Unabhängiges wissenschaftliches Gutachten zum Flughafenprojekt ...

H. Bossel – Gutachten zum Flughafenprojekt Kassel-Calden – 18. 01. 2002 2
Vorwort
Diese Untersuchung wurde im Interesse der unabhängigen Klärung strittiger Fragen zum
Flughafenprojekt Kassel-Calden von mir in Eigeninitiative und auf eigene Kosten ohne Einfluss oder
Finanzierung durch Dritte durchgeführt.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung der Pläne für einen Flughafenneubau Kassel-Calden sind auch
für mich überraschend und deprimierend: Die Kosten werden so hoch und das Passagieraufkommen
so gering sein, dass ein rentabler Betrieb völlig ausgeschlossen ist und die Region dauerhaft mit
hohen Schulden und Defiziten belastet wird. Der Neubau wird eher negative Beiträge zur
Wirtschaftskraft und zur Arbeitsplatzsicherung in der Region leisten.
Als ausgebildetem Luftfahrtingenieur und Befürworter eines ökologisch verträglichen Luftverkehrs
wäre es mir persönlich lieber gewesen, wenn sich positive Ansatzpunkte für dieses Projekt hätten
finden lassen. Die Zahlen und Berechnungen führen aber eindeutig zu anderen, durchweg negativen
Ergebnissen, an denen sich auch bei wohlwollender Interpretation nichts rütteln lässt, und die auch
teilweise durch die für das Raumordnungsverfahren vorgelegten Gutachten gestützt werden.
Wissenschaftliche Redlichkeit verbietet jede Beschönigung.
Angesichts dieser Ergebnisse und im Interesse einer zukunftsfähigen Entwicklung der Region
Nordhessen sollte sich in Politik und Verwaltung die Einsicht durchsetzen, dass nach einer
angemesseneren Lösung zur Weiterentwicklung des Verkehrslandeplatzes Kassel-Calden ohne
kompletten Neubau gesucht werden muss. Hierzu werden im letzten Teil dieses Gutachtens konkrete
Vorschläge gemacht.
Für wertvolle Diskussionen, Informationen, Daten, Hinweise und Kritik danke ich Gesprächspartnern
aus Wirtschaft und Verbänden, aus Behörden und Verwaltung, aus Politik und Bürgerinitiativen, aus
den Geschäftsleitungen von Flughäfen und luftfahrttechnischen Betrieben, aus Ingenieur- und
Anwaltbüros und Beratungsunternehmen, aus Wissenschaft und Forschung. Aus unterschiedlichen
Gründen müssen sie ungenannt bleiben.
Zierenberg, im Januar 2002
Hartmut Bossel
Hartmut Bossel war Professor für Umweltsystemanalyse im Fachbereich Mathematik der Universität
Gesamthochschule Kassel und geschäftsführender Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums für
Umweltsystemforschung der GhK. Er wurde als Luftfahrtingenieur ausgebildet (Dipl.-Ing. in
Luftfahrttechnik, TH Darmstadt und Promotion in Aeronautical Science, University of California,
Berkeley), arbeitete in der Luftfahrtindustrie und -forschung und lehrte viele Jahre als Professor für
Maschinenbau und Luftfahrttechnik an der University of California, Santa Barbara. Nach Rückkehr
nach Deutschland Projektleiter für Forschungsvorhaben in der Systemforschung bei der Fraunhofer
Gesellschaft und an Hochschulen. Beratung u.a. von Bundesregierung und Bundestag.
Forschungsprojekte und Berufserfahrung in fast 30 Ländern, über 300 Veröffentlichungen, davon etwa
30 Bücher. Arbeitsschwerpunkte in der Nachhaltigen Entwicklung (Wertewandel, Energieversorgung,
Landwirtschaft, Forstwirtschaft) und der Analyse dynamischer Systeme. (http://home.tonline.de/home/h.bossel)