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Unabhängiges wissenschaftliches Gutachten zum Flughafenprojekt ...

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H. Bossel – <strong>Gutachten</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flughafenprojekt</strong> Kassel-Calden – 18. 01. 2002 32<br />

Die Diagramme 5 und 6 zeigen, dass ein wirtschaftlicher Betrieb unter den für Kassel-Calden<br />

absehbaren Bedingungen aussichtslos erscheint: Die notwendigen Investitionen (und<br />

Kreditaufnahmen, vgl. Abschnitt 2) sind zu hoch, die realistisch zu erwartenden Passagierzahlen zu<br />

gering (vgl. Abschnitt 1). Mit Gleichung (5) ergibt sich unter Normalbedingungen für die<br />

Rentabilitätsschwelle bei einer Kredithöhe K = 200 Mio € und einem abzuschreibenden Anlagenwert<br />

von C = 120 Mio € (s. Abschnitt 2; andere Parameterwerte wie oben) eine notwendige Passagierzahl<br />

von<br />

Pcrit = (0.08·200 + 0.05·120)/[(20/(2·0.71))·(1-0.26) - (35'000/5000)] = 6.42 Mio<br />

Pcrit = 6.4 Millionen Passagiere pro Jahr.<br />

Diese Zahl lässt sich auch in der Abbildung 5 ablesen. Diese Passagierzahl müsste in Kassel-Calden<br />

erreicht werden, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten. Sie beträgt mehr als das<br />

Zwanzigfache des Passagieraufkommens, das für Kassel-Calden bei realistischer Abschätzung<br />

erwartet werden kann (s. Abschnitt 1). Vergleich: Der Flughafen Hannover fertigte 5.5 Mio Passagiere<br />

im Jahr 2000 ab.<br />

Rechnet man mit den extrem günstigen (aber unrealistischen) Annahmen ('Extremparameter' in<br />

vorstehender Tabelle) für den kostengünstigsten Fall (K = 150, C = 80, a = 7500, b = 30'000, g = 25, u<br />

= 0.71, q = 0.26, r = 0.08, d = 0, w = 0), so ergibt sich mit Gleichung (5) eine Rentabilitätsschwelle von<br />

Pcrit = 1.33 Millionen Passagieren pro Jahr<br />

Dieser Wert lässt sich auch aus Abbildung 5 entnehmen. Bei weniger als 1.33 Millionen<br />

(vollzahlenden) Passagieren pro Jahr arbeitet der Flughafen also auf jeden Fall mit Verlusten. Es<br />

muss noch einmal betont werden, dass hierbei extrem günstige Annahmen gemacht wurden, die<br />

weitgehend unrealistisch sind, und dass vor allem auch keine Rücklagen für Ersatzinvestitionen<br />

gebildet werden.<br />

Realistische Abschätzungen (s. Abschnitt 1) rechnen für Kassel-Calden mit etwa 250'000<br />

Passagieren pro Jahr. Wenn für alle die vollen Landegebühren gezahlt werden (nicht zutreffend bei<br />

Billig-Fluglinie) errechnet sich mit Gleichung (3) und dem obigen Parametersatz (K = 200, C = 120, a =<br />

5000, b = 35'000, g = 20, u = 0.71, q = 0.26, r = 0.08, d = 0.05) ein jährlicher 'Gewinn' von<br />

G = -21.15 Mio €/Jahr<br />

d.h. ein Defizit von etwa 21 Millionen € pro Jahr<br />

Diese Zahl lässt sich auch in Abbildung 6 ablesen. Rechnet man mit dem optimistischen Szenario von<br />

750'000 Passagieren, die alle volle Passagier- und Landegebühren zahlen (keine Billigfluglinie), so<br />

ergibt sich ein 'Gewinn' von<br />

G = -19.44 Mio €/Jahr<br />

d.h. ein Defizit von fast 20 Millionen € pro Jahr<br />

Interessanterweise ergibt sich hier trotz Mehreinnahmen aus der dreifachen Passagierzahl wegen des<br />

höheren Personalbestandes ein Defizit in etwa gleicher Höhe wie beim 'realistischen' Szenario mit<br />

250'000 Passagieren.<br />

Der zeitliche Verlauf