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Lernen und Entwicklung - vom Behaviorismus zur kognitiven ...

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<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

<strong>Behaviorismus</strong> versus Kognitivismus, Einstieg in das kognitive Modell des<br />

Menschen<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

1


Gliederung der Hauptgebiete der Psychologie<br />

Theoretische<br />

Propädeutik<br />

Statistik<br />

Methodik<br />

Psychophysik<br />

Wissenschaftstheorie<br />

Funktionen der<br />

Psychologie<br />

Theorieüberprüfung<br />

Psychopathologie<br />

Philosophisches<br />

Propädeutik<br />

Allgemeine<br />

Psychologie<br />

Neuropsychologie<br />

Wahrnehmungspsychologie<br />

Lernpsychologie<br />

Aktivationspsychologie<br />

Kognitionspsychologie<br />

Emotionspsychologie<br />

Differentielle<br />

Psychologie<br />

<strong>Entwicklung</strong>spsychologie<br />

Persönlichkeitspsychologie<br />

Psychodiagnostik<br />

Motivations- psychologie<br />

Sozialpsychologie<br />

Vergleichende (Tier-)<br />

Psychologie<br />

Angewandte Psychologie<br />

Klinische Psychologie<br />

Arbeits-, Betriebs- <strong>und</strong><br />

Organisationspsychologie<br />

Berufspsychologie<br />

Forensische Psychologie<br />

Schulpsychologie<br />

Umweltpsychologie<br />

Kulturpsychologie<br />

Wirtschaftspsychologie<br />

Werbepsychologie<br />

Militärpsychologie<br />

Medienpsychologie<br />

Freizeitpsychologie<br />

(Krech & Crutchfield, 2006, Bd.1, Seite 15)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Definition: Was ist <strong>Lernen</strong>?<br />

§ Führt zu stabilen (relativ stabil, Vergessen)<br />

Änderungen im Verhalten oder Verhaltenspotential<br />

→ psych. Zustände wie Stimmungen, Müdigkeit ≠<br />

<strong>Lernen</strong><br />

§ Aus Erfahrungen aufgebaut (Interaktion mit der<br />

Umwelt):<br />

→ Abgrenzung zu biologischer <strong>Entwicklung</strong> bzw.<br />

Reifung<br />

→ Körperwachstum ≠ <strong>Lernen</strong><br />

Laufen <strong>Lernen</strong>? → Kombination von biologischer<br />

Reifung <strong>und</strong> <strong>Lernen</strong><br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Wie lässt sich <strong>Lernen</strong> „messen“?<br />

§ Auf Lernprozesse <strong>und</strong> „Gelerntes“ muss aus den<br />

Veränderungen des beobachtbaren Verhaltens<br />

geschlossen werden<br />

↔ Unterschied zwischen Kompetenz <strong>und</strong> Performance als<br />

Problem der Diagnostik des <strong>Lernen</strong>s<br />

→ Verändertes Verhaltenspotential wird nicht unbedingt<br />

gezeigt (z.B. Prüfungsangst, konkurrierende Motivationen)<br />

§ Neurophysiologische Prozesse <strong>und</strong> Veränderungen<br />

begleiten <strong>und</strong> ermöglichen das <strong>Lernen</strong><br />

↔ Verständnis der Prozesse <strong>zur</strong> Diagnostik bzw. Messung<br />

von komplexen Lernprozessen beim Menschen nicht<br />

ausreichend<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


→ Bei Lernprozessen sind z.B. neurophysiologische Veränderungen an den<br />

Synapsen der Neuronen nachweisbar<br />

Aplysia californica (dt.: Seehase) besitzen ein „einfaches“ Nervensystem mit grossen Neuronen<br />

→ ideal <strong>zur</strong> Erforschung des <strong>Lernen</strong>s auf zellulärer Ebene<br />

→ Eric Kandel, Nobelpreis für Physiologie/Medizin im Jahr 2000)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

§ Aristoteles (384-322 v. Chr.) als historischer<br />

Vordenker der Lernpsychologie<br />

§ A. beschreibt in seiner Schrift „De memoria et<br />

reminiscentia“ (Über Gedächtnis <strong>und</strong> Erinnerung)<br />

→ Drei wichtige Assoziationsprinzipien<br />

Ø Kontiguität (zeitliche, räumliche)<br />

Ø Ähnlichkeit (Personen, Situationen, etc.)<br />

Ø Kontrast<br />

§ Bildung von Assoziationen ist ein wichtiger<br />

Gr<strong>und</strong>mechanismus des <strong>Lernen</strong>s<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


