />
Hochbau- und Planungsamt<br />
Basel-Stadt<br />
HPA Abteilung<br />
Nutzungsplanung<br />
Herr Frédéric Deutsch<br />
Hochbau- und Planungsamt<br />
Basel-Stadt<br />
Frau Anne Dusseiler Bekannte von Beatrice Isler<br />
Frau Magdalena Dysli Bahnhofsrestaurants<br />
Frau Bea Erb Pendlerin Kollegin (David)<br />
Herr Nicolai Erb Pendler Kolleg (David)<br />
Herr Michael Fahlbusch BVB Angebotsplanung BVB Angebotsplanung<br />
Herr Bernhard Fleig Anwohner Orgelbauer<br />
Herr Emil Franov Pendler<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 22
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
HPA Abteilung<br />
Herr Dominik Frei<br />
Hochbau- und Planungsamt<br />
Basel-Stadt<br />
Stadtgestaltung öffentlicher<br />
Raum<br />
Herr Thomas Gerspach<br />
Hochbau- und Planungsamt<br />
Basel-Stadt<br />
HPA Abteilung<br />
Grünplanung<br />
Frau Ursula Grossniklaus Anwohnerin<br />
Herr Jonas Grossniklaus Anwohner<br />
Herr Georg Gusewski Pendler<br />
Herr Christian Haefliger Gruppe Bahnhof<br />
Herr Martin Häfliger<br />
Wirtschafts-und<br />
Sozialdepartement<br />
,<br />
Abteilung Verkehr<br />
Frau Beatrice Isler Anwohnerin<br />
Herr Markus Jehl Anwohner<br />
Frau Doris Kaiser Ecos Postfach<br />
Herr Urs Kestenholz 33er Taxi<br />
Herr Oliver Kiss Pendler Kolleg (Ramon)<br />
Herr Urs Martin Koch<br />
SBB Projekt Management,<br />
Filiale Olten<br />
SBB Projekt Management,<br />
Filiale Olten<br />
Herr Stephan Leber<br />
SBB Projekt Management,<br />
Filiale Olten<br />
SBB Projekt Management<br />
Herr Daniel Lehmann Ecos Postfach<br />
Frau Silvia Lorenz<br />
Spitex<br />
Gundeldingen/Bruderholz<br />
Frau Bettina Marugg Pendlerin david<br />
Herr Leo Müller Gewerbe<br />
Frau R. Pelluch Pendler Tourismus<br />
Herr Thomas Petraschke Gewerbe Fluxdesign<br />
Herr Rafael Poller Planungsamt Stadtgestaltung<br />
Herr Frédéric Pothier Basel Tourismus<br />
Herr Benedikt Schoeler Pendler Kolleg (David)<br />
Herr Andreas Stäheli<br />
Pestalozzi & Stäheli<br />
Ingenieurbüro Umwelt und<br />
Verkehr<br />
Pestalozzi & Stäheli<br />
Ingenieurbüro Umwelt und<br />
Verkehr<br />
Frau Pia Vögtli<br />
Hochbau- und Planungsamt<br />
Basel-Stadt<br />
Frau Rita Wettstein Pendlerin david<br />
Herr Claude Wyler Planungsbüro Nussbaumer<br />
Herr Michael Yared Veloparking<br />
Herr Roland Zaugg<br />
Hochbau- und Planungsamt<br />
Basel-Stadt<br />
HPA Abteilung Struktur und<br />
Entwicklung<br />
Der Parcours besteht aus vier Posten. Am ersten Posten findet die Begrüssung<br />
statt. Beim zweiten Posten folgen die Präsentation der Varianten sowie eine<br />
erste intuitive Bewertung. Danach werden am dritten Posten die Kriterien<br />
vorgestellt und gewichtet. Nach diesen Kriterien werden dann in einem vierten<br />
Posten die Varianten bewertet. Im Folgenden werden die verschiedenen Poster<br />
näher besprochen.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 23
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Abbildung 2.2: Schematische Darstellung des Ablaufes des Bewertungsparcous (MAUT II)<br />
Zur Begrüssung erklärt die Begleitperson am ersten Posten dem Gast anhand<br />
eines Begrüssungsposters die Funktion und die Ziele der Fallstudie. Dabei wird<br />
die Leitfrage sowie das bisherige Vorgehen, wie Systemanalyse und<br />
Variantenkonstruktion vorgestellt. Es wird erklärt, dass die verschiedenen<br />
Varianten, die im Vorfeld konstruiert wurden nun von den Besuchern bewertet<br />
werden sollten. Die Bewertenden werden auf ihre Rolle aufmerksam gemacht,<br />
für die sie eingeladen worden sind. Weiter wird ihnen kurz erklärt, wie der<br />
Bewertungsparcours abläuft.<br />
Am zweiten Posten werden von der variantenverantwortlichen Person die im<br />
Vorfeld konstruierten Varianten vorgestellt. Dem Bewertenden werden die<br />
Varianten akustisch als auch visuell präsentiert: Anhand von Tonbändern werden<br />
der Besuchsperson die Varianten vorgespielt, und auf Postern werden die<br />
Varianten dem Bewertenden visuell näher gebracht.<br />
Diese Hilfsmittel sollen garantieren, dass die Varianten von den<br />
Besuchspersonen richtig verstanden und so auch fundiert bewertet werden<br />
können. Denn hier bei diesem Posten erfolgt nun die erste intuitive Bewertung.<br />
Ebenfalls sollen hier die Bewertungspersonen die Wahrscheinlichkeit des<br />
Auftretens der verschiedenen Varianten beurteilen.<br />
Sobald diese intuitive Bewertung vorgenommen worden ist, begibt sich die<br />
Bewertungsperson zum dritten Posten.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 24
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Am dritten Posten werden von der Kriterienperson die verschiedenen Kriterien,<br />
nach denen die Varianten in einem zweiten Bewertungsschritt beurteilt werden<br />
sollen, vorgestellt und anhand eines Posters erklärt. Diese Kriterien sind<br />
dieselben, die auch in der datengestützten Bewertung MAUT I verwendet worden<br />
sind. Die Bewertungsperson wird angehalten diese Kriterien zu gewichten.<br />
Am vierten Posten wird die Bewertungsperson von der Begleitperson empfangen<br />
und nimmt die Bewertung der Varianten anhand der im Posten drei vorgestellten<br />
Kriterien vor. Nach dieser Bewertung wird der Bewertende gebeten, einen<br />
Fragebogen zu den statistischen Daten auszufüllen, und in einem<br />
abschliessenden Gespräch mit der Begleitperson kann die Bewertungsperson<br />
ihre Eindrücke über den Bewertungsparcours schildern.<br />
2.4.3 Drittes Begleitgruppentreffen<br />
Auch in der dritten Phase der Studie wurde ein Treffen mit Akteuren aus der<br />
Praxis vereinbart. Das Ziel dieser Veranstaltung war die Diskussion der<br />
Resultate aus der MAUT II und die Erarbeitung von Handlungsanleitungen für die<br />
Zukunft.<br />
Die Mitglieder der Begleitgruppe Anbindung / Angebot Bahnhof SBB/SNCF, die<br />
am dritten Begleitgruppentreffen teilgenommen haben, sind in Tabelle 2.4.<br />
ersichtlich.<br />
Tabelle 2.5: Teilnehmer <strong>3.</strong>Begleitgruppentreffens Gruppen Anbindung und Angebot des<br />
Bahnhofs SBB/SNCF<br />
Name<br />
Hintergrund<br />
Frau Franziska Heitz<br />
Herr Martin Graf<br />
Herr Christian Haefliger<br />
Herr René Guillod<br />
Herr Stephan Leber<br />
Herr Michael Fahlbusch<br />
Frau Karin Hartmann<br />
Schule und Beruf<br />
Securitrans<br />
Gruppe Bahnhof<br />
Quartierverein Gundeldingen<br />
Betreuung SBB Infrastruktur, Pendler<br />
BVB<br />
VCS<br />
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The Kruetli Group 25
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
2.5 Liste der kontaktierten Experten<br />
Tabelle 2.6: Liste der kontaktierten Experten<br />
Anrede Vorname Name Verband Genauere Bezeichnung<br />
Herr<br />
Ueli Balmer Bundesamt für<br />
Raumentwicklung<br />
Jurist<br />
Herr Urs Baltensperger Labor für Atmosphärenchemie,<br />
PD Dr., Chemiker<br />
PSI Villigen<br />
Herr Nicolas Bukowiecki Labor für Atmosphärenchemie,<br />
Dr., Chemiker<br />
PSI Villigen<br />
Herr Fréderic Deutsch Hochbau- und Planungsamt<br />
des Kantons Basel-Stadt<br />
Herr Wolfgang Fleischer Wirtschafts- und Soz.<br />
departement des Kantons BS<br />
Herr Urs Kestenholz 33er Taxi<br />
Herr Markus Knapp Amstein + Walthert AG<br />
Frau Christa Moll Statistisches Amt des<br />
Kantons Basel-Stadt<br />
Herr Philippe Oswald Hochbau- und Planungsamt<br />
des Kantons Basel-Stadt<br />
Herr Ivan Rosenbusch Hochbau- und Planungsamt<br />
des Kantons Basel-Stadt<br />
Herr Peter Scheidegger Bahn+Bus Beratung 3B<br />
Herr Johannes Staehelin Institut für Atmosphäre und<br />
Klima, <strong>ETH</strong> Zürich<br />
Professor<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 26
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
3 Grundlagen<br />
<strong>3.</strong>1 Basel und Bahnhof SBB – ein kurzer historischer Überblick<br />
<strong>3.</strong>1.1 Stadt ist Altstadt: 1800 – 1900<br />
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Altstadt mit ihren Stadtmauern die<br />
eigentliche Stadt Basel 14 . Die Entwicklung der anderen Quartiere erfolgte erst ab<br />
ungefähr 1870 mit der ersten Phase der Stadterweiterung. Ab Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts wurde im Südosten der Stadt Basel das St. Alban Quartier gebaut.<br />
Das Quartier wurde nach dem einstigen, im Bereich der heutigen St. Alban-<br />
Kirche gelegenen, Kloster benannt. Hier entstand ein neues Wohnviertel für<br />
wohlhabende Basler Familien. Bis zur Jahrhundertwende wurde vornehmlich im<br />
zentrumsnahen St. Alban-Ring gebaut. 1876 wurde der Rangierbetrieb des 1862<br />
eröffneten Badischen Bahnhofs auf den Bahnhof Wolf ausgelagert, was zur<br />
Folge hatte, dass in einem grossen Gebiet im Süden des St. Alban-Quartiers<br />
Geleiseanlagen entstanden. Hier wurden auch Lagerhallen und Gewerbebetriebe<br />
errichtet 15 .<br />
In der ersten Phase der Stadterweiterung entstand auch der grösste Teil der<br />
Bebauung im Quartier Am Ring 16 . Obwohl absichtlich ausserhalb der Stadt<br />
errichtet, sollte nun auch der Bau des ersten Bahnhofes einen grossen Einfluss<br />
auf die nachfolgende Stadtentwicklung haben. Mit der Verlängerung der Linie<br />
Strassburg – St. Louis der Elsässerbahn nach Basel entstand 1844 der erste<br />
Bahnhof der Schweiz 17 . Entlang dieser Linie entstanden die ersten Gebäude im<br />
ansonsten unbebauten Quartier Bachletten. Bis 1920 wurden in diesem Quartier<br />
grosszügige Villen und Mehrfamilienhäuser mit grossen Gärten gebaut 18 .<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 27
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Abbildung <strong>3.</strong>1: Stadtentwicklung mit Bahnhöfen um 1863 19<br />
1860 wurde die Verbindung der französischen Ostbahn, ehemals Elsässerbahn,<br />
mit der Schweizer Zentralbahn fertig gestellt. Damit entstanden mit dem<br />
französisch-schweizerische Doppelbahnhof beim Elisabethenbollwerk die<br />
Grundfesten des heutigen Bahnhofes 17 . Die Bahn richtete den Bahnhofsbau<br />
nicht auf die vorliegende Stadtentwicklung aus, sondern suchte sich, wie auch in<br />
anderen Schweizer Städten, billiges Land, das ausserhalb der urbanen Zone<br />
lag 20 . Somit war keine Anbindung an die Stadt Basel gegeben, welche zu dieser<br />
Zeit auch niemals ein Ziel war. Das Ziel war eher das Gegenteil: Man wollte den<br />
Bahnhof möglichst ausserhalb der Stadt erbauen, um allfälligen negativen<br />
Emissionen, die durch die Bahn entstehen könnten, zu entgehen. Einen Bahnhof<br />
in die Stadt zu integrieren war für damalige Stadtplaner absolut undenkbar 21 .<br />
Somit lag die definitive Bahnhofsanlage ausserhalb des Mauerrings an der<br />
Stadtgrenze. Trotzdem waren in ihrem Umfeld erste Ansätze einer<br />
Stadtentwicklung zu erkennen. Mit dem Bau dieses Centralbahnhofs entstand<br />
auf der stadtrückwärtigen Seite des Bahnhofs, im bis anhin unbebauten<br />
Gundeldingen eine grossflächige Überbauung mit Wohnhäusern für die<br />
zuziehenden Arbeiter, die in der aufstrebenden Textil- (Seidenfärberei) später<br />
chemischen Industrie, Arbeit fanden. Auf diese Arbeiter hatte das<br />
Bahnhofsumfeld durch seine billige Wohnlage eine grosse Anziehungskraft 22 . Zur<br />
gleichen Zeit entstanden auch grosse Überbauungen in den Quartieren<br />
Matthäus und St. Johann, die ebenfalls vor allem von Arbeitern bewohnt<br />
wurden 23 .<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 28
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
In diese Zeit (1895) fällt auch die Eröffnung der elektrischen Basler<br />
Strassenbahnen (BStB) mit ihrer ersten Linie vom Centralbahnhof über die<br />
mittlere Brücke bis zum alten Badischen Bahnhof 24 . Hier geschah die erste<br />
wichtige Anbindung des Bahnhofes an die Stadt Basel.<br />
<strong>3.</strong>1.2 Entwicklung an der Peripherie: 1900 – 1950<br />
Eine zweite Phase der Stadterweiterung folgte ab 1920. Zu dieser Zeit wurde<br />
auch das bis anhin nur landwirtschaftlich genutzte Gebiet des Quartiers<br />
Bruderholz bebaut. Hier entstand ein Mittel- und Wohlstandsquartier im<br />
Grünen 25 . Auch im Bachletten-Quartier entstanden zu dieser Zeit die äussersten<br />
Quartierteile mit Reiheneinfamilienhäusern 18 . Während dieser Phase der<br />
Stadtentwicklung entstand auch der grösste Teil des heutigen Tramnetzes, und<br />
somit der Anbindung des Bahnhofes an die Stadt durch die Strassenbahn 24 .<br />
<strong>3.</strong>1.3 Erstellung des heutigen Stadtbildes: 1960 – 2004<br />
In einer dritten, auffälligen Phase der Stadtentwicklung, entstanden in den<br />
1960er-Jahren im Gundeldingerquartier zahlreiche Neubauten mit Klein- und<br />
Kleinstwohnungen 22 . Das Quartier wurde vermehrt zum Ausländerquartier.<br />
Während dieser Phase wurden auch in der Altstadt ganze Gebiete massiv<br />
verändert, indem die mittelalterliche Bebauung durch neue Grossbauten ersetzt<br />
wurde. Die Altstadt wurde vermehrt Ort für das Dienstleistungsgewerbe und für<br />
privilegiertes Wohnen. Dank einem zunehmend etablierten und griffigen<br />
Stadtbild- und Denkmalschutz konnten weite Teile der Altstadt dann aber über<br />
die Bau-Boomjahre ab ca. 1960 bis gegen 1985 gerettet werden 14 .<br />
Auch in den übrigen Quartieren entstanden ab den 1960er-Jahren Neubauten<br />
mit Kleinwohnungen. Am wenigsten betroffen von dieser Entwicklung war das<br />
Bruderholz, das sich als Mittel- und Wohlstandsquartier mit Einfamilienhäusern<br />
bis heute behaupten konnte 25 . Während dieser Zeit wurde das gesamte<br />
Autobusnetz des heutigen BVB-Netzes, bis zum heutigen Zustand ausgebaut,<br />
und so der Zustand der heutigen Anbindung des Bahnhofes an die Stadt<br />
bewerkstelligt 24 10 .<br />
<strong>3.</strong>1.4 Projekte im der Umgebung des Bahnhofs SBB/SNCF<br />
Die Gebiete um den Bahnhof SBB/SNCF sind bereits heute eine der aktivsten<br />
Bauzonen in Basel-Stadt. Auf mehreren Arealen existieren Projekte, die in den<br />
nächsten Jahren vor allem Räumlichkeiten für Dienstleistungen und Büros<br />
schaffen werden 26 27 . Einige davon sind bereits realisiert, wie z.B. das Peter-<br />
Merian-Haus und das Jakob-Burckhardt-Haus 28 .<br />
Die Realisierung von zusätzlichen Räumlichkeiten für Dienstleistungen und<br />
Büros und Wohnungen werden Veränderungen mit sich bringen, da sich damit<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 29
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
nicht nur viele Arbeitsplätze um den Bahnhof SBB/SNCF konzentrieren werden,<br />
sondern auch Menschen in die Nähe des Bahnhofs und somit Ihrer Arbeitsplätze<br />
bringen wird. Einerseits wird dies das Verkehrsverhalten beeinflussen und<br />
andererseits könnte durch diese Konzentration das Stadtzentrum in Richtung<br />
Bahnhof SBB/SNCF verlagern werden.<br />
Abbildung <strong>3.</strong>3 Projekte um den Bahnhof SBB/SNCF 26<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 30
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Tabelle <strong>3.</strong>1 Übersicht Projekte im Bahnhofsgebiet<br />
42'000 Dienstleistungszentrum<br />
Ort BGF [m 2 ] Nutzung Parkplätze<br />
1 Augenspital 29 50 Wohneinheiten ?<br />
2 Markthalle 29 12'000 Büros / Dienstleistungen, ?<br />
Umnutzung der Halle<br />
3 Elsässertor 30 21'000 Verkauf, Gastronomie, 200<br />
Büros und<br />
Dienstleistungen<br />
4 Bahnhof Süd 24'000 Büros mit mind 25% 110<br />
Baufeld B 31 Wohnanteil<br />
5 Bahnhof Süd 22'500 Büros mit mind 25% 105<br />
Baufeld D 32 Wohnanteil<br />
6 Peter Merian 50'000 Büros 330<br />
Haus 29<br />
7 Jacob Burckhardt 40'000 Büros, Läden,<br />
170<br />
Haus 33 Dienstleistungen<br />
8 Grosspeterareal 34 50'000 10% Hotel, 70 % Büro, 330<br />
35 36 37<br />
20% Wohnen<br />
9 Coop 37 42'000 Verkauf Coop ?<br />
10 Miba West und<br />
?<br />
Miba Ost 37 (+ 20'000 m 2 Grünfläche)<br />
11 Wolf<br />
50'000 Zonenänderung ?<br />
Güterbahnhof 37<br />
12 Areal St. Jakobs-<br />
Stadion 37 25'000 Dienstleistungs- und<br />
Wohnnutzung<br />
(Turmhaus)<br />
?<br />
13 Bruderholz 27 75 Wohneinheiten ?<br />
14 Dreispitzareal<br />
(Variante Lego) 27<br />
38 39<br />
?<br />
15 Falkensteinerpark<br />
27<br />
Total 550'000<br />
150'000 120'000 Dienstleistungen,<br />
-30'000 Produktion,<br />
200'00 Gewerbe, -<br />
110'000 Lager, 10'000<br />
Verkauf, 120'000<br />
Wohnen, 20'000 Kultur<br />
100 Wohneinheiten ?<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 31
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
<strong>3.</strong>2 Beschreibung der Quartiere<br />
<strong>3.</strong>2.1 Übersicht<br />
Nach dem kurzen geschichtlichen Abriss des Bahnhofsgebietes wird in den<br />
folgenden Kapiteln <strong>3.</strong>2.2 bis <strong>3.</strong>2.8 auf den heutigen Zustand derjenigen Quartiere<br />
eingegangen, die zumindest teilweise innerhalb der Systemgrenzen liegen.<br />
Neben der Beschreibung der Lage und der Charakteristika der Quartiere wird<br />
auch kurz auf mögliche Entwicklungen oder Veränderungen in den nächsten 20<br />
Jahren eingegangen. Die Zahl in Klammern hinter dem Namen des Quartiers im<br />
Titel bezeichnet die Nummer des Quartiers innerhalb der Stadt Basel.<br />
In Kapitel <strong>3.</strong>2.9 folgt ein Vergleich der beschriebenen Quartiere. Verglichen<br />
werden nicht nur die Quartiere untereinander sondern auch die Quartiere mit<br />
dem Baselstädtischen Durchschnitt.<br />
<strong>3.</strong>2.2 Quartier Altstadt (1)<br />
Zur Altstadt Grossbasel gehören vier Bezirke (Burgviertel, Geschäftsviertel,<br />
Leonhard, Peter) sie liegen alle innerhalb der Systemgrenzen.<br />
Das statistische Wohnviertel ‘Altstadt Grossbasel’ entspricht dem Gebiet, das<br />
ehemals von der ersten Stadtmauer umschlossen wurde. Heute erinnern die<br />
dem Grenzverlauf entsprechenden Strassen mit der Endung ‘-graben’ an die<br />
alten Wehrgräben, die sich an diesen Stellen befunden haben (Petersgraben,<br />
Leonhardsgraben, St. Alban-Graben) 14 .<br />
Die unterschiedlich stark sanierten Bauten bieten heute Raum sowohl für das<br />
Dienstleistungsgewerbe als auch für privilegiertes Wohnen in einem urbanen<br />
Umfeld (z.B. Andreasplatz). Aktuell ist die Umgestaltung des Lohnhofs, des<br />
ehemaligen Gefängnisses, zu Wohnungen des gehobenen Standards sowie in<br />
ein Museum, ein Hotel mit Restaurant und Kulturräume. Die Verwaltung versucht<br />
auch von ihr als Büroräumlichkeiten genutzte, teilweise historische Gebäude an<br />
erstklassiger und zentrumsnaher Lage ihrem ursprünglichen Zweck, dem<br />
Wohnen, zurückzugeben und auf andere Liegenschaften auszuweichen. All<br />
diese Aktionen sollen dazu beitragen, die Stadt für die Bewohnerinnen und<br />
Bewohner attraktiver zu machen.<br />
Dank einem zunehmend etablierten und griffigen Stadtbild- und Denkmalschutz<br />
konnten weite Teile der Altstadt auch über die Bau-Boomjahre ab ca. 1960 bis<br />
gegen 1985 gerettet werden. Bis in die frühen 60er Jahre war dies nur bedingt<br />
gelungen und es wurden ganze Gevierte massiv verändert, indem die<br />
mittelalterliche Bebauung durch neue Grossbauten ersetzt wurde.<br />
Innerhalb des dominanten Dienstleistungssektors arbeitet fast ein Drittel im<br />
Detailhandel. Die Öffentliche Verwaltung beschäftigt rund 1'700 Personen (ca. 14<br />
%) und im Gastgewerbe sind rund 1'400 Leute beschäftigt 14<br />
Einen sehr grossen Einfluss auf dieses Quartier hätte die Realisierung des<br />
Herzstückes der Regio-S-Bahn. Es gäbe einen unterirdischen Bahnhof am<br />
Marktplatz, an dem Pendler neu auf die S-Bahn gehen könnten. Zudem gäbe es<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 32
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
eine schnelle Verbindung der Innenstadt zum Badischen Bahnhof. Aus<br />
verkehrstechnischer Sicht wäre eine Optimierung der Situation am<br />
Barfüsserplatz auch anzustreben.<br />
Tabelle <strong>3.</strong>2: Überblick über die Altstadt 14<br />
Fläche<br />
37.63 ha<br />
Bevölkerung (2002)<br />
2'180 Personen<br />
Bevölkerungsdichte<br />
60.1 Personen / ha<br />
Bevölkerungsentwicklung (1970-2001) - 3<strong>3.</strong>90 %<br />
Ausländeranteil 19.2 %<br />
Altersverteilung<br />
- Unter 20 jährig 9 %<br />
- 20 – 65 jährig 76 %<br />
- Über 65 jährig 15 %<br />
Bewohner / Wohnung 1.6<br />
Wohnfläche / Einwohner 59 m 2<br />
# Wohnungen 1'328<br />
Hauseigentümer Privatpersonen 68.5 %<br />
Anteil Gebäude älter als 1961 (Stand 1990) 91.4 %<br />
BVB- und BLT-Linien 3,6,8,11,14,15,16,<br />
17<br />
Personenwagen pro Einwohner (Stand 2001) ca. 0.27<br />
Anteil Bewohner mit Umwelt Abo (Stand 2000) 15 %<br />
Verhältnis Arbeitsplätze / BewohnerInnen 5.9<br />
Beschäftigte total 12'688<br />
Wichtigste Branchen: Anteil Beschäftigte<br />
- Detailhandel / Reparatur von Gebrauchtgütern 28.6 %<br />
- Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung,<br />
1<strong>3.</strong>6 %<br />
Sozialversicherung<br />
- Kreditgewerbe 11.0 %<br />
<strong>3.</strong>2.3 Quartier Vorstädte (2)<br />
Zum Quartier "Vorstädte" gehören sechs Bezirke (St. Johann und Universität,<br />
Spalen, Steinen, Aeschen, Alban, Albantal), davon der Bezirk St. Johann und<br />
Universität ausserhalb unserer Systemgrenzen.<br />
"Vorstädte" wird jenes statistische Wohnviertel genannt, das unmittelbar und<br />
ringförmig an die Grossbasler Altstadt anschliesst. Der äussere Grenzverlauf<br />
entspricht der nach dem grossen Erdbeben von 1356 erneuerten und erweiterten<br />
Stadtmauer, die 1389 fertig gestellt wurde 40 .<br />
Auf dem Gebiet, das vorher die Befestigungsanlagen eingenommen hatten,<br />
wurde eine ganze Reihe öffentlicher Bauten und Anlagen errichtet. Beispiele sind<br />
der Botanische Garten, die Hebelschanze mit dem Bernoullianum, das<br />
Universitätsinstitute beherbergt, oder die St. Alban-Anlage.<br />
Heute zeichnet sich dieses halbkreisförmige Quartier durch eine ausgesprochene<br />
Nutzungsvielfalt aus. Im südöstlichen Teil, in der Gegend der<br />
Aeschenvorstadt, dominiert das Dienstleistungsgewerbe; insbesondere Banken<br />
und Versicherungen haben dort Niederlassungen oder Hauptsitze. Im nordwest-<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 33
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
lichen Teil nehmen Universität und Kantonsspital mit den Universitätskliniken viel<br />
Raum ein. Der Komplex reicht mit dem Frauenspital, welches westlich der<br />
Schanzenstrasse liegt, über die Wohnviertelgrenze hinaus. Viele Wohnlagen, vor<br />
allem entlang des ‘Ringes’, einer dem Verlauf der ehemaligen Stadtmauer<br />
folgenden mehrspurigen Autostrasse, sind zum Leidwesen vieler Anwohnerinnen<br />
und Anwohner durch starken Verkehr bzw. dessen Immissionen beeinträchtigt.<br />
Aufgrund der Lockerung der Allmendbenutzungsvorschriften kam es in den<br />
vergangenen Jahren gerade in diesem Quartier zu etlichen Um- und<br />
Neunutzungen. Besonders deutlich sind die Veränderungen in der<br />
Steinenvorstadt, wo in letzter Zeit mehr und mehr Strassencafés eröffnet wurden<br />
und die Läden ihre Waren vermehrt auch vor der Türe anpreisen. Die Strasse —<br />
sie beherbergt auch die grösste Konzentration von Kinos — wandelte sich in eine<br />
eigentliche, vor allem bei Jugendlichen beliebte "Shopping- und<br />
Unterhaltungsmeile". In der Nähe der Stelle, an der früher das Steinentor stand,<br />
hätte zusätzlich ein Multiplexkino entstehen sollen. Das Stadttheater und das<br />
neue Schauspielhaus (die sich ganz in der Nähe befinden) tragen dazu bei, dass<br />
in dieser Gegend zunehmend ein eigentlicher kultureller Schwerpunkt entsteht 40 .<br />
Das Quartier liegt zwischen Innenstadt und Bahnhof, ist somit für das Thema<br />
Anbindung des Bahnhofes an die Stadt sehr wichtig. Um Fussgänger vermehrt<br />
vom Bahnhof in die Innenstadt zu führen, müsste sich etwas im Gebiet<br />
Elisabethenanlage, Elisabethenstrasse verändern. Dabei müsste die Barriere der<br />
Nauenstrasse überwunden werden. Auch im Gebiet des Aeschengrabens ist<br />
Entwicklungspotential, dies wird im Kapitel über das Quartier St. Alban<br />
ausgeführt. Das Heuwaageviadukt mag für den MIV praktisch sein, stellt jedoch<br />
eine unschöne Barriere zwischen Heuwaage und Bahnhof dar.<br />
Tabelle <strong>3.</strong>3: Übersicht über die Vorstädte 40<br />
Fläche<br />
89.66 ha<br />
Bevölkerung (2002) 4'647<br />
Bevölkerungsdichte<br />
77.6 Pers. / ha<br />
Bevölkerungsentwicklung (1970-2001) - 34.70 %<br />
Ausländeranteil 22.2 %<br />
Altersverteilung<br />
- Unter 20 jährig 8 %<br />
- 20 – 65 jährig 67 %<br />
- Über 65 jährig 25 %<br />
Bewohner / Wohnung 1.6<br />
Wohnfläche / Einwohner 53 m 2<br />
# Wohnungen 3'102<br />
Hauseigentümer Privatpersonen 1 55.8 %<br />
Anteil Gebäude älter als 1961 (Stand 1990) 2 81 %<br />
BVB- und BLT-Linien 4 1,2,3,8,10,11,14,<br />
15,17, 34,36,38<br />
Personenwagen pro Einwohner (Stand 2001) 5 ca. 0.27<br />
Anteil Bewohner mit Umwelt Abo (Stand 2000) 2 19 %<br />
Verhältnis Arbeitsplätze / BewohnerInnen 4.3<br />
Beschäftigte total 21'371<br />
Wichtigste Branchen: Anteil Beschäftigte<br />
- Gesundheits- / Sozialwesen 2<strong>3.</strong>2 %<br />
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The Kruetli Group 34
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
- Kreditgewerbe 1<strong>3.</strong>0 %<br />
- Erbringung von Dienstleistungen für Unternehmen 11.6 %<br />
<strong>3.</strong>2.4 Quartier Am Ring (3)<br />
Das Quartier "Am Ring" gliedert sich in die Bezirke St. Johann, Spalen, Steinen<br />
und Markthalle. Die Bezirke St. Johann und Spalen liegen ausserhalb der<br />
Systemgrenze<br />
Das Wohnviertel schmiegt sich wie ein Gürtel (dies übrigens sein früherer Name)<br />
um den westlichen Bereich der Altstadt, entlang der ehemaligen äussersten<br />
Stadtmauer. Der grösste Teil der Bebauung erfolgte zwischen 1871 und 1900 in<br />
der Phase der ersten Stadterweiterung, nachdem die Stadtmauern<br />
niedergerissen worden waren. Wo früher Obstgärten und Felder lagen,<br />
entstanden zum Teil grosszügige Bauten, zumeist mit ausgedehnten Gärten.<br />
Geprägt werden viele Strassen dieses Viertels jedoch durch die etwas kleineren<br />
und bescheideneren Reihenhäuser, die indessen meist ebenfalls Gärten<br />
besitzen. Diese Häuser gehören heute zu den gesuchten Wohnlagen der Stadt,<br />
da sie neben einem guten Wohnumfeld gleichzeitig eine zentrale Lage bieten.<br />
Allerdings ist eine ganze Anzahl Häuser dieser Originalbebauung verschwunden;<br />
an ihrer Stelle stehen jetzt Wohnblocks unterschiedlichster Qualität 16 .<br />
Im südlichsten Zipfel des Viertels in der Nähe des Bahnhofs steht die Markthalle.<br />
Dieser 1928/29 entstandene Bau, in dem täglich vor allem Gemüse und Früchte<br />
in Grossmengen gehandelt werden, ist wegen seiner achteckigen, freitragenden<br />
Kuppel (60 m Spannbreite) bekannt. In unmittelbarer Nähe zur Markthalle sind in<br />
den letzten Jahren mehrere grosse Bauwerke entstanden, die durch ihre<br />
unterschiedliche Erscheinung bestechen und gewissermassen einen modernen<br />
architektonischen Schwer- und Gegenpunkt bilden. Es sind dies an der<br />
Viaduktstrasse das grosse, weisse Euregio-Gebäude und gleich vis-à-vis, bereits<br />
zum Wohnviertel Gundeldingen gehörend, das UBS-Ausbildungszentrum.<br />
Schräg unterhalb des erstgenannten schliesst das Gefängnis, der ‘Waaghof’ an.<br />
Seinen Namen hat das Gebäude von der ‘Heuwaage’ erhalten, einem Platz, auf<br />
dem früher das Viehfutter gewogen wurde und der heute, städtebaulich nicht<br />
überzeugend, vor allem von verschiedenen Verkehrseinrichtungen geprägt wird.<br />
Am Ring befindet sich auch eine der beiden Synagogen von Basel 14 .<br />
Das Quartier ist mit dem öffentlichen Verkehr gut erschlossen. Problematisch ist<br />
die stark befahrene Verkehrsachse Heuwaage-Viadukt – Steinengraben. Sie<br />
bildet eine Barriere zum Stadtkern, wie sie wohl die ehemalige Stadtmauer war.<br />
Zum Bahnhof hin trennt das Tal der Birsig den Grossteil des Quartiers ab. So ist<br />
der Bahnhof zu Fuss nur über die zwei Hauptverkehrsachsen an den<br />
Quartiergrenzen erreichbar, wenn man nicht einen "Berg- und Talweg" auf sich<br />
nehmen will. Anschliessend liegt in Bahnhofsnähe das Gefängnis, das den Platz<br />
