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Unabhängiges wissenschaftliches Gutachten zum Flughafenprojekt ...

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H. Bossel – <strong>Gutachten</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flughafenprojekt</strong> Kassel-Calden – 18. 01. 2002 4<br />

Die Investitionskosten für den Flughafen Kassel-Calden betragen etwa 250 Millionen Euro. Auch<br />

unter extrem günstigen Bedingungen können die Kosten nicht unter etwa 200 Millionen Euro reduziert<br />

werden.<br />

Die hohen Kosten sind im Wesentlichen standortbedingt, da Lage und Geländebeschaffenheit – im<br />

Vergleich zu anderen Flughäfen – außergewöhnlich hohe Bau- und Investitionskosten verursachen.<br />

Die Kosten des Flughafenneubaus entsprechen einer Belastung der Steuerzahler von Landkreis und<br />

Stadt Kassel (etwa 280'000 Personen im Erwerbsalter) von etwa 1000 Euro pro Kopf und übertreffen<br />

damit bei weitem die Steuereinnahmekraft von etwa 750 Euro pro Einwohner und Jahr.<br />

3. Gewinn- und Verlustrechnung für den Flughafenbetrieb<br />

Für den Betrieb eines neuen Flughafens Kassel-Calden wird eine ausführliche Gewinn- und<br />

Verlustrechnung unter Berücksichtigung der Investitionskosten und des jährlichen<br />

Passagieraufkommens vorgelegt. Es wird untersucht, unter welchen Bedingungen Wirtschaftlichkeit<br />

erreicht werden kann. Ergebnis:<br />

Der Flughafenneubau Kassel-Calden kann selbst bei wesentlich höheren Passagierzahlen nicht<br />

wirtschaftlich betrieben werden, sondern wird die Gesellschafter (die öffentliche Hand) mit einem<br />

Defizit in der Größenordnung von 20 Millionen Euro pro Jahr belasten (etwa das Zwanzigfache des<br />

heutigen Defizits).<br />

Dieses Ergebnis folgt in erster Linie aus den wegen der hohen Investitionskosten außergewöhnlich<br />

hohen langfristigen Kapitaldienstkosten und aus den begrenzten Erlösen aus dem<br />

Passagieraufkommen. Die Rentabilitätsschwelle würde im Normalfall bei etwa 6.4 Millionen, unter<br />

extrem günstigen (aber unwahrscheinlichen) Bedingungen bei über 1.3 Millionen Passagieren pro<br />

Jahr erreicht. (Der Flughafen Hannover hat 5.5 Mio Passagiere pro Jahr).<br />

Das vom Steuerzahler zu tragende jährliche Defizit entspricht einer dauerhaften Subvention jeder<br />

einzelnen Flugreise aus Kassel-Calden mit 160 Euro (20 Mio Euro für 125'000 Flugreisen) – zeitlich<br />

unbegrenzt, Jahr für Jahr.<br />

4. Beschäftigungseffekte und Arbeitsplätze<br />

Der Flughafenneubau hat direkte Auswirkungen auf die Beschäftigung in den folgenden Bereichen:<br />

Flughafenbetrieb, Reisedienste, luftfahrttechnische Betriebe. Weiter müssen indirekte Auswirkungen<br />

durch Vorleistungsbezug und Änderungen der Wertschöpfungsbilanz berücksichtigt werden. Ergebnis<br />

für 250'000 Passagiere pro Jahr ('realistisches Szenario'):<br />

Dauerhafte Arbeitsplatzeffekte (jeweils vollzeitäquivalent):<br />

1. Im Flughafenbetrieb entstehen keine neuen Arbeitsplätze, da der gegenwärtige Personalbestand<br />

bereits für etwa 300'000 Passagiere angemessen ist.<br />

2. Bei Reisediensten (Reisebüros, Taxiunternehmen, Gastronomie, Läden) ist mit maximal etwa 50<br />

zusätzlichen direkten und weiteren 50 indirekten Arbeitsplätzen zu rechnen.<br />

3. Bei den bereits ansässigen luftfahrttechnischen Betrieben ist der Verlust von 200 direkten und<br />

weiteren 500 indirekt damit verbundenen Arbeitsplätzen wahrscheinlich.<br />

4. Der Kaufkraftexport durch zusätzlich induzierte Flugreisen führt indirekt zu einem Verlust von<br />

etwa 320 Arbeitsplätzen in der Region.<br />

Gesamtbilanz: Nettoverlust von über 900 vollzeitäquivalenten Arbeitsplätzen in der Region<br />

durch den Flughafenneubau Kassel-Calden<br />

Gewerbeansiedlungen am Standort des Flughafens Kassel-Calden sind in der regionalen Bilanz nicht<br />

beschäftigungswirksam, da sie ohne dieses Standortangebot an anderer Stelle in der Region<br />

stattfinden würden.

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