<strong>Behaviorismus</strong> versus Kognitivismus<br />

→ historische, philosophische<br />

Vordenker<br />

§ Umwelt bestimmt <strong>Entwicklung</strong><br />

§ John Locke (1632): Mensch ist eine “Tabula Rasa”. Die<br />

<strong>Entwicklung</strong> findet durch Assoziationen statt.<br />

§ Problem dabei:<br />

↔ bestimmte (Lern-)Strukturen müssen vorgegeben sein<br />

§ Angeborene Anlagen, Selbstbestimmung<br />

§ Kant (1742): Mensch hat angeborene Fähigkeiten oder<br />

Strukturen. Die <strong>Entwicklung</strong> hängt von diesen inneren<br />

Strukturen <strong>und</strong> nicht in erster Linie von der Erfahrung ab.<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


<strong>Behaviorismus</strong> versus Kognitivismus<br />

John B. Watson<br />

(1878-1958)<br />

„Give me a dozen healthy infants, well-formed,<br />

and my own specified world to bring them up in<br />

and I'll guarantee to take any one at random and<br />

train him to become any type of specialist I might<br />

select – doctor, lawyer, artist, merchant-chief<br />

and, yes, even beggar-man and thief, regardless<br />

of his talents, penchants, tendencies, abilities,<br />

vocations, and race of his ancestors.“<br />

[WATSON, JOHN B. 1930. Behaviorism. Chicago:<br />

University of Chicago Press, p. 104]<br />

→ gilt als der Begründer des <strong>Behaviorismus</strong><br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


<strong>Behaviorismus</strong><br />

§<br />

§<br />

§<br />

Kenntnis über den Menschen durch Anwendung von Methoden<br />

der Naturwissenschaften. Entdeckung von regelhaften Prinzipien<br />

Untersucht wird das objektive Verhalten <strong>und</strong> die Rolle der Umwelt<br />

bei der Verursachung des Verhaltens <strong>und</strong> keine nicht<br />

beobachtbaren Dinge.<br />

Man fragt nicht, warum jemand etwas getan hat, sondern<br />

untersucht mögliche Ursachen in der Umwelt (Gesellschaft: das<br />

Sein prägt das Bewusstsein)<br />

§ Bsp.: Hunger wird nicht als interner nicht-beobachtbarer motivationaler<br />

Zustand verstanden, sondern als beobachtbarer Nahrungsentzug<br />

definiert.<br />

§ Der beobachtbare Nahrungsentzug führt dann zum beobachtbar<br />

gesteigerten Essverhalten. Hunger als motivationales Konstrukt wird<br />

für irrelevant <strong>und</strong> unwissenschaftlich erachtet.<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Kognitivismus<br />

- Kognitive Wende ab ca. 1960<br />

- Aufhebung der Beschränkung auf beobachtbare<br />

Prozesse<br />

- Kognitive Prozesse bzw. Wahrnehmungs- <strong>und</strong><br />

Denkvorgänge sind zentraler Gegenstand der <strong>kognitiven</strong><br />

Psychologie<br />

- Menschen als Informationen verarbeitende Systeme;<br />

Wissenspsychologie; Analogie zu bzw. Modellierung<br />

durch EDV<br />

“Cogito ergo sum”<br />

R. Descartes (1596-1650)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

10


Kognitivismus<br />

⇒ Reziproker Determinismus<br />

Verhalten<br />

Umwelt<br />

Persönliche Faktoren<br />

(Annahmen, Erwartungen,<br />

Selbsteinschätzungen)<br />

Albert Bandura (*1925) <br />

→ Sozial-kognitive Lerntheorie (Bandura, 1976) <br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

11


1. klassische Theorien des <strong>Lernen</strong>s<br />

A) Klassisches Konditionieren<br />

B) Operantes Konditionieren<br />

C) Physiologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

12


A) Klassisches Konditionieren<br />

→ Begründer I. Pawlow (1849-1936)<br />

§ Prinzipien der klassischen Konditionierung<br />

(Nobelpreis 1904)<br />

§ Klassische Konditionierung: <strong>Lernen</strong> einer neuen<br />

Assoziation zwischen zwei Reizen (Stimuli)<br />

§ Zufallsentdeckung bei der Untersuchung von<br />

Verdauungsprozessen<br />

§ Sekretion bei einem Reiz, welcher dem Futter<br />

regelmässig vorausgeht<br />

§ Automatische Reflexe, die biologisch wichtig sind<br />

(biologische Adaptation)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


(Iwan Pawlov & Mitarbeiter im Labor; Quelle: Crech & Crutchfield, 1992) <br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

unbedingter (unkonditionierter) Reiz "<br />

(Futter)"<br />

bedingter (zu konditionierender) Reiz "<br />

(Glocke, Wärter)"


(Poor) Little Albert; Watson; J.B. & Rayner, R. (1920) <br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Arten der Konditionierung<br />