zwischen den beiden Zubringerachsen ausfüllt und einen zusätzlichen Riegel<br />
darstellt.<br />
Einen Einfluss auf die Anbindung hat sicher auch die zukünftige Nutzung der<br />
ehemaligen Markthalle, die sich gleich neben dem Bahnhof befindet.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 35
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Tabelle <strong>3.</strong>4: Übersicht Quartier Am Ring 14<br />
Fläche 1<br />
90.98 ha<br />
Bevölkerung (2002) 1<br />
10294 Personen<br />
Bevölkerungsdichte<br />
12<strong>3.</strong>6 Pers. / ha<br />
Bevölkerungsentwicklung (1970-2001) 2 - 25.4 %<br />
Ausländeranteil 1 24.7 %<br />
Altersverteilung 3<br />
- Unter 20 jährig 13 %<br />
- 20 – 65 jährig 65 %<br />
- Über 65 jährig 22 %<br />
Bewohner / Wohnung 1 1.7<br />
Wohnfläche / Einwohner 1 49 m 2<br />
# Wohnungen 1 5963<br />
Hauseigentümer Privatpersonen 1 7<strong>3.</strong>5 %<br />
Anteil Gebäude älter als 1961 (Stand 1990) 2 76 %<br />
BVB- und BLT-Linien 4 Buslinien: 30, 33, 34,<br />
36, 38; am Rand: 50<br />
Buslinien Frankreich:<br />
603, 604<br />
Tramlinien: 3, 6, 16;<br />
am Rand: 1, 2, 8, 11<br />
Personenwagen pro Einwohner (Stand 2001) 5 ca. 0.25<br />
Anteil Bewohner mit Umwelt Abo (Stand 2000) 2 20 %<br />
Verhältnis Arbeitsplätze / BewohnerInnen 0.9<br />
Beschäftigte total 11061<br />
Wichtigste Branchen: Anteil Beschäftigte<br />
- Gesundheits-/ Sozialwesen 22.6%<br />
- Erbringung von Dienstleistungen für Unternehmen 1<strong>3.</strong>2%<br />
- Unterrichtswesen 11.2%<br />
<strong>3.</strong>2.5 Quartier St. Alban (5)<br />
Das Quartier St. Alban gliedert sich in fünf Bezirke (Heumatt, Peter Merian,<br />
Luftmatt, Gellert, St. Jakob – Dreispitz). Die Bezirke Gellert und St. Jakob –<br />
Dreispitz liegen ausserhalb der Systemgrenze.<br />
Das im Südosten der Stadt Basel gelegene Wohnviertel wird nach dem früher im<br />
Bereich der heutigen St. Alban-Kirche gelegenen Kloster benannt. Das heute<br />
noch erhaltene St. Alban-Tor führte einst aus der ummauerten Stadt auf das von<br />
lichtem Wald bewachsene Plateau zwischen Rhein und Birs, auf dem sich nach<br />
dessen Urbarmachung das heutige Wohnviertel befindet 15 .<br />
Das Quartier wurde zur Hauptsache in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
als Wohlstandsviertel gebaut. Etwa um 1870 stand mehr oder weniger das ganze<br />
Strassennetz zumindest auf dem Papier. Bis zur Jahrhundertwende wurden<br />
vornehmlich die zentrumsnahen Bereiche bis zum St. Alban-Ring bebaut, Lücken<br />
wurden bis 1920 geschlossen und kleinere angrenzende Gebiete bis zu Beginn<br />
des Zweiten Weltkrieges bebaut. Die Bebauung des Wohnviertels zeichnet sich<br />
insbesondere im nördlich gelegenen Quartierteil Gellert durch grosszügige Villen<br />
mit ausgedehnten Gartenanlagen aus. Dort wo der Nutzungsdruck der City am<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 36
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
stärksten wirkte und weiterwirkt, weichen die herrschaftlichen Häuser<br />
zunehmend Geschäftsbauten, so im Bereich des Aeschenplatzes und des<br />
Aeschengrabens, wo unter anderem zahlreiche Banken und Versicherungen ihre<br />
Niederlassungen haben.<br />
Die gute Ausstattung mit Grünflächen ist — besonders im ökologischen Sinn —<br />
positiv sowohl für das Wohnviertel wie für die ganze Stadt. Das St. Alban-<br />
Quartier hat stellenweise aber auch stark unter den Auswirkungen des Verkehrs<br />
zu leiden. Die südlichen Bereiche gegen den Bahnhof und den Aeschenplatz hin<br />
werden einerseits durch Transit- und anderseits durch Zubringerverkehr in<br />
Richtung Innenstadt stark belastet.<br />
Seit 1985 hat die Verteilung der Beschäftigten im Dienstleitungs- und<br />
Produktionsbereich zugunsten des Dienstleitungssektors zugenommen. 2001<br />
waren 85.1% der Beschäftigten in Dienstleistungsbetrieben tätig. Über die Hälfte<br />
der Betriebe im Quartier haben weniger als 5 Angestellte 15 .<br />
Am Aeschengraben / St. Albananlage gibt es vor allem Versicherungen und<br />
Banken, das führt dazu, dass am Abend dieses Gebiet sehr unbelebt ist. Schön<br />
wäre wohl für dieses Gebiet, wenn vielseitigere Nutzungsmöglichkeiten<br />
entständen. Zudem würde die Qualität dieser Strassen durch die Aufhebung<br />
einer Fahrspur stark erhöht.<br />
Tabelle <strong>3.</strong>5: Übersicht Quartier St. Alban 15<br />
Fläche<br />
294.46 ha<br />
Bevölkerung (2002)<br />
10'056 Personen<br />
Bevölkerungsdichte<br />
64.4 Personen / ha<br />
Bevölkerungsentwicklung (1970-2001) -20 %<br />
Ausländeranteil 19.1 %<br />
Altersverteilung<br />
- Unter 20 jährig 13 %<br />
- 20 – 65 jährig 55 %<br />
- Über 65 jährig 32 %<br />
Bewohner / Wohnung 1.8<br />
Wohnfläche / Einwohner 53 m 2<br />
# Wohnungen 5431<br />
Hauseigentümer Privatpersonen 65.8 %<br />
Anteil Gebäude älter als 1961 (Stand 1990) 82 %<br />
BVB- und BLT-Linien 1,2,3,8,10,11,14,1<br />
5, 30, 41, 50, 70, 80<br />
Personenwagen pro Einwohner (Stand 2001) 0.377<br />
Anteil Bewohner mit Umwelt Abo (Stand 2000) 21 %<br />
Verhältnis Arbeitsplätze / BewohnerInnen 1.9<br />
Beschäftigte total 22700<br />
Wichtigste Branchen: Anteil Beschäftigte<br />
- Erbringung von Dienstleistungen für Unternehmen 17.4 %<br />
- Versicherungsgewerbe 11.6 %<br />
- Hilfs- und Nebentätigkeiten für Verkehr/Reisebüros 8.6 %<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 37
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
<strong>3.</strong>2.6 Quartier Gundeldingen (6)<br />
Das Quartier Gundeldingen gliedert sich in drei Bezirke (Margarethen, Thierstein,<br />
Delsbergerallee). Das ganze Quartier liegt innerhalb der Systemgrenzen.<br />
Eingeklemmt zwischen dem Bahnhof SBB mit den Geleiseanlagen und dem<br />
stadtauswärts an der Quartiergrenze markant ansteigenden Hügelzug des<br />
Bruderholzes liegt im Süden der Stadt Basel das Wohnviertel Gundeldingen.<br />
Im Gundeldingerquartier standen bereits zur Jahrhundertwende wesentliche<br />
Teile des Gebiets um den Bahnhof und bis 1920 auch schon ein Grossteil des<br />
Wohnviertels. Nur einige am östlichen Rand liegende Bereiche, sowie die<br />
westlich der Margarethenstrasse liegenden Häuser folgten erst etwas später.<br />
Verantwortlich für die Überbauung zeichnete eine Mainzer<br />
Immobiliengesellschaft, welche 1873 eine Zweigstelle in Basel eröffnete und das<br />
Gundeldingerfeld spekulativ verplante 22 .<br />
Aus der Vogelperspektive wird ersichtlich, dass das Strassennetz des Quartiers<br />
rechtwinklig angeordnet ist und dadurch ein ausgeprägtes Schachbrettmuster<br />
bildet. Die Häuser stehen in dichter Blockrandbebauung, und häufig befinden<br />
sich in den Hinterhöfen Gewerbebetriebe. An diesem Charakter hat sich auch<br />
nichts geändert, als sich ab den 60er Jahren die Immobilienspekulation merkbar<br />
auszuwirken begann und dazu führte, dass zahlreiche Häuser durch häufig<br />
architektonisch nicht überzeugende Neubauten, oft mit Klein- und<br />
Kleinstwohnungen, ersetzt wurden. Das Quartier weist innerhalb des<br />
Siedlungsgebietes wenige und nur kleine Grünanlagen auf (Anteil versiegelte<br />
Fläche bis 80%), dafür befinden sich in unmittelbarer Nähe der recht grosse<br />
Margarethenpark und unbebaute Bereiche des Bruderholzes 22 .<br />
Von Nordwesten nach Südosten durchlaufen drei Hauptverkehrsachsen das<br />
Quartier: die Güterstrasse, eine Geschäftsstrasse und parallel dazu die<br />
Dornacher- und die Gundeldingerstrasse. Letztgenannte grenzt das Wohnviertel<br />
vom Bruderholz ab; alle drei sind wie auch einige Querstrassen sehr stark<br />
verkehrsbelastet. An der Güterstrasse haben Tellplatz und die Gegend der nahe<br />
gelegenen Heiliggeistkirche Zentrumscharakter. Am Tellplatz steht auch das<br />
Anfang der 90er Jahre neu erbaute Gundeldinger Casino. Das Wohnviertel,<br />
welches von der Bevölkerungszahl her selbst eine kleine Stadt ist, besitzt damit<br />
nach etlichen Jahren ohne entsprechende Möglichkeiten wieder grosszügige<br />
Versammlungs- und Veranstaltungsräume vor Ort. Erst in der näheren Zukunft<br />
wird sich zeigen, welche Auswirkungen das Grossprojekt Euroville beim Bahnhof<br />
SBB auf das Quartier und seine Entwicklung hat. Die Güterstrasse soll in naher<br />
Zukunft durch Verbreiterung der Trottoirs, Pflanzen von Bäumen, Verschiebung<br />
der Parkplätze und anderen Massnahmen in einen Boulevard umgestaltet<br />
werden. Offen bleibt für dieses Quartier, ob der attraktivere Zugang zum Bahnhof<br />
gutverdienende Bewohner anzieht, durch welche die Wohnungsmieten stark<br />
steigen und Leute mit niedrigeren Einkommen mehr und mehr verdrängen.<br />
Denn bis heute ist Gundeldingen mit einem Ausländeranteil von 39% einer der<br />
Spitzenreiter in Basel. Gundeldingen hat neben dem hohen Ausländeranteil auch<br />
einen extrem hohen Anteil an unter 20-jährigen (18%). Der Anteil ungelernter<br />
Arbeiter ist mit 27.3% relativ hoch, während die Kaderleute eher nicht bevorzugt<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 38
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
in diesem Quartier wohnen (Anteil: 8.2%). Dennoch liegt der Anteil der<br />
Beschäftigten im <strong>3.</strong> Sektor mit bis zu 90% relativ hoch 22 .<br />
Tabelle <strong>3.</strong>6: Übersicht Quartier Gundeldingen 22 .<br />
Fläche<br />
12<strong>3.</strong>19 ha<br />
Bevölkerung (2002)<br />
18'092 Personen<br />
Bevölkerungsdichte<br />
206.4 Pers. / ha<br />
Bevölkerungsentwicklung (1970-2001) - 15.6 %<br />
Ausländeranteil 39.0 %<br />
Altersverteilung<br />
- Unter 20 jährig 18 %<br />
- 20 – 65 jährig 69 %<br />
- Über 65 jährig 14 %<br />
Bewohner / Wohnung 1.8<br />
Wohnfläche / Einwohner 39 m 2<br />
# Wohnungen 10428<br />
Hauseigentümer Privatpersonen 69.4 %<br />
Anteil Gebäude älter als 1961 (Stand 1990) 75 %<br />
BVB- und BLT-Linien 2, 15, 16, 36, 40<br />
Personenwagen pro Einwohner (Stand 2001) ca. 0.25<br />
Anteil Bewohner mit Umwelt Abo (Stand 2000) 28 %<br />
Verhältnis Arbeitsplätze / BewohnerInnen 0.7<br />
Beschäftigte total 14'506<br />
Wichtigste Branchen: Anteil Beschäftigte<br />
- Erbringung von Dienstleistungen für Unternehmen 19.9 %<br />
- Nachrichtenübermittlung 1<strong>3.</strong>8 %<br />
- Informatikdienste 11.2 %<br />
<strong>3.</strong>2.7 Quartier Bruderholz (7)<br />
Das Quartier Bruderholz teilt sich in drei Bezirke auf (Thiersteinerrein, Batterie<br />
Nord, Batterie Süd). Einzig der Bezirk Thiersteinerrein liegt innerhalb der<br />
Systemgrenzen.<br />
Das Bruderholz liegt auf einem locker überbauten Hügel im Süden der Stadt, der<br />
teilweise auf baselstädtischem, teilweise auf baselländischem Boden (Binningen<br />
und Bottmingen) liegt.<br />
Bis gegen 1920 wurde das ganze Bruderholz inklusive des Gebietes, welches<br />
heute das Quartier einnimmt, hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt. Nach<br />
1910 begann der Kanton Basel-Stadt mit der Erschliessung der nördlichsten<br />
Teile des Bruderholzes. Ein Siedlungsplan für ein Mittel- bis Wohlstandsquartier<br />
im Grünen wurde erstellt und einige Strassen sofort angelegt. Die grösste war<br />
die quer über den Hügelzug führende Bruderholzallee, bei welcher parallel auch<br />
gleich ein Tramtrassee gebaut wurde. 1915 hatte es zu erst wenige Häuser auf<br />
dem Bruderholz. Die existierenden Gebäude befanden sich allesamt am<br />
Hangfuss, entlang der Gundeldinger- und an der Amselstrasse 25<br />
Heute zeigt das Basler Wohnviertel ein verschlungenes, kurvenreiches, der<br />
Topographie angepasstes Strassennetz mit einer für hiesige städtische<br />
Verhältnisse lockeren Bebauungsstruktur. Diese steht in einem scharfen Kontrast<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 39
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
zum symmetrischen Rastermuster des hochverdichteten angrenzenden<br />
Gundeldingerquartiers.<br />
Nach wie vor land- und forstwirtschaftlich genutzt werden jedoch die auf der<br />
Hügelkuppe gelegenen südlichen Bereiche des Bruderholzes. Dieses Gebiet hat<br />
für viele Stadtbewohnerinnen und -bewohner eine wichtige Erholungsfunktion, da<br />
es mit seinem ländlichen Charakter eine zur Stadt völlig kontrastierende<br />
Umgebung bietet, die sich gut zum Spazieren und Rad fahren eignet und<br />
innerhalb kürzester Zeit von der Stadt aus zu erreichen ist. Noch innerhalb der<br />
Wohnviertelgrenzen liegt zudem ein grösseres, beliebtes Familiengartenareal.<br />
Auf dem Bruderholz ist es um die Versorgungsinfrastruktur eher schlecht bestellt.<br />
Es gibt kaum Läden, Apotheken oder anderweitige Dienstleistungsangebote.<br />
Wer etwas braucht, muss vom Hügel heruntersteigen und sich mindestens ins<br />
Gundeldingerquartier oder aber in die Innenstadt begeben. Da auch die<br />
Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr nicht allzu dicht ist, sind die<br />
meisten Bruderholzbewohnerinnen und -bewohner dazu auf einen<br />
Personenwagen angewiesen 25 .<br />
Früher gab es im Quartier einen Migroswagen, vielleicht würde eine mobile<br />
Einkaufsmöglichkeit die Bewohner motivieren, weniger das Auto zu brauchen.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 40
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Tabelle <strong>3.</strong>7: Übersicht Quartier Bruderholz 25<br />
Fläche<br />
259.61 ha<br />
Bevölkerung (2002)<br />
8'897 Personen<br />
Bevölkerungsdichte<br />
59.3 Pers. / ha<br />
Bevölkerungsentwicklung (1970-2001) -20.9 %<br />
Ausländeranteil 1<strong>3.</strong>6 %<br />
Altersverteilung<br />
- Unter 20 jährig 19 %<br />
- 20 – 65 jährig 53 %<br />
- Über 65 jährig 28 %<br />
Bewohner / Wohnung 2.1<br />
Wohnfläche / Einwohner 52 m 2<br />
# Wohnungen 4'277<br />
Hauseigentümer Privatpersonen 84.3 %<br />
Anteil Gebäude älter als 1961 (Stand 1990) 85 %<br />
BVB- und BLT-Linien 15, 16, 36, 37<br />
Personenwagen pro Einwohner (Stand 2001) 0.344<br />
Anteil Bewohner mit Umwelt Abo (Stand 2000) 21%<br />
Verhältnis Arbeitsplätze / BewohnerInnen 0.1<br />
Beschäftigte total 1188<br />
Wichtigste Branchen: Anteil Beschäftigte<br />
- Gesundheits-/Sozialwesen 24 %<br />
- Unterrichtswesen 21 %<br />
- Unterhaltung/Kultur/Sport 17 %<br />
<strong>3.</strong>2.8 Quartier Bachletten (8)<br />
Das Quartier Bachletten gliedert sich in fünf Bezirke (Paulus, Bernerring, Holee,<br />
Schützenmatte, Weiherhof). Einzig der Bezirk Paulus liegt innerhalb der<br />
Systemgrenze.<br />
Das statistische Wohnviertel Bachletten erstreckt sich von der Senke des<br />
Birsigtales nordwestwärts bis an die Grenzen der beiden Baselbieter<br />
Agglomerationsgemeinden Allschwil und Binningen. Diese Gemarkung ist aber<br />
im Stadtbild nicht sichtbar, da Basel und die benachbarten Gemeinden baulich<br />
eine Einheit bilden. Das ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass beim<br />
Aufbau des Tram- und Busnetzes die Linien direkt in die umliegenden<br />
Gemeinden geführt wurden. Dank dieser Massnahme stieg die Erreichbarkeit der<br />
Stadt und machte die Gebiete entlang der Verkehrswege interessant als Wohnund<br />
Arbeitsort 18 .<br />
Das Quartier war bis 1870 grösstenteils unbebaut. Mit der Eröffnung des Zollis<br />
1874 begann auch die Bautätigkeit im Quartier. Das Quartier gliedert sich in zwei<br />
Teile. Der innenstadtnahe ältere Teil wurde vor 1920 erbaut und besteht aus<br />
grosszügigen Villen und Mehrfamilienhäusern mit Gärten. Nach 1920 entstanden<br />
die äusseren Quartierteile mit Reihenhäusern. Noch freie Flächen im Quartier<br />
wurden nach dem zweiten Weltkrieg überbaut.<br />
Das Quartier wirkt durch viele Alleebäume und Gärten sowie den Zoo und Pärke<br />
grün und offen. Durch die vielen Gärten und Alleebäume wirkt das ganze<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 41
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Wohnviertel grün und offen. Zu diesem Eindruck tragen auch der Zoologische<br />
Garten, der Schützenmattpark und die Sportanlage Schützenmatte bei.<br />
Leider sind viele schöne Plätze dem Verkehr überlassen und können so nicht als<br />
Begegnungsräume dienen. Eine Besonderheit des Quartiers ist der<br />
Neuweilerplatz, der in sich ein eigenes Quartierzentrum mit Läden und<br />
Dienstleitungsstellen bietet, das anderen Aussenquartieren fehlt 18 .<br />
Das Quartier bietet bevorzugte Wohnlagen. Die Erschliessung mit dem<br />
öffentlichen Verkehr innerhalb unserer Systemgrenzen ist gut, der Bahnhof liegt<br />
nahe und doch grenzt der Zolli gegen den lärmintensiven Bahnverkehr ab.<br />
Gerade durch diese privilegierte Wohnlage läuft das Quartier und damit auch der<br />
Bezirk innerhalb unserer Systemgrenzen Gefahr, zum reinen Schlafquartier zu<br />
werden. So wurde die Poststelle in diesem Gebiet vor kurzem geschlossen.<br />
Tabelle <strong>3.</strong>8: Übersicht Quartier Bachletten 18<br />
Fläche<br />
151.93 ha<br />
Bevölkerung (2002)<br />
13347 Personen<br />
Bevölkerungsdichte<br />
118.3 Pers. / ha<br />
Bevölkerungsentwicklung (1970-2001) -24.9 %<br />
Ausländeranteil 14.5 %<br />
Altersverteilung<br />
- Unter 20 jährig 17 %<br />
- 20 – 65 jährig 58 %<br />
- Über 65 jährig 25 %<br />
Bewohner / Wohnung 1.9<br />
Wohnfläche / Einwohner 49 m 2<br />
# Wohnungen 7076<br />
Hauseigentümer Privatpersonen 86.5 %<br />
Anteil Gebäude älter als 1961 (Stand 1990) 95 %<br />
BVB- und BLT-Linien Buslinien: 33, 34, 36;<br />
am Rand: 50, 61<br />
Tramlinien: 8; am<br />
Rand: 1, 2, 10, 17<br />
Personenwagen pro Einwohner (Stand 2001) ca. 0.27<br />
Anteil Bewohner mit Umwelt Abo (Stand 2000) 21 %<br />
Verhältnis Arbeitsplätze / BewohnerInnen 0.2<br />
Beschäftigte total 3'193<br />
Wichtigste Branchen: Anteil Beschäftigte<br />
- Erbringung von Dienstleistungen für Unternehmen 16.5%<br />
- Baugewerbe 15.9%<br />
- Gesundheits- / Sozialwesen 1<strong>3.</strong>0%<br />
<strong>3.</strong>2.9 Vergleich der Quartiere<br />
In der Übersichtstabelle sind die wichtigsten Daten der Quartiere aufgeführt und<br />
mit denen der Stadt Basel verglichen.<br />
In der gesamten Stadt Basel leben ungefähr 70 Personen pro ha 41 . Grosse<br />
Unterschiede herrschen dabei in den betrachteten Quartieren. In Gundeldingen<br />
leben am meisten Leute pro Fläche, fast dreimal so viele wie im<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 42
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Baselstädtischen Durchschnitt. Fast doppelt so viele Leute wie durchschnittlich in<br />
der Stadt Basel pro Fläche leben in den Quartieren Am Ring und Bachletten. Die<br />
Bevölkerungsdichte ist in den Quartieren Altstadt und Bruderholz kleiner als im<br />
Durchschnitt der Stadt Basel, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Das<br />
Bruderholz ist ein typisches Wohnquartier, in der Altstadt hat es sehr viele<br />
Geschäfte.<br />
Die Stadt Basel hat in den letzten dreissig Jahren einen Bevölkerungsverlust von<br />
22.2% erlitten. In den Quartieren fand die grösste Abwanderung im Stadtzentrum<br />
statt, die Quartiere Altstadt und Vorstädte verloren in den letzten 30 Jahren beide<br />
über einen Drittel ihrer Bewohner. In Gundeldingen wanderten am wenigsten<br />
Menschen ab.<br />
Sehr grosse Unterschiede zwischen den Quartieren herrscht bezüglich<br />
Ausländeranteil. In Gundeldingen sind fast zwei von fünf Bewohnern<br />
ausländischer Nationalität. Hingegen in den Quartieren Bruderholz und<br />
Bachletten leben mit grosser Mehrheit schweizerische Staatsbürger (über 85%).<br />
Dies ist mehr als sowohl im schweizerischen wie auch im Stadt Basler<br />
Durchschnitt.<br />
In der Stadt Basel sind 17% der Bewohner unter 20 Jahren alt. Im Pensionsalter<br />
sind 21% Baslerinnen und Basler 42 . Sehr wenig junge Menschen leben in den<br />
Quartieren Altstadt und Vorstädte (unter 10%). Mehr Junge als in der Stadt Basel<br />
durchschnittlich wohnen in den Quartieren Gundeldingen und Bruderholz. In<br />
Gundeldingen leben dementsprechend wenig Pensionierte (14%). Auch in der<br />
Altstadt leben unterdurchschnittlich viele ältere Menschen. Dieses Quartier<br />
scheint vor allem von Berufstätige bewohnt zu sein. Fast ein Drittel der<br />
Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers St. Alban ist über 65 Jahre alt.<br />
Mehr AHV-Bezüger als durchschnittlich in der Stadt Basel leben auch im<br />
Bruderholz.<br />
Am meisten Bewohner pro Wohnung hat es im Quartier Bruderholz. Dies und die<br />
grosse Zahl junge Menschen lässt darauf schliessen, dass es im Bruderholz<br />
viele Familien gibt. In den Quartieren Altstadt und Vorstädte leben sehr viele<br />
Leute allein, pro Wohnung leben durchschnittlich 1.6 Personen.<br />
In allen betrachteten Quartieren ausser Gundeldingen steht jedem Einwohner<br />
mehr Wohnfläche zur Verfügung als dem durchschnittlichen Stadt Basler,<br />
welcher auf 39m 2 pro Person lebt 43 . Auf 20 m 2 mehr Wohnfläche lebt der<br />
durchschnittliche Bewohner des Altstadt Quartiers.<br />
Häuser sind in den Quartieren Bachletten und Bruderholz zu über 80% im Besitz<br />
von Privatpersonen. Im Quartier Vorstädte sind nur ungefähr 55% der Häuser in<br />
privater Hand.<br />
Erwartungsgemäss in der Altstadt, aber auch in Bachletten sind über 90% der<br />
Gebäude über 40 Jahre alt. Ungefähr ein Viertel der Gebäude wurden in den<br />
letzten 40 Jahren in den Quartieren Am Ring und Gundeldingen gebaut 44 .<br />
In den Quartieren St. Alban und Bruderholz besitzen über 340 von 1000<br />
Personen einen Personenwagen, dabei haben 21% ein Umweltabonnement. Am<br />
wenigsten Personenwagen pro Personen besitzen die Leute in den Quartieren<br />
Gundeldingen und Am Ring. In Gundeldingen ist das mit einem grossen Anteil<br />
(28%) Umweltabonnements pro Bewohner gekoppelt. Wenige Menschen in den<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 43
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Quartieren Altstadt und Vorstädte besitzen ein Umweltabonnement (weniger als<br />
20%) 45 , vermutlich wegen ihrem zentralen Wohnort.<br />
Das Verhältnis von Arbeitsplätzen zu Bewohner ist in den verschiedenen<br />
Quartieren sehr unterschiedlich. In der Altstadt gibt es fast sechs Mal mehr<br />
Arbeitsplätze als Menschen die in diesem Quartier leben. Mehr Arbeitsplätze als<br />
Bewohner gibt es sonst noch in den Quartieren Vorstädte und St. Alban 46 .<br />
Deutlich weniger Arbeitsplätze als Bewohner gibt es in den Quartieren<br />
Bruderholz und Bachletten. Beides sind typische Wohnquartiere.<br />
Total am meisten Beschäftigte arbeiten im Quartier St. Alban. Über 10’000<br />
Beschäftigte hat es ausserdem in den Quartieren Vorstädte, Gundeldingen,<br />
Altstadt und Am Ring. Im Quartier Bruderholz arbeiten nur etwas mehr als 1’000<br />
Personen 41 .<br />
Im Quartier Altstadt arbeiten mit 29% am meisten Menschen im Detailhandel,<br />
gefolgt von Arbeitenden in der Öffentlichen Verwaltung, Landesverteidigung,<br />
Sozialversicherung (14%) und im Kreditgewerbe (11%).<br />
Auch im Quartier Vorstädte arbeiten viele Menschen in der Branche des<br />
Kreditgewerbes (13%). Zu den drei wichtigsten Branchen gehört in diesem<br />
Quartier das Gesundheits- und Sozialwesen mit 23% der Beschäftigten und die<br />
Erbringung von Dienstleistungen für Unternehmen (12%) 46 .<br />
Diese beiden Branchen sind auch im Quartier am Ring bei den wichtigsten drei<br />
(Gesundheits- und Sozialwesen (23%), Erbringung von Dienstleistungen für<br />
Unternehmen (13%)). 11% der Arbeitenden im Quartier Am Ring sind im<br />
Unterrichtswesen beschäftigt.<br />
Im Quartier St. Alban arbeiten die meisten Menschen im Bereich Erbringung von<br />
Dienstleistungen für Unternehmen (17%). 12% arbeiten in der<br />
Versicherungsbranche. 9% der Beschäftigten sind in Reisebüros tätig, oder<br />
erledigen Hilfs- und Nebentätigkeiten für Verkehr 47 .<br />
Auch in Gundeldingen erbringen die meisten Beschäftigten Dienstleistungen für<br />
andere Unternehmen (20%). In der Nachrichtenübermittlung arbeiten 14% der<br />
Beschäftigten, im Bereich der Informatikdienste 11%.<br />
24% der Arbeitsplätze im Bruderholz sind im Gesundheits- und Sozialwesen,<br />
gefolgt von 21% im Unterrichtswesen. Weitere 17% arbeiten im Bereich<br />
Unterhaltung/Kultur/Sport 47 .<br />
Im Quartier Bachletten erbringen mit 17% die meisten Arbeitenden<br />
Dienstleistungen für Unternehmen, gefolgt von Arbeitenden im Baugewerbe<br />
(16%) und im Gesundheits- und Sozialwesen (13%) 47 .<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 44
<strong>Schlussbericht</strong> Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Tabelle <strong>3.</strong>9: Vergleich der verschiedenen Quartiere 47<br />
Altstadt Vorstädte Am Ring St. Alban Gundeldingen<br />
Bruderholz Bachletten Stadt<br />
Basel<br />
Beschäftigte total 12'688 21'371 11’061 22’700 14’506 1’188 3’193 150’229<br />
Bevölkerungsdichte (Pers./ha) 60.1 77.6 12<strong>3.</strong>6 64.4 206.4 59.3 118.3 69.7<br />
Bev.sentwicklung (1970-2001) - 3<strong>3.</strong>9 % - 34.7 % - 25.4 % -20 % - 15.6 % -20.9 % -24.9 % -22.2 %<br />
Ausländeranteil 19.2 % 22.2 % 24.7 % 19.1 % 39.0 % 1<strong>3.</strong>6 % 14.5 % 30.1 %<br />
Altersverteilung<br />
- Unter 20 jährig 9 % 8 % 13 % 13 % 18 % 19 % 17 % 17%<br />
- 20 – 65 jährig 76 % 67 % 65 % 55 % 69 % 53 % 58 % 62%<br />
- Über 65 jährig 15 % 25 % 22 % 32 % 14 % 28 % 25 % 21%<br />
Bewohner / Wohnung 1.6 1.6 1.7 1.8 1.8 2.1 1.9 1.9<br />
Wohnfläche / Einwohner 59 m 2 53 m 2 49 m 2 53 m 2 39 m 2 52 m 2 49 m 2 39 m 2<br />
Wohnungen 1'328 3'102 5’963 5’431 10’428 4’277 7’076 94’217<br />
Hauseigentümer Privatpersonen 68.5 % 55.8 % 7<strong>3.</strong>5 % 65.8 % 69.4 % 84.3 % 86.5 % k.A.<br />
Anteil Gebäude älter als 1961 ( 1990) 91.4 % 81 % 76 % 82 % 75 % 85 % 95 % k.A.<br />
Personenwagen pro Einwohner ca. 0.27 ca. 0.27 ca. 0.25 0.377 ca. 0.25 0.344 ca. 0.27 k.A.<br />
Anteil Bewohner mit Umwelt Abo 15 % 19 % 20 % 21 % 28 % 21% 21 % k.A.<br />
Verhältnis Arbeitspl. / Bewohner 5.9 4.3 0.9 1.9 0.7 0.1 0.2 k.A.<br />
Bevölkerung (2002) (Pers.) 2'180 4'647 10’294 10’056 18’092 8’897 13’347 166'120<br />
Fläche (ha) 37.63 89.66 90.98 294.46 12<strong>3.</strong>19 259.61 151.93 2’385<br />
_________________________________________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 45
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
<strong>3.</strong>3 Siedlung<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong>1 Übersicht<br />
Das Kapitel "Siedlung" fasst Daten zur Wohnsituation im System zusammen.<br />
Während bei der Quartierbeschreibung die objektive, datengestützte Beschreibung<br />
im Vordergrund stand, soll hier auf die Situation, wie sie sich den Personen im<br />
System darstellt, eingegangen werden.<br />
Das Kapitel <strong>3.</strong><strong>3.</strong>2 geht auf die Infrastruktur in den jeweiligen Quartieren ein. Diese<br />
Nutzungsdaten geben Anhaltspunkte zum Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebot, der<br />
medizinischen Versorgung und den Einrichtungen des Gastgewerbes.<br />
Der Abschnitt <strong>3.</strong><strong>3.</strong>3 zeigt einen Überblick über die Versiegelung im System. Diese<br />
Daten liefern Anhaltspunkte zum Anteil der Grün- und unversiegelten Freiflächen und<br />
damit Angaben zu möglichen Naherholungsgebieten.<br />
Als drittes zeigt das Kapitel <strong>3.</strong><strong>3.</strong>4 die Lärmbelastung im System. Mögliche<br />
Immissionsherde, und damit Orte verminderter Wohnqualität lassen sich so<br />
erkennen.<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong>2 Nutzung<br />
Auf dem Stadtplan mit den Nutzungsdaten 48 sind Restaurants, Hotels, Parkhäuser,<br />
Schulen, Kinos, Apotheken, Spitäler, Poststellen, Museen und Orte für Konzerte und<br />
Theater eingezeichnet.<br />
Bei einer groben Betrachtung der Quartiere um den Bahnhof herum, sieht man<br />
verschiedene Nutzungszentren. Am auffälligsten, und auch nicht völlig unerwartet, ist<br />
das Gebiet von der Steinenvorstadt Richtung Barfüsserplatz und weiter zum<br />
Marktplatz. Ausserdem ist eine grosse Nutzungsdichte um den Bahnhof herum. In<br />
Gundeldingen gibt es auch noch relativ viele Konsum- und<br />
Unterhaltungseinrichtungen.<br />
Die BewohnerInnen müssen unterschiedliche Distanzen zu öffentlichen<br />