§ Vorwärtsgerichtete Konditionierung: konditionierter<br />

Reiz vor unkonditioniertem Reiz<br />

§ Gleichzeitiges Konditionieren<br />

§ Rückwirkendes Konditionieren<br />

§ Löschung durch Ausbleiben des konditionierten<br />

Stimulus.<br />

§ Aversive Konditionierung<br />

§ Konditionierung zweiter Ordnung<br />

§ Konditionierung des menschlichen Immunsystems<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


konditionierte Stimuli<br />

unkonditionierte Stimuli<br />

konditionierte Reaktion<br />

?<br />

gleichzeitig<br />

überlappend<br />

verzögert<br />

Spur<br />

nicht überlappend<br />

rückwärts<br />

Konditionieren funktioniert schlecht bei simultaner oder Rückwärtskonditionierung<br />

Konditionierung klappt nicht mit beliebigen CS (KS)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

18


Alltägliche Beispiele für klassisches Konditionieren<br />

Gr<strong>und</strong>legendes Muster<br />

Nach einem Autounfall erregt der Anblick eines<br />

Autos Angst<br />

Kind weint beim Anblick des Babysitter, ehe<br />

Eltern fortgehen<br />

Anblick einer Katze ruft Keuchen hervor, noch<br />

ehe ein Haar den Körper berühren kann<br />

Ständige Sorgen um die Arbeit, auch in der<br />

Freizeit, führen zu Magengeschwüren<br />

KS<br />

UKS<br />

Anblick des Autos<br />

Autounfall <strong>und</strong> Verletzung<br />

Babysitter kommt<br />

Eltern verlassen das Kind<br />

Anblick einer Katze<br />

Katzenhaar<br />

an die Arbeit denken,<br />

sich Sorgen machen<br />

Anspannung oder Angst<br />

(bei der Arbeit)<br />

(KR)<br />

UKR<br />

Angst<br />

Weinen<br />

allergische<br />

Reaktion, z.B.<br />

Keuchen<br />

Produktion von<br />

Säure im Magen<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

19


Lern- <strong>und</strong> Löschkurve beim menschlichen Augenlidschlussreflex; UCS<br />

Luftstoss, UCR Lid-Blinkreflex, CS Lichtsignal)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Garcia, J., Rusiniak, K, Brettt, L. (1977). - Lithiumcloridkapseln, erzeugen Erbrechen in Wölfen<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Therapeutische Anwendungen<br />

§ Aversionstherapie, z.B. gegen Rauchen, exzessiven<br />

Alkoholgenuss, Glücksspiel<br />

§ Verzögert bzw. langfristig schädliches<br />

Gewohnheitsverhalten wirkt kurzfristig belohnend.<br />

§ Durch Kopplung des schädlichen Verhaltens mit<br />

aversivem unkonditionierten Stimulus (z.B. Beimischung<br />

Übelkeit erregender Inhaltsstoffe, oder Elektroschocks)<br />

wird Verhalten unterdrückt.<br />

Ø Probleme:<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

• aversives Erlebnis<br />

• Einsicht des Menschen reduziert Wirksamkeit im vgl. zum<br />

o.g. Bef<strong>und</strong> bei Tieren


B) Operantes Konditionieren:<br />

<strong>Lernen</strong> von Verhalten <strong>und</strong> Konsequenzen<br />

Ø Verknüpfung zwischen einem Stimulus <strong>und</strong> einem operanten<br />

Verhalten (z.B. Picken, Weinen)<br />

Ø Verhaltenskontingenz; konsistente Beziehung zwischen einer<br />

Reaktion <strong>und</strong> den Reizbedingungen “wenn X, dann Y” (immer Korn<br />

nach dem Picken auf Scheibe)<br />

Ø Komplexe Verhaltensweisen sind das Produkt von Kontingenzen<br />

(Delphindressur)<br />

Ø Verstärker erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Wirkreaktion<br />

Ø Diskriminative Reize: <strong>Lernen</strong>, wann etwas zu tun ist (z.B. Tauben:<br />

sich Drehen bei rotem <strong>und</strong> auf den Auslöser picken bei grünem<br />

Licht)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

23


Bewegungsaufnahme<br />

einer<br />

Taube in einer<br />

„Skinner-Box“<br />

(benannt nach B.<br />

Frederic Skinner,<br />

1904-1990; einem<br />

Begründer des<br />

operanten<br />

Konditionierens)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Verstärkungsmuster, Quotenpläne<br />

§ Quotenplan: Verstärkung nach bestimmter Anzahl<br />

von Reaktionen (besser lange Abstände)<br />

§ Intervallplan: Verstärkung nach einem bestimmten<br />

Zeitplan (besser kurze Abstände)<br />

Ø Besonders hohe Reaktionsraten z.B. bei<br />

Zufallsquotenplan<br />

Ø Grössere Löschungsresistenz nach<br />

intermittierender Verstärkung (manchmal) in der<br />

Lernphase als bei kontingenter Verstärkung (jedes<br />

mal Belohnung)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Fixierte Intervalle<br />

Reaktionshäufigkeit<br />

3 min<br />

6 min<br />

9 min<br />

Intervallpläne:<br />

Jeweils Verstärkung der<br />

erster Reaktion nach<br />

Intervall-Ende.<br />

Je kürzer die Intervalle,<br />

desto häufiger erfolgt die<br />

Reaktion. <br />

12 Min<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


48:1 96:1 192:1<br />

Quotenpläne:<br />

Jeweils Verstärkung der „x-ten“ Reaktion unabhängig von Zeitintervallen.<br />

Je seltener die Verstärkung, desto häufiger erfolgt die Reaktion. <br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

27


In der Sprache eines Experiments:<br />

Welches sind jeweils UV’s <strong>und</strong> AV’s?<br />

§ UV’s: Situationsmerkmale (Anzahl der Durchgänge,<br />

zeitlicher Abstand, Intensität <strong>und</strong> Qualität, Dauer<br />

Nahrungsdeprivation)<br />

§ AV’s: Stärke der Reaktion, Schnelligkeit, Erwerbsrate,<br />

Dauerhaftigkeit.<br />

Reiz<br />

Verhalten<br />

Reaktion<br />

Belohnung<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Vermittlung komplexer<br />

Verhaltensweisen (Dressur)<br />

an Tiere durch „Shaping“,<br />

„Chaining“ <strong>und</strong><br />

„Verstärker 2ter Ordnung“<br />

auf Basis operanten<br />

Konditionierens.<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Wer konditioniert wen?


Verstärker 2ter Ordnung z.B. bei H<strong>und</strong>edressur, Klickgeräusch,<br />

dass durch klassische Konditionieren mit Futtergabe gekoppelt<br />

wurde. → Nun kann der H<strong>und</strong> auch ohne Futtergabe für bestimmtes<br />

Verhalten belohnt werden<br />

Shaping → Verhalten, das dem gewünschten Verhalten (zunächst)<br />

einigermassen ähnlich ist wird belohnt – <strong>und</strong> später nur zunehmend<br />

ähnlicheres Verhalten<br />

→ z.B. H<strong>und</strong> soll sich mit Kopf auf dem Boden liegend Hinter dem<br />

rechten Ohr kratzen – zunächst wird ein Teilverhalten schon belohnt<br />

(z.B. durch Klick) später nur was immer näher zum letztlich<br />

gewünschten Verhalten führt.<br />

Chaining → Komplexe Verhaltensketten werden anfangend <strong>vom</strong><br />

letzten Glied der Verhaltenskette aus verstärkt <strong>und</strong> so aufgebaut.<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Belohnung versus Bestrafung<br />

Ø Belohnung erhöht die Wahrscheinlichkeit des operanten Verhaltens<br />

Ø Bestrafung verminder die Wahrscheinlichkeit des Verhaltens<br />

Belohnung<br />

Bestrafung<br />

Positive Belohn./Bestr.<br />

Verhalten<br />

→ Positiver Reiz<br />

Verhalten<br />

→ Negativer reiz<br />

Beispiele<br />

Negative Belohn./Bestr.<br />

Verhalten<br />

→ Negativer Reiz fällt<br />

weg<br />

Verhalten<br />

→ Positiver Reiz fällt<br />

weg<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

32


Belohnung versus Bestrafung<br />

Ø Belohnung erhöht die Wahrscheinlichkeit des operanten Verhaltens<br />

Ø Bestrafung vermindert die Wahrscheinlichkeit des Verhaltens<br />

Belohnung<br />

Bestrafung<br />

Positive Belohnung/<br />

Bestrafung<br />

Münzeinwurf in<br />

Getränkeautomat<br />

→ Leckeres Getränk<br />

Heisse Herdplatte<br />

berühren<br />

→ Hitze-Schmerzreiz<br />

Beispiele<br />

Negative<br />

Belohnung/Bestrafung<br />

Flucht aus brennendem Haus<br />

→ Hitze entkommen<br />

Kind bekommt Fernsehverbot für<br />

schlechte Note<br />

→ Fernsehen fällt weg<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

33


Konsequenzen von Belohnung versus Bestrafung?<br />

Ø Im Tierexperiment: Schon einmalige starke Bestrafung kann<br />

manche Verhaltensweisen effektiv unterdrücken.<br />

Ø … aber in der Erziehung? – recht problembehaftet<br />

§ versteckter Verstärker-Wirkung von Strafen!<br />

Bsp.: Kind ist langweilig <strong>und</strong> albert herum → Mutter schreit das<br />