Einrichtungen zurücklegen. Diese hängen vom Quartier und der Distanz von<br />
Ballungszentren ab. Die unterschiedlichen Weglängen haben sicher auch einen<br />
Einfluss auf die gewählten Verkehrsmittel.<br />
Quartier Altstadt Grossbasel<br />
In diesem Quartier gibt es unzählige Restaurants, vor allem um den Barfüsserplatz,<br />
den Marktplatz, und den Spalenberg. Theater, Museen und Kinos befinden sind auch<br />
viele in diesem, sie sind aber nicht so konzentriert an einem Ort. Ein Parkhaus steht<br />
am Fischmarkt.<br />
The Kruetli Group 46
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Quartier Vorstädte (ohne Bezirk St. Johann und Universität)<br />
Im Bezirk Spalen gibt es auf kleinem Raum zwei Museen, darum herum einige<br />
Restaurants, eine Post und eine Apotheke. Im Bezirk Albantal kann man auf<br />
kleinstem Raum drei Museen besuchen. Die grosse Konzentration von Orten<br />
öffentlicher Nutzung ist im Quartier Vorstädte um die Steinenvorstadt herum. Dort<br />
gibt es unzählige Restaurants, Kinos, Theater und Museen. Gleich daneben stehen<br />
auch zwei Parkhäuser. Am Kohlenberg sind Schulen konzentriert. Gegen den<br />
Aeschenplatz nimmt die Dichte der öffentlichen Nutzungsmöglichkeiten ab, ein<br />
Parkhaus steht in der Nähe des Aeschenplatzes.<br />
Quartier Am Ring (nur Bezirk Steinen)<br />
In diesem Bezirk gibt es wenig Restaurants, bei der Synagoge zwei Theater und bei<br />
der Steinenschanze ein Parkhaus. Sonst sind öffentliche Nutzungsmöglichkeiten<br />
dünn gesät.<br />
Quartier St. Alban (ohne Bezirke Gellert und St. Jakob – Dreispitz)<br />
Zum Quartier St. Alban gehört der Centralbahnplatz. Um diesen herum gibt es einige<br />
Restaurants und die grösste Hoteldichte in unserem System. Neben dem Bahnhof<br />
stehen den Automobilsten zwei Parkhäuser zur Verfügung. Nicht mehr im Bezirk<br />
Heumatt, sondern im Bezirk Peter Merian neben dem Aeschengraben sind zwei<br />
weitere Parkhäuser zu finden. Sobald man vom Bahnhof her die Nauenstrasse<br />
überquert hat, nimmt die Nutzungsdichte stark ab. Ausser wenigen Restaurants gibt<br />
es in den Bezirken Peter Merian und Luftmatt nur noch Schulen und ein Spital.<br />
Quartier Gundeldingen<br />
Im Quartier Gundeldingen findet man keine Konzentration von Restaurants und doch<br />
hat es in praktisch jedem grossen Häuserblock mindestens eine Möglichkeit<br />
auswärts zu essen. Dieses Quartier beherbergt einige Schulen und es gibt<br />
vereinzelte Theater.<br />
Quartier Bruderholz (nur Bezirk Thiersteinerrain)<br />
In diesem Teil der Stadt Basel gibt es nur am Rande eine Post und eine Apotheke.<br />
Quartier Bachletten (nur Bezirk Paulus)<br />
Neben dem zoologischen Garten gibt es in diesem Bezirk vier Restaurants. Kein<br />
Theater, Kino oder Museum ist hier anzutreffen.<br />
The Kruetli Group 47
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong>3 Versiegelung<br />
Die Versiegelungsfläche im Kanton Basel-Stadt ist im Vergleich zu übrigen Kantonen<br />
in der Schweiz sehr hoch. Betrachtet man die Versiegelungsfläche innerhalb der<br />
Systemgrenzen, so fällt auf, dass mit einer durchschnittlichen Versiegelung von über<br />
70 % kaum noch freie Grünflächen, Parks, Äcker, oder ähnliches vorhanden sind.<br />
Dies liegt insbesondere daran, dass die meisten Gebiete im Zentrum der Stadt Basel<br />
gelegen sind, und somit, wie in alten Stadtzentren üblich, praktisch vollständig<br />
überbaut 49 .<br />
Verhältnismässig tiefe Versiegelungsgrade weisen die Bezirke Luftmatt (5.3),<br />
Thiersteinerrain (7.1) und Paulus (8.1) auf. Dies ist einerseits auf viele<br />
Gartenanlagen in der Luftmatt und im Thiersteinerrain zurückzuführen und<br />
andererseits auf den Basler Zoo im Bezirk Paulus. Interessanterweise weisen auch<br />
die Kernbezirke der Altstadt einen erstaunlich tiefen Versiegelungsgrad auf. Dies<br />
kommt aber daher, dass die offene Fläche des Rheins teilweise zu diesen Bezirken<br />
gehört.<br />
"Mittlere" Versiegelungsgrade sind in den Bezirken Alban (2.5), Albantal (2.6),<br />
Steinen (<strong>3.</strong>3), Peter Merian (5.2) und Delsbergerallee (6.3) zu finden. Dies ist in<br />
diesen Bezirken vor allem auf Gartenanlagen und im Falle des Albantals auch auf<br />
Parks zurückzuführen.<br />
Alle übrigen Bezirke, angefangen beim Leonhard (1.3), über die Markthalle (<strong>3.</strong>4) bis<br />
zum Thierstein (6.2) weisen Versiegelungsgrade von bis zu 97 % auf.<br />
Eine Übersicht über die Versiegelungssituation im System ist in Abbildung <strong>3.</strong>4<br />
ersichtlich.<br />
The Kruetli Group 48
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Abbildung <strong>3.</strong>4: Karte mit Spezifizierung der Überbauung und Anteilen der Versiegelungsfläche<br />
nach Bezirken gegliedert 7 50<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong>4 Lärmbelastung<br />
In einem Grossteil des städtischen Zentrums von Basel-Stadt scheint die<br />
Lärmbelastung recht hoch zu sein. Selbstverständlich dämpfen geschlossene<br />
Fenster die Lärmimmissionen gegenüber einer viel befahrenen Strasse, trotzdem<br />
sollte man bedenken, das gemäss Richtlinien der Lärmpegel in einer Wohnung bei<br />
geschlossenen Fenstern in der Nacht je nach Lärmempfindlichkeit 25 bis 30 dB(A) 51<br />
nicht überschreiten sollte. Gerade in älteren Bauten an viel befahrenen Strassen<br />
dürften diese Werte aber überschritten werden.<br />
The Kruetli Group 49
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Sehr hohe Lärmpegel findet man vor allem entlang der Nauenstrasse, dem<br />
Heuwaage Viadukt, der Elisabethenstrasse, der Aeschenvorstadt, einem Teil der<br />
Güterstrasse und der Viaduktstrasse.<br />
Kritisch wird es aber vor allem dort, wo lärmige Strassen auf Wohnquartiere treffen<br />
(blaue Gebiete). Dies ist insbesondere entlang dem Heuwaage-Viadukt, entlang der<br />
Gundeldingerstrasse, entlang dem Aeschengraben, entlang der Albananlage,<br />
entlang der Hardstrasse und entlang der St. Jakobsstrasse, sowie Teilen der<br />
Güterstrasse der Fall.<br />
Abbildung <strong>3.</strong>5 zeigt einen Überblick über die nächtliche Lärmbelastung im System.<br />
The Kruetli Group 50
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Abbildung <strong>3.</strong>5: Karte mit Lärmbelastung entlang der grösseren Strassen während der Nacht.<br />
Blau markiert sind Gebiete mit erhöhtem Ruhebedürfnis, im Wesentlichen Wohnquartiere 52<br />
The Kruetli Group 51
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong>5 Relevanz Anbindung<br />
Die Karte der Lärmimmissionen bietet erste Anhaltspunkte zur Verkehrsverteilung im<br />
Gebiet. Diese wird im Abschnitt <strong>3.</strong>4 genauer erläutert.<br />
Die Zusammenstellung des Kapitels <strong>3.</strong>3 ergibt einen Überblick der Wohn- und<br />
Lebensqualität im Gebiet. Diese soll im Sinne der Leitfrage sicher gestellt werden.<br />
Mögliche Zukunftsvarianten haben demnach die Rahmenbedingungen zu erfüllen,<br />
dass die heutige Lärm, Versiegelungs- und Versorgungssituation auf keinen Fall ins<br />
negative verändert wird.<br />
Für eine gute Anbindung ist es wichtig zu wissen, wo Kultur, Gastronomie oder<br />
Schulen vorkommen. Diese Einrichtungen müssen angebunden, ihre Erreichbarkeit<br />
sichergestellt werden. Hier sind die Verkehrsströme zu erwarten, die nachhaltig<br />
bewältigt werden wollen.<br />
<strong>3.</strong>4 Verkehr<br />
<strong>3.</strong>4.1 Übersicht<br />
Nach der Beschreibung und Charakterisierung der Quartiere und der Wohnsituation<br />
im System, wird in den folgenden Kapiteln <strong>3.</strong>4.2 bis <strong>3.</strong>4.4 auf den Verkehr als<br />
weiterer zentraler Aspekt unserer Fragestellung eingegangen. Wie eingangs<br />
erwähnt, ist Verkehr die Folge jeglicher Stadtnutzung. Seine Aufgabe ist es, die<br />
Anbindung sicher zu stellen, die Personen vom und zum Bahnhof sowie innerhalb<br />
und ausserhalb des Systems zu transportieren. Neben dem öffentlichen wird der<br />
Langsamverkehr, der "Paraöffentliche Verkehr" sowie der motorisierte<br />
Individualverkehr betrachtet. Auch wenn letzterer im Sinne der definierten<br />
Leitfragestellung (siehe Kapitel 1.2) nicht als Anbindungsmöglichkeit erwünscht ist,<br />
bleibt er doch ein wichtiges Verkehrselement, das nicht aus dem System<br />
ausgeklammert werden darf.<br />
Den Abschluss bildet das Kapitel <strong>3.</strong><strong>3.</strong>5, in dem die für die Anbindungsproblematik<br />
wichtigsten Punkte zusammengefasst werden.<br />
<strong>3.</strong>4.2 Öffentlicher Verkehr (ÖV)<br />
Das städtische Zentrum des Kantons Basel-Stadt verfügt über ein gut ausgebautes<br />
öffentliches Verkehrsnetz. Besonders die Quartiere Altstadt und Vorstädte sind gut<br />
an den öffentlichen Verkehr angebunden. Auffallend ist aber, dass das ÖV-Netz auch<br />
in der Innenstadt nicht sehr "feinmaschig" ist und hauptsächlich aus einer<br />
Hauptachse vom Centralbahnplatz, über den Aeschenplatz bis zur Schifflände<br />
gebildet wird.<br />
Das Untersuchungsgebiet wird durch alle 11 Tramlinien von Basel erschlossen 53 :<br />
Linie 1, 2, 3, 6, 8, 11, 14, 15, 16 und 17. Die Linien 1, 2, 8, 10, 11 verkehren via<br />
Bahnhof SBB/SNCF im System. Zudem fahren 7 Buslinien im Untersuchungsgebiet:<br />
Linie 30, 34, 36, 41, 50, 70 und 80. Die Flughafenbusse 30 und 50 verkehren vom<br />
Bahnhof SBB/SNCF aus und stellen zurzeit die einzige öffentliche Verbindung zum<br />
EuroAirport Basel/Mulhouse/Freiburg dar.<br />
The Kruetli Group 52
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Betrieben werden die Tram- und Buslinien von den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB)<br />
und der Baselland Transport AG (BLT). In der Regel verkehren die Fahrzeuge der<br />
BVB im 7,5- und jene der BLT im 10-Minuten-Takt. In Randzeiten und am<br />
Wochenende ist ein 15-Minuten-Intervall üblich 54 55 .<br />
Aufgrund des dichten Netzes kommt es aber auch zu kritischen Knotenpunkten.<br />
Dazu gehört der Aeschenplatz. Dort kreuzen sich 7 Tram- und 3 Buslinien, die sich<br />
dadurch selber in die Quere kommen. Der zweite kritische Punkt ist der<br />
Centralbahnplatz, wo vor allem die Nutzungsüberschneidung zwischen Tram und<br />
Fussgänger das Problem ist.<br />
Geographisch bedeutend ist die Durchschneidung des Systems durch die<br />
Bahngeleise.<br />
Ein Netzplan mit den Linien des öffentlichen Verkehrs (Tram-, Bus- und Bahnlinien)<br />
in Basel und Umgebung ist in Abbildung <strong>3.</strong>6 ersichtlich. Abbildung <strong>3.</strong>7 zeigt die<br />
Hauptverkehrsachsen und Knotenpunkte des öffentlichen Verkehrs innerhalb der<br />
Systemgrenzen.<br />
The Kruetli Group 53
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Abbildung <strong>3.</strong>6: Liniennetz Basel und Umgebung 54<br />
The Kruetli Group 54
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Abbildung <strong>3.</strong>7: Karte mit dem öffentlichen Verkehrsnetz in unseren Systemgrenzen. Die Stärken<br />
der Linien illustrieren die Häufigkeit der Frequentierung mit Transportmitteln des öffentlichen<br />
Verkehrs 7<br />
<strong>3.</strong>4.3 Para-ÖV<br />
Als Para-ÖV werden Verkehrsmittel bezeichnet, die halböffentlich operieren.<br />
Darunter fallen zum Beispiel Taxis, Linienbusse, Mobility-Autos und ähnliche.<br />
In Basel existieren folgende alternative Verkehrsmittel:<br />
Ausschliesslich für Angestellte der Roche (heute DSM) verkehren an Werktagen<br />
morgens und abends je viermal Werkbusse ab Basel SBB (Heumattstrasse) nach<br />
Kaiseraugst und zurück 56 .<br />
Sowohl ab Basel SBB (Meret Oppenheimstr.) als auch ab Bad. Bahnhof<br />
(Schwarzwaldallee) verkehren täglich unzählige Busse im internationalen<br />
Linienverkehr. Diverse benutzen auch das Busparking an der Gartenstrasse (in<br />
unmittelbarer Nähe zum Aeschenplatz).<br />
In nahezu alle europäischen Länder werden Verbindungen angeboten, wobei die<br />
Fahrten nach den neuen EU-Staaten in Osteuropa und in die Staaten des<br />
ehemaligen Jugoslawiens überwiegen dürften. Die Fahrten zwischen der Schweiz<br />
The Kruetli Group 55
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
und der EU haben mit Inkrafttreten des bilateralen Landverkehrsabkommens<br />
schlagartig zugenommen 57 .<br />
Im untersuchten Gebiet existieren knapp 80 Taxistellplätze. Die meisten davon<br />
liegen um den Bahnhof oder im Zentrum der Altstadt. Es soll nicht unerwähnt bleiben<br />
das diverse Taxifahrer und Taxiunternehmer die Situation für Taxis um den Bahnhof<br />
SBB/SNCF nach der Neugestaltung des Centralbahnplatzes und des Meret-<br />
Oppenheim Platzes für unbefriedigend halten. Zuwenig Standplätze, schlechte Lage,<br />
eine schlechte Erreichbarkeit und keine durchgehende Strasse verhindern eine<br />
effiziente Kundenbedienung. Für ganz Basel gibt es ca. 500 Taxikonzessionen 57 .<br />
In ganz Basel gibt es diverse Mobility-Standorte. In Gehweite um den Bahnhof<br />
SBB/SNCF stehen 23 der insgesamt 35 Mobility-Autos die sich im untersuchten<br />
Gebiet befinden 58 .<br />
<strong>3.</strong>4.4 Veloverkehr<br />
Das Velowegnetz ist auf die Bahnhöfe ausgerichtet. Zudem bestehen Velowege<br />
entlang der Hauptverkehrsstrassen. Als Abstellplätze fungieren einerseits die beiden<br />
Veloparkings an den Bahnhöfen und andererseits Abstellplätze am Marktplatz, am<br />
Holbeinplatz, am Barfüsserplatz, am Blumenrain und beim Bankverein 59 . Am<br />
Begleitgruppentreffen hat sich gezeigt, dass diesbezüglich eine grössere Nachfrage<br />
herrscht und die Veloparkings bereits überlastet sind.<br />
Messungen des Hochbau- und Planungsamtes haben im Jahre 2003 durchschnittlich<br />
1'259 bzw. 5'115 Velos und Mofas / Tag auf dem Dornbach- bzw. dem Heuwaage-<br />
Viadukt ermittelt 60 .<br />
<strong>3.</strong>4.5 Fussgänger<br />
Fussgängerzonen befinden sich hauptsächlich in der Altstadt, wo weite Teile autofrei<br />
sind 61 . Ausserhalb der Altstadt von Basel bestehen jedoch grosse Hindernisse für<br />
Fussgänger, wie z.B. die Nauenstrasse, das Heuwaageviadukt, die Güterstrasse und<br />
die Dornachstrasse. Negativ fällt auch auf, dass für Fussgänger keine direkt<br />
ersichtliche und gut erschlossene Verbindung vom Bahnhof SBB in die Innenstadt<br />
existiert. Wie sich an den Begleitgruppentreffen gezeigt hat, scheint auch ein grosser<br />
Teil der Umgebung des Bahnhof SBB/SNCF nicht sehr fussgängerfreundlich zu sein.<br />
Insbesondere der neugestaltete Centralbahnplatz, wie auch die Nauenstrasse<br />
werden als Sicherheitsrisiko vor allem für ältere Menschen wahrgenommen.<br />
<strong>3.</strong>4.6 Motorisierter Individualverkehr (MIV)<br />
Im System konzentriert sich der MIV auf folgende Hauptverkehrsstrassen:<br />
Gundeldingerstrasse, Dornacherstrasse, Thiersteinerallee, Nauenstrasse,<br />
Grosspeterstrasse, St. Jakobs-Strasse, Aeschengraben, St. Alban-Anlage,<br />
Dufourstrasse, Aeschenvorstadt, Elisabethenstrasse, Heuwaage-Viadukt,<br />
Viaduktstrasse, Binnigerstrasse, Margarethenstrasse sowie Dorenbachviadukt 60 .<br />
The Kruetli Group 56
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Im Jahre 2003 wurde an verschiedenen Hauptverkehrsstrassen Erhebungen<br />
durchgeführt 61 :<br />
Die höchsten Frequenzen wurden mit 35’700 Motorfahrzeuge / Tag an der<br />
Grosspeterstrasse und mit 27'300 MFZ / Tag auf dem Heuwaage-Viadukt bestimmt.<br />
Diese Strassen, welche durch die Nauenstrasse miteinander verbunden sind, stellen<br />
die stärkst befahrene Verkehrsachse im System dar und durchziehen dieses<br />
diametrisch.<br />
Ebenfalls bedeutend ist der Dorenbachviadukt mit 20'500 MFZ / Tag sowie die daran<br />
anschliessenden Gundeldinger- und Dornacherstrasse mit 10'000 bzw. 7'700 MFZ /<br />
Tag. Sie stellen die bedeutenden Verkehrsachsen im Süden des Systems dar. Im<br />
Norden ist die Messstation auf der St. Alban-Anlage zu erwähnen. Dort wurden<br />
13'000 MFZ / Tag gemessen.<br />
Diese Verteilung des MIV ist auch in der Lärmbelastung (siehe Kapitel <strong>3.</strong><strong>3.</strong>4) zu<br />
erkennen.<br />
Um ein weiteres Verständnis der Situation des motorisierten Individualverkehrs zu<br />
bekommen, wurde das Parkleitsystem der Stadt Basel und die dabei betroffenen<br />
Parkhäuser betrachtet 62 . Dies aus der Annahme heraus, dass die Strassen, durch<br />
welche die Autos zu den Parkhäusern gelenkt werden, stark befahren sind und<br />
wichtige Verbindungen darstellen.<br />
Im ungefähren Umkreis von 1 Kilometer um den Bahnhof SBB/SNCF, gibt es acht<br />
Parkhäuser. Zu sehen sind sie in Abbildung <strong>3.</strong>8. Tabelle <strong>3.</strong>10 zeigt einen Überblick<br />
über die Anzahl Parkplätze, die in den acht Parkhäusern vorhanden sind.<br />
Abbildung <strong>3.</strong>8: Parkhäuser um die Bahnhöfe SBB/SNCF 63<br />
The Kruetli Group 57
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Tabelle <strong>3.</strong>10: Parkhäuser mit Anzahl Parkplätzen 63<br />
Parkhaus Adresse Anzahl<br />
Parkplätze<br />
Post Basel 2 Gartenstrasse 143 72<br />
Centralbahnhof Gartenstrasse 150 369<br />
Hilton Aeschengraben 31 60<br />
Aeschen Aeschengraben 9 97<br />
Anfos Henric Petri-Strasse 21 166<br />
Elisabethen Steinentorberg 5 840<br />
Steinen Steinenschanze 5 520<br />
Storchen Fischmarkt 10 130<br />
Total 2254<br />
Zu den Parkhäusern Post Basel 2, Centralbahnhof und Hilton werden die<br />
Automobilisten von Norden her auf die Zürcherstrasse geleitet. Von dort geht es<br />
weiter über die Seevogelstrasse durch das Quartier St. Alban, über die<br />
Lindenhofstrasse und schliesslich per Nauenstrasse zu den Parkhäusern. Wer über<br />
die Wettsteinbrücke zu den oben genannten Parkhäusern gelangen will, wird über<br />
die Dufourstrasse, quer über den Aeschenplatz, entlang der St. Jakob Strasse und<br />
dann ebenfalls per Lindenhofstrasse / Nauenstrasse gelenkt. Als Variante dieser<br />
Lenkung werden die AutofahrerInnen, die in den Pakhäusern Aeschen und Anfos<br />
parkieren wollen, statt über die Seevogelstrasse, weiter auf die St. Alban Anlage<br />
geführt, wo sie vom Aeschengraben aus zu den gewünschten Parkhäusern<br />
gelangen.<br />
Von Nord-Westen kommend (Frankreich) nimmt man die Elsässerstrasse, danach<br />
Schanzenstrasse, Klingelbergstrasse, Schützengraben, Steinengraben,<br />
Heuwaageviadukt und schliesslich wieder die Nauenstrasse um zu den Parkhäusern<br />
Post Basel 2, Centralbahnhof und Hilton zu gelangen. Zu den Parkhäusern Anfos,<br />
Aeschen befährt man zuletzt zusätzlich den Aeschengraben.<br />
AutofahrerInnen die von Binningen, Allschwil kommen, werden auf die Strecke aus<br />
Nord-Westen geführt, entweder stossen sie beim Spalentor oder aber beim<br />
Schützengraben auf die oben beschriebene Strecke. Eine Möglichkeit besteht auch<br />
über die Viaduktstrasse. Vom westlichen Teil des Quartiers Gundeldingen aus<br />
werden Autofahrer über die Margarethenstrasse auf die Viaduktstrasse geleitet und<br />
von dort wie schon beschrieben zu den Parkhäusern. Automobilisten vom Bruderholz<br />
nehmen die Thiersteinstrasse, diejenigen von Münchenstein die Reinacherstrasse<br />
bevor beide die Bahnlinie über die Münchensteinerstrasse überqueren. Von dort<br />
gelangen sie wieder über die Nauenstrasse zu den Parkhäusern.<br />
Das Leitsystem zu den Parkhäusern Post Basel 2, Anfos, Aeschen, Centralbahnhof<br />
und Hilton ist in Abbildung <strong>3.</strong>9 zu sehen.<br />
The Kruetli Group 58
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Abbildung <strong>3.</strong>9: Leitsystem zu Parkhaus Post Basel 2 (und auch Centralbahnhof, Hilton,<br />
Aeschen, Anfos) 63<br />
Zu den Parkhäusern Elisabethen, Steinen und Storchen gelangt man im Prinzip über<br />
die gleichen Strassen wie zu den Parkhäusern Aeschen, Anfos, Post Basel 2,<br />
Centralbahnhof und Hilton nur zum Teil in der anderen Richtung. Aus diesem Grund<br />
wird hier verzichtet, diese Strassen nochmals aufzuführen.<br />
<strong>3.</strong>4.7 Herzstück<br />
Wie viele andere Agglomerationen so sieht sich auch die Region Basel mit einer<br />
schleichenden Verkehrsüberlastung konfrontiert. Viele Faktoren lassen die<br />
Verkehrsbedürfnisse zunehmen, etwa die Zunahme des Bruttosozialproduktes, das<br />
vermehrte „Wohnen im Grünen“, die Verlagerung der Arbeitsplätze an den Rand der<br />
Städte und in die Vororte 63 . Um zukünftigen Verkehrsproblemen vorbeugen zu<br />
können, führten Experten der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie der<br />
SBB eine Zweckmässigkeitsstudie zu einer möglichen S-Bahn-Verbindung unter der<br />
Basler Innenstadt durch 64 .<br />
Ein so genanntes "Herzstück der Regio-S-Bahn Basel" soll – grundsätzlich<br />
unterirdisch – eine Verbindung für S-Bahn-Züge zwischen Basel SBB und Bad.<br />
Bahnhof schaffen. Dies ermöglicht, die Innenstadt besser zu erschliessen und die S-<br />
Bahn ohne zweimalige Richtungsänderung ("wenden") in Basel zwischen Wiesental,<br />
Hochrhein und dem Süden/Osten zu führen 65 .<br />
Damit sollen folgende übergeordneten Ziele der Wirtschafts- und Verkehrspolitik der<br />
Region Basel erreicht werden:<br />
• Entlastung Strassen<br />
• Verbesserung Wohn- & Umweltqualität<br />
• Attraktivierung Innenstadt<br />
• Förderung Wirtschaftsstandort<br />
The Kruetli Group 59
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Am Anfang jeder modernen ÖVBauplanung steht die Frage nach dem<br />
Angebotskonzept: In Abbildung <strong>3.</strong>10 ist die Vorstellung, wie dank dem Herzstück<br />
(dargestellt Variante Mitte) die Züge aus dem Birs- und Ergolztal sowie ab<br />
Rheinfelden – ohne in Basel SBB zu wenden – direkt in die Innenstadt und zum Bad.<br />
Bahnhof geführt werden können, ersichtlich. Auch aus dem Wiesental-Riehen und ab<br />
Waldshut wären Fahrten ohne Wenden im Bad. Bahnhof direkt in die Basler<br />
Innenstadt und zum Bahnhof Basel SBB möglich. (Ein Strich bedeutet eine Zugsfahrt<br />
pro 30 Minuten. Mit geschickter Fahrplanplanung sollte es möglich sein, dass im<br />
Herzstück nie mehr als 71/2 Min. auf einen Zug gewartet werden muss.)<br />
Abbildung <strong>3.</strong>10: Herzstück, Variante Mitte 65<br />
Vergleicht man die Region Basel mit anderen Agglomerationen ähnlicher Grösse in<br />
der Schweiz, so fehlt nur der Regio-S-Bahn Basel – ohne Herzstück – sowohl die<br />
Zentrumserschliessung als auch die Möglichkeit, die Linienäste ohne Wenden zu<br />
Durchmesserlinien zu verknüpfen.<br />
Die erwähnte Studie soll als Diskussionsgrundlage dienen. Da grössere Bauwerke<br />
eine lange Vorbereitungszeit brauchen, müssen die Diskussionen und die Planung<br />
weitergeführt werden, damit eine Verkehrslösung, wie die des Herzstücks in 25 bis<br />
30 Jahren fertiggestellt ist, wenn die Verkehrsprobleme akut werden 65 .<br />
The Kruetli Group 60
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
<strong>3.</strong>4.8 Relevanz Anbindung<br />
Die gesammelten Daten ergeben einen guten Überblick über die verkehrliche<br />
Anbindung, wie sie sich heute darstellt. Es fällt auf, dass gerade um den Bahnhof<br />
Hauptverkehrsachsen des MIV, des LV und des ÖV zusammenstossen. Dies führt zu<br />
Barrieren für die verschiedenen Verkehrsmittel, da alle ihren Platz beanspruchen und<br />
sich kreuzen müssen.<br />
Ein Problem stellen sicher die engen Strassen gerade in Altstadtnähe dar, die die<br />
Verkehrsfläche begrenzen. Die Verkehrsachsen des MIV umgehen die Altstadt und<br />
liegen häufig auf Quartiersgrenzen. Demgegenüber erschliessen sehr viele<br />
Tramlinien die Innenstadt, während die anderen Quartiere wesentlich schlechter<br />
abgedeckt sind. Ob die verkehrliche Anbindung durch den ÖV in allen Quartieren<br />
gewährleistet ist, bleibt zu eruieren.<br />
Mit dem Herzstück bietet sich eine mögliche Variante, wie die Anbindung der<br />
Innenstadt an den Bahnhof SBB vor allem für Pendler erreicht werden könnte.<br />
Im Sinne der definierten Leitfragestellung wäre es wünschenswert, dem ÖV und dem<br />
LV mehr Raum zur Verfügung zu stellen und die Barrieren durch die<br />
Hauptverkehrsachsen des MIV zu verringern. Es stellt sich allerdings die Frage, ob<br />
dies möglich ist, wenn doch gerade in Bahnhofsnähe Parkhäuser und damit ein<br />
Grossteil der Parkplätze im Gebiet stehen.<br />
Eine Anbindung auf direktem Weg von Bahnhof und Innenstadt bietet keines der<br />
Verkehrsmittel. Die Automobilisten müssen die Hauptverkehrsachsen verlassen, das<br />
Tram macht einen Umweg über den Aeschenplatz, direkte Velo- und<br />
Fussgängerachsen fehlen. Gerade für den Langsamverkehr würde sich diese<br />
Situation auch mit der Realisierung des Herzstücks nicht ändern.<br />
<strong>3.</strong>5 Erhobene Daten aus Befragungen<br />
<strong>3.</strong>5.1 Übersicht<br />
Die in den vorherigen Kapiteln recherchierten Verkehrs-, Nutzungs- und<br />
Quartierdaten ergeben einen Überblick der in unserem System vorhandenen<br />
Infrastruktur. Nicht ausser Acht gelassen werden dürfen die Personen, welche diese<br />
Infrastruktur nutzen. Die durchgeführte Befragung (s. Kapitel 2.6) liefert dazu<br />
Anhaltspunkte. Insgesamt wurden 340 Personen am Bahnhof SBB/SNCF befragt,<br />
wobei sich diese in 108 "Ankommende“ (Personen, die mit dem Zug am Bahnhof<br />
ankommen und nach Basel weitergehen), 113 "Abreisende" (Personen, die von<br />
Basel kommen und am Bahnhof den Zug nehmen) und 119 "Nicht-Bahnfahrende"<br />
(Personen, die ein Angebot des Bahnhofs nutzen, jedoch weder mit dem Zug<br />
ankommen noch abfahren) unterteilen. Der grösste Teil der Befragten, nämlich 40%,<br />
waren zwischen 25 und 44 Jahren alt. Es folgen die 45 bis 64 Jährigen mit 23% bzw.<br />
die 18 bis 24 Jährigen mit 18%. 6% waren jünger als 17 und 12% älter als 65 Jahre.<br />
Es wurden etwa gleich viele Männer wie Frauen befragt.<br />
The Kruetli Group 61
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
<strong>3.</strong>5.2 Resultate<br />
Am häufigsten wurden von den Befragten Arbeit und Freizeit als Reiseziele genannt<br />
(33 respektive 40%). 62% der Befragten gaben an, im letzten Monat mindestens 10<br />
Mal am Bahnhof gewesen zu sein. 32% besuchten ihn 20 mal und mehr. Diese<br />
Zahlen weisen auf eine hohe Anzahl befragter Pendler hin.<br />
Herkunftsorte der Befragten:<br />
Ankommende kamen zum grössten Teil aus Gebieten der Schweiz, die ausserhalb<br />
der TAB liegen (67%) an den Bahnhof SBB/SNCF. Rheinfelden und Deutschland<br />
(ausserhalb TAB) waren zwei weitere wichtige Herkunftsorte. Abreisende kamen aus<br />
ganz Basel an den Bahnhof, am häufigsten aus den Quartieren Gundeldingen (13%),<br />
Vorstädte (11%) und St. Alban (8%).<br />
Zielorte der Befragten:<br />
Für die Ankommenden fungierte vor allem die Altstadt mit einem Anteil von 23% als<br />
Ziel. Die Quartiere Gundeldingen (15%), Vorstädte (11%) und die Messe Basel<br />
(11%) waren weitere häufige Zielorte. Abreisende reisten am häufigsten in Gebiete<br />
der Schweiz, die ausserhalb der TAB liegen (73%). Liestal, Frankreich (ausserhalb<br />
TAB) und Rheinfelden waren mit je einem Anteil von 5% die weiteren wichtigen<br />
Reiseziele. Aesch, Füllinsdorf, Muttenz, Pratteln und Deutschland wurden in noch<br />
geringeren Anteilen bereist.<br />
Verkehrmittelwahl:<br />
Für alle Befragten ist das Tram das wichtigeste Verkehrsmittel um zum Bahnhof<br />
SBB/SNCF bzw. davon weg zu gelangen. Ebenfalls von grosser Bedeutung ist der<br />
Anteil der Fussgänger. Die anderen Verkehrsmittel spielen eher eine untergeordnete<br />
Rolle.<br />
Tabelle <strong>3.</strong>11: Verkehrsmittelwahl zum bzw. vom Bahnhof SBB/SNCF<br />
Ankommende: Abreisende: Nicht-<br />
Bahnfahrende:<br />
Zu Fuss 46% 20% 39%<br />
Bus 3% 7% 1%<br />
Auto (geparkt) - 1% 3%<br />
Velo 2% 11% 4%<br />
Tram 44% 54% 48%<br />
Auto (gebracht) 2% 3% 1%<br />
Sonstiges - - 3%<br />
Taxi - 4% -<br />
Zug (Umsteigende) 3% - -<br />
Total 100% 100% 100%<br />
Mit den Bus- und Tramverbindungen waren 98% der Befragten relativ oder sogar<br />
sehr zufrieden. Bei den Fuss- und Velowegen fällt der Anteil der Zufriedenen auf<br />
80%. Ein Fünftel der Befragten war im Besitz eines Generalabommements, ein<br />
weiterer Fünftel hat ein Halbtax-Abbonoment. 17% besitzen ein Umwelt-<br />