Kind <strong>zur</strong> Strafe an.<br />

→ Laute Stimme ist zwar negativer Reiz; aber Kind erhält<br />

Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Stimulation, Abwechslung<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

§ Strafe kann den ganzen Erziehungskontext aversiv belegen<br />

Bsp.: → Nach Bestrafung meidet Schüler nicht das<br />

Fehlverhalten, sondern die Schule insgesamt. )-:<br />

⇒ Belohnung für Verhalten, das mit dem unerwünschten<br />

Verhalten inkompatibel ist, besser als Bestrafung<br />

§ Auch einfache Löschung durch nicht-Verstärkung (Ignorieren)<br />

kann manchmal wirksam sein.<br />

34


Operante Konditionierung abergläubischen<br />

Verhaltens<br />

§ Versuch: Taube in Skinner-Box wird in Zeitabständen (z.B. 20<br />

Sek<strong>und</strong>en) durch herabfallendes Korn belohnt; - völlig<br />

unabhängig <strong>vom</strong> Verhalten das sie zeigt.<br />

Ergebnis: <strong>Entwicklung</strong> einer bestimmten stereotyp <strong>und</strong> häufig<br />

gezeigten Verhaltensweise, die ganz Unterschiedlich ausfallen<br />

kann.<br />

Erklärung: Zufälliges Verhalten das vor einer Belohnung auftrat<br />

wird nach dieser häufiger gezeigt → Wahrscheinlichkeit, dass<br />

genau dieses Verhalten vor einer weiteren Belohnung gezeigt<br />

wird steigt an → positive Rückkopplung führt <strong>zur</strong> Ausbildung des<br />

„Abergläubischen Verhaltens“<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Operante Konditionierung abergläubischen<br />

Verhaltens<br />

§<br />

Ist ein Transfer dieses Prozesses zum Menschen möglich?<br />

→ Viele Menschen tragen Talismane oder befolgen bestimmte<br />

Rituale,<br />

um Unglück zu vermeiden.<br />

→ Kann dies durch operante Konditionierung erklärt werden?<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich geben Ergebnisse von Tierstudien immer nur Hinweise auf die<br />

Zusammenhänge beim Menschen. <br />

Gesonderte Untersuchungen am Menschen sind notwendig für die Erklärung<br />

des menschlichen Verhaltens. <br />

Prozess des operanten Konditionierens ist ein Erklärungsansatz für<br />

abergläubisches Verhalten beim Menschen.<br />

- Self-Fulfilling Prophecy Effekte können noch hinzukommen:<br />

→ z.B. Talisman vergessen ⇒ erhöhte Nervösität /Angst vor Prüfung<br />

⇒ schlechtere Prüfung<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


C) Zu physiologischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

§ Lokalisationen von <strong>Lernen</strong><br />

- Einfaches klassisches Konditionieren ist ohne Mitwirkung<br />

des Gehirns (durchtrenntes Rückenmark) möglich.<br />

- Verschiedene Gehirnareale sind (bei intaktem<br />

Rückenmark) am Konditionierungsprozess beteiligt:<br />

Ø Limbische System: Verb<strong>und</strong>en mit Erleben von Emotionen von<br />

Lust/ Belohnung vs. Schmerz/ Bestrafung<br />

→ enthält sog. Belohnungszentren<br />

→ deren elektrische Stimulierung bewirkt beim operanten<br />

Konditionieren Reaktionsraten bis zu Erschöpfung <strong>und</strong> Tod<br />

Ø Hippocampus: Entscheidend für Transfer <strong>vom</strong> KZG ins LZG<br />

→ Bei Verletzungen zeigten sich umfassende Amnesien für neue<br />

Eindrücke bei funktionierendem Langzeitgedächtnis<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

-


2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

→ Schutzreflex (UCR) ohne Mitwirkung<br />

des Gehirns konditionierbar


Ø Lernprozesse<br />

bewirken<br />

physiologische<br />

Veränderungen im<br />

Zentralen<br />

Nervensystem /<br />

Gehirn<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


2. Sozial-kognitive Lerntheorie von<br />

Albert Bandura (1976)<br />

Albert Bandura (*1925) <br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

40


Banduras „Bobo-Doll“ Studien (1963,<br />

1965) zum <strong>Lernen</strong> am Modell<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