Abonnement, das es erlaubt, die Verkehrsmittel im Tarifverbund Nordwestschweiz zu<br />
benutzen. Nur gerade 11% haben keinerlei Abonnement.<br />
The Kruetli Group 62
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Als Verbesserungsvorschläge im und um den Bahnhof SBB/SNCF wurden mehrmals<br />
das Erstellen einer Fussgängerachse und die Erhöhung der Übersichtilichkeit des<br />
Centralbahnplatzes genannt.<br />
<strong>3.</strong>5.3 Relevanz Anbindung<br />
Die Befragung kann nur Anhaltspunkte zu den Leuten liefern, die sich im und am<br />
Bahnhof aufhalten. Diese Personengruppe bildet auch einen grossen Teil des<br />
Zielpublikums, das eine verbesserte Anbindung nutzen könnte. Die Umfrage ist nicht<br />
repräsentativ, weshalb die einzelnen Prozentzahlen sicher mit Vorsicht zu geniessen<br />
sind. Tendenzen sind jedoch ersichtlich. So sind die genannten<br />
Verbesserungsvorschläge sicher ein Hinweis auf mögliche Zukunftsvarianten, ist der<br />
bereits sehr hohe Anteil an ÖV-Abonnementen eine zu beachtende<br />
Rahmenbedingung. Auch das Verhältnis der genutzten Verkehrsmittel zeigt, wie die<br />
Strecke Bahnhof – Bahnhofsumgebung / Stadt zurückgelegt wird und wo im Sinne<br />
einer Verbesserung der Schwerpunkt liegen könnte.<br />
Durch die Unterteilung der Befragten in "Ankommende", "Abreisende" und<br />
"Nichtbahnreisende" sind sowohl Leute berücksichtigt, die auswärts wohnen und in<br />
der Stadt arbeiten, wie auch Personen die in Basel wohnen und auswärts arbeiten<br />
oder die Einkaufsmöglichkeiten im Bahnhof nutzen. So sind Pendler, die an die Stadt<br />
und Bewohner die an den Bahnhof angebunden werden sollen, gleichermassen<br />
berücksichtigt.<br />
Für den Anspruch der vermehrten ÖV / LV Nutzung in der Leitfrage können die<br />
erhobenen Daten keine Grundlage bieten. Hier sind die Umsteiger das Zielpublikum,<br />
das sich durch das verbesserte Angebot und die gute Anbindung vom Auto trennt.<br />
Auch zum Thema Lebens- und Wohnqualität wurden in der Befragung keine Daten<br />
erhoben. Diese Bereiche müssen durch andere Quellen wie zum Beispiel die in<br />
Basel durchgeführte repräsentative Umfrage "Mikrozensus" 65 abgedeckt werden.<br />
The Kruetli Group 63
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
4 Systemanalyse<br />
4.1 Einflussvariablen mit Beschreibung, Ausprägungen,<br />
Indikatoren<br />
Es wurden folgende Variablen in vier verschiedenen Bereichen definiert:<br />
Wohnen und Leben<br />
• Güterversorgung<br />
• Freizeitangebot<br />
• Bevölkerungsdichte<br />
Wirtschaftsstandort<br />
• Arbeitsplätze<br />
• Nachfrage von intern<br />
• Nachfrage von extern<br />
Umwelt<br />
• Immissionen<br />
Verkehr<br />
• Fläche für Langsamverkehr<br />
• Strassendichte<br />
• Auslastung Strassen<br />
• Verkehrsanbindung MIV<br />
• Kosten Benutzer MIV<br />
• Angebot alternative Verkehrsmittel<br />
• Verkehrsanbindung / Qualität ÖV intern<br />
• Verkehrsanbindung ÖV extern<br />
• Kosten Benutzer ÖV<br />
Nachfolgend werden die Variablen genauer beschrieben und deren Messbarkeit<br />
anhand von Indikatoren veranschaulicht.<br />
Güterversorgung (1)<br />
Die Variable beschreibt die Verteilung des Angebots zum Kauf von Food und Non-<br />
Food-Artikeln des täglichen Bedarfs.<br />
Die Annahme war, dass Leute maximal 10 Minuten zu Fuss gehen, um ihre Einkäufe<br />
des täglichen Bedarfs zu erledigen. Nun wurden innerhalb der Systemgrenzen alle<br />
Migros, Coop und Denner auf einer Karte erfasst 66 67 68 .Wir gehen davon aus, dass<br />
die meisten Leute die Filialen dieser drei Grossverteiler für ihre Einkäufe benutzen<br />
und die kleinen Quartierläden einen geringeren Kundenbereich abdecken. Es ist<br />
jedoch davon auszugehen, dass ein Teil dieser Quartierläden ausserhalb des<br />
Einzugsgebietes der Grossverteiler liegen und somit die Angebotsverteilung<br />
erhöhen.<br />
Die Läden der Grossverteiler wurden als Indikatoren der Güterversorgung betrachtet.<br />
Um die einzelnen Filialen wurde nun ein Ring mit dem Radius der Distanz, die in 10<br />
The Kruetli Group 64
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Minuten zu Fuss zurückgelegt werden kann, gezogen. Die Fläche, welche innerhalb<br />
der Ringe lag (1160,6) ha, wurde durch die Gesamtfläche (1275,4 ha) geteilt.<br />
Daraus folgt der jetzige Zustand innerhalb der Systemgrenzen: In 91% der<br />
Gesamtfläche sind Lebensmittelgeschäfte, Non-Food Artikel (Hygiene, Papeterie<br />
usw.) und Kleider zu Fuss innerhalb von 10 Minuten erreichbar.<br />
Auf dieser Basis wurden zwei Ausprägungen definiert. Die erste bedeutet, dass der<br />
Ist-Zustand erhalten bleibt, oder eine Verbesserung des gegenwärtigen Zustandes<br />
erreicht wird. Die zweite Ausprägung besagt, dass man von weniger als 90% der<br />
Orte der Gesamtfläche innerhalb der Systemgrenzen in 10 Minuten ein<br />
Lebensmittelgeschäft erreicht.<br />
Freizeitangebot (2)<br />
Die Variable beschreibt die Dichte und Diversität der Freizeitmöglichkeiten, sowie<br />
deren Zugänglichkeit.<br />
Diese Variable umschreibt eine Vielfalt von verschiedenen Dingen. Aus diesem<br />
Grund wurden Freizeitäquivalente eingeführt. Es interessieren zum Beispiel Flächen<br />
von Orten, wo Freizeitaktivitäten ausgeübt werden können, ohne dass ein<br />
eigentliches Angebot geboten werden muss. Dabei gibt es natürliche Flächen, wie<br />
Gewässer und vom Mensch geschaffene, wie Sportanlagen und Parks. Für<br />
Waldfläche und Fläche von Gewässer gab es pro 10'000 m 2 einen<br />
Freizeitäquivalenzpunkt. Weil auf einer Sportanlage und in Parks intensivere<br />
Freizeitnutzung möglich ist, als im Wald, gibt es für 900 m 2 Sportanlagen und 1'000<br />
m 2 Park einen Freizeitäquivalenzpunkt. Weiter wurden Orte zur Freizeitsausübung<br />
wie Schwimmbäder, Fitnessclubs, Billardräume, Theater, Kinos, Spielplätze,<br />
Sporthallen, Bowling-Centers, Fechtsäle, Museen, Sehenswürdigkeiten und das<br />
Stadttheater und Schauspielhaus erfasst. Pro Schwimmbad und Sporthalle wurden<br />
zwei Freizeitäquivalenzpunkte vergeben. Auch das Schauspielhaus und erhielt zwei<br />
Freizeitäquivalenzpunkte. Das Stadttheater bekam sogar drei<br />
Freizeitäquivalenzpunkte. Als weitere Freizeitmöglichkeiten wurden Restaurants und<br />
Hotels betrachtet. Pro zwei Restaurants gab es einen Freizeitäquivalenzpunkt.<br />
Innerhalb der Systemgrenzen gibt es 36'000m 2 Sportanlagen 69 ,das entspricht 40<br />
Freizeitäquivalenzpunkten, 60'000m 2 sind Waldfläche und 2900000m 2 Gewässer,<br />
was 6 beziehungsweise 29 Freizeitäquivalenzpunkte gibt. Die 15000m 2 Park, die im<br />
System liegen ergeben 15 Freizeitäquivalenzpunkte. Total gibt es 17 Kinos 70 , 10<br />
Fitnessclubs 71 , 3 Billardräume 72 , 17 Theater 73 , 5 Spielplätze 74 , 1 Sporthalle 75 , 1<br />
Bowling-Center 76 , 1 Fechtsaal 76 , 18 Museen 76 , 13 Sehenswürdigkeiten 77 , 144<br />
Restaurants, 18 Hotels, 1 Schauspielhaus, 1 Schwimmbad 76 und 1 Stadttheater.<br />
Wenn nun alle die daraus entstehenden Freizeitäquivalenzpunkte zusammengezählt<br />
werden, ergibt das ein Resultat von 276.<br />
Nimmt das Angebot an Freizeitmöglichkeiten um zwischen 6 bis 20% der<br />
Freizeitäquivalenzpunkte ab, so ist dies Ausprägung 2. Ausprägung 1 hingegen geht<br />
von gleichbleibendem bis zunehmendem Freizeitangebot aus (-5 bis +20% der<br />
Freizeitäquivalenzpunkte).<br />
The Kruetli Group 65
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Bevölkerungsdichte (3)<br />
Die Variable beschreibt die Bevölkerungsdichte pro Hektare.<br />
Zur Berechnung der Bevölkerungsdichte wurde die Anzahl Personen, die in den<br />
Bezirken innerhalb der Systemgrenzen leben, summiert und diese durch die<br />
Gesamtfläche des Systems dividiert. Die Bevölkerungsdichte ist abhängig von der<br />
Menge Platz, der für Arbeitsplätze gebraucht wird, von der Wohnfläche pro Person<br />
und von der Menge Leute, die effektiv gewillt sind, in der Stadt zu leben.<br />
Im Jahr 2000 wohnen innerhalb der Systemgrenzen rund 41'000 Personen, die<br />
Fläche innerhalb der Systemgrenze beträgt rund 640 Hektaren, mit ein wenig<br />
präziseren Zahlen gerechnet entspricht dies 65 Personen pro Hektare 78 79 .<br />
In den letzten 30 Jahren hat überall in der Stadt Basel die Wohnbevölkerung stark<br />
abgenommen, durchschnittlich um ca. 20%. Diese Veränderung ging einher mit einer<br />
stetigen Zunahme der Wohnfläche pro Person. Die dritte beschriebene Ausprägung<br />
der Variablen Bevölkerungsdichte geht davon aus, dass dieser Trend ungebremst<br />
weiter geht und rechnet mit einer Abnahme der Bevölkerungsdichte von 16 bis 30%.<br />
Für die zweite Ausprägung wurde davon ausgegangen, dass die Bevölkerungsdichte<br />
weiter abnimmt, jedoch nur um 5 bis 15%. Die erste Ausprägung bedeutet eine<br />
Trendwende, was bedeutet, dass die Bevölkerungsdichte gleich bleibt oder bis zu<br />
15% zunimmt.<br />
Arbeitsplätze (4)<br />
Zur Berechnung der Arbeitsplatzdichte wurde die Anzahl Arbeitsplätze, die in den<br />
Bezirken innerhalb der Systemgrenzen existieren, summiert und diese durch die<br />
Gesamtfläche des Systems dividiert.<br />
Im Jahr 2001 gibt es 96 Arbeitsplätze pro ha oder 61'000 Arbeitsplätze in unserem<br />
System 80 . Es wird aufgrund der momentanen Wirtschaftslage eher nicht von einer<br />
Zunahme sondern von einer Abnahme an Arbeitsplätzen von 0 bis 20%<br />
ausgegangen, was der zweiten Ausprägung entspricht. Trotzdem ist aber auch noch<br />
eine erste Ausprägung formuliert worden, die eine Zunahme an Arbeitsplätzen von 1<br />
bis 20% in Betracht zieht.<br />
Nachfrage von intern (5)<br />
Diese Variable beschreibt die im Innern des Systems generierte Nachfrage nach<br />
Arbeit, Freizeit und Einkaufen. Sie setzt sich aus der Summe der Anzahl<br />
Arbeitenden, Freizeitsuchenden und Einkaufenden im System, welche im System<br />
wohnhaft sind, zusammen. Leitindikator ist die Anzahl der Arbeitenden im System<br />
von innerhalb des Systems. Dieser Indikator wird für das Jahr 2004 auf 14’000<br />
geschätzt (Berechnung siehe unten) 81 81 . Bei den beiden anderen Summanden<br />
(Anzahl Freizeitsuchende und Einkaufende von intern) wird angenommen, dass sie<br />
sich proportional zum abgeschätzten Leitindikator verhalten. In der ersten<br />
Ausprägung wird angenommen, dass die Anzahl Arbeitende im System um bis zu<br />
20% zunimmt oder um 5% abnimmt. In der zweiten Ausprägung wird von einer<br />
Abnahme um 5 bis 20% ausgegangen.<br />
The Kruetli Group 66
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Die Nachfrage von intern wurde folgendermassen abgeschätzt: Anzahl Arbeitende im<br />
System von innerhalb der Systemgrenzen = Im System arbeitende Erwerbstätige * (1<br />
- (Zupendler nach Basel-Stadt aus CH und Ausland / In Basel-Stadt arbeitende<br />
Erwerbstätige) * (1 – geschätzter Anteil, der von Basel in unser System<br />
hineinpendelt)). Der Anteil, der von Basel in unser System hineinpendelt ist<br />
gutachterisch auf 0.5 geschätzt und bringt eine sehr grosse Ungenauigkeit in die<br />
Quantifizierung dieser Variablen.<br />
Nachfrage von extern (6)<br />
Diese Variable beschreibt die Anzahl Personen von ausserhalb, die das Freizeit-,<br />
Einkaufs- und Arbeitsangebot unseres Systems nutzen.<br />
Sie ist definiert durch die Summe der Anzahl Arbeitenden (Pendler), der Anzahl<br />
Freizeitsuchenden und Anzahl Einkaufenden die von ausserhalb des Systems<br />
kommen. Naheliegenderweise entspricht hier dem Leitindikator die Anzahl Pendler,<br />
die von ausserhalb des Systems in unser System kommen. Im Moment wird diese<br />
Zahl auf 47’000 geschätzt 82 83 . Berechnung: Anzahl arbeitende Erwerbstätige im<br />
System - Anzahl im System arbeitende Erwerbstätige (siehe Nachfrage von intern)<br />
Es muss in Zukunft von einer weiteren Steigerung der Pendlermassen ausgegangen<br />
werden, woraus die erste Ausprägung folgt, die eine ebensolche Zunahme von bis zu<br />
15% annimmt. Die zweite Ausprägung besagt, dass sich die Anzahl Pendler kaum<br />
verändern wird, oder sogar bis zu 15% abnimmt.<br />
Immissionen (7)<br />
Die Variable beschreibt die Gesamtsituation bezüglich Immissionen (Lärm und<br />
Luftverschmutzung).<br />
Ursprünglich sollten die Luftschadstoffe NO x , SO 2 , O 3 und PM 10 sowie die<br />
Lärmbelastung betrachtet werden. SO 2 stellt in der heutigen Zeit kein<br />
lufthygienisches Problem mehr dar und wurde deshalb nicht berücksichtigt. O 3 wird<br />
schnell homogen verteilt und bleibt nicht am Entstehungsort konzentriert. Zudem wird<br />
es durch das Vorkommen von NO x in den Städten abgebaut und ist ein Problem in<br />
ländlichen Gebieten. Demzufolge wurde dieser Stoff nicht zur Beschreibung der<br />
Variablen verwendet.<br />
Die Luftschadstoffe NO x , PM 10 sowie die Lärmbelastung wurden in die<br />
Ausprägungen der Variablen einbezogen. PM 10 wird wegen seiner möglichen<br />
kanzerogenen Wirkung als schlimmer eingestuft als NO x . Lärmimmissionen sind ein<br />
lokales Phänomen und werden sehr unterschiedlich wahrgenommen. Als belastend<br />
werden vor allem Lärmspitzen und nächtliche Lärmimmissionen empfunden. Zur<br />
Quantifizierung der Lärmsituation wurden demnach die Anzahl Meter Strasse<br />
betrachtet, die den Lärmimmissionsgrenzwert bei Nacht von 55 dB überschreiten.<br />
Im System betragen die durchschnittlichen NO x -Werte zwischen 30-35 µg /m 3 , die<br />
der PM 10 liegen bei 27 µg/m 3 . Die Länge der Strassen mit überschrittenen<br />
Nachtgrenzwerten misst auf der Nachtlärmkarte 1.5 km 84 .<br />
Aus diesen Werten werden drei Ausprägungen definiert. Die prozentuale<br />
Veränderung von NO x wird einfach, die prozentuale Veränderungen von PM10 und<br />
der Strassenlänge mit Nachtlärm doppelt gewichtet. Anschliessend werden die<br />
Änderungsprozente aufsummiert.<br />
The Kruetli Group 67
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Ausprägung 1 bedeutet eine Zunahme der summierten Veränderung um mehr als<br />
5%. Die zweite Ausprägung bezeichnet eine Zunahme der Änderung bis 5% und<br />
Abnahme der Summierten prozentualen Veränderung bis 5%. Bei der dritten<br />
Ausprägung wird mit einer Abnahme der Veränderungssumme von mehr als 5%<br />
gerechnet.<br />
Fläche für Langsamverkehr (8)<br />
Die Variable beschreibt die Fläche, die vor allem den FussgängerInnen und<br />
Velofahrenden zur Verfügung steht.<br />
Die vorhandene Fläche für den Langsamverkehr setzt sich aus der aufsummierten<br />
Fläche an Fussgängerzonen, Radstreifen und Einbahnstrassen zusammen.<br />
Einbahnstrassen lassen vielfach Velogegenverkehr zu, weshalb sie miteinbezogen<br />
wurden. Die Fläche der Fussgängerzonen wurde mit der Velokarte der Stadt Basel<br />
ermittelt. Als Basis für die Radstreifenfläche diente das Radstreifennetz im System.<br />
Eine gewisse Unschärfe besteht bei der Berechnung der Fläche der<br />
Einbahnstrassen, weil nicht nur der Anteil der Velostreifens berechnet werden<br />
konnte. Eine grosse mehrspurige Einbahnstrasse beeinflusst die Variable<br />
"Langsamverkehrsfläche" deshalb zu stark. Die Fläche der Einbahnstrassen fliesst<br />
sowohl im Langsamverkehr als auch bei der Strassenfläche ein. Zudem konnten die<br />
Trottoirflächen in unserem System nicht ermittelt werden. Die Variable sollte jedoch<br />
in erster Linie Veränderungen bei Radstreifen und Fussgängerzonen abzubilden,<br />
beispielsweise bei einer Fussgängerachse in die Innenstadt. Damit ist der oben<br />
erwähnte Konflikt etwas entschärft, muss jedoch bei der Variantenbildung<br />
berücksichtigt werden.<br />
Weil in einer Einbahnstrasse nur ein Teil der Gesamtfläche dem Langsamverkehr zur<br />
Verfügung steht wurde diese Fläche mit dem Faktor 0.5 gewichtet. Anschliessend<br />
wurde diese Fläche zur Radstreifen- und der Fussgängerzonenfläche addiert.<br />
Insgesamt steht dem Langsamverkehr innerhalb der Systemgrenzen eine Fläche von<br />
530'000 m 2 zur Verfügung 50 62 .<br />
Ausprägung 1 beschreibt die Zunahme der Fläche des Langsamverkehrs um 1 bis<br />
10%, was einer Flächenzunahme von 5'000m 2 bis 50'000m 2 entspricht. In<br />
Ausprägung 2 bleibt die Fläche gleich gross oder nimmt bis zu 10% ab.<br />
Strassendichte (9)<br />
Die Variable beschreibt den Anteil der Strassenfläche an der zur Gesamtfläche<br />
unseres Systems. Dabei ist die Strassendichte definiert als Strassenfläche pro<br />
Bezirksfläche. Um die Zahl für das betrachtete System zu erhalten, wird ein<br />
Durchschnitt aus den Werten der Bezirkszahlen gebildet. Momentan beträgt diese<br />
Strassendichte 0.498 78 (darin enthalten sind auch Bahn- und Tramareale und<br />
versiegelte Wege). Es ist sowohl ein Zunahme dieser Strassendichte um 1 bis 10%,<br />
entsprechend der ersten Ausprägung, als auch eine Abnahme um 0 bis 10%,<br />
entsprechend der zweiten Ausprägung, denkbar. Die Strassendichte ist eine intuitiv<br />
verständliche Grösse. Die Alternativen (Anzahl Kreuzungen, Anzahl Strassen)<br />
werden als weit weniger aussagekräftig beurteilt.<br />
The Kruetli Group 68
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Auslastung Strasse (10)<br />
Die Variable beschreibt die Auslastung der Strassen bezüglich Stau. Dabei wird die<br />
Anzahl Kilometer Strasse mit chronischer Überlastung als Indikator angenommen.<br />
Hier wird von Überlastung gesprochen, wenn ein Strassenabschnitt mindestens<br />
einmal täglich einen Stau aufweist, der mehr als 15 Minuten dauert. Gegenwärtig<br />
sind von einer solchen Situation 1.7km der Strassen in unserem System betroffen 85 .<br />
In näherer Zukunft muss von einer weiteren Zunahme des motorisierten Verkehrs<br />
gerechnet werden. Dies wird in der ersten Ausprägung berücksichtigt, die von einer<br />
Zunahme der Streckenabschnitte mit chronischer Überlastung von 1 bis 20%,<br />
gegenüber der gegenwärtigen Situation, ausgeht. In einer zweiten Ausprägung wird<br />
eine gegenteilige Entwicklung aufgezeigt. Hier wird eine Abnahme der<br />
Streckenabschnitte mit chronischer Überlastung von 0 bis 20% gegenüber dem<br />
heutigen Zustand angenommen.<br />
Verkehrsanbindung MIV (11)<br />
Diese Variable beschreibt, wie gut die Anbindung des motorisierten<br />
Individualverkehrs an unser System ist. Diese ist hier definiert durch die Anzahl<br />
Autobahnen, Hauptverkehrsachsen im sowie Parkplätzen im System. Da die Anzahl<br />
Parkplätze sowohl realistischerweise veränderbar und beeinflussbar sind, als auch<br />
Knotenpunkte zu anderen Verkehrssysteme (insbesondere Langsamverkehr)<br />
darstellen, sind diese als Leitindikator definiert worden. Gegenwärtig existieren 2254<br />
Parkplätze in Parkhäusern im System 86 87 88 . In einer ersten Ausprägung kann eine<br />
Zunahme dieser Anzahl Parkplätze von bis zu 10% angenommen werden. Es könnte<br />
aber auch der Status Quo oder eine Abnahme dieser Anzahl um bis zu 10% in Frage<br />
kommen, was der zweiten Ausprägung entspricht.<br />
Kosten MIV (12)<br />
Die Variable beschreibt die Globalkosten (Abschreibung, Benzin, Parkplatzkosten,<br />
Versicherung etc.) pro gefahrenen Kilometer pro Person.<br />
Durchschnittlich werden 12000 Kilometer pro Jahr pro Fahrzeug gefahren. Der Preis<br />
pro gefahrenen Kilometer beträgt im Durchschnitt 70 Rappen 89 90 . Im Mittel sitzen<br />
1.56 Personen in einem Auto. Daraus resultiert ein Preis pro gefahrenen Kilometer<br />
und Person von 44 Rappen.<br />
Bei beiden Ausprägungen der Variablen wird davon ausgegangen, dass die Kosten<br />
für den Autofahrer steigen werden. Bei der ersten Ausprägung wird mit einem Preis<br />
von 60 bis 80 Rappen pro gefahrenen Kilometer pro Person gerechnet. Die andere<br />
Ausprägung beinhaltet Kosten von 80 bis 120 Rappen pro Kilometer und Person.<br />
Diese Steigerungen werden über einen oder mehrere der folgenden Faktoren<br />
verursacht: höhere Treibstoffpreise, grössere Autos, teurere Autoversicherungen,<br />
Road-Pricing, höhere Parkplatzkosten, tieferer Besetzungsgrad.<br />
The Kruetli Group 69
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Angebot alternative Verkehrsmittel (13)<br />
Die Variable beschreibt das Angebot an "alternativen" Verkehrsmitteln (Taxi, Mobility,<br />
RailLink, Sammeltaxi) und deren Koordination mit dem ÖV. Als Indikator wird die<br />
Summe der Anzahl Taxistandplätze und die Anzahl Mobility-Stände betrachtet.<br />
Im Moment existieren 12 Taxistandplätze mit total 79 Taxis sowie 7 Mobility-Stände<br />
mit total 35 Fahrzeugen innerhalb unserer Systemgrenzen 57 58 . Es wird davon<br />
ausgegangen, dass sich vor allem das Mobility-Angebot in Zukunft vergrössern und<br />
sich somit auch die Summe der Taxi- und Mobility-Standplätze vergrössern wird. Es<br />
ist aber nicht anzunehmen, dass sich das Angebot in näherer Zukunft verringern<br />
wird, da das Mobility-Angebot seinen Zenit längst noch nicht erreicht hat und die<br />
Nachfrage nach diesen alternativen Verkehrsmitteln aller Wahrscheinlichkeit eher<br />
wachsen als schrumpfen wird. Daraus folgt die erste Ausprägung die einer<br />
Steigerung von 130 zu 200 Mobility- und Taxiständen entspricht. Trotzdem muss<br />
auch eine Abnahme in Betracht bezogen werden, weshalb in der zweiten<br />
Ausprägung die Summe der Taxi- und Mobility-Standplätze zwischen 90 und 129<br />
liegt, also tiefer ist oder sich wie die momentane Situation mit 114 solchen Plätzen<br />
präsentiert.<br />
Verkehrsanbindung und Qualität ÖV intern (14)<br />
Die Variable beschreibt die Vernetzung der öffentlichen Verkehrsmittel untereinander<br />
sowie mit dem MIV, LV und den alternativen Verkehrsmitteln sowie die Qualität des<br />
öffentlichen Verkehrs.<br />
Zur Beschreibung der verschiedenen Arten von Vernetzung wurden Knotenpunkte<br />
betrachtet. Die Knotenpunkte zwischen Langsamverkehr und dem öffentlichen<br />
Verkehr werden meistens nicht als solche wahrgenommen, denn dies sind die<br />
Haltestellen des öffentlichen Verkehrs. Diese werden pro Quartier, aber immer<br />
innerhalb der Systemgrenzen gezählt. Dabei werden Haltestellen, die auf der<br />
Quartiergrenze liegen für beide Quartiere gezählt. Als Knotenpunkt ÖV-ÖV wurden<br />
Haltestellen gezählt, von welchen Busse oder Trams in mehr als zwei Richtungen<br />
wegfahren. Auch hier wurden Haltestellen, die auf der Quartiergrenze liegen für<br />
beide Quartiere gezählt. Weitere betrachtete Knotenpunkte sind die zwischen<br />
"alternativen" und öffentlichen Verkehrsmitteln. Als alternative Verkehrsmittel werden<br />
hier nur Taxis und Mobilityfahrzeuge betrachtet, nicht aber die Firmenshuttlebusse<br />
und ähnliches. Um als Knotenpunkt betrachtet zu werden, muss der Taxi- oder<br />
Mobilitystand weniger als 200 Meter von der Haltestelle entfernt sein. Die interne<br />
Qualität sollte mit der Haltestellendichte, Umsteigemöglichkeiten, Frequenzen,<br />
Benutzerfreundlichkeit (z.B. klare Pläne, Unterstand an Haltestelle, gedeckte<br />
Fussgängerverbindungen beim Umsteigen, klares, gut signalisiertes Leitsystem)<br />
beschrieben werden. Haltestellendichte und Umsteigemöglichkeiten sind bei den<br />
Knotenpunkten beschrieben und das Qualitätsmerkmal Benutzerfreundlichkeit wurde<br />
als zu subjektiv angeschaut, um quantifiziert werden zu können.<br />
Im System wurden 78 Haltestellen gezählt, wobei 28 davon als Knotenpunkt<br />
zwischen verschiedenen öffentlichen Verkehrmitteln gelten 53 . Zusätzlich gibt es<br />
innerhalb der Systemgrenzen 20 Standplätze von alternativen Verkehrmitteln, die<br />
maximal 200 Meter von einer Haltestelle des öffentlichen Verkehrs entfernt liegen 57<br />
58 . Weil es für die Benutzer des öffentlichen Verkehrs wertvoller ist, Haltestellen mit<br />
Möglichkeit zur Benutzung mehrerer Linien in ihrer Nähe zu haben, wurden die<br />
Knotenpunkte zwischen zwei öffentlichen Verkehrsmitteln werden doppelt gewichtet<br />
The Kruetli Group 70
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
und anschliessend mit der Anzahl Knoten zwischen LV und ÖV und zwischen<br />
alternativen Verkehrsmitteln und ÖV addiert. Dies ergibt die Gesamtknotenzahl von<br />
154 im jetzigen Zustand.<br />
Die eine Ausprägung geht von der gleich bleibenden Anzahl Knotenpunkte bis zu<br />
einer Zunahme der Anzahl Knoten aus, die andere von einer Abnahme der<br />
Knotenpunkte.<br />
Verkehrsanbindung ÖV extern (16)<br />
Die Variable beschreibt, wie gut die Anbindung des öffentlichen Verkehrs regional,<br />
national und international ist. Diese ist hier definiert durch die Anzahl ankommender<br />
und abfahrender öffentliche Verkehrsmittel in Basel-Stadt innerhalb einer Woche.<br />
Auch in dieser Variablen wird von einem Leitindikator ausgegangen, der der Anzahl<br />
Züge, die während einer Woche über den Bahnhof SBB / SNCF verkehren,<br />
entspricht. Gegenwärtig verkehren 3420 Züge pro Woche über den Bahnhof Basel<br />
SBB / SNCF 91 . Es wird angenommen, dass der öffentliche Verkehr in Zukunft an<br />
Bedeutung eher zunehmen wird. Daraus ist die erste Ausprägung formuliert worden,<br />
dass die Anzahl über den Bahnhof Basel verkehrende Züge bis zu 15% steigen wird.<br />
Es ist aber auch möglich, dass diese Anzahl gleich bleibt, oder gar abnimmt. Daraus<br />
ist die zweite Ausprägung formuliert worden, die von einem Weiterbestehen des<br />
Status Quo, oder einer Abnahme der Anzahl über den Bahnhof Basel verkehrenden<br />
Züge von bis zu 15% ausgeht.<br />
Kosten Benutzer ÖV (16)<br />
Die Variable beschreibt den durchschnittlichen Preis pro gefahrenen Kilometer, der<br />
für den Benutzer anfällt.<br />
Zur Berechnung der Kosten der Benutzer des öffentlichen Verkehrs wurden die<br />
Einnahmen der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) aus Fahrkarten inklusive des Anteils<br />
an Umwelt-Abos, GAs etc. durch gefahrene Personenkilometer dividiert.<br />
Der Verkehrsertrag der BVB betrug im Jahr 2003 102.29 Millionen Schweizer<br />
Franken, die gefahrenen Personenkilometer betrugen im selben Jahr ca. 252<br />
Millionen. Daraus ergibt sich einen Preis pro Personenkilometer von 40 Rappen pro<br />
Kilometer.<br />
Bei der einen Ausprägung wird mit 41 bis 60 Rappen pro Personenkilometer<br />
gerechnet, bei der anderen mit 20 bis 40 Rappen pro Personenkilometer 92 91 .<br />
Beschreibung Ist-Zustand anhand der recherchierten Daten<br />
Die Beschreibung des Ist-Zustandes der Variablen ist notwendig, um einerseits<br />
sinnvolle Grenzen für die Ausprägungen zu definieren und andererseits die Varianten<br />
durch Daten zu illustrieren. Der Ist-Zustand wird als Ausgangspunkt für die in den<br />
Varianten dargestellten Entwicklungen verwendet und ist in Tabelle 4.1 ersichtlich.<br />
The Kruetli Group 71
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Tabelle 4.1 Übersicht über den Ist-Zustand<br />
Variable<br />
1. Güterversorgung<br />
2. Freizeitangebot<br />
<strong>3.</strong> Bevölkerungsdichte<br />
4. Arbeitsplätze<br />
5. Nachfrage von intern<br />
6. Nachfrage von extern<br />
7. Immissionen<br />
8. Fläche für LV<br />
9. Strassendichte<br />
10. Auslastung Strassen<br />
11. Verkehrsanbindung MIV<br />
12. Kosten Benutzer MIV<br />
1<strong>3.</strong> Angebot "Alternative" Verkehrsmittel<br />
14. Verkehrsanbindung/Qualität ÖV intern<br />
15. Verkehrsanbindung ÖV extern<br />
16. Kosten Benutzer ÖV<br />
Ist-Zustand<br />
In 91% der Gesamtfläche sind Migros-,<br />
Coop-, oder Denner-Filialen zu Fuss<br />
innerhalb von 10min erreichbar.<br />
In unserem System befinden sich 276<br />
Freizeitäquivalente<br />
Die durchschnittliche Einwohnerzahl der<br />
Bezirke pro ha beträgt 65 Personen<br />
Die Arbeitsplatzdichte beträgt 96<br />
Arbeitsplätze pro ha<br />
Die geschätzte Anzahl Arbeitende<br />
Personen, die im System wohnhaft sind,<br />
beträgt 14’000.<br />
Die geschätzte Anzahl Pendler von<br />
ausserhalb des Systems (inkl. Rest der<br />
Stadt) beträgt 47’000.<br />
NOx: 35-35µg /m 3 ; PM 10 : 27 µg /m 3 ;<br />
Lärm: 1.5km Strasse mit Lärmbelastung<br />
über dem Grenzwert von 55dB.<br />
Die totale Fläche für den<br />
Langsamverkehr beträgt 530’000 m 2<br />
Der Anteil der Strassenfläche im<br />
Vergleich zur Gesamtfläche beträgt<br />
0.498.<br />
1.7 km Strasse pro ha ist in unserem<br />
System chronisch überlastet.<br />