41


Ergebnisse<br />

- Nach Beobachtung Aggressiver Modelle wurden im<br />

Vergleich zu Kontrollbedingungen von Kindern deutlich mehr<br />

Aggressives Verhalten gezeigt<br />

Ø Spezifische Verhaltensweisen wurden exakt imitiert<br />

Ø Zudem wurden eigene Improvisationen gezeigt in Form<br />

von Aggressionen, die nicht <strong>vom</strong> Modell vorgeführt wurden<br />

⇒ Nicht nur spezifisches Modellverhalten, sondern auch Aggression<br />

zu zeigen an sich wurde gelernt<br />

- Bestrafte Modelle werden weniger stark, belohnte Modelle stärker<br />

nachgeahmt als Modelle ohne pos./neg. Konsequenzen<br />

↔ Auf Aufforderung bzw. für Belohnung waren Kinder in allen drei<br />

Bedingungen gleich gut in der Lage verschiedene spezifische<br />

aggressive Verhaltensweisen zu zeigen<br />

⇒ Unterscheidung zwischen Aneignungsprozessen <strong>und</strong><br />

Ausführungsprozessen beim <strong>Lernen</strong> am Modell<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

42


Aneignungsprozesse beim Modellernen<br />

• Aufmerksamkeit / Motivation für Aufmerksamkeit<br />

• Salienz des Modells<br />

• Gedächtnis, Enkodierung<br />

Ausführungsprozesse<br />

• Kompetenzerwartung → Motivation<br />

• Erfolgserwartung / Verstärkungserwartung → Motivation<br />

• Leistungsstandards → Motivation<br />

• Gedächtnis → Reproduktion<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

43


Studie <strong>zur</strong> Leistungsmotivation<br />

Untersuchung des Einflusses von Modellen auf Selbstbelohnung<br />

(→ Selbstbekräftigung) <strong>und</strong> Leistungsstandards<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

44


Bowling-Studie (Bandura & Kupers, 1964) zu<br />

Leistungsmotivation<br />

3 Untersuchungsbedingungen<br />

1. Erwachsener nimmt sich beim Bowling ab 20 Punkten etwas Süßes<br />

<strong>zur</strong> Belohnung<br />

2. Erwachsener gönnt sich schon ab 10 Punkten eine Belohnung<br />

3. Kinder sehen kein Modell<br />

Ø Kinder bei 1), 2) verwenden deutlich höhere (1) bzw. niedrigere (2)<br />

Belohnungskriterien – entsprechend dem Modellverhalten<br />

Ø Bei den Kindern in der Kontrollgruppe zeigte sich kein<br />

Zusammenhang zwischen Konsum von Süssigkeiten <strong>und</strong> Leistung<br />

beim Bowling.<br />

⇒ Ausbildung (überhaupt) <strong>und</strong> Höhe des Leistungsstandards für<br />

Selbstbekräftigung durch Modelle beeinflusst<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

45


Stellvertretende Verstärkung & Selbstbekräftigung<br />

als zusätzliche (im Vgl. zum <strong>Behaviorismus</strong>)<br />

instrumentell bzw. motivationale Lerneinflüsse<br />

Empfänger der<br />

Bekräftigung<br />

<strong>Lernen</strong>der<br />

Modell<br />

Kontrolle der Bekräftigung durch<br />

Empfänger<br />

Direkte<br />

Selbstbekräftigung<br />

Stellvertretende<br />

Selbstbekräftigung<br />

Extern/Andere<br />

Direkte, externe<br />

Bekräftigung<br />

Stellvertretende,<br />

externe<br />

Bekräftigung<br />

(Möglich ist hierbei jeweils positive/negative Bestrafung/Belohnung)<br />

→ Insgesamt 16 Felder bzw. Möglichkeiten<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

46


Was kann alles von Modellen gelernt<br />

werden?<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

47


Was kann alles von Modellen gelernt werden?<br />

Ø Reaktionsweisen auf Situationen<br />

Ø Lebensorientierungen, Charakterzüge<br />

Ø Leistungsstandards, Leistungsorientierung<br />

Ø ästhetische Vorlieben<br />

Ø motorische Verhaltensweisen<br />

Ø soziale Verhaltensweisen<br />

Ø moralische Standards, moralisches Verhalten<br />

Ø …<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

48


Einfluss aggressiver Modelle aus<br />

Filmen <strong>und</strong> in Computerspielen ?<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

49


3. Weitere Lernmechanismen<br />

(neben klassischer/operanter Konditionierung, Reizdiskrimination,<br />

Shaping/ Chaining, <strong>Lernen</strong> am Modell)<br />

Ø <strong>Lernen</strong> durch Instruktion<br />

Ø <strong>Lernen</strong> durch mentale Operationen (mentales<br />

Probehandeln) <strong>und</strong> Einsicht<br />

Ø Deduktives, induktives Denken, Problemlösen<br />

Ø …<br />

Ø … <br />

Ø Prägungslernen (Begriff aus der Verhaltensbiologie →<br />

vergleichenden Verhaltensforschung →Tierpsychologie)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