Es existieren 2’254 Parkplätze als<br />
Verkehrsknotenpunkte mit anderen<br />
Verkehrssystemen in den Parkhäusern<br />
Es fallen 44 Rappen. pro<br />
Personenkilometer an.<br />
Die Summe der Anzahl Taxistandplätze<br />
und die Anzahl Mobility-Standplätze<br />
betrachtet beträgt 114<br />
Die totale Anzahl der Verkehrsknoten<br />
von 154 setzt sich zusammen aus<br />
folgenden Knotenzahlen: LV-ÖV<br />
(78)+2*ÖV-ÖV (28)+MIV- öV (20)<br />
3’420 Züge Anzahl Züge verkehren<br />
während einer Woche über den Bahnhof<br />
SBB<br />
Es fallen 40 Rappen pro<br />
Personenkilometer an<br />
The Kruetli Group 72
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
4.2 Einflussmatrix, Beziehungen der Variablen untereinander<br />
Mit der Einflussmatrix werden – wie der Name sagt – die Einflüsse der einzelnen<br />
Variablen untereinander bestimmt. Die Einflüsse werden nach drei Stufen bewertet:<br />
- 0: kein Einfluss<br />
- 1: mittlerer Einfluss<br />
- 2: starker Einfluss<br />
Dabei wird immer der Einfluss betrachtet, den die waagrecht angegebene Variable<br />
auf die senkrecht angeordneten anderen Variablen hat. Die Einflussmatrix mit den 16<br />
definierten Variablen ist in Tabelle <strong>3.</strong>12 ersichtlich.<br />
Tabelle 4.2: Einflussmatrix der Systemvariablen<br />
Güterversorgung<br />
Immissionen<br />
Bevölkerungsdichte<br />
Verkehrsanbindung / Qualität ÖV intern<br />
Kosten Benutzer ÖV<br />
Fläche für LV<br />
Strassendichte<br />
Auslastungen Strassen<br />
Kosten Benutzer MIV<br />
Angebote "Alternative" Verkehrsmittel<br />
Freizeitangebot<br />
Arbeitsplätze<br />
Nachfrage von intern<br />
Verkehrsanbindung ÖV extern<br />
Verkehrsanbindung MIV<br />
Nachfrage von extern<br />
1 Güterversorgung 0 0 1 0 0 0 0 1 1 0 0 1 2 0 0 2 8<br />
2 Immissionen 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 3<br />
3 Bevölkerungsdichte 1 1 0 1 1 0 0 1 1 1 2 1 2 2 2 0 16<br />
4 Verkehrsanbindung / Qualität ÖV intern 0 0 0 0 2 0 0 1 0 1 0 1 0 2 0 1 8<br />
5 Kosten Benutzer ÖV 0 0 0 1 0 0 0 1 0 1 0 0 2 0 0 2 7<br />
6 Fläche für LV 1 1 1 1 0 0 2 1 0 0 1 0 0 0 0 0 8<br />
7 Strassendichte 0 0 1 1 0 2 0 2 0 0 1 0 1 0 2 1 11<br />
8 Auslastungen Strassen 0 2 1 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 0 1 1 8<br />
9 Kosten Benutzer MIV 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 1 0 0 1 4<br />
10 Angebote "Alternative" Verkehrsmittel 0 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 1 4<br />
11 Freizeitangebot 1 2 1 0 0 0 1 2 0 1 0 0 2 0 1 2 13<br />
12 Arbeitsplätze 1 1 2 0 0 0 0 1 0 0 1 0 2 0 0 2 10<br />
13 Nachfrage von intern 2 1 0 1 0 1 0 2 0 1 2 1 0 0 1 0 12<br />
14 Verkehrsanbindung ÖV extern 0 0 0 0 1 0 0 1 0 1 0 1 0 0 0 2 6<br />
15 Verkehrsanbindung MIV 0 0 0 1 0 1 2 2 2 1 0 1 1 1 0 2 14<br />
16 Nachfrage von extern 2 1 0 1 0 0 0 2 0 1 2 1 0 2 2 0 14<br />
Passivität 8 10 8 7 4 4 6 19 5 9 9 7 16 7 9 18 146<br />
Aktivität<br />
Zwei Beispiele, wie die Einflüsse definiert und in die Matrix eingetragen wurden, sind<br />
wie folgt:<br />
The Kruetli Group 73
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
- Die Güterversorgung hat auf die Immissionen keinen Einfluss (= 0), Punkt (1,2)<br />
- Die "Auslastung der Strassen" hat einen starken Einfluss auf die Immissionen (=<br />
2), Punkt (8,2)<br />
Das Zeilentotal ergibt jeweils die Höhe der Aktivität einer Variablen, das Spaltentotal<br />
deren Passivität.<br />
Schliesslich wird die Einflussmatrix in das Computerprogramm "SystemD" von Olaf<br />
Tietje 12 eingegeben. Das Programm veranschaulicht, welche Variablen besonders<br />
"aktiv", "passiv" und "wichtig" (= Summe aus Aktivität und Passivität) sind.<br />
Eine Rangierung nach Aktivitäten ist in Tabelle 4.1 ersichtlich. Es zeigt sich, dass die<br />
Bevölkerungsdichte die aktivste Variable ist und demnach am meisten Einfluss auf<br />
die anderen Variablen hat.<br />
Tabelle 4.1 Rangierung der Variablen nach Aktivität<br />
Rang Name<br />
Aktivität<br />
1 Bevölkerungsdichte 16<br />
2 Verkehrsanbindung MIV 14<br />
3 Nachfrage von extern 14<br />
4 Freizeitangebot 13<br />
5 Nachfrage von intern 12<br />
6 Strassendichte 11<br />
7 Arbeitsplätze 10<br />
8 Güterversorgung 8<br />
9 Verkehrsanbindung / Qualität ÖV intern 8<br />
10 Fläche für LV 8<br />
11 Auslastungen Strassen 8<br />
12 Kosten Benutzer ÖV 7<br />
13 Verkehrsanbindung ÖV extern 6<br />
14 Kosten Benutzer MIV 4<br />
15 Angebote "Alternative" Verkehrsmittel 4<br />
16 Immissionen 3<br />
Eine Anordnung der Variablen nach Passivität ist in Tabelle 4.2 ersichtlich. Die<br />
Auslastung der Strassen wird neben der Nachfrage von intern und extern am<br />
meisten von anderen Variablen beeinflusst.<br />
The Kruetli Group 74
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Tabelle 4.2 Rangierung der Variablen nach Passivität<br />
Rang Name<br />
Passivität<br />
1 Auslastungen Strassen 19<br />
2 Nachfrage von extern 18<br />
3 Nachfrage von intern 16<br />
4 Immissionen 10<br />
5 Angebote "Alternative" Verkehrsmittel 9<br />
6 Freizeitangebot 9<br />
7 Verkehrsanbindung MIV 9<br />
8 Güterversorgung 8<br />
9 Bevölkerungsdichte 8<br />
10 Verkehrsanbindung/ Qualität ÖV intern 7<br />
11 Arbeitsplätze 7<br />
12 Verkehrsanbindung ÖV extern 7<br />
13 Strassendichte 6<br />
14 Kosten Benutzer MIV 5<br />
15 Kosten Benutzer ÖV 4<br />
16 Fläche für LV 4<br />
Die aktivsten und passivsten Variablen sind gleichzeitig auch jene mit hoher<br />
"Wichtigkeit". Wichtigkeit bedeutet hier Summe aus Aktivität und Passivität. Eine<br />
wichtige Variable in diesem Sinn ist also eine, die andere beeinflusst und von<br />
anderen beeinflusst wird. Eine unwichtige Variable ist für unser System von<br />
geringerer Bedeutung, weil ihr Einfluss, wie auch die Beeinflussung durch andere<br />
Variablen relativ klein ist.<br />
Die jeweilige Wichtigkeit ist in Tabelle 4.3 ersichtlich.<br />
Tabelle 4.3 Rangierung der Variablen nach Wichtigkeit<br />
Rang Name<br />
Wichtigkeit<br />
1 Nachfrage von extern 32<br />
2 Nachfrage von intern 28<br />
3 Auslastungen Strassen 27<br />
4 Bevölkerungsdichte 24<br />
5 Verkehrsanbindung MIV 23<br />
6 Freizeitangebot 22<br />
7 Strassendichte 17<br />
8 Arbeitsplätze 17<br />
9 Güterversorgung 16<br />
10 Verkehrsanbindung/ Qualität ÖV intern 15<br />
11 Immissionen 13<br />
12 Angebote "Alternative" Verkehrsmittel 13<br />
13 Verkehrsanbindung ÖV extern 13<br />
14 Fläche für LV 12<br />
15 Kosten Benutzer ÖV 11<br />
16 Kosten Benutzer MIV 9<br />
Die weiteren Anwendungen dieses Programms 12 – Systemgrid, Systemgraph und<br />
Mic-Mac-Analyse – werden im folgenden Kapitel besprochen.<br />
The Kruetli Group 75
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
4.3 Systemgraph, Systemgrid, Mic-Mac-Analyse<br />
4.<strong>3.</strong>1 Systemgraph<br />
Der Systemgraph veranschaulicht die Einflussmatrix grafisch. Grosse Einflüsse<br />
(Bewertung "2" in der Einflussmatrix) sind durch dicke Pfeile, geringe Einflüsse<br />
(Bewertung "1") durch dünne Pfeile dargestellt.<br />
Bei 16 Einflussvariablen wird ein solcher Systemgraph sehr unübersichtlich, weshalb<br />
wir uns darauf beschränkten, nur die starken Einflüsse (Bewertung "2") zu<br />
visualisieren (Abbildung 4.1).<br />
The Kruetli Group 76
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Abbildung 4.1 Systemgraph (starke Einflüsse). Die Einflussvariablen sind durch Pfeile<br />
verbunden, welche den Einfluss einer Variablen auf eine andere verdeutlicht.<br />
Das Programm "SystemD" 12 erlaubt eine beliebige Darstellung der Einflussvariablen.<br />
So können die Einflussvariablen gruppiert und der Systemgraph den Ansprüchen des<br />
Systems angepasst werden.<br />
Der Systemgraph liefert einen ersten Überblick über das System. Man kann sofort<br />
erkennen, dass es Variablen gibt, die stärker vernetzt sind als andere. Folgende<br />
Beziehungen können unterschieden werden:<br />
- Zweiseitige Einflüsse: Zwei Variablen beeinflussen einander stark, z.B.<br />
zwischen der "Nachfrage intern" und dem "Freizeitangebot".<br />
- Einseitige Einflüsse: Eine Variable beeinflusst eine andere, wird von dieser aber<br />
nicht beeinträchtigt. So hat die "Bevölkerungsdichte" einen grossen Einfluss auf<br />
die "Nachfrage von intern". Der umgekehrte Zusammenhang muss aber nicht<br />
bestehen<br />
- Keine Einflüsse: In unserem Systemgraph gibt es eine Variable (Angebote<br />
"Alternative Verkehrsmittel"), die weder einen starken Einfluss auf andere<br />
Variablen ausübt, noch von anderen stark beeinflusst wird.<br />
Weiter bietet SystemD 12 die Möglichkeit, Subsysteme zu analysieren. Subsysteme<br />
sind Untersysteme, die einen Teil der Variablen charakterisieren. Möchte man<br />
beispielsweise die Wechselwirkung von vier bestimmten Variablen untersuchen,<br />
können alle anderen Variablen aus dem Systemgraph ausgeblendet werden. Für<br />
gewisse konkrete Fragestellungen kann es sehr interessant sein, ein übersichtliches<br />
Subsystem zu untersuchen. Auch kann eine bestimmte Variable in ihrem Umfeld<br />
analysiert werden.<br />
The Kruetli Group 77
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Zu beachten ist, dass ein Subsystem immer nur einen Teil der Wirklichkeit zeigt. So<br />
kann die Situation auftreten, dass zwei Variablen in einem Subsystem keine<br />
Wechselwirkungen auf einander ausüben, jedoch über eine (ausgeblendete)<br />
Drittvariable verbunden sind.<br />
Unser System mit 16 Variablen beinhaltet unzählige Untersysteme. Die<br />
Untersuchung einiger Subsysteme erweiterte in unserem Fall das Systemverständnis<br />
unwesentlich. Ohne konkrete Zielsetzung kann die Suche von interessanten<br />
Subsystemen viel Aufwand bedeuten, ohne dass ein wesentliches Resultat gefunden<br />
werden kann. Wir beschränkten uns daher in der weiteren Darstellung auf die<br />
Abbildung 4.1. Den Fokus der Untersuchung legten wir jedoch auf den Systemgrid.<br />
4.<strong>3.</strong>2 Systemgrid<br />
Ein aussagekräftigeres Bild als der Systemgraph liefert der Systemgrid. Wie der<br />
Name "grid" andeutet, werden dafür alle definierten Einflussvariablen in einem<br />
zweidimensionalem Koordinatensystem dargestellt.<br />
Das Zeilentotal der Einflussvariablen, also deren Aktivität bildet den Y-Wert der<br />
Variablen, das Spaltentotal – die Passivität der Variable – den X-Wert. Die<br />
Einflussvariablen werden in vier Bereiche unterteilt. Der Mittelwert aller Aktivitäten<br />
trennt die puffernden von den aktiven und die passiven von den ambivalenten<br />
Variablen. Der Mittelwert der Passivitäten trennt die puffernden von den passiven<br />
und die aktiven von den ambivalenten Faktoren. Aus der Einflussmatrix resultiert<br />
folgender Systemgrid (Abbildung 4.2).<br />
Abbildung 4.2 Systemgrid der direkten Einflüsse<br />
The Kruetli Group 78
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Die aktiven Einflussvariabeln – sind die "Schalthebel" des Systems. Sie haben<br />
einen grossen Einfluss auf die anderen Variablen, werden jedoch selber wenig<br />
beeinflusst. Demzufolge hat eine Änderung der aktiven Einflussvariablen in die<br />
gewünschte Richtung einen grossen Effekt, ohne dass negative Rückkoppelungen<br />
zu erwarten sind. Im definierten System sind dies<br />
- Bevölkerungsdichte<br />
- Strassendichte<br />
- Freizeitangebot<br />
- Arbeitsplätze<br />
- Verkehrsanbindung MIV<br />
Es ist sehr interessant, dass diese fünf Variablen aus verschiedenen Bereichen<br />
stammen. Folglich kann das System mit mehreren Ansätzen verändert werden und<br />
lässt mehrere Lösung zu.<br />
Die passiven Variablen zeigen die Auswirkungen, die eine Systemveränderung<br />
haben kann. Diese Variablen werden beeinflusst, können aber das System selbst<br />
nicht beeinträchtigen. Es sind die folgenden Variablen:<br />
- Auslastung Strassen<br />
- Immissionen<br />
Die Tatsache, dass sich nur zwei Variablen im passiven Bereich befinden, darf<br />
positiv bewertet werden. Ein System mit vielen passiven Variablen kann nur schwer<br />
verändert werden. Unsere beiden Variablen sind typische "Folgeerscheinungen", die<br />
nicht direkt verändert werden können.<br />
Die ambivalenten Einflussfaktoren im rechten oberen Quadranten werden stark<br />
beeinflusst und beeinflussen stark. Betrachtet man das ökonomische Prinzip<br />
"Angebot und Nachfrage" so erstaunt es nicht, dass sich unsere beiden<br />
Nachfragevariablen in diesem Bereich befinden:<br />
- Nachfrage von intern<br />
- Nachfrage von extern<br />
Bereits im Systemgraph konnte festgestellt werden, dass diese Variablen stark<br />
"vernetzt" sind. Ambivalente Variablen können nicht dazu dienen, das System in eine<br />
gewünschte Richtung zu lenken. Ein System mit vielen ambivalenten Variablen ist<br />
instabil, kleine Veränderungen können das System aus dem Gleichgewicht bringen.<br />
Deshalb ist es auch hier positiv, nur wenige solche Variablen zu haben.<br />
Die letzte Variablengruppe, die puffernden Einflussvariablen, stellen die Mehrheit:<br />
- Fläche für LV<br />
- Verkehrsanbindung / Qualität ÖV extern<br />
- Güterversorgung<br />
- Kosten Benutzer ÖV<br />
- Kosten Benutzer MIV<br />
- Verkehrsanbindung ÖV extern<br />
- Alternative Verkehrsmittel<br />
Diese Variabeln stabilisieren das System; sie verändern das System kaum und sind<br />
gegenüber Änderungen wenig anfällig.<br />
The Kruetli Group 79
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Zwei Tatsachen fallen bei den puffernden Variablen auf:<br />
- Einerseits befinden sich die beiden Variablen, welche die Verkehrsanbindung ÖV<br />
intern und extern bezeichnen, in diesem Bereich. Es wäre zu erwarten gewesen,<br />
dass diese Variablen zu den aktiven gehören, da im Sinne der definierten<br />
Leitfragestellung, die "verkehrliche Anbindung" verbessert werden soll.<br />
Dieser Tatsache war wichtig für die Variantenkonstruktion, indem die verbesserte<br />
Anbindung nicht allein über die Variablen "Verkehrsanbindung ÖV" erreicht werden<br />
kann.<br />
- Andererseits sind auch die beiden Kostenvariablen in diesem Bereich zu finden.<br />
Auch diese Variablen hätte man im aktiven Bereich erwartet, probiert man doch oft,<br />
Massnahmen durch Kostenregulierung zu erreichen.<br />
Gesamthaft betrachtet, entspricht der Systemgrid im ambivalenten und im passiven<br />
Bereich den Erwartungen. Innerhalb des aktiven und passiven Bereichs gab es<br />
allerdings Überraschungen. Hier konnte festgestellt werden, dass sich einige aktiv<br />
erwartete Variable im puffernden Bereich befinden.<br />
Ferner liegen viele Variable im Grenzbereich zwischen Aktivität und Passivität. Diese<br />
können nicht eindeutig einer Variablenklasse zuzuordnen werden. Beispielsweise ist<br />
Vorsicht geboten, wenn die Variable "Freizeitangebot" eindeutig als aktive Variable<br />
und damit als Schalthebel des Systems betrachtet wird, da sie sich bereits im<br />
Übergangsbereich zu den ambivalenten Variablen befindet. Veränderungen dieser<br />
Variablen haben Rückkopplungseffekte zur Folge.<br />
4.<strong>3.</strong>3 Mic-Mac Analyse<br />
Systemgrid und Systemgraph gehen nur auf die direkten Einflüsse der Variablen ein.<br />
Für eine vollständige Systembetrachtung müssen jedoch auch die indirekten<br />
Einflüsse angeschaut werden. So hat beispielsweise die Variable "Auslastung der<br />
Strassen" einen direkten Einfluss auf die Variable "Immissionen". Andererseits hat<br />
die Variable "Strassendichte" einen Einfluss auf die Variable "Auslastung der<br />
Strassen". Die Variable "Strassendichte" hat demzufolge einen indirekten Einfluss<br />
auf die Variable "Immissionen", der in den bisher beschriebenen Auswertungen<br />
ausser acht gelassen wurde.<br />
Die indirekten Einflüsse wurden ebenfalls mit SystemD 12 eruiert. Das Programm<br />
verwendet dazu die sogenannte "Mic-Mac" Analyse. Die Abkürzung Mic-Mac steht<br />
für "matrice d'impacts croisés - multiplication appliquée à un classement". Dies<br />
bedeutet, dass die Einflussmatrix so lange mit sich selber multipliziert wird, bis sich<br />
die Aktivitäts- und Passivitätsränge nicht mehr verändern. Die so erhaltene Matrix<br />
stellt die indirekte Einflussmatrix dar.<br />
Die indirekte und die direkte Einflussmatrix wurden nun verglichen und die<br />
Veränderungen in Aktivität und Passivität ermittelt. Abbildung 4.3 zeigt einen<br />
Vergleich der direkten und indirekten Aktivität<br />
The Kruetli Group 80
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Vergleich Aktivitäten<br />
18<br />
Rang indirekt<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Güterversorgung<br />
Immissionen<br />
Bevölkerungsdichte<br />
Verkehrsanbindung / Qualität ÖV intern<br />
Kosten Benutzer ÖV<br />
Fläche für Langsamverkehr<br />
Strassendichte<br />
Auslastung Strassen<br />
Kosten Benutzer MIV<br />
Angebote Alternative Verkehrsmittel<br />
Freizeitangebot<br />
Arbeitsplätze<br />
Nachfrage von intern<br />
Verkehrsanbindung ÖV extern<br />
Verkehrsanbindung MIV<br />
Nachfrage von extern<br />
Winkelhalbierende<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18<br />
Rang direkt<br />
Abbildung 4.3 Vergleich der direkten und indirekten Aktivität. Variablen unterhalb der<br />
Winkelhalbierenden wurden unter-, Variablen oberhalb Winkelhalbierenden überschätzt.<br />
Die aktivste Einflussvariable erhält den Rang 1, die am wenigsten aktive Rang<br />
16. Je aktiver die Einflussvariable ist, desto näher liegt sie beim Nullpunkt.<br />
Punkte, die auf der Winkelhalbierenden liegen, haben die gleiche direkte und<br />
indirekte Aktivität. Dies trifft für die Variable folgende Variable zu<br />
- Arbeitsplätze<br />
Eine höhere indirekte als direkte Aktivität weisen die folgenden Variablen auf:<br />
- Bevölkerungsdichte<br />
- Freizeitangebot<br />
- Strassendichte<br />
- Güterversorgung<br />
- Fläche für Langsamverkehr<br />
- Auslastung der Strassen<br />
- Immissionen<br />
Diese Aktivität dieser Variablen wird unterschätzt, wenn die indirekten Einflüsse<br />
ausser Acht gelassen werden.<br />
Eine höhere direkte als indirekte Aktivität haben folgende Variablen:<br />
- Nachfrage von extern<br />
- Verkehrsanbindung MIV<br />
The Kruetli Group 81
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
- Nachfrage von intern<br />
- Kosten Benutzer ÖV<br />
- Verkehrsanbindung / Qualität ÖV intern<br />
- Verkehrsanbindung ÖV extern<br />
- Angebot alternative Verkehrsmittel<br />
- Kosten Benutzer MIV<br />
Die Aktivität dieser Variablen wird ohne Berücksichtigung der indirekten Einflüsse<br />
überschätzt.<br />
Wie die Aktivitäten können auch die indirekten und direkten Passivitäten<br />
verglichen werden. Die Variablen unterscheiden sich jedoch kaum in indirekter<br />
und direkter Passivität.<br />
Wird für die indirekte Einflussmatrix ein Systemgrid erstellt, wie in Abbildung 4.4<br />
ersichtlich, können einzelne Variabeln anderen Bereichen zugeordnet werden.<br />
Beispielsweise rutscht die bislang aktive Variable „Verkehrsanbindung MIV“ in<br />
den ambivalenten Bereich. Variablen, die sowohl im direkten wie im indirekten<br />
Systemgrid im aktiven Bereich liegen, können als wirkliche Schalthebel des<br />
Systems betrachtet werden.<br />
Abbildung 4.4 Systemgrid der indirekten Einflüsse<br />
The Kruetli Group 82
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
4.<strong>3.</strong>4 Synthese<br />
Die Systemanalyse (vor allem Systemgrid) ist ein geeignetes Hilfsmittel um<br />
herauszufinden, in welchen Bereichen Lösungsansätze, resp. Varianten<br />
gefunden werden können. Der Fokus soll dazu auf die aktiven Variablen<br />
"Bevölkerungsdichte", "Arbeitsplätze" und "Strassendichte", allenfalls noch<br />
"Verkehrsanbindung MIV" und "Freizeitangebot" gerichtet werden. Diese<br />
Variablen lassen vielfältige Varianten zu. Wie wir später sehen werden, haben<br />
die vier Varianten effektiv ihren Schwerpunkt auf diesen Variablen. Die Variablen<br />
im aktiven Bereich zeigen uns deutlich auf, dass mit "Anbindung" nicht nur die<br />
verkehrliche Anbindung gemeint sein kann, sondern dass dieser Begriff mehrere<br />
Dimensionen beinhaltet!<br />
Die vielen puffernden Variablen sorgen für einen Gegenpol zu den ambivalenten<br />
Variablen und sorgen so für ein ausgewogenes System. Die Varianten sollen<br />
aber nicht auf diesen Variablen aufgebaut werden. Beim Vergleich der direkten<br />
und indirekten Aktivitäten fällt auf, dass gewisse Variablen unterbewertet wurden.<br />
Als Beispiel sind hier die "Bevölkerungsdichte" und die "Fläche für<br />
Langsamverkehr" zu nennen, deren Einfluss unterschätzt wurde. Diesen beiden<br />
Variablen wurde zusätzliches Gewicht als Steuergrösse verliehen.<br />
Intuitiv wurden auf der anderen Seite die Kosten- und die<br />
Verkehrsanbindungsvariablen überschätzt.<br />
Die Erkenntnisse aus der Systemanalyse wurden bei der nachfolgenden<br />
Variantenkonstruktion berücksichtigt.<br />
The Kruetli Group 83
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
5 Variantenkonstruktion<br />
5.1 Konsistenzmatrix, Ausprägungen der Einflussvariablen<br />
In der Konsistenzmatrix werden die verschiedenen Ausprägungen der Variablen<br />
gegeneinander aufgetragen. Für jede Ausprägung wird bestimmt, wie sie sich<br />
gegenüber einer anderen Ausprägung verhält. Dabei werden die in Tabelle 5.1<br />
ersichtlichen Konstellationen unterschieden 11 .<br />
Tabelle 5.1 Konstellationen der Ausprägungen<br />
Verhältnis Beschreibung Bewertung<br />
Inkonsistenz Die beiden Ausprägungen können nicht gleichzeitig - 1<br />
auftreten (Bedingung)<br />
Koexistenz Die beiden Ausprägungen können unabhängig 0<br />
voneinander auftreten.<br />
Unterstützung Das Auftreten der einen Ausprägung wird durch das<br />
Auftreten der anderen Ausprägung gefördert.<br />
Bedingung Das Auftreten der einen Ausprägung hängt<br />
notwendig mit dem Auftreten der anderen<br />
Ausprägung zusammen.<br />
Die Konsistenzmatrix ist in Abbildung 5.1 dargestellt.<br />
Die erste Spalte enthält die Impact Factors IF (= Einflussvariablen), in der zweiten<br />
Spalte und in der ersten Zeile sind die Nummern der IF aufgeführt (rot). Die<br />
Ausprägungen (Level L) sind gelb unterlegt und in der dritten Spalte und in der<br />
zweiten Zeile aufgeführt. Zu den meisten Einflussvariablen werden zwei<br />
Ausprägungen definiert, ausser für die Variablen "Immissionen" und<br />
"Bevölkerungsdichte" mit je drei Ausprägungen. Ein Beispiel ist unten aufgeführt.<br />
1<br />
2<br />
The Kruetli Group 84
<strong>Schlussbericht</strong> Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
IF 1 1 2 2 2 3 3 3 4 4 5 5 6 6 7 7 8 8 9 9 10 10 11 11 12 12 13 13 14 14 15 15<br />
Impact Factor (IF) IF L Beschreibung Ausprägung (Level L) 1 2 1 2 3 1 2 3 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2<br />
Güterversorgung 1 1 91 % zu Fuss erreichbar<br />
Güterversorgung 1 2 90 % zu Fuss erreichbar<br />
Immissionen 2 1 Zunahme > 5% 0 0<br />
Immissionen 2 2 Zunahme bis 5%, Abnahme bis 5% 0 0<br />
Immissionen 2 3 Abnahme > 5% 0 0<br />
Bevölkerungsdichte 3 1 Status quo oder Zunahme 15% 1 0 -1 0 0<br />
Bevölkerungsdichte 3 2 Abnahme bis 15% 0 0 0 0 0<br />
Bevölkerungsdichte 3 3 Abnahme 16 - 30 % 0 0 1 0 0<br />
Verkehrsanbindung / Qualität ÖV intern 4 1 Status quo oder Verbesserung 0 0 0 0 1 0 0 0<br />
Verkehrsanbindung / Qualität ÖV intern 4 2 Verschlechterung 0 0 1 0 0 0 0 0<br />
Kosten Benutzer ÖV 5 1 41-60 Rp. / km 0 0 0 0 0 0 0 0 2 0<br />
Kosten Benutzer ÖV 5 2 20 - 40 Rp. / km 0 0 0 0 0 0 0 0 -1 1<br />
Fläche für LV 6 1 LV-Fläche nimmt bis 10% zu 1 0 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Fläche für LV 6 2 LV-Fläche nimmt 0-10% ab 0 0 0 0 -1 0 0 0 0 0 0 0<br />
Strassendichte 7 1 Zunahme 1-10% 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 -1 2<br />
Strassendichte 7 2 Abnahme 0-10% 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 2 -1<br />
Auslastung Strassen 8 1 Zunahme 1-20% der Überlastung 0 0 2 0 -1 1 0 0 0 1 1 0 1 0 0 2<br />
Auslastung Strassen 8 2 Abnahme 0-20% der Überlastung 0 0 -1 0 2 -1 1 1 1 0 -1 1 0 1 1 0<br />
Kosten Benutzer MIV 9 1 80-120 Rp. / km 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 -1<br />
Kosten Benutzer MIV 9 2 60-80 Rp. / km (Status quo: 44 Rp.) 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 -1 1<br />
Angebot alternative Verkehrsmittel 10 1 130-200 Mobility und Taxi 0 0 0 1 0 1 0 -1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Angebot alternative Verkehrsmittel 10 2 90-120 Mobility und Taxi (S.q: 114) 0 0 0 1 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Freizeitangebot 11 1 Abnahme bis 5%, Zunahme bis 20% 0 0 0 1 0 1 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0<br />
Freizeitangebot 11 2 Abnahme 6-20% 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0<br />
Arbeitsplätze 12 1 Zunahme 1-20% 1 0 0 0 0 0 1 2 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0<br />
Arbeitsplätze 12 2 Abnahme 0-20% 0 1 0 0 0 1 0 -1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0<br />
Nachfrage von intern 13 1 Zunahme oder Status quo 2 0 -1 0 1 2 0 -1 1 0 0 1 0 0 0 0 -1 1 0 0 0 0 1 0 1 0<br />
Nachfrage von intern 13 2 Abnahme<br />
0 2 1 0 -1 0 0 1 0 1 1 0 0 0 0 0 1 -1 1 0 0 0 0 1 0 1<br />
Verkehrsanbindung ÖV extern 14 1 Zunahme 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0<br />
Verkehrsanbindung ÖV extern 14 2 Abnahme oder Status quo 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0<br />
Verkehrsanbindung MIV 15 1 Zunahme<br />
0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 -1 -1 1 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0 0<br />
Verkehrsanbindung MIV 15 2 Abnahme oder Status quo 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 -1 0 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0<br />
Nachfrage von extern 16 1 Zunahme<br />
1 0 1 0 -1 0 0 0 1 0 0 1 1 0 0 0 1 0 0 -1 1 0 1 0 1 0 0 1 2 -1 2 -1<br />
Nachfrage von extern 16 2 Abnahme oder Status quo 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 1 0 -1 2 -1 2<br />
Abbildung 5.1 Konstistenzmatrix<br />
The Kruetli Group 85
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Aus der Konsistenzmatrix zwei Beispiele: Inkonsistenz: Eine Zunahme der<br />
"Strassendichte" (Variable 9, Ausprägung 1) kann nicht zusammen mit einer<br />
Zunahme der "Fläche für Langsamverkehr" (Variable 8, Ausprägung 1) erfolgen,<br />
deshalb Bewertung "-1".<br />
Bedingung: Eine Zunahme der "Strassendichte" hängt zwingend mit einer<br />
Abnahme der "Fläche für Langsamverkehr" zusammen, also Bewertung "2".<br />
Die Konsistenzmatrix wurde nun ins Programm "KD-Consistency Analysis" 13 von<br />
Olaf Tietje eingegeben.<br />
Die Anzahl der Szenarien berechnet sich wie folgt: 2^(Anzahl Variablen mit 2<br />
Ausprägungen) * 3^(Anzahl Variablen mit 3 Ausprägungen) = 2^14 * 3^2 =<br />
147'456.<br />
Das Programm untersucht die grosse Anzahl von Szenarien nach<br />
Inkonsistenzen, d. h. wie viele Szenarien enthalten Ausprägungen, die nicht<br />
zusammen auftreten können. Es bleiben in unserem Fall nur ein paar Hundert<br />
Szenarien übrig, die keine Inkonsistenzen enthalten.<br />
Unsere intuitiven Varianten sind somit an einige notwendige Veränderungen<br />
gebunden. Man kann nun unter den konsistenten Szenarien solche suchen,<br />
welche die Varianten unterstützen. Beispiel: In einer Wohn- und Arbeitsstadt<br />
Basel müssen die Arbeitsplätze und Bevölkerungsdichte zunehmen. Also suchen<br />
wir ein Szenario, in dem diese Bedingungen erfüllt sind, um die intuitiven<br />
Varianten auf eventuelle Inkonsistenzen hin zu untersuchen.<br />
5.2 Beschreibung der verschiedenen Varianten<br />
5.2.1 Intuitive Varianten<br />
Zu Beginn der Variantenkonstruktion werden in einem Brainstorming-Verfahren<br />
in einer Gruppensitzung völlig intuitiv mögliche Entwicklungszustände des<br />
Bahnhofs genannt. Daraus ergeben sich folgende Vorschläge der Studierenden,<br />
ergänzt mit den Inputs der Teilnehmer des 2. Begleitgruppentreffens zu<br />
zukünftigen Zuständen des Bahnhofumfeldes SBB/SNCF:<br />
Fussgängerachse in die Innenstadt<br />
Die Fussgängerverbindung vom Bahnhof SBB in die Innenstadt wird attraktiver<br />
gestaltet. Ähnlich wie in Zürich (Bahnhofstrasse) soll eine Fussgänger- (und evtl.<br />
Velo-) Achse entstehen, die es den Bahnreisenden ermöglicht, direkt vom<br />
Bahnhof SBB in die Innenstadt zu gelangen. Dazu ist eine Verkehrsberuhigung<br />
der Nauenstrasse notwendig. Diese wird entweder unterirdisch geführt oder<br />
durch die Nordtangente massiv entlastet. Die Elisabethenanlage und –strasse<br />
wird zu einer Freizeit- und Shoppingmeile umgestaltet, wodurch eine leichte<br />
Stadtzentrumsverlagerung von der Innenstadt in dieses Gebiet erreicht wird. Der<br />
The Kruetli Group 86
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Aeschengraben wird ebenfalls bis hin zum Aeschenplatz zu einer Einkaufs- und<br />
Freizeitsstrasse umfunktioniert.<br />
Zentrum Gundeli<br />
Das Gundeldingerquartier entwickelt sich zu einem Zentrum. Die hintere<br />
Passerelle wird ausgebaut und im Bereich der neuen Passerelle entsteht eine<br />
bessere Geschäftslage. Die Güterstrasse wird für Fussgänger und Velofahrer<br />
aufgewertet und es entstehen attraktive Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten. Im<br />
Bereich zwischen der Bahnlinie und der Güterstrasse ist Platz für<br />
Dienstleistungsbetriebe und Büros. An der Dornacherstrasse wird die Wohnlage<br />
attraktiver durch Verkehrsberuhigungsmassnahmen. Im Dreispitzareal entsteht<br />
einerseits ein Einkaufszentrum für den nicht nur alltäglichen Bedarf (zum grossen<br />
Teil schon vorhanden, M-Dreispitz, OBI, etc) und andererseits ein Wohnquartier<br />
für mittlere und gehobene Ansprüche. Allgemein muss das Gundeli vom<br />
Durchgangsverkehr entlastet werden, möglich ist auch eine Untertunnelung.<br />
Herzstück<br />
Um dem zunehmenden Bedeutungsverlust der Innenstadt entgegenzuwirken<br />
wird das Herzstück realisiert und die direkte Anbindung des Bahnhofs<br />
SBB/SNCF mittels S-Bahn an die Innenstadt gewährleistet.<br />
Verbesserte Anbindung ÖV<br />
Verschiedene Massnahmen bringen eine bessere Anbindung des Bahnhofs<br />
SBB/SNCF an die Innenstadt. Anstelle des Herzstücks verbindet eine U-Bahn<br />
die Bahnhöfe SBB/SNCF und Badischer Bahnhof sowie die Innenstadt (ein bis<br />
zwei zentrale Stationen). Ein höherer Takt der öffentlichen Verkehrsmittel und<br />
komfortablere (1.Klasse) Tramwagen sollen auch Leute mit gehobenen<br />
Ansprüchen dazu bringen, vermehrt die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.<br />
Anreize schaffen für ÖV<br />
Mittels Roadpricing in der Innenstadt wird der MIV benachteiligt. Am (Innen-)<br />
Stadtrand werden Parkings mit sehr guten ÖV-Verbindungen in die Stadt erstellt<br />
(z.B. St. Jakob oder wie schon vorhanden am Bad. Bahnhof). Tram und S-Bahn<br />
können mit den Parktickets kostenlos genutzt werden, an Tagen mit hohem<br />
Personenaufkommen in der Innenstadt (z.B. Ausverkauf, Weihnachts-<br />
Sonntagsverkauf) werden Shuttle-Busse eingesetzt. Im Stadtzentrum werden<br />
allgemein weniger oder auf jeden Fall nicht mehr Parkplätze zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
The Kruetli Group 87
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Back to the roots<br />
Der Centralbahnplatz wird so umgebaut, dass er dem Zustand vor der<br />
Umgestaltung entspricht. Autos können wieder über den Centralbahnplatz fahren<br />
und die dort ansässigen Geschäfte leicht erreichen. Das Veloparking bleibt zwar<br />
bestehen, dennoch können Fahrräder auch wieder oberirdisch abgestellt werden.<br />
Velo plus<br />
Es wird ein Veloweg erstellt, der über den Bahnhof führt (Unterführung als<br />
Fortsetzung des Veloparkings oder Überführung parallel zur Passerelle).<br />
Ausserdem wird dafür gesorgt, dass Velos genauso wie Fussgänger einen<br />
direkten Veloweg zur Innenstadt erhalten, der mehr oder weniger der Luftlinie<br />
entspricht. Entsprechend wird die Nauenstrasse zumindest teilweise unterirdisch<br />
geführt, damit diese Barriere für die Velos wegfällt.<br />
Umgestaltung Centralbahnplatz und Bahnhofsumgebung I<br />
Am Bahnhof soll ein Dienstleistungszentrum entstehen, wo viele Büros und auch<br />
Schulen ansässig sind. Der Ostzugang zum Bahnhof muss verbessert werden.<br />
Nördlich des Bahnhofs (Aeschengraben, St. Alban) wird der Wohnanteil erhöht.<br />
Der Centralbahnplatz wird erneut umgestaltet und es soll eine grosszügige<br />
Öffnung Richtung Stadt entstehen. Die Front aus Hotels (Euler etc.) wird<br />
umgestaltet oder abgerissen. Gebäude mit Umnutzungspotential sind zum<br />
Beispiel die Markthalle oder das Postgebäude, dort ist Platz für weitere<br />
Dienstleistungsbetriebe. Bei einem EU-Beitritt der Schweiz wird der Teil SNCF in<br />
den Bahnhof SBB integriert.<br />
Umgestaltung Centralbahnplatz und Bahnhofsumgebung II<br />
Die Vorstellung von der Basler Altstadt als Stadtzentrum wird aufgegeben.<br />
Stattdessen wird der Bahnhof das neue Stadtzentrum (wie in Zürich). Dies<br />
ermöglicht es Anwohnern aus der Agglomeration (Stadtflucht nimmt weiter zu!),<br />
in kurzer Zeit mit dem öffentlichen Verkehr nach Basel ins (neue) Stadtzentrum<br />
zu gelangen. Es findet eine Arbeitsplatzballung am Bahnhof statt und es<br />
entstehen neue Geschäfte und Freizeitmöglichkeiten.<br />
The Kruetli Group 88
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
5.2.2 Konstruktion der Varianten<br />
In einer Gruppendiskussion wird festgelegt, welche Punkte zwingend in die<br />
Zukunftsvarianten einfliessen müssen. Daraus entstehen fünf Varianten mit<br />
möglichst unterschiedlicher Entwicklung des Bahnhofsumfelds. Diese ergeben<br />
sich aus den intuitiven Varianten der Gruppe und den Inputs des<br />
Begleitgruppentreffens. Die fünf Varianten erhalten folgende Arbeitstitel:<br />
• "Flanier-Achse" (Verbesserung der Verbindung Bahnhof-Innenstadt)<br />
• "Downtown Gundeli" (Aufwertung des Gundeli und Stärkung seiner<br />
Zentrumsfunktion)<br />
• "Work @ Station" (Konzentration von Arbeitsplätzen um den Bahnhof SBB,<br />
soll Pendler dazu anhalten, mit dem Zug zur Arbeit zu fahren)<br />
• "Wohnort Basel" (Umkehrung des Trends „Wohnen in der Agglomeration“)<br />
• "Connecting Basel" (Realisierung Herzstück, Ausbau der ÖV-Verbindungen<br />
am Bahnhof SBB)<br />
Diese fünf Varianten werden an einer gruppenübergreifenden Sitzung mit der<br />
Gruppe Angebot SBB präsentiert. Es sollen aus den fünf Varianten der Gruppe<br />
Anbindung SBB und den drei Varianten der Gruppe Angebot SBB sinnvolle,<br />
gemeinsame Varianten erarbeitet werden. Die Varianten der Gruppe Angebot<br />
beziehen sich gemäss ihrer Leitfrage auf das Angebot am Bahnhof selber.<br />
Unterschieden werden folgende Varianten:<br />
• Nachhaltiger Bahnhof<br />
• Multifunktionaler Bahnhof<br />
• Zentralbahnhof<br />
Nun werden in einer 3x5 Matrix "Schnittvarianten" ermittelt, also Varianten, die<br />
sich aus den Vorschlägen der beiden Gruppen zusammensetzen. So entstehen<br />
die in Tabelle 5.3 ersichtlichen Varianten:<br />
Tabelle 5.3: Kombination der Varianten der Gruppen Anbindung und Angebot Bahnhof SBB<br />
Variante(n) Anbindung Variante(n) Angebot Name Variante (Arbeitstitel)<br />
Work @ Station<br />
Wohnort Basel<br />
Connecting Basel<br />
Flanier-Achse<br />
Downtown Gundeli<br />
Work@Station<br />
Wohnort Basel<br />
Connecting Basel<br />
Nachhaltiger Bahnhof<br />
Multifunktionaler Bahnhof<br />
ZentralBahnhof<br />
ZentralBahnhof<br />
Wohnen in der Stadt (New<br />
Urbanism, z.B. Kings<br />
Cross, London)<br />
Bahnhof als Teil des<br />
Stadtzentrums (Kommerz<br />
and Fun, z.B. Shopville,<br />
Zürich<br />
Work&Ride (Work and<br />
Ride, z.B. Euroville-Projekt)<br />
Verkehrsknoten<br />
(Umsteigeknoten, z.B.<br />
Bahnhof Olten)<br />
The Kruetli Group 89
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Diese vier Varianten werden nun mit in ausgewählten Bereichen möglichst<br />
gleichen Varianten des Programms "KD-Consistency Analysis" 13 verglichen. Es<br />
werden nur die Varianten des Programms berücksichtigt, die nicht mehr als eine<br />
Inkonsistenz aufweisen. Es zeigt sich, dass die in Zusammenarbeit mit der<br />
Gruppe Angebot SBB erarbeiteten Varianten relativ gut mit den Varianten des<br />
Programms übereinstimmen. Es ergeben sich nur einige leichte<br />
Unstimmigkeiten, die Anlass zu einer weiteren Diskussion und Anpassung der<br />
Varianten darstellen.<br />
The Kruetli Group 90
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
5.2.3 Variante "Wohnen in der Stadt"<br />
Eine bessere städtische Wohnqualität<br />
führt dazu, dass vermehrt in der Stadt<br />
gewohnt wird. Um den Bahnhof entsteht<br />
ein verdichtetes Wohnviertel, der<br />
Bahnhof ist Teil davon. Der Bahnhof hat<br />
vor allem Transportfunktion, deckt aber<br />
auch die Alltagsbedürfnisse und dient<br />
als Treffpunkt für die lokale<br />
Bevölkerung.<br />
Tabelle 5.4 Übersicht Variablenausprägung der Variante Wohnen in der Stadt<br />
Arbeitsplatzdichte<br />
Fläche für Langsamverkehr<br />
Wohnen in der Stadt<br />
106 Arbeitsplätze/ha<br />
Zunahme von 10%<br />
Ist-Zustand<br />
96 Arbeitsplätze pro ha<br />
530’000 m2<br />
Verkehrsmittelwahl zwischen<br />
Bahnhof & Stadt<br />
Transportleistung der Bahn<br />
Arbeitsplätze<br />
Anzahl Züge: 680 (wie<br />
bisher) Pendler- und<br />
Freizeitfahrplan<br />
Tram & Bus: 52%, zu Fuss:<br />
34%,<br />
Velo: 6%, Auto: 5%,<br />
Sonstige: 3%,<br />
Anzahl Züge total: rund 680<br />
Funktionalität Bahnhof abnehmend SBB zufriedenstellend,<br />
SNCF ungenügend<br />
Art des Angebots der<br />
Geschäfte im Bahnhof<br />
Alltagsbedürfnisse: 40%<br />
Exklusives: 10%<br />
Unterhaltung: 50%<br />
Alltagsbedürfnisse: 40%<br />
Exklusives (Mode,<br />
Elektronik, Accessoires, etc):<br />
60%<br />
The Kruetli Group 91
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Zunehmend mehr Menschen wollen Wohnen, Arbeiten und Freizeit wieder örtlich<br />
verbinden. Dieser Vorzug bietet die Stadt. Sie wird wieder attraktiv als Wohnort.<br />
Es findet eine eigentliche Trendumkehr statt, die den gesamten städtischen<br />
Raum erfasst. In den Planungsgebieten des Bahnhofs und seiner Umgebung<br />
entstehen verdichtete Wohnviertel für Leute, die auch im innerstädtischen Raum<br />
arbeiten wollen. Die Bevölkerung und die Zahl der Arbeitsplätze steigen um rund<br />
10% an. Durch die örtliche Nähe von Wohn-, Arbeits-, und Freizeitorten sinkt die<br />
Gesamtmobilität. Dazu trägt auch ein Roadpricing bei, das eingeführt wurde, um<br />
die Stadt von Autoverkehr zu entlasten und damit für Zuziehende, insbesondere<br />
auch Familien, attraktiver zu machen. Zur Attraktivitätssteigerung des<br />
städtischen Wohnraumes trägt u.a. die markante Zunahme der Verkehrsfläche<br />
für Velos und Fussgänger bei. Diese ist verteilt auf das gesamte Perimetergebiet,<br />
verbindet die Quartiere miteinander und erleichtert den Weg zum Bahnhof. Die<br />
Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs für die städtische Bevölkerung wird<br />
verbessert. Fast alle im Perimeter lebenden Menschen können ihre Einkäufe<br />
innerhalb einer 10-minütigen Wegstrecke erledigen.<br />
Der Bahnhof hat vor allem Transportfunktion, deckt aber auch die<br />
Alltagsbedürfnisse und dient als Treffpunkt für die lokale Bevölkerung. Der<br />
Bahnhof unterstützt ein fortschrittliches, modernes Image der Bahn. Der Bahnhof<br />
SNCF wird aufgewertet, indem die bestehenden Strukturen umgenutzt werden<br />
und alle Züge in den SBB-Bahnhof weiterfahren – eine direkte Folge des Beitritts<br />
der Schweiz zum Schengen-Abkommen. Das Einkaufs- und Dienstleistungs-, vor<br />
allem aber ein stark ausgebautes Unterhaltungsangebot ist auf die Bedürfnisse<br />
der Anwohner und Bahnnutzer ausgelegt. In und um den Bahnhof sind eher<br />
lokale, kleinere Betriebe statt grosse "Ketten" angesiedelt.<br />
Aus Sicherheits- und Lärmgründen verkehren die Güterzüge nicht mehr durch<br />
den Bahnhof. Eine Grossüberbauung mit einem erheblichen Wohnanteil auf dem<br />
freiwerdenden Areal ist in Planung.<br />
Beim öffentlichen Verkehr wird mehr auf Qualität statt Quantität gesetzt. Das<br />
zeigt sich darin, dass der Fahrplan nicht weiter verdichtet wurde, aber<br />
Umsteigemöglichkeiten und Vernetzung mit andern Verkehrsträgern wie Velo,<br />
Bus oder zu Fuss verbessert sind. Es gibt öffentliche multifunktionale Räume, die<br />
als Treffpunkte dienen.<br />
Der Durchgangsverkehr über Nauenstrasse, Heuwaageviadukt, bzw. durch das<br />
Gundeldinger-Quartier wird umgeleitet oder untertunnelt. Die Elisabethenanlage<br />
wird zu einem attraktiven, kinderfreundlichen Park umgestaltet. Es gibt diverse<br />
Freizeitmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung. Nach Minergiestandards<br />
gebaute Häuser bieten familienfreundliche Wohnungen.<br />
The Kruetli Group 92
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
5.2.4 Variante "Work and Ride"<br />
Der Bahnhof ist optimal auf<br />
Berufspendler ausgerichtet und ist<br />
Arbeitszentrum der Stadt Basel. In<br />
seiner Umgebung finden sich zahlreiche<br />
Arbeitsplätze, die zu Fuss schnell<br />
erreicht werden können. Der Wohnanteil<br />
im Bahnhofsumfeld nimmt stark ab,<br />
ausserhalb der Geschäftszeiten wirkt<br />
die Umgebung wie ausgestorben. Die<br />
Reduktion des innerstädtischen<br />
motorisierten Individualverkehrs wird<br />
durch flankierende Massnahmen<br />
verstärkt.<br />
Tabelle 5.5 Übersicht Variablenausprägung der Variante Work and Ride<br />
Arbeitsplatzdichte<br />
Fläche für Langsamverkehr<br />
Verkehrsmittelwahl zwischen<br />
Bahnhof & Stadt<br />
Transportleistung der Bahn<br />
Work and Ride<br />
106 Arbeitsplätze/ha<br />
Zunahme von 10%<br />
580'000 m2<br />
Zunahme von 10 %<br />
Insgesamt mehr Verkehr,<br />
Anteil ÖV höher<br />
Anzahl Züge: 610 (Abnahme<br />
um 10 %)<br />
Ist-Zustand<br />
96 Arbeitsplätze pro ha<br />
530’000 m2<br />
Tram & Bus: 52%, zu Fuss:<br />
34%, Velo: 6%, Auto: 5%,<br />
Sonstige: 3%,<br />
Anzahl Züge total: rund 680<br />
Funktionalität Bahnhof zunehmend SBB zufriedenstellend,<br />
SNCF ungenügend<br />
Art des Angebots der<br />
Geschäfte im Bahnhof<br />
Alltagsbedürfnisse: 70%<br />
Exklusives: 25%<br />
Unterhaltung: 5%<br />
Alltagsbedürfnisse: 40%<br />
Exklusives (Mode,<br />
Elektronik, Accessoires, etc):<br />
60%<br />
The Kruetli Group 93
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Der Bahnhof SBB/SNCF ist optimal auf Berufspendler ausgerichtet und ist das<br />
Arbeitszentrum der Stadt Basel. In seiner unmittelbaren Umgebung finden sich<br />
zahlreiche Arbeitsplätze, die zu Fuss bequem erreicht werden können.<br />
Gesamthaft steigt die Arbeitsplatzzahl um ca. 6'000, verteilt auf das gesamte<br />
Untersuchungsgebiet. Die Bahnhofsumgebung wird fussgängerfreundlich<br />
gestaltet, was sich in einer Erhöhung der Fussgänger- und Velofläche um ca.<br />
10% zeigt. Die neu geschaffenen Arbeitsplätze werden vor allem von Pendlern<br />
besetzt, aber auch von der städtischen Bevölkerung ausserhalb des Perimeters.<br />
Die Bevölkerung im Perimeter nimmt mit ca. 20% markant ab.<br />
Obwohl die Transportleistung der Bahn, gemessen an der Anzahl Züge um 10%<br />
sinkt, benutzen mehr Leute den ÖV, primär aber während den Pendlerzeiten.<br />
Das zeigt sich bei der Bahn, aber auch im innerstädtischen Bereich, wo vor allem<br />
auf Tram, Bus, Velo und zu Fuss gesetzt wird. Die vorhandenen Züge erreichen,<br />
vor allem zu Pendlerzeiten, eine markante, d.h. um 20% bessere Auslastung.<br />
Andererseits werden die Autoparkmöglichkeiten verringert; die Zahl der<br />
Autofahrten in der Bahnhofsumgebung sinkt entsprechend. Strassen werden<br />
grossflächig zu Fussgängerzonen umgenutzt, sind aber für die Güterlieferung<br />
weitgehend geöffnet. Zusätzliche, breit gestaltete Ausgänge in Richtung<br />
Nordwest (White Plaza, UBS und Markthalle) erleichtern den Personenfluss vom<br />
Bahnhof zur Umgebung. Das Postzentrum über den Geleisen wird umgenutzt<br />
und hat neu auch die Funktion einer zusätzlichen attraktiven Verbindung<br />
zwischen Altstadtgebieten und den südlichen Stadtgebieten. Die Güterzüge<br />
Richtung Frankreich werden nicht mehr durch das Bahnhofareal geführt, was<br />
zusätzlichen Platz für ein neues Dienstleistungszentrum schafft. Das Gundeli<br />
verändert sich dahingehend, dass vermehrt Arbeitsplätze im Dienstleistungs- und<br />
Freizeitbereich entstehen; Wohnraum dagegen geht verloren.<br />
Die Nauenstrasse wird unter Tag gelegt; damit erhält der Centralbahnplatz einen<br />
eigentlichen Platzcharakter mit einem Nebenher von Trams, Velos und<br />
Fussgängern.<br />
Das kommerzielle Angebot im Bahnhof bleibt in etwa gleich. Es ist hauptsächlich<br />
auf Reisende und Pendler abgestimmt, was sich in der Zunahme des Angebots<br />
für Alltagsbedürfnisse zeigt. Die Zahl an Restaurants und Imbissbuden nimmt zu,<br />
da die Nachfrage nach Schnellverpflegung steigt. Die Mietpreise sind dem<br />
Angebot entsprechend tiefer. Diese Konzentrierung auf Pendler und der<br />
gleichzeitige Rückgang der Bevölkerungszahlen zeigen sich auch in der<br />
Verschlechterung der Einkaufsmöglichkeiten in der erweiterten<br />
Bahnhofsumgebung.<br />
Beim SBB-Bahnhofsgebäude verändert sich nur wenig; hingegen wird der<br />
Durchgang zum SNCF-Bahnhof verbessert und dadurch attraktiver für Reisende.<br />
Das zeigt sich darin, dass mehr französische Pendler mit der Bahn anreisen.<br />
Neu ist auch der Flughafen per Schiene erreichbar. Die Bahn bietet attraktive<br />
Abos (Verbundbillete) an.<br />
The Kruetli Group 94
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
5.2.5 Variante "Verkehrsknoten"<br />
Der Bahnhof ist zentraler<br />
Umsteigepunkt für Pendler und<br />
Reisende aus Region und Stadt. Ein<br />
sehr dichter Fahrplan gewährleistet<br />
einen effizienten Personentransport<br />
innerhalb der ganzen trinationalen<br />
Agglomeration Basel. Im Bahnhof<br />
ankommende Personen werden durch<br />
das Herzstück direkt in die Innenstadt<br />
geleitet. Die Innenstadt als einziges<br />
Zentrum der Stadt wird dadurch<br />
gestärkt, die Zentrumsfunktion des<br />
Bahnhofs dagegen ist reduziert.<br />
Tabelle 5.6 Übersicht Variablenausprägung der Variante Verkehrsknoten<br />
Arbeitsplatzdichte<br />
Fläche für Langsamverkehr<br />
Verkehrsmittelwahl zwischen<br />
Bahnhof & Stadt<br />
Transportleistung der Bahn<br />
Funktionalität Bahnhof<br />
Art des Angebots der<br />
Geschäfte im Bahnhof<br />
Verkehrsknoten<br />
86 Arbeitsplätze/ha<br />
Abnahme um 10%<br />
490'000 m2<br />
Abnahme um 10 %<br />
Insgesamt mehr Verkehr,<br />
Anteil ÖV höher<br />
Anzahl Züge: 750 (Zunahme<br />
um 10 %, SBB wie bisher,<br />
SNCF Zunahme<br />
Zunehmend, vor allem im<br />
SNCF<br />
Alltagsbedürfnisse: 70%<br />
Exklusives: 25%<br />
Unterhaltung: 5%<br />
Ist-Zustand<br />
96 Arbeitsplätze pro ha<br />
530’000 m2<br />
Tram & Bus: 52%, zu Fuss:<br />
34%, Velo: 6%, Auto: 5%,<br />
Sonstige: 3%,<br />
Anzahl Züge total: rund 680<br />
SBB zufriedenstellend,<br />
SNCF ungenügend<br />
Alltagsbedürfnisse: 40%<br />
Exklusives (Mode,<br />
Elektronik, Accessoires, etc):<br />
60%<br />
The Kruetli Group 95
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Der Bahnhof SBB wurde zusammen mit dem Bahnhof SNCF vollständig neu<br />
konzipiert und ist zentraler Umsteigepunkt für Pendler und Reisende aus der<br />
Region und der Stadt. Ein sehr dichter Fahrplan – ca. 10% mehr Züge –<br />
gewährleistet einen effizienten Personentransport innerhalb der gesamten<br />
trinationalen Agglomeration. Ankommende Zugreisende können über eine neue,<br />
unterirdische Verbindungslinie (Herzstück) mit dem Zug direkt in die Innenstadt<br />
oder nach Kleinbasel gelangen. Die Innenstadt gewinnt weiter an Bedeutung als<br />
Ort des Einkaufs und der Begegnung, was andererseits den Nutzungsdruck<br />
weiter erhöht. Dadurch, dass der Bahnhof SBB/SNCF gezielt als Verkehrsknoten<br />
genutzt wird, verliert er an Bedeutung als mögliches städtisches Zentrum. Das<br />
schlägt sich auch auf die unmittelbare Bahnhofsumgebung nieder: Das Gebiet<br />
verliert rund 10% seiner Arbeitsplätze. Dies geht einher mit einer Reduktion der<br />
Bevölkerung um ca. 5%. Die Zahl der Zupendler verringert sich um ca. 10%.<br />
Grundsätzlich wird im Untersuchungsgebiet mehr Verkehr erzeugt, dieser wird<br />
aber hauptsächlich mit dem ÖV – mit der neuen unterirdischen Bahnverbindung<br />
abgewickelt.<br />
Durch den Anschluss ans französische Hochgeschwindigkeitsnetz wird der<br />
Bahnhof SNCF zum Durchgangsbahnhof mit TGV-Anschluss und hat stark an<br />
Bedeutung gewonnen; bauliche Massnahmen haben die Publikumsattraktivität<br />
massiv gesteigert. Die erhöhte Anzahl der Züge aus Frankreich ermöglicht es,<br />
dass die Pendler aus Frankreich vermehrt mit dem Zug anreisen. Neu ist auch<br />
der Flughafen ans Schienennetz angebunden. Der Bahnhof wird nicht mehr als<br />
Güterverkehrsachse nach Frankreich genutzt, was einerseits die Lärmsituation<br />
verbessert, andererseits die Kapazität für den Personenverkehr erhöht. Das<br />
kommerzielle Angebot am Bahnhof SBB ist hauptsächlich auf Reisende und<br />
Pendler abgestimmt, die Zahl an Restaurants und Imbissbuden nimmt zu, da die<br />
Nachfrage an Schnellverpflegung steigt; entsprechend tiefer sind die Mietpreise.<br />
In der Umgebung des Bahnhofes verliert das Einkaufsangebot an Bedeutung; ein<br />
Teil der Bevölkerung im Untersuchungsgebiet muss längere Fusswege in Kauf<br />
nehmen für den täglichen Einkauf. Das Gundeldinger-Quartier wird durch den<br />
Bahnhof wenig beeinflusst, da die meisten Bahnreisenden direkt ins<br />
Stadtzentrum fahren.<br />
Die Anbindung durch Tram und Bus ist von und nach allen Richtungen<br />
gewährleistet, allerdings werden sie Richtung Innenstadt weniger benutzt, zudem<br />
ist das Angebot bedingt durch die neue Bahnlinie reduziert. Ein unterirdischer<br />
Bus-Bahnhof ist realisiert. Flankierende Massnahmen wie Road-Pricing werden<br />
stadtweit ergriffen, um den Individualverkehr weiter zu reduzieren; Parkplätze<br />
werden hauptsächlich am Stadtrand (im Dreispitz, St. Jakob) und am Badischen<br />
Bahnhof realisiert. Die Parkhaustickets beinhalten den Weitertransport mit dem<br />
ÖV in die Innenstadt; dementsprechend erhöht sind die Preise.<br />
Die Verbindungsmöglichkeiten in die Vorstadtgebiete durch neue<br />
Bahnhaltestellen nehmen zu. Die verfügbare Fläche für Fussgänger und Velo-<br />
Fahrende nimmt leicht ab.<br />
The Kruetli Group 96
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
5.2.6 Variante "Bahnhof als Teil des Stadtzentrums"<br />
Der Bahnhof ist vor allem auf ein<br />
grosses Dienstleistungs-, Einkaufs- und<br />
Freizeitangebot ausgelegt. Eine<br />
verlängerte Passerelle führt vom<br />
Bahnhof direkt zur Elisabethenstrasse<br />
und bietet so eine verkehrsfreie Freizeitund<br />
Shoppingmeile in die Innenstadt.<br />
Der Bahnhof dient als Verbindung<br />
zwischen Gundeldingerquartier und<br />
Innenstadt, wobei das<br />
Gundeldingerquartier zu einem<br />
ergänzenden Teil des kommerziellen<br />
Stadtzentrums wird. Der Verkehr zum<br />
Bahnhof nimmt zu.<br />
Tabelle 5.7 Übersicht Variablenausprägung der Variante Bahnhof als Stadtzentrum<br />
Arbeitsplatzdichte<br />
Fläche für Langsamverkehr<br />
Verkehrsmittelwahl zwischen<br />
Bahnhof & Stadt<br />
Transportleistung der Bahn<br />
Bahnhof als Stadtzentrum<br />
106 Arbeitsplätze/ha<br />
Zunahme um 10%<br />
580'000 m2<br />
Zunahme um 10 %<br />
Insgesamt mehr Verkehr,<br />
Anteil ÖV tiefer<br />
Anzahl Züge: 680 (wie<br />
bisher), Pendler- und<br />
Freizeitfahrplan<br />
Ist-Zustand<br />
96 Arbeitsplätze pro ha<br />
530’000 m2<br />
Tram & Bus: 52%, zu Fuss:<br />
34%, Velo: 6%, Auto: 5%,<br />
Sonstige: 3%,<br />
Anzahl Züge total: rund 680<br />
Funktionalität Bahnhof abnehmend SBB zufriedenstellend,<br />
SNCF ungenügend<br />
Art des Angebots der<br />
Geschäfte im Bahnhof<br />
Alltagsbedürfnisse: 30%<br />
Exklusives: 60%<br />
Unterhaltung: 10%<br />
Alltagsbedürfnisse: 40%<br />
Exklusives (Mode,<br />
Elektronik, Accessoires, etc):<br />
60%<br />
The Kruetli Group 97
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Vom Bahnhof SBB führt eine verlängerte, grosszügig angelegte Passerelle über<br />
den Centralbahnhofplatz direkt zur Elisabethenstrasse. Die<br />
Fussgängerüberführung ist so konzipiert, dass die Anbindung an eine später<br />
realisierte Umgestaltung des Aeschengrabens zum Flanierboulevard, problemlos<br />
möglich ist. Durch die Umnutzung zur Fussgängerroute wird die<br />
Elisabethenstrasse attraktiv für neue Geschäfte und Freizeitanbieter. Das südlich<br />
gelegene Gundeldinger-Quartier wird zu einem ergänzenden Teil des<br />
kommerziellen Stadtzentrums. Die Güter- und die Dornacherstrasse werden für<br />
Fussgänger und Velofahrer aufgewertet, und es entstehen attraktive Einkaufsund<br />
Freizeitmöglichkeiten. Insgesamt wird die Verkehrsfläche für Fussgänger<br />
und Velos um ca. 10% erhöht. Der Bahnhof SBB/SNCF mit seinem grossen<br />
Dienstleistungs-, Einkaufs- und Freizeitangebot wird zum Kern eines nach Süden<br />
erweiterten Stadtzentrums – und entlastet die bisherige Kernstadt von ihrem<br />
Nutzungsdruck.<br />
Das Schengen-Abkommen zwischen der Schweiz und der EU hat die<br />
Voraussetzungen geschaffen, dass die betriebliche Zusammenlegung der beiden<br />
Bahnhöfe SBB und SNCF zu einem Centralbahnhof Basel realisiert werden<br />
konnte. In der trinationalen Agglomeration findet eine verbesserte ÖV-<br />
Vernetzung statt, was sich aber nicht in einer erhöhten Transportleistung der<br />
Bahn niederschlägt. Der Güterverkehr via Frankreich durch den Bahnhof wird auf<br />
alternative Routen verschoben, womit Raum für andere Nutzungen geschaffen<br />
wird.<br />
Die Bahnnebenbetriebe haben gegenüber der Transportfunktion des Bahnhofs<br />
an Bedeutung gewonnen. Dies zeigt sich in der Ausweitung des<br />
Bahnhofsgebäudes auf mehrere Stockwerke und in der Realisierung neuer<br />
Projektvorhaben im und um das Bahnhofareal. Es wurden viele neue<br />
Dienstleistungsbetriebe (inkl. Restaurants, Bars, Coiffeursalon, Fitnesscenter)<br />
angesiedelt und vielfältige Shoppingmöglichkeiten geschaffen. Die<br />
Öffnungszeiten vieler Geschäfte werden bis 24:00 Uhr ausgeweitet, einige<br />
Restaurants und Bars haben auch längere Öffnungszeiten. Die hohe Attraktivität<br />
des Bahnhofs für neue Anbieter widerspiegelt sich auch in höheren Mietpreisen.<br />
In und um den Bahnhof finden viele «Events» statt. Kulturelle Angebote und<br />
Ausgehmöglichkeiten gibt es in der nahen Umgebung (z.B. im Peter Merian<br />
Gebäude) oder im Gundeldinger-Quartier. Die Versorgung mit Gütern des<br />
täglichen Bedarfs steigt. Mehr als 90% der Bevölkerung im Untersuchungsgebiet<br />
kann ihre Einkäufe innerhalb einer 10-minütigen Fusstrecke tätigen.<br />
Die Bevölkerung nimmt um ca. 5% leicht ab, dies vor allem durch ein steigendes<br />
Bedürfnis der Bewohner an zusätzlichem Wohnraum; andererseits nimmt die<br />
Zahl der Arbeitsplätze um ca. 10% zu. Diese ca. 6'000 neuen Arbeitsplätze<br />
werden etwa hälftig von Stadtbewohnern und Zupendlern besetzt.<br />
The Kruetli Group 98
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
Mit der zunehmenden Bedeutung als neues, kulturelles und kommerzielles<br />
"Zentrum" – auch für Bewohner der TAB – steigt die Verkehrsbelastung rund um<br />
den Bahnhof vor allem auch durch die Zunahme beim motorisierten<br />
Individualverkehr. Die BVB kann ihren absoluten Anteil knapp halten, wogegen<br />
der prozentuale Anteil sinkt.<br />
5.2.7 Ausprägungen der Einflussvariablen<br />
Tabelle 4.7 gibt einen Überblick über die Ausprägungen der Einflussvariablen in<br />
den Varianten, die in Kapitel 4.2.2 bis 4.2.5 genauer beschrieben werden. Die<br />
Ausprägungen wurden durch das Programm "KD-Consistency Analysis" 13 auf<br />
ihre Konsistenz überprüft. Zwar konnten Varianten ohne Inkonsistenzen<br />
gefunden werden, diese entsprachen jedoch zu wenig den Vorstellungen in den<br />
intuitiven Varianten. Insbesondere liess sich keine vollständig konsistente<br />
Variante mit einer steigenden externen oder internen Nachfrage finden, weshalb<br />