50


Prägungslernen<br />

Ø Irreversibles <strong>Lernen</strong> während sensibler Phasen<br />

Ø Nicht durch Belohnung oder Bestrafung bedingt <br />

Konrad Lorenz (1903 – 1989), Mitbegründer der Verhaltensbiologie, 1973<br />

Nobelpreis für Physiologie/Medizin (Erforschung von Angeborenen Auslösenden<br />

Mechanismen & Prägungslernen)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

51


Prägungslernen<br />

Ø Reizkonfigurationen der Umwelt werden dauerhaft<br />

gelernt, so dass sie danach wie angeboren erscheinen.<br />

→ Aneignung von Schlüsselreizen durch <strong>Lernen</strong><br />

Ø Nachlaufprägung, z.B. bei Gänsen (Konrad Lorenz)<br />

Ø Prägung auf Nachwuchs (Bsp. Ziegenmütter)<br />

Ø Sexuelle Prägung (Bsp. Zebrafinken: Aufwachsen bei<br />

Bengalifinken → bewirkt Bevorzugung von<br />

Bengalifinken gegenüber Zebrafinken bei Balz im Wahlversuch)<br />

Ø Übertragbarkeit auf Menschen unsicher<br />

→ ähnliche, aber ggf. weniger irreversible Mechanismen<br />

der Prägung beim Menschen sind denkbar<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

52


4. Kognitive <strong>Entwicklung</strong><br />

J. Piagets (1896-1980)<br />

Theorie der geistigen <strong>Entwicklung</strong><br />

§ Demonstrationen, Interviews mit eigenen Kindern.<br />

Daraus folgten komplexe Schlüsse.<br />

§ Wie überführt ein Kind spezifische, konkrete<br />

Informationen in allgemeine, abstrakte Begriffe<br />

§ Wie denken Kinder? Keine Reiz-Reaktions Modelle.<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Konzepte bzw. drei gr<strong>und</strong>legende Prozesse<br />

§ Äquilibration (Gr<strong>und</strong>tendenz des Organismus,<br />

implizites Motivationskonstrukt)<br />

§ Assimilation (Anpassung/ Integration aufgenommener<br />

Information in vorhandene Wissensstrukturen, Schemata)<br />

§ Akkomodation (Anpassung bei der alte Strukturen bzw.<br />

Schemata modifiziert oder neu gebildet werden, um<br />

Umweltreize zu erklären <strong>und</strong>/oder zu absorbieren)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Begriffe der <strong>Entwicklung</strong>spsychologie<br />

Phylogenese:<br />

Die Phylogenese ist die <strong>Entwicklung</strong> der Arten (z.B. der<br />

Menschheit)<br />

Ontogenese:<br />

Die Ontogenese ist die Individualentwicklung des Organismus<br />

Genetische Epistemologie:<br />

Die Genetische Epistemologie ist eine Theorie von Jean<br />

Piaget, die einen Zusammenhang zwischen der<br />

phylogenetischen <strong>und</strong> der ontogenetischen <strong>Entwicklung</strong><br />

herstellt. Es wird angenommen, dass die Stufen der kindlichen<br />

<strong>Entwicklung</strong> gestützt durch soziale <strong>und</strong> schulische Prozesse<br />

Erkenntnisstufen der Menschheitsentwicklung durchlaufen.<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


§ <strong>Entwicklung</strong> wird nach Piaget durch Reifung,<br />

Erfahrung, soziale Vermittlung <strong>und</strong> Äquilibration<br />

bestimmt<br />

§ Genetische Epistemologie, Ontogenese, Phylogenese<br />

§ Stufenmodell:<br />

Ø Bei normalem Verlauf keine Rückschritte<br />

Ø Qualitativ unterschiedliche Stufen (Niveaus), trotz Möglichkeit<br />

von Übergangsphasen Teilerreichung einer Stufe<br />

Ø Altersangaben sind nur Orientierungshilfen, individuelle<br />

Verläufe weichen ab.<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Stufen der <strong>Entwicklung</strong><br />

Sensomotorische Phase (Geburt - 2 Jahre)<br />

Präoperative Phase (2 - 6 Jahre)<br />

Konkret Operative Phase (7 - 11 Jahre)<br />

Formal Operative Phase<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Sensomotorische Phase (Geburt - 2 Jahre)<br />

Ø Zunächst (1. - 4. Mt.) Modifikation der Reflexe <strong>und</strong> primäre<br />

Wechselwirkungen mit der Umwelt (Aktivität meist auf eigenen<br />

Körper ausgerichtet oder <strong>zur</strong> suche nach Nahrung, z.B.<br />

Akkomodation beim Saugen)<br />

Ø Dann vermehrt Wechselwirkungen <strong>und</strong> Experimentieren mit Objekten<br />

der Umwelt, “Testen” von „Ursache-Wirkung Hypothesen“<br />

Ø Angepasste Reaktion: Wiedererkennen <strong>und</strong> Antizipieren von<br />

vertrauten Objekten <strong>und</strong> der Umgang mit ihnen (jedoch bis ca. 8<br />

Monate: „aus den Augen aus dem Sinn“)<br />

Ø Objektpermanenz (ab ca. 8-12 Monate): Die Existenz von Objekten<br />

ist nicht mehr von deren aktueller Wahrnehmung abhängig<br />

(nachsehen, was hinter der Hand ist; erstaunen wenn kein Objekt<br />

mehr an der vermuteten Stelle ist)<br />

Ø Beginn des Denkens in Repräsentationen<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Präoperative Phase (2 - 6 Jahre)<br />

(Anschauliches Denken, Kindergarten)<br />

§ Naiver Realist, keine komplexen mentalen/<strong>kognitiven</strong> Operationen,<br />

Zentrierung auf eine Dimension<br />

§ Invarianz von Objekten: Ein Junge ist auch in Mädchenkleidern ein<br />

Junge, eine Katze bleibt auch mit H<strong>und</strong>emaske eine Katze<br />

§ Egozentriert: Die Sicht eines anderen kann nicht nachvollzogen<br />

werden (Was sieht der Teddybär gegenüber?). Nur ein Gesichtspunkt<br />

kann gleichzeitig betrachtet werden.<br />

§ Umschüttversuche: Ist im hohen Glas mehr als im niedrigen?<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Konkret Operative Phase (7 - 11 Jahre)<br />

(Gr<strong>und</strong>schule, Rechnen mit Zahlen, Lesen <strong>und</strong> Schreiben lernen)<br />

§ <strong>Lernen</strong> des Erhaltungssatzes:<br />

Umschüttversuche kein Problem mehr<br />

§ Geistiges Transformieren, symbolisches Denken<br />

§ Mentale Operationen mit konkreten Objekten oder Zahlen<br />

Ø z.B.: Was ist grösser 4/5 oder 5/6?<br />

oder Was ist grösser, 2:2 oder 4:5?<br />

Ø aber eher nicht: Gegeben sei x < y <strong>und</strong> x > z<br />

→Wie ist die Beziehung zwischen z <strong>und</strong> y?<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Formal Operative Phase<br />

Ø Selbständiges Strukturieren von Aufgaben,<br />

Hypothesentestung<br />

Ø Fähigkeit <strong>zur</strong> vollständigen systematischen Analyse<br />

von kausalen Zusammenhängen durch Experimente<br />

Ø Rein formales Denken auch mit Variablen ohne<br />

konkrete Bezüge:<br />

§ Wenn ein Glink grösser ist als ein Zuv <strong>und</strong> kleiner<br />

als ein Blam ist, welcher ist dann der grösste von<br />

allen?<br />

§ Was ist grösser: n/(n+1) oder (n+1)/(n+2)<br />

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Gr<strong>und</strong>lagenwissen<br />

1) 17.09. Einführung 1 (Siegrist)<br />

2) 24.09. Allgemeine <strong>und</strong> differentielle Psychologie: <strong>Lernen</strong> &<br />

<strong>Entwicklung</strong> – Vom <strong>Behaviorismus</strong> <strong>zur</strong> <strong>kognitiven</strong> Psychologie<br />

(Hansmann)<br />

3) 01.10. Allgemeine Psychologie: Wahrnehmungspsychologie<br />

(Siegrist)<br />

4) 08.10. Differentielle Psychologie (Hansmann)<br />

5) 15.10. Allgemeine Psychologie: Emotionen <strong>und</strong> Motivation (Siegrist)<br />

6) 22.10. Gastvortrag (Hansmann, N.N.)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>


Aufbauwissen<br />

7) 29.10. Risikowahrnehmung (Siegrist)<br />

8) 05.11. Experiment 1: Vorbereitung (Siegrist)<br />

9) 12.11. Entscheidungen unter Unsicherheit: Heuristiken (Siegrist)<br />

10) 19.11. Kognitive Sozialpsychologie (Hansmann)<br />

11) 27.11. ------<br />

12) 03.12. Experiment 2: Fragest<strong>und</strong>e (Hansmann)<br />

13) 10.12. Denken <strong>und</strong> Problemlösen, Entscheidungstheorien (Hansmann)<br />

14) 17.12. Vorbereitungen Prüfung (Hansmann)<br />

2. <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>

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