im Programm schliesslich Varianten mit einer Inkonsistenz gewählt wurden. Es<br />
wurde darauf geachtet, dass sich die Varianten in möglichst vielen<br />
Ausprägungen der Einflussvariablen unterscheiden. Damit wurde der Absicht<br />
Rechnung getragen, so verschiedene Varianten wie möglich und realistisch zu<br />
erstellen. Die Ausprägungen werden aus Platz- und Übersichtlichkeitsgründen<br />
nur mit Pfeilen markiert. Die Pfeile symbolisieren die Ausprägungen wie folgt:<br />
: starke Zunahme<br />
: Zunahme<br />
/: Status quo oder Zunahme<br />
//: Status quo oder leichte Zu- / Abnahme<br />
: Status quo<br />
/: Status quo oder Abnahme<br />
: Abnahme<br />
: starke Abnahme<br />
Die grau hinterlegten Variablen in der Tabelle wurden als Kernvariablen der<br />
Gruppe für die Variantenkonstruktion verwendet. Die Variantenkonstruktion<br />
erfolgte gemeinsam mit Variablen der Gruppen Anbindung und Angebot<br />
SBB/SNCF.<br />
The Kruetli Group 99
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Tabelle 5.8 Vergleich der Varianten und ihren Variablenausprägungen<br />
Variablenbereiche<br />
Einflussvariable<br />
Varianten<br />
Wohnen und<br />
Leben<br />
Status quo<br />
Work n’<br />
Ride<br />
Wohnen in<br />
der Stadt<br />
65 Einwohner pro ha<br />
<br />
<br />
In 91% der<br />
Gesamtfläche sind<br />
Migros, Coop oder<br />
Denner zu Fuss in 10min<br />
erreichbar.<br />
Freizeitangebot 276 Freizeitelemente // // //<br />
Arbeitsplätze<br />
<br />
96 Arbeitsplätze pro ha<br />
Wirtschaftsstandort<br />
Umwelt<br />
Verkehr<br />
Variablen der<br />
Gruppe<br />
Angebot<br />
Bahnhof SBB<br />
Nachfrage von<br />
intern<br />
Nachfrage von<br />
extern<br />
Geschätzte Anzahl<br />
Arbeitende von Intern:<br />
14000<br />
Geschätzte Anzahl<br />
Pendler von ausserhalb<br />
des Systems (inkl. Rest<br />
der Stadt) beträgt 47000<br />
Immissionen NOx: 30-35 µg/m 3 ;<br />
PM10: 27 µg/m 3<br />
Lärm: 1.5km Strasse mit<br />
Lärmbelastung über dem<br />
Grenzwert von 55dB.<br />
<br />
<br />
/ / / /<br />
Fläche für LV 530’000 m 2 <br />
Strassendichte 0.498 / / / <br />
Auslastung<br />
1.7 km<br />
<br />
Bahnhof als<br />
Teil des<br />
Stadtzentrums<br />
Verkehrsknoten<br />
Bevölkerungsdichte<br />
Güterversorgung<br />
Strassen<br />
Verkehrsanbindung<br />
MIV<br />
Kosten Benutzer<br />
MIV<br />
Angebot<br />
alternative<br />
Verkehrsmittel<br />
Verkehrsanbindung<br />
/ Qualität<br />
ÖV intern<br />
Verkehrsanbindung<br />
ÖV extern<br />
Kosten Benutzer<br />
ÖV<br />
Intensität der<br />
Nutzung des ÖVs<br />
in TAB und Stadt<br />
2254 Parkplätze in den<br />
Parkhäusern<br />
44 Rp. pro<br />
Personenkilometer<br />
12 Taxistandplätze mit<br />
total 79 Taxis, 7 Mobility-<br />
Stände mit total 35<br />
Fahrzeugen im System<br />
Knotenzahl 154<br />
/ / / /<br />
<br />
// // <br />
<br />
3420 Züge pro Woche<br />
/ <br />
40 Rp. pro<br />
<br />
Personenkilometer.<br />
Werktags:<br />
BVB Einsteigende:<br />
370280<br />
Bahnhof SBB<br />
Ankommende: 35530<br />
Bahnhof SNCF<br />
Ankommende: 2755<br />
<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 100
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Modalsplit<br />
Anbindung<br />
(Anteil ÖV)<br />
Anziehungskraft<br />
des Bahnhofs als<br />
Zentrum<br />
Art des Angebots<br />
der Geschäfte im<br />
Bahnhof<br />
(Angebot für Alltagsbedürfnisse)<br />
Funktionalität des<br />
Bahnhof SBB /<br />
SNCF<br />
Transportleistung<br />
der Bahn<br />
Mietattraktivität<br />
für Geschäfte<br />
(Kosten pro m 2<br />
Rail City)<br />
Verfügbare<br />
Fläche um<br />
Bahnhof<br />
Verkehrsmittelwahl zum<br />
Bahnhof:<br />
Velo: 6%<br />
zu Fuss: 34%<br />
Tram&Bus:52%<br />
Total: 92%<br />
Auto: 3%<br />
Sonstige: 5%<br />
Anzahl Besucher:<br />
120000<br />
Status quo:<br />
0-5% der TAB-<br />
Bewohner bevorzugen<br />
(benutzen) den Bhf als<br />
Zentrum<br />
Angebot für<br />
Alltagssbedürfnisse:<br />
40%<br />
Exklusiv- Angebot<br />
(Mode, Elektronik,<br />
Accessoires, etc): 60%<br />
SBB zufriedenstellend,<br />
SNCF ungenügend<br />
Anzahl Anzahl Züge<br />
SBB: 35530 von 04:20<br />
bis 02:44<br />
Anzahl Züge SNCF:<br />
2755 von 05:45 bis<br />
24:50<br />
Rail City: Mindestmiete:<br />
800-1000 CHF/m 2<br />
zusätzlich 2.5 – 12 %<br />
des Umsatzes je nach<br />
Branche; Umgebung:<br />
300 CHF/m 2 inkl.<br />
Nebenkosten<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
470000 m 2 <br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 101
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
6 Bewertungen<br />
6.1 MAUT I<br />
Wie im Kapitel 2.4.1 beschrieben, werden in der MAUT I die Varianten von einer<br />
Kriteriengruppe anhand von 6 Kriterien bewertet. Um Bewertungen der Varianten<br />
vergleichen zu können, wurde eine so genannte Nutzenfunktion definiert.<br />
6.1.1 Nutzenfunktion<br />
Die Nutzenfunktion wird mit den normierten Werten der Kriteriengruppe pro<br />
Variante und einer Gewichtung der einzelnen Kriterien erstellt. Die<br />
Nutzenfunktion jeder Variante berechnet sich aus der Summe der jeweiligen<br />
Kriteriengewichtung multipliziert mit den Werten der Kriterien. Dies gibt für jede<br />
Variante einen Wert zwischen 0 und 1, welcher die Qualität der Variante<br />
repräsentiert. 1 bedeutet höchste Qualität, 0 die tiefste.<br />
Im Rahmen der MAUT II wurden die Kriterien einerseits durch die Fallakteure<br />
und andererseits durch alle Studierenden gewichtet. Die Gewichtungsfaktoren<br />
der Studierenden unterscheiden sich nicht stark von denen aller Fallakteure,<br />
deshalb wurden sie für die Nutzenfunktion der MAUT I verwendet. Dargestellt<br />
sind sie in Tabelle 6.1.<br />
Tabelle 6.1: Gewichtungsfaktoren<br />
Indiv. VWL<br />
Kriterium<br />
Kosten Kosten<br />
Lokale<br />
Umw.wirk.<br />
Globale<br />
Umw.wirk.<br />
Gesell.<br />
Sozial<br />
Indiv.<br />
Sozial<br />
Gewichtung 0.1359 0.1798 0.1882 0.1557 0.1467 0.1937<br />
Varianten<br />
Work and Ride 0.56 0.80 0.48 0.42<br />
Wohnen 0.63 0.82 1.00 0.84<br />
Verkehrsknoten 0.50 0.90 0.88 0.59<br />
Zentrum 0.69 0.11 0.00 0.74<br />
Ist-Zustand 0.63 0.50 0.63 0.44<br />
Auch die normierten Werte der einzelnen Kriterien sind in dieser Tabelle<br />
aufgeführt. Wie diese Werte entstanden sind, ist in den Kriterienberichten<br />
einsehbar 93 .<br />
Die graphische Darstellung der Resultate der Nutzenfunktion ist in Abbildung 6.1<br />
zu sehen. Diese Resultate sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen, da nur zwei<br />
Drittel der geforderten Kriterien darin einfliessen und sich deshalb keine<br />
statistisch gesicherten Aussagen machen lassen. Tendenzen sind jedoch<br />
erkennbar.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 102
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Resultate der Nutzenfunktion<br />
1.0<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0.0<br />
Work and Ride Wohnen Verkehrsknoten Zentrum Ist-Zustand<br />
Abbildung 6.1: Resultate der Nutzenfunktion.<br />
Die Variante "Wohnen in der Stadt" schneidet in der datengestützten Bewertung<br />
am besten ab. Die schlechteste Variante ist gemäss der unvollständigen<br />
Nutzenfunktion die Variante "Bahnhof als Stadtzentrum".<br />
6.1.2 Einzelne Bewertungen<br />
Nach den beiden Gesellschaftskriterien "gesellschaftlich sozial" und "individuell<br />
sozial" wird die Variante "Wohnen in der Stadt" am besten bewertet. Das erste<br />
Kriterium wird die Variante "Verkehrsknoten" als nächst beste Variante<br />
eingeschätzt. Bei der Variante "Work and Ride" wird sogar eine<br />
Verschlechterung der Situation bezüglich der individuellen Bedürfnisbefriedigung<br />
gegenüber heute erwartet.<br />
Die Varianten "Verkehrsknoten", "Wohnen in der Stadt" und "Work and Ride"<br />
werden nach dem Kriterium "lokale Umweltauswirkungen" in der genannten<br />
Reihenfolge als ähnlich gut bewertet. Deutlich schlechter schneidet bei diesem<br />
Kriterium die Variante "Bahnhof als Stadtzentrum" ab.<br />
Anhand des Kriteriums "Individuelle Kosten" werden alle Varianten innerhalb von<br />
0.2 normierten Werten eingeschätzt. Sieger ist bei diesem Kriterium die Variante<br />
"Bahnhof als Stadtzentrum". Es wird erwartet, dass bei der Variante "Wohnen in<br />
der Stadt" die Kosten und Nutzen eines einzelnen Haushalts gleich wie heute<br />
sind. Höhere Kosten beziehungsweise tieferer Nutzen als heute wird für die<br />
Varianten "Work and Ride" und "Verkehrsknoten" erwartet.<br />
Eine darstellende Übersicht über die einzelnen Bewertungen gibt Abbildung 6.2.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 103
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
1<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
Work and Ride<br />
Wohnen<br />
Verkehrsknoten<br />
Zentrum<br />
Ist-Zustand<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0<br />
Ökon. Indiv. Ökol. Lokal Soz. Gesellsch. Soz. Indiv.<br />
Abbildung 6.2: Übersicht Bewertungen.<br />
6.2 MAUT II<br />
Es haben insgesamt 62 Personen, davon 38 Männer und 24 Frauen, die<br />
Varianten im Bewertungsparcours sowohl intuitiv, wie auch kriteriengestützt<br />
beurteilt. Die 62 Personen sind unterteilt in die Akteurgruppen Anwohner (7),<br />
Gewerbe (9), Verkehr (12), Planer (14) und Studierende (20).<br />
Bei der Auswertung der Bewertungen werden Unterschiede jeweils nach einem<br />
Signifikanzniveau von 0.05 getestet. Das bedeutet, dass ein Unterschied in den<br />
Varianten als signifikant gilt, wenn sich nicht mehr als 5% der Bewertungen mit<br />
den Bewertungen einer anderen Variante überschneidet.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 104
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
6.2.1 Intuitive Variantenbewertung<br />
Bewertung über alle Akteurgruppen:<br />
Intuitive Variantenbewertung über alle Akteurgruppen<br />
(n = 62)<br />
Nutzenwerte<br />
(arithmethische Mittelwerte)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Ist-Zustand<br />
Work and ride<br />
Wohnen in der<br />
Stadt<br />
Verkehrsknoten<br />
Bahnhof als<br />
Stadtzentrum<br />
Varianten<br />
Abbildung 6.3: Intuitive Variantenbewertung über alle Akterugruppen mit den<br />
Standardabweichungen<br />
Die Variante "Wohnen in der Stadt" wird in der intuitiven Bewertung gemittelt<br />
über alle Bewertenden signifikant als die beste Variante beurteilt (p-Werte<br />
zwischen 0.000 und 0.002). Die arithmetischen Mittelwerte der übrigen Varianten<br />
unterscheiden sich nicht massgeblich voneinander, weshalb eine Rangierung der<br />
restlichen Variablen nicht vorgenommen werden kann.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 105
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Bewertung zwischen den Akteurgruppen:<br />
Intuitive Variantenbewertung nach Akteurgruppe<br />
(n = 62)<br />
100.00<br />
90.00<br />
Nutzenwerte<br />
(arithmetische Mittelwerte)<br />
80.00<br />
70.00<br />
60.00<br />
50.00<br />
40.00<br />
30.00<br />
20.00<br />
Anwohner (n = 7)<br />
Gewerbe (n = 9)<br />
Verkehr (n = 12)<br />
Planer (n =14)<br />
Studierende (n = 20)<br />
10.00<br />
0.00<br />
Ist-Zustand<br />
Work and ride<br />
Wohnen in der<br />
Stadt<br />
Verkehrsknoten<br />
Bahnhof als<br />
Stadtzentrum<br />
Varianten<br />
Abbildung 6.4: Intuitive Variantenbewertung nach Akteurgruppe<br />
Betrachten wir die intuitiven Bewertungen nach den einzelnen Akteurgruppen<br />
ergibt sich ein differenzierteres Bild. In den Bewertungen der Varianten "Work<br />
and ride", "Verkehrsknoten", "Bahnhof als Stadtzentrum" und des Ist-Zustandes<br />
bestehen keine bedeutenden Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Variante<br />
"Wohnen in der Stadt" aber wird sehr unterschiedlich beurteilt. Anwohner und<br />
Studierende sehen in dieser Variante einen signifikant höheren Nutzen als die<br />
Akteurgruppen "Verkehr" und "Planer" (p-Werte zwischen 0.000 und 0.037). Die<br />
Akteurgruppe "Gewerbe" beurteilt sie besser als die Akteurgruppe "Verkehr" (p-<br />
Wert: 0.008).<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 106
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
6.2.2 Kriteriengewichtung<br />
Gewichtung der Kriterien über alle Akteurgruppen:<br />
Kriteriengewichte über alle Akteurgruppen<br />
(n = 62)<br />
0.3<br />
0.25<br />
Gewichtung der Kriterien<br />
(arithmetische Mittelwerte)<br />
0.2<br />
0.15<br />
0.1<br />
0.05<br />
0<br />
individuelle Kosten<br />
volkswirtschaftliche<br />
Kosten<br />
lokale/regionale<br />
Umweltauswirkungen<br />
globale<br />
Umweltauswirkungen<br />
individuell-sozial<br />
gesellschaftlich-sozial<br />
Kriterien<br />
Abbildung 6.5: Kriteriengewichte über alle Akteurgruppen mit den Standardabweichungen<br />
Die Bewertenden haben eine Gewichtung der Kriterien vorgenommen. Die<br />
Kriterien "individuelle Kosten" und "individuell-sozial" werden im Mittel von allen<br />
Bewertenden signifikant tiefer gewichtet als die Kriterien "volkswirtschaftliche<br />
Kosten", "lokale/regionale Umweltauswirkungen" und "gesellschaftlich-sozial" (p-<br />
Werte: 0.000). Die Gewichtung des Kriteriums "globale Umweltauswirkungen"<br />
wird tiefer beurteilt als jene der Kriterien "lokale/regionale Umweltauswirkungen"<br />
und "gesellschaftlich-sozial" (p-Werte zwischen 0.003 und 0.029). Ein<br />
signifikanter Unterschied zu den Kriterien "individuelle Kosten",<br />
"volkswirtschaftliche Kosten" und "individuell-sozial" besteht bei diesem Kriterium<br />
nicht.<br />
Generell werden die individuellen Kriterien tiefer gewichtet als die globaler<br />
gefassten Kriterien. Dieses Muster wird jedoch vom Kriterium "lokale/regionale<br />
Umweltauswirkungen" durchbrochen, das als wichtiger betrachtet wird als die<br />
globalen Umweltauswirkungen.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 107
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Bewertung zwischen den Akteurgruppen:<br />
Kriteriengewichte nach Akteurgruppe<br />
(n = 62)<br />
0.30<br />
0.25<br />
0.20<br />
0.15<br />
0.10<br />
0.05<br />
0.00<br />
individuelle Kosten<br />
volkswirt-schaftliche<br />
Kosten<br />
lokale/regionale<br />
Umweltauswirkungen<br />
individuell-sozial<br />
globale Umweltauswirkungen<br />
gesellschaftlichsozial<br />
Gewichtung der Kriterien<br />
(arithmetische Mittelwerte)<br />
Anwohner (n = 7)<br />
Gewerbe (n = 9)<br />
Verkehr (n = 12)<br />
Planer (n =14)<br />
Studierende (n = 20)<br />
Abbildung 6.6: Kriteriengewichte nach Akteurgruppen<br />
Das Kriterium "lokale/regionale Umweltauswirkungen" wird von den Anwohnern<br />
signifikant wichtiger gewichtet als von den Planern und tendenziell als wichtiger<br />
beurteilt als von den Gewerbevertretern (p-Werte zwischen 0.038 und 0.066).<br />
Die Gewichtung des Kriteriums "individuell-sozial" unterscheidet sich zwischen<br />
"Gewerbe" und "Anwohner". Die Anwohner beurteilen dieses Kriterium signifikant<br />
als relevanter, als die Gewerbetreibenden (p-Wert 0.016). Alle anderen Kriterien<br />
wurden in ihrer Wichtigkeit von den Akteurgruppen nicht massgeblich<br />
unterschiedlich eingestuft.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 108
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
6.2.3 Kriteriengestützte Bewertung<br />
Bewertung über alle Akteurgruppen:<br />
Kriteriengestützte Variantenbewertung über alle Akteurgruppen<br />
(n = 62)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
Nutzenwerte<br />
(arithmetische Mittelwerte)<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Ist-Zustand<br />
Work and ride<br />
Wohnen in der<br />
Stadt<br />
Verkehrsknoten<br />
Bahnhof als<br />
Stadtzentrum<br />
Varianten<br />
Abbildung 6.7: Kriteriengestützte Variantenbewertung über alle Akteurgruppen mit den<br />
Standardabweichungen<br />
Bei der kriteriengestützten Beurteilung der Varianten wurde ebenfalls die<br />
Variante "Wohnen in der Stadt" von allen Bewertenden signifikant als die Beste<br />
erachtet (p-Werte: 0.000). Eine weitere Rangierung der restlichen Varianten kann<br />
wiederum nicht gemacht werden, da auch hier keine signifikanten Unterschiede.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 109
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Bewertung zwischen den Akteurgruppen:<br />
Kriteriengestützte Variantenbewertung nach Akteurgruppe<br />
(n = 62)<br />
80.00<br />
70.00<br />
Nutzenwerte<br />
(arithmetische Mittelwerte)<br />
60.00<br />
50.00<br />
40.00<br />
30.00<br />
20.00<br />
10.00<br />
Anwohner (n = 7)<br />
Gewerbe (n = 9)<br />
Verkehr (n = 12)<br />
Planer (n =14)<br />
Studierende (n = 20)<br />
0.00<br />
Ist-Zustand<br />
Work and ride<br />
Wohnen in der<br />
Stadt<br />
Verkehrsknoten<br />
Bahnhof als<br />
Stadtzentrum<br />
Varianten<br />
Abbildung 6.8: Kriteriengestützte Bewertung nach Akteurgruppe<br />
Aufgetrennt nach Akteurgruppen wurde einzig die Variante "Work and Ride"<br />
unterschiedlich bewertet. Der Unterschied ist am ehesten auf Differenzen<br />
zwischen dem eher schlechten Urteil durch die Anwohner und der besseren<br />
Beurteilung durch Gewerbetreibende und Studierende zurückzuführen. Die<br />
Beurteilung der anderen Variablen erfolgte einheitlich.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 110
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
6.2.4 Wahrscheinlichkeit<br />
Wahrscheinlichkeitsbewertung über alle Akteurgruppen<br />
(n = 62)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
Wahrscheinlichkeit<br />
(arithmetische Mittelwerte)<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Work and ride<br />
Wohnen in der<br />
Stadt<br />
Verkehrsknoten<br />
Bahnhof als<br />
Stadtzentrum<br />
Varianten<br />
Abbildung 6.9: Wahrscheinlichkeitsbewertung über alle Akteurgruppen mit den<br />
Standardabweichungen<br />
Es gibt Unterschiede zwischen den Wahrscheinlichkeiten der verschiedenen<br />
Varianten. Die Variante "Work and Ride" wird als signifikant wahrscheinlicher<br />
beurteilt als die Varianten "Wohnen in der Stadt" und "Bahnhof als Stadtzentrum"<br />
und tendenziell wahrscheinlicher als die Variante "Verkehrsknoten" (p-Werte<br />
zwischen 0.000 und 0.059). Die Wahrscheinlichkeiten der restlichen Varianten<br />
unterscheiden sich nicht signifikant voneinander. Die Akteurgruppen<br />
untereinander beurteilen die Wahrscheinlichkeiten nicht signifikant<br />
unterschiedlich.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 111
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
6.2.5 Vergleich intuitive - kriteriengestützte Bewertung<br />
100<br />
90<br />
80<br />
Vergleich intuitive - kriteriengestützte Bewertung<br />
(n = 62)<br />
Nutzenwerte<br />
(arithmetische Mittelwerte)<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Ist-Zustand, intuitiv<br />
Ist-Zustand, kriteriengestützt<br />
Work and ride, intuitiv<br />
Work and ride, kriteriengestützt<br />
Wohnen in der Stadt, intuitiv<br />
Wohnen in der Stadt, kriteriengestützt<br />
Verkehrsknoten, intuitiv<br />
Verkehrsknoten, kriteriengestützt<br />
Bahnhof als Stadtzentrum, intuitiv<br />
Bahnhof als Stadtzentrum, kriteriengestützt<br />
Abbildung 6.10: Vergleich intuitive – kriteriengestützte Bewertung mit den<br />
Standardabweichungen<br />
Die intuitiven Bewertungen durch die Akteurgruppen unterscheiden sich nicht<br />
signifikant von den kriteriengestützten. Unterschiede sind aber bezüglich den<br />
Streuungen auszumachen. Bei allen Varianten sind die Streuungen kleiner bei<br />
der kriteriengestützten Bewertung als bei der Intuitiven. Kriteriengestützt<br />
beurteilen die Bewertenden die Varianten also einheitlicher als intuitiv.<br />
Ein bemerkenswerter Unterschied taucht bei der Akteurgruppe "Verkehr" auf. Die<br />
Variante "Wohnen in der Stadt" wird intuitiv als eher schlecht, kriteriengestützt<br />
jedoch eher gut bewertet (vgl. Abbildungen 6.4 und 6.8).<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 112
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
6.2.6 Bemerkung<br />
Es gibt – entgegen der Hypothesen – keine signifikanten Unterschiede zwischen<br />
den verschiedenen Akteurgruppen. Sie beurteilen sowohl die Kriterien, als auch<br />
die Wünschbarkeit und die Wahrscheinlichkeit der Varianten in etwa gleich.<br />
Auf einen Vergleich der beiden Bewertungen MAUT I und MAUT II wird wegen<br />
der unvollständigen Datenlage der MAUT I verzichtet.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 113
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
7 Diskussion<br />
7.1 Diskussion der Resultate / Ableitung von Orientierungen<br />
Im folgenden Abschnitt werden die Resultate der akteursbasierten Bewertung<br />
der Varianten, MAUTII (siehe Kapitel 6.2) unter Berücksichtigung der<br />
Variantenbildung und der Systemanalyse diskutiert. Die datengestützte<br />
Bewertung, MAUT I (siehe Kapitel 6.1) wird nicht diskutiert, da der Nutzen bis<br />
zum Redaktionsschluss nicht für alle sechs definierten Kriterien festgelegt<br />
werden konnte. Somit ist ein Gesamtnutzen, der als Vergleich zu den MAUT II<br />
Ergebnissen Voraussetzung ist, nicht realisiert worden. Folgende Punkte werden<br />
diskutiert:<br />
• Weshalb wird Wohnen in der Stadt favorisiert?<br />
• Warum liegen die anderen Varianten so nahe zusammen?<br />
• Welches sind die Unterschiede zwischen den Akteursgruppen (Gruppen von<br />
Bewertenden)?<br />
• Welches sind mögliche Gründe dafür, dass die Einschätzungen zur<br />
Wünschbarkeit und zur Eintretenswahrscheinlichkeit der Varianten<br />
unterschiedliche Resultate zeigen?<br />
"Wohnen in der Stadt" wird klar favorisiert<br />
Die Variante "Wohnen in der Stadt" ist durchschnittlich die am meisten<br />
gewünschte Zukunftsperspektive. Dies trifft sowohl intuitiv in der<br />
Gesamtbewertung, als auch auf die kriteriengestützte Bewertung zu. Diese<br />
Variante könnte aus folgenden Gründen besonders attraktiv für die Befragten<br />
gewesen sein: Eine stärker belebte Stadt gefällt den Befragten, sie freuen sich<br />
auf Familien mit Kindern, die vermehrt in der Stadt wohnen würden und sie<br />
sehnen sich nach kurzen Wegen. Es scheint uns, dass die Bewertung zum<br />
politischen Umfeld in Basel passt, das eher links anzusiedeln ist. Als<br />
Einschränkung der Aussagekraft des Resultates ist anzumerken, dass die<br />
Variante von den Studierenden favorisiert wurde und eventuell positiver<br />
dargestellt wurde als die anderen. Die Rückmeldung eines Betroffenen ist jedoch<br />
nur zur Variante "Verkehrsknoten" vorhanden, die Visualisierung dieser Variante<br />
(siehe Kapitel 4) sei wenig vorteilhaft für die Variante.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 114
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Kaum Unterschiede zwischen den nachfolgend rangierten Varianten<br />
Die anderen Varianten: "Bahnhof als Stadtzentrum", "Verkehrsknoten", "Work<br />
and Ride" und der "Ist-Zustand" wurden in der MAUT II sowohl in der intuitiven<br />
als auch in der kriteriengestützten Bewertung im Durchschnitt aller Bewertenden<br />
signifikant als weniger wünschenswert als die Variante "Wohnen in der Stadt"<br />
bewertet. Signifikante Unterschiede zwischen den anderen Varianten gibt es<br />
diesbezüglich nicht. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die anderen<br />
Varianten einander zu ähnlich sind. Jedoch wurde bei der Variantenbildung<br />
insbesondere auch darauf geachtet, dass das Spektrum der möglichen<br />
Szenarien aus unseren Systemvariablen ausgereizt wurde.<br />
Unterschiede zwischen den Akteursgruppen in der intuitiven Bewertung<br />
In der MAUT II wurde zwischen folgenden Akteursgruppen unterschieden:<br />
Anwohner, Gewerbe, Verkehr (Pendler/Anbieter von Verkehrsinfrastruktur),<br />
Planer und Studierende. Die Akteursgruppen Planer und Verkehr haben die<br />
Variante "Wohnen in der Stadt" in der intuitiven Bewertung als signifikant weniger<br />
wünschenswert als die Anwohner und die Studierenden eingeschätzt. In der<br />
kriteriengestützten Bewertung wurde die Variante aber von allen Akteursgruppen<br />
als beste bewertet. Eine Möglichkeit zur Interpretation dieser Differenz liegt im<br />
Verdacht auf Vorurteile der Akteursgruppen Planer und Verkehr. Dieses Vorurteil<br />
hätte sich dann bei der kriteriengestützten Bewertung, die später erfolgte als die<br />
intuitive, durch bessere Einsicht in Luft aufgelöst. Auch denkbar ist, dass die<br />
vorgegebenen Kriterien aus dem Bereich der Nachhaltigkeit die Bewertenden<br />
von ihren Akteursgruppenspezifischen Interessen abgelenkt haben.<br />
Wünschbarkeit ist nicht gleich Wahrscheinlichkeit des Eintretens<br />
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Variante "Wohnen in der Stadt" eintritt, wurde<br />
als nicht besonders hoch eingeschätzt, eher treten die Varianten "Work and<br />
Ride" oder "Verkehrsknoten" ein. Dies könnte einerseits der in der Variante<br />
"Wohnen in der Stadt" enthaltene Zunahme der Wohnbevölkerung bei<br />
gleichzeitiger Zunahme der Arbeitsplätze und der Langsamverkehrsfläche<br />
zugeschrieben werden, denn wie wir in den Quartierbeschrieben in Kapitel 3<br />
festgestellt haben, ist unser Untersuchungsgebiet schon dicht überbaut. Diese<br />
Feststellung könnte man beinahe als Inkonsistenz verstehen. Eine Inkonsistenz<br />
senkt die Wahrscheinlichkeit enorm, dass ein Szenario eintritt. Andererseits<br />
wurde in unserem Untersuchungsgebiet in den letzten Jahren hauptsächlich<br />
Gewerbefläche und weniger Wohnfläche geschaffen. Gleichzeitig hat das Gebiet<br />
seit Jahrzehnten Einwohner verloren und die Extrapolation dieser Tendenz führt<br />
am ehesten zur Variante "Work and Ride" und nicht zu "Wohnen in der Stadt".<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 115
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
7.2 Sicht der Direktbetroffenen<br />
Ziel des dritten Begleitgruppentreffens war die Diskussion der<br />
Bewertungsresultate mit den direkt Betroffenen. Einzelne Akteure argumentieren,<br />
dass es sich bei der Diskrepanz von Wünschbarkeit und<br />
Eintretenswahrscheinlichkeit der Variante "Wohnen in der Stadt" um ein<br />
typisches Phänomen von utopischen Wünschen handelt: So schön die<br />
Beschreibung der Variante "Wohnen in der Stadt" tönt und so sehr ein solches<br />
Szenario auch wünschenswert wäre, so unrealistisch sei auch dessen<br />
Umsetzung. Andere Akteure interpretieren, dass die Variante Wohnen in der<br />
Stadt zwar einem schönen Stadtbild entspricht, trotzdem aber niemand im<br />
näheren Umfeld des Bahnhofs leben möchte. Man möchte lieber in einem<br />
Einfamilienhaus auf dem Land wohnen. Als Argument dagegen wurde<br />
vorgebracht, dass die schrumpfende Bevölkerungszahl der Stadt Basel eine<br />
Folge des wachsenden Flächenanspruches pro Individuum sei. Obwohl die<br />
Bevölkerungszahl in den letzten Jahren rückläufig sei, sei sogar ein neuer Trend<br />
in Richtung urbanem Wohnen erkennbar. Dies lässt die Variante "Wohnen in der<br />
Stadt" wieder realistischer erscheinen und den obigen Befund, dass es sich bei<br />
dieser Variante um eine Utopie handelt, relativieren.<br />
Steigende Flächenansprüche und damit geringere Bevölkerungsdichten in der<br />
Stadt lassen das Wohnen in der Stadt aber teurer werden. Das Wohnen in der<br />
Stadt könnte damit zu einem Luxus werden, welcher sich nicht mehr jede Familie<br />
leisten kann. Dies könnte zu einer Umschichtung der Bevölkerung führen, die in<br />
unseren Varianten nicht abgebildet wurde.<br />
Vermutlich wurde der Perimeter zu eng gesehen, denn eigentlich war mit<br />
wohnen in der Stadt die ganze Stadt gemeint. In unmittelbarer Nähe des<br />
Bahnhofes ist eine solche Umnutzung in der Tat sehr unwahrscheinlich, was die<br />
entsprechenden Resultate aus der MAUT 2 erklären könnte. Unabhängig von<br />
den oben beschriebenen, unterschiedlichen Interpretationen der MAUT 2-<br />
Resultate hebt diese Diskussion die Bedeutung von sozio-demographischen<br />
Aspekten und die Bedeutung eines Einbezuges sozialer Aspekte hervor (siehe<br />
nächster Abschnitt).<br />
Die Untersuchung der Anbindung von Bahnhof und Stadt ist ein zentrales Ziel<br />
dieser Arbeit. Anbindung ist dabei als Folge von zweiseitigen<br />
Wechselbeziehungen zwischen Bahnhof und Stadt (in den betrachteten<br />
Systemgrenzen) zu verstehen. Durch die Leiftrage (siehe Kapitel 1) wird als<br />
Arbeitsziel eine Förderung und Optimierung der Anbindung festgelegt. Die<br />
folgende Diskussion soll ermitteln, inwiefern die formulierten Varianten dem Ziel<br />
einer optimierten Anbindung gerecht werden.<br />
Sowohl in der übergeordneten Leitfrage der Fallstudie 04, als auch in der<br />
Unterleitfrage der Gruppe Anbindung SBB/SNCF wird die Entwicklung von<br />
nachhaltigen Varianten postuliert. Nachhaltigkeit setzt sich aus den Bereichen<br />
Ökonomie, Umwelt und Soziales zusammen. Damit alle Ausprägungen der<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 116
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Nachhaltigkeit in die Variantenkonstruktion einfliessen können, müssen die<br />
Variablen und damit auch Anbindung entsprechend ganzheitlich formuliert<br />
werden. Mit anderen Worten: Alle Aspekte der Nachhaltigkeit müssen von den<br />
identifizierten Variablen erfasst werden. Als wichtigste Variable für die Anbindung<br />
in unserem System haben wir die Anzahl Einwohner, die Anzahl Arbeitsplätze<br />
und die zur Verfügung stehende Fläche für den Motorisierten Individualverkehr<br />
respektive den Langsamverkehr identifiziert. Diese Variablen wurden in der<br />
intuitiven Variantenbildung berücksichtigt. In den Varianten, bzw bei der<br />
Variablendefinition (und der Auslegung des Begriffes Anbindung) fehlt der<br />
soziale Aspekt weitgehend. Die identifizierten Variablen umfassen vor allem<br />
strukturelle und kostenorientierte Faktoren, die hauptsächlich den Wirtschaftsund<br />
Umweltaspekt der Nachhaltigkeit abdecken. So wird auch im dritten<br />
Begleitgruppen-Treffen von den Akteuren bemängelt, dass gewisse soziale<br />
Gruppierungen nicht als Akteure in die Fallstudie miteinbezogen worden sind.<br />
Insbesondere war dabei die Rede der jüngeren Generationen wie z.B. FCB-Fans<br />
und Party-People. Ein Einbezug aller gesellschaftlichen Gruppen und Strukturen<br />
erscheint nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit notwendig, sondern hätte unter<br />
Umständen auch das Bild der MAUT 2-Bewertungen wesentlich verändern<br />
können. Gemäss Aussagen von Akteuren hätte die Variante "Wohnen in der<br />
Stadt" bei den oben bezeichneten Gruppierungen kaum als wünschenswerteste<br />
abgeschnitten.<br />
Wie weiter?<br />
Die vorgeschlagenen Massnahmen für das weitere Vorgehen in der Stadt Basel,<br />
welche die Akteure im dritten Begleitgruppen machen, ähneln unseren ersten<br />
Ideen zu möglichen Varianten: So wird vorgeschlagen, dass aus dem<br />
Aeschengraben ein urbaner Boulevard, ähnlich der Bahnhofstrasse von Zürich,<br />
gestaltet wird, welcher die Attraktivität des näheren Bahnhofumfeldes massiv<br />
steigern würde und auch die Anbindung von Bahnhof und Innenstadt fördern<br />
würde. Diese Massnahme war Haupt-Bestandteil einer unserer früheren<br />
Varianten, die in Betracht gezogen wurde, aber auf Grund der<br />
Zusammenführungen der Varianten verworfen werden musste. Gemäss<br />
Meinungen einzelner Akteure ist im Zusammenhang mit der Diskussion um eine<br />
verbesserte Anbindung ganz grundsätzlich nicht der Bahnhof selber ein Problem,<br />
sondern viel mehr die Zugänge zum Bahnhof aus Richtung der Stadt. So wird im<br />
Sinne einer verbesserten Anbindung eine wesentliche Umgestaltung der Zone<br />
zwischen Heuwage-Viadukt und Bahnhof gefordert (bis zu einem Abriss des<br />
Viadukts). In diesem Zusammenhang werden auch Gestaltung und subjektives<br />
Empfinden von Ästhetik genannt. So wird, im Sinne einer verbesserten<br />
Anbindung gefordert, dass die verkehrlichen Verbindungen des Bahnhofes mit<br />
der Stadt optisch ansprechend gestaltet und ausgebaut werden. Im gleichen<br />
Zusammenhang wird auch verlangt, dass strukturelle optische Barrieren<br />
innerhalb des Bahnhofes abgebaut werden müssen. Die Schaffung von<br />
Freiräumen jeglicher Form im und um den Bahnhof, so wird argumentiert, würde<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 117
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
das Gebiet aufleben lassen. Es wird zudem erkannt, dass der Bahnhof eine ÖV-<br />
Drehscheibe ist und auch als solche funktionieren muss. Nach Ansicht einzelner<br />
Akteure ist dessen Bedeutung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung umso<br />
wichtiger, weil bei einer möglichen Umgestaltung des Bahnhofes und dessen<br />
Umgebung die Gewährleistung dieser Funktion sichergestellt werden muss.<br />
Auch zu berücksichtigen, ist gemäss Akteuren, der Konflikt zwischen Bahnhof<br />
und Innenstadt. Je besser das Angebot (insbesondere das Sekundärangebot)<br />
des Bahnhofes ausgebaut wird, desto mehr konkurriert er die Innenstadt, welche<br />
sich in einer Krise befindet. In diesem Zusammenhang wird das Herzstück als<br />
möglicher Rettungsanker für die Innenstadt bezeichnet, indem sie an die<br />
Aussenstadt angebunden wird.<br />
Die Akteure des dritten Begleitgruppen-Treffens sind sich einig, dass es in der<br />
Stadt Basel noch Entwicklungspotential gibt, wobei eine Ermöglichung von<br />
verschiedenen Lebensstilen als Chance für eine nachhaltige Entwicklung<br />
angesehen wird.<br />
Trotz den Vorbehalten gegenüber der Aussagekraft der Variantenbewertung, ist<br />
es der Wunsch der in der MAUT II Befragten, dass sich die Stadt Basel am<br />
ehesten in Richtung der Variante "Wohnen in der Stadt" entwickeln soll. Damit<br />
könnte das Leben der kurzen Wege ein Revival erleben und eine Trendumkehr<br />
bei den Bevölkerungszahlen erreicht werden.<br />
Die zukünftige Entwicklung der Stadt Basel könnte nach der Meinung der<br />
Akteure des dritten Begleitgruppentreffens in einer Mischform unserer<br />
Zukunftsszenarien, welche einzelne Aspekte aus verschiedenen Varianten<br />
aufgreift, verlaufen. Trotzdem gibt es Akteure, welche idealistische Ideen<br />
willkommen heissen und daran appellieren, dass man sich aktiv für diese<br />
engagiert und versucht, sich schrittweise einem Ziel anzunähern.<br />
7.3 Kritische Reflexion des methodischen Vorgehens<br />
7.<strong>3.</strong>1 Systemanalyse<br />
Die Variablenkonstruktion hat in einem mehrstufigen Verfahren stattgefunden. In<br />
der Gruppe sind die Variablen aufgestellt und anschliessend in Kleingruppen<br />
diskutiert worden. Das ganze Vorgehen ist auch auf Literatur wie z. B Wulfhorst<br />
gestützt. Ein sehr kritischer Schritt bei dieser Variablenkonstruktion ist die<br />
Auswahl der Variablen. Hier ist es schwierig gewesen eine objektive, suffiziente<br />
Auswahl zu treffen, um unser System mit dem Hintergrund der Leitfragestellung<br />
hinreichend zu beschreiben. Anhand dieser Auswahl der Variablen sind<br />
schlussendlich die Varianten konstruiert worden, was eine gewisse Problematik<br />
mit sich bringen könnte.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 118
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
7.<strong>3.</strong>2 Variantenbildung<br />
Die Variantenbildung hat sich als der kritische Schritt der Fallstudie<br />
herausgestellt. Der Abgleich und die anschliessende Zusammenführung der<br />
Variablensets der Angebots- und Anbindungsgruppe zu einem abschliessenden<br />
Satz von Variablen, der die Grundlage für die formative Variantekonstruktion<br />
bildete, war eine heikle Angelegenheit. Die zwei unterschiedlich arbeitenden<br />
<strong>Arbeitsgruppe</strong>n mussten sich zuerst finden und koordinieren. Von<br />
weitreichenderer Bedeutung war das Problem, die unterschiedlichen<br />
Variablensets zusammen zu führen und anschliessend zu reduzieren. Bei<br />
diesem Schritt mussten Abstriche gemacht werden, die sich auf die Qualität der<br />
Varianten auswirkten. Das zeigt sich vor allem darin, dass einzelne Varianten<br />
Inkonsistenzen aufweisen. Es hat sich als schwierig erwiesen, realistische<br />
Varianten für die nächsten 20 Jahre zu entwickeln, da politische und<br />
wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die nächsten 20 Jahre kaum<br />
abschätzbar sind, bzw. Rahmenszenarien dazu nicht entwickelt wurden und<br />
daher einzelne Varianten allenfalls eine gewisse Realisierbarkeitsoptik fehlen<br />
mag.<br />
7.<strong>3.</strong>3 Bewertung<br />
MAUT I<br />
In Kleingruppen haben sich die Studierenden intensiv mit den einzelnen Kriterien<br />
und deren Operationalisierung hinsichtlich der Bewertung der Varianten<br />
auseinandergesetzt.<br />
Schwierig ist dann gewesen, dass die Varianten nur in einer gewissen<br />
"Unschärfe" quantifiziert werden konnten, was die Aussagekraft der<br />
datengestützten Bewertung geschmälert hat. Das Finden einer geeigneten<br />
Nutzenfunktion hat sich als schwierig herausgestellt. Hier hat sich zudem ein<br />
Koordinationsproblem zwischen den Kriterienleuten und den einzelnen<br />
<strong>Arbeitsgruppe</strong>n ergeben. Die Kriterienleute haben eigentliche Forschungsarbeit<br />
geleistet und daraus ist ein separater Kriterienbericht entstanden.<br />
MAUT II<br />
Um die Varianten zu bewerten sind verschiedene Akteurgruppen an einen<br />
Bewertungsparcours eingeladen worden. Die jeweiligen Akteurgruppen sollten<br />
möglichst homogen sein, d.h. einen ähnlichen Interessenshintergrund haben.<br />
Zwischen den Gruppen sollten Interessensunterschiede bestehen, damit<br />
prinzipiell unterschiedliche Bewertungsergebnisse erzielt werden können und<br />
Konflikte sichtbar werden.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 119
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Es sind vier Gruppen von Akteuren unterschieden worden<br />
• Anwohner: die in unserem System wohnhafte Bevölkerung<br />
• Gewerbe: die Eigentümer von Geschäften, Firmen, Hotels oder sonstigen<br />
Betrieben in unserem System<br />
• Verkehr/Pendler: Anbieter von Verkehrsinfrastruktur in Basel (SBB, BVB,<br />
Taxibetreiber, ...) bzw. Personen, die den ÖV, MIV oder Alternative<br />
Verkehrsmittel als Pendler nutzen<br />
• Planer: Planer aus dem Kanton Basel-Stadt<br />
Bei dieser Kriterien gestützten Bewertung durch die verschiedenen Akteure ist<br />
die Frage aufgetaucht, ob auch alle Akteurgruppen erfasst worden sind und ob<br />
die Auswahl repräsentativ für die betroffene Bevölkerung ist. Dabei ist von der<br />
Begleitgruppe vor allem auf das Segment der jugendlichen 16-20-jährigen<br />
Bahnhofbenutzer hingewiesen worden, mit deren Berücksichtigung bei der<br />
Bewertung der Varianten sich vielleicht ein etwas anderes Bild ergeben hätte.<br />
Die Auswahl der Akteure hat zu Kontroversen geführt, da Bekannte oder bereits<br />
in die Fallstudie involvierte Personen zur Bewertung eingeladen worden sind,<br />
was evtl. nicht einer repräsentativen Schnittmenge der Bevölkerung der Stadt<br />
Basel entspricht.<br />
Als weiterer kritischer Punkt bei der kriteriengestützten Bewertung durch Akteure<br />
hat sich die Wahrnehmung des Perimeters herausgestellt. Die Begleitgruppe<br />
wies darauf hin, dass bei den verschiedenen Bewertenden evtl. nicht immer vom<br />
gleichen Perimeter ausgegangen worden ist. Dies ist dadurch zu erklären, dass<br />
die Gruppe Angebot SBB/SNCF einen Perimeter impliziert hat, der sich nur auf<br />
das Bahnhofsgelände bezogen hat, während die Gruppe Anbindung von einem<br />
Perimeter von einem Kilometer Radius um den Bahnhof ausgegangen ist.<br />
Bei der Bewertung der Varianten ist ganz klar die Variante "Wohnen in der Stadt"<br />
als die wünschenswerteste beurteilt worden. Diese Beurteilung könnte durch<br />
eine zu positive Beschreibung der Varianten unsererseits beeinflusst worden<br />
sein.<br />
7.<strong>3.</strong>4 Gesamtarchitektur<br />
Die Fallstudienmethodik hat sich als hilfreiches Gerüst erwiesen. Durch diese<br />
Methode wird das ganze Vorgehen transparent und nachvollziehbar.<br />
Als besonders hilfreich und sinnvoll für die Zusammenarbeit von Praxis und<br />
Hochschule haben sich die Begleitgruppentreffen erwiesen. Ein Ziel der<br />
Fallstudie ist es gewesen transdisziplinär zu arbeiten. Dies ist in diesen<br />
Begleitgruppentreffen passend gelungen. Deshalb werden die<br />
Begleitgruppentreffen als die sinnvollsten und lehrreichsten Veranstaltungen im<br />
Rahmen der Fallstudie betrachtet. Auch die MAUT II Veranstaltung hat mit ihrem<br />
transdisziplinären Charakter eine nützliche Verbindung zwischen Hochschule<br />
und Praxis geschaffen.<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 120
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
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Beim kritischen Schritt der Variantenkonstruktion sind Probleme aufgetreten. Die<br />
Zusammenführung der Variablensets bzw. gemeinsame Varianten und deren<br />
Bewertung mit der Angebotsgruppe haben sich aus inhaltlicher Sicht<br />
aufgedrängt. Die Einbettung in ein Gesamtsyntheseraster ist aber im Vorfeld der<br />
Kernphase der Fallstudie ungenügend erfolgt, bzw. die Architektur der Fallstudie<br />
war hinsichtlich dieses Punktes nicht adäquat.<br />
7.<strong>3.</strong>5 Allgemeine Probleme während der Fallstudie<br />
Der beschränkte Zeitumfang hat die Qualität der Resultate am stärksten<br />
beeinträchtigt. Vielleicht ist der Rahmen dieser Fallstudie etwas zu weit gesteckt,<br />
verglichen mit der Zeit, die zur Verfügung steht. Auch beruhen die Resultate<br />
dieser Fallstudie auf einem beschränkten Wissen, das nur in sehr kurzer Zeit<br />
erarbeitet werden konnte. Viele Studierende hatten wenig oder gar keinen Bezug<br />
zur Stadt Basel und somit kannten sie Basel mit all seinen städtebaulichen,<br />
historischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Charakteren zu<br />
wenig. Auch der Erfahrungshorizont im Umgang mit solchen komplexen<br />
Problemen, wie sich die Bahnhof- und Stadtentwicklung als ein solches<br />
präsentiert, ist sehr beschränkt gewesen.<br />
Als weitere Problematik hat sich die nicht Voraussehbarkeit vom Auftreten und<br />
der Nutzung neuer Technologien und vor allem von zukünftigen politischen und<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen herausgestellt.<br />
Die Resultate dieser Fallstudie müssen immer im Licht dieser<br />
Rahmenbedingungen betrachtet und beurteilt werden.<br />
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The Kruetli Group 121
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
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8 Schlussfolgerungen und Thesen<br />
Anbindung ist mehr als ein Verkehrsproblem<br />
Wir haben es bereits in der Leitfrage angedeutet: Anbindung ist nicht bloss ein<br />
Problem für Verkehrsplaner, für ÖV/LV Optimierer. Anbindung, so wie wir sie für<br />
unsere Arbeit definiert haben, umfasst alle Aspekte des Stadtlebens: Wohnen,<br />
Arbeiten, Freizeit – und selbstverständlich auch Verkehr. Menschen benutzen<br />
zwar (unterschiedliche) Verkehrsträger, um zum Bahnhof oder von dort zum<br />
Zielort zu gelangen, diese sind aber an Verkehrsraum gebunden. Diese wohnen<br />
im näheren und weiteren Umfeld des Bahnhofs, sie kaufen ein, sie verbringen<br />
ihre Freizeit, sie arbeiten. Das lässt sich sehr schön zeigen am Systembild bzw.<br />
am Systemgraph (siehe Kap. 4.5, Abb. 4.2). Dort werden als besonders aktive<br />
Kenngrössen des Systems, und daher für die Veränderbarkeit bedeutsam, nebst<br />
Verkehrsanbindung MIV und Strassendichte, Bevölkerungsdichte, Arbeitsplätze<br />
oder Freizeit identifiziert. Umgekehrt gehen vom Bahnhof, je nach<br />
Funktionsstellung, unterschiedliche Wirkungen auf das Umfeld aus. Ein reiner<br />
Transportbahnhof, ein Verkehrsknoten mit einer dominanten Primärfunktion,<br />
bringt Menschen (Pendler, Besucher) zu den innerstädtischen Verkehrsträgern<br />
(Velo, Bus, Tram, Taxi, ...), welche sie zu den Zielorten in der Stadt befördern.<br />
Anders ein Rail-City Bahnhof mit einer starken Sekundärfunktion: er wirkt über<br />
den Transportbereich hinaus als Attraktionspunkt für in der Stadt arbeitende oder<br />
wohnende Personen. Dieses Sekundärangebot wiederum konkurrenziert das<br />
Gewerbe im Umfeld. Bahnhöfe vermögen aber auch, gerade durch ihre<br />
Anbindung an das nationale und internationale Schienennetz Firmen, Gewerbe,<br />
Dienstleistungsunternehmen anzuziehen. Insgesamt ist Anbindung also ein<br />
vielschichtiges Wechselspiel zwischen Bahnhof und dem Umfeld, das weit mehr<br />
als eine Frage der Verkehrserschliessung ist.<br />
Der Bahnhof spielt auch weiterhin eine zentrale Rolle<br />
Keine der präsentierten Varianten stellt die zentrale Rolle des Bahnhofs SBB in<br />
der Stadt Basel in Frage. Keine Vertreterin, kein Vertreter unserer Begleitgruppe<br />
hat die Frage nach Sein oder Nichtsein des Bahnhofs gestellt. Die Frage ist eher,<br />
welche Funktionen der Bahnhof, der trotz anderer Wahrnehmung im heutigen<br />
Stadtgebilde sehr zentral gelegen ist, in Zukunft primär erfüllen soll. Wird der<br />
Trend weitergehen in Richtung Ausbau des Sekundärangebots? Anzeichen dafür<br />
sind die immensen Investitionen im und um den Bahnhof. Die SBB haben<br />
grosses Interesse, dass ein attraktives Bahnangebot von möglichst vielen<br />
Personen benutzt wird; sie wollen aber auch eine hohe Rendite bei den<br />
Bahnnebenbetrieben, die den Bahnbetrieb wohl indirekt mitfinanziert. Für die<br />
Stadt ist es essentiell, an ein leistungsfähiges Bahnverkehrssystem angebunden<br />
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The Kruetli Group 122
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
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zu sein. Und es scheint mit der Herzstückdiskussion, dass der Bahnhof als<br />
Knoten noch attraktiver gemacht werden könnte.<br />
"Wohnen in der Stadt" – Trendumkehr oder folgenloser Wunsch<br />
Wohnen in der Stadt, die Zukunftsperspektive, ist klarer Favorit – bei Planern,<br />
Verkehrsanbietern, Pendlern, Bewohnern, Gewerbetreibenden und<br />
Studierenden. Ein erstaunliches Resultat, zeigt doch die Tendenz in die<br />
umgekehrte Richtung: Seit Jahren schrumpft die städtische Bevölkerung, nicht<br />
nur in Basel, und zwar aus mehreren Gründen: Hohe Mietpreise, steigender<br />
Flächenanspruch, Verkehrs- und Lärmproblematik, Mangel an Grün- und<br />
Freiräumen, der Wunsch nach dem Eigenheim und weitere mehr. Und in Basel<br />
wird eine weitere Verminderung prognostiziert.<br />
Demgegenüber steht der Wunsch, dass Wohnen in der Stadt wieder eine<br />
Zukunft haben soll. Und gleichwohl wird es als weniger wahrscheinlich erachtet,<br />
dass diese Perspektive Realität werden könnte. Ankommen, arbeiten, weggehen<br />
oder “work & ride“, wie es unsere Variante im trendigen Neudeutsch umschreibt.<br />
Die Stadt als Arbeits- und Freizeitraum! Die Stadt als Lebensraum? Trotz des<br />
Gegensatzes zwischen Wunsch und Wahrscheinlichkeit gibt es Anzeichen, dass<br />
Stadtwohnen wieder attraktiv wird. In gewissen Stadtkreisen Zürichs zeigt sich<br />
diese Tendenz schon deutlich. An ehemaligen Industriestandorten werden<br />
vermehrt Wohnungen gebaut. Es gibt zunehmend eine Klientel, die das<br />
städtische Wohnen wieder bevorzugt. Gewiss, Basel ist nicht Zürich. Es gibt in<br />
Basel nicht die Industriebrachen, die einer Umnutzung zugeführt werden können.<br />
Dennoch gibt es in alten Gründerzeitvierteln wie dem Matthäus und dem Gundeli<br />
Anzeichen, die diesem möglichen Trend das Wort reden. Die Stadt als Wohnarbeits-,<br />
Freizeitraum. Ein Wiederaufleben des Lebens der kurzen Wege – nur<br />
eine Vision?<br />
Der wünschenswerte Zustand kommt nicht von alleine<br />
Keine Frage, der Widerspruch zwischen favorisiertem und als wahrscheinlich<br />
eingeschätztem Szenario lässt sich nicht wegdiskutieren. Das eine widerspiegelt<br />
den bisherigen Trend (work & ride) und wird, lässt man die Dinge frei laufen,<br />
vermutlich auch eintreten. Die andere, auch das ist absehbar, lässt sich nur<br />
umsetzen, wenn aktiv und gewollt dieser Zustand herbeigeführt werden will. Das<br />
setzt den politischen Willen voraus und ist nicht ohne ein vielfältiges<br />
Massnahmenpaket zu erreichen. Wir haben im Systemanalyseteil aufgezeigt, wo<br />
die Schlüsselgrössen liegen, mit denen gesteuert werden kann. Die<br />
grundsätzliche Frage, die allen raum-, städte-, verkehrsplanerischen<br />
Massnahmen vorausgeht ist die: was braucht eine Stadt, dass sie (wieder)<br />
attraktiv wird/bleibt? Die einen sehen die Lösung darin, dass einkommensstarke<br />
Personen angezogen werden. Ihnen soll an privilegierten Lagen attraktiver,<br />
grosszügiger Wohnraum zu Verfügung gestellt werden. Andere wollen<br />
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The Kruetli Group 123
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
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familienfreundliche Wohnungen realisieren verbunden mit kollateralen<br />
Aufwertungsmassnahmen. Dritte wollen verschiedenste Kulturen und<br />
Sozialgruppen in Quartieren zusammenbringen. All diese Möglichkeiten<br />
schliessen sich natürlich nicht aus, und sie können sich wohl ergänzen und<br />
mögen dasselbe Ziel verfolgen. Dennoch ist eine Grundsatzdiskussion über die<br />
Stadt von morgen nicht zu umgehen – und es darf nicht bei der Diskussion<br />
bleiben.<br />
Keine Vision ohne Visionen – ein kurzes Schlusswort<br />
Hat Basel eine Vision? Basel ist zumindest eine der fortschrittlichsten Städte<br />
oder Kantone der Schweiz. Das zeigt sich jeweils an den Abstimmungen, an den<br />
Wahlen. Das zeigt sich auch an den Anstrengungen für die Integration von<br />
Ausländern, die ihresgleichen suchen. Basel ist auch eine Velostadt. Basel hat<br />
eine jahrhundertelange humanistische Tradition. – Und, Basel ermöglichte es<br />
<strong>ETH</strong> Fallstudierenden während zweier Jahre, über die Mobilitätsproblematik der<br />
Stadt nachzudenken, und sie beteiligt sich aktiv daran. Dabei wurde anhand<br />
einer Vielzahl von Varianten aufgezeigt, die weit über verkehrliche Belange<br />
hinausgehen, wo und wie sich Basel in dieser Hinsicht entwickeln könnte. Diesen<br />
Entwicklungslinien mag der Gegenwartsbezug teilweise allzu stark anhaften.<br />
Ansätze von Visionen sind dennoch erkennbar und wurden auch von<br />
verschiedener Seite Basels Mitbeteiligter attestiert. Diese Ansätze sollen nicht<br />
einfach in der Schublade verschwinden, sie müssen weiterentwickelt werden, zu<br />
Visionen, damit eine Vision entstehen kann. Die Fallstudie hat einen Schritt in<br />
diese Richtung getan. – Die Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF bedankt<br />
sich für die tolle Zusammenarbeit mit der Stadt Basel!<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 124
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
9 Anhang<br />
9.1 Abbildungsverzeichnis<br />
2.1: Karte mit eingezeichneten Systemgrenzen und Nummern der einzelnen<br />
Quartiere und Bezirke<br />
2.2: Schematische Darstellung des Ablaufes des Bewertungsparcours (MAUT II)<br />
<strong>3.</strong>1: Stadtentwicklung mit Bahnhöfen um 1863<br />
<strong>3.</strong>2: Stadtentwicklung mit Bahnhöfen um 1905<br />
<strong>3.</strong>3: Projekte um den Bahnhof SBB / SNCF<br />
<strong>3.</strong>4: Karte mit Spezifizierung der Überbauung und Anteilen der<br />
Versiegelungsfläche nach Bezirken gegliedert<br />
<strong>3.</strong>5: Karte mit Lärmbelastung entlang der grösseren Strassen während der Nacht<br />
<strong>3.</strong>6: Liniennetz Basel und Umgebung<br />
<strong>3.</strong>7: Karte mit dem öffentlichen Verkehrsnetz in unseren Systemgrenzen<br />
<strong>3.</strong>8: Parkhäuser um den Bahnhof SBB / SNCF<br />
<strong>3.</strong>9: Leitsystem zu Parkhaus Post Basel 2<br />
<strong>3.</strong>10: Herzstück, Variante Mitte<br />
4.1: Systemgraph (starke Einflüsse)<br />
4.2: Systemgrid der direkten Einflüsse<br />
4.3: Vergleich der direkten und indirekten Aktivität<br />
4.4: Systemgrid der indirekten Einflüsse<br />
6.1: Resultate der Nutzenfunktion<br />
6.2: Übersicht Bewertungen<br />
6.3: Intuitive Variantenbewertung über alle Akteurgruppen mit den<br />
Standardabweichungen<br />
6.4: Intuitive Variantenbewertung nach Akteurgruppe<br />
6.5: Kriteriengewichte über alle Akteurgruppen mit den Standardabweichungen<br />
6.6: Kriteriengewichte nach Akteurgruppen<br />
6.7: Kriteriengestützte Variantenbewertung über alle Akteurgruppen mit den<br />
Standardabweichungen<br />
6.8: Kriteriengestützte Bewertung nach Akteurgruppe<br />
6.9: Wahrscheinlichkeitsbewertung über alle Akteurgruppen mit den<br />
Standardabweichungen<br />
6.10: Vergleich intuitive – kriteriengestützte Bewertung mit den<br />
Standardabweichungen<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 125
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
__________________________________________________________________________________<br />
9.2 Tabellenverzeichnis<br />
2.1: Mitglieder des 1. Begleitgruppentreffens Gruppe Anbindung Bahnhof SBB /<br />
SNCF<br />
2.2: Mitglieder des 2. Begleitgruppentreffens Gruppe Anbindung Bahnhof SBB /<br />
SNCF<br />
2.3: Konstellationen und Ausprägungen<br />
2.4: Liste der bewertenden Personen<br />
2.5: Mitglieder des <strong>3.</strong> Begleitgruppentreffens Gruppen Anbindung und Angebot<br />
Bahnhof SBB / SNCF<br />
2.6: Liste der kontaktierten Experten<br />
<strong>3.</strong>1: Übersicht Projekte im Bahnhofsgebiet<br />
<strong>3.</strong>2: Überblick über die Altstadt<br />
<strong>3.</strong>3: Überblick über die Vorstädte<br />
<strong>3.</strong>4: Überblick Quartier Am Ring<br />
<strong>3.</strong>5: Überblick Quartier St. Alban<br />
<strong>3.</strong>6: Überblick Quartier Gundeldingen<br />
<strong>3.</strong>7: Überblick Quartier Bruderholz<br />
<strong>3.</strong>8: Überblick Quartier Bachletten<br />
<strong>3.</strong>9: Vergleich der verschiedenen Quartiere<br />
<strong>3.</strong>10: Parkhäuser mit Anzahl Parkplätzen<br />
<strong>3.</strong>11: Verkehrsmittelwahl zum bzw. vom Bahnhof SBB/SNCF<br />
4.1: Übersicht über den Ist-Zustand<br />
4.2: Einflussmatrix der Systemvariablen<br />
4.3: Rangierung der Variablen nach Aktivität<br />
4.4: Rangierung der Variablen nach Passivität<br />
4.5: Rangierung der Variablen nach Wichtigkeit<br />
5.1: Konstellationen der Ausprägungen<br />
5.2: Konsistenzmatrix<br />
5.3: Kombination der Varianten der Gruppen Anbindung und Angebot Bahnhof<br />
SBB / SNCF<br />
5.4: Übersicht Variablenausprägung der Variante Wohnen in der Stadt<br />
5.5: Übersicht Variablenausprägung der Variante Work and Ride<br />
5.6: Übersicht Variablenausprägung der Variante Verkehrsknoten<br />
5.7: Übersicht Variablenausprägung der Variante Bahnhof als Stadtzentrum<br />
5.8: Vergleich der Varianten und ihren Variablenausprägungen<br />
6.1: Gewichtungsfaktoren<br />
____________________________________________________________________<br />
The Kruetli Group 126
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
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9.3 Literaturverzeichnis<br />
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The Kruetli Group 127
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
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The Kruetli Group 128
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
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Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
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The Kruetli Group 130
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Gruppe Anbindung Bahnhof SBB/SNCF<br />
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mybasel (2004). Theaterangebot. Besucht Dezember 2004,<br />
http://www.mybasel.ch/freizeit.cfm<br />
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<strong>Schlussbericht</strong><br />
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Zentralstelle für staatlichen Liegenschaftsverkehr, Parkhäuser Basel-Stadt<br />
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Zürich: <strong>ETH</strong> Zürich: Professur für Umweltnatur- und<br />
Umweltsozialwissenschaften (UNS)<br />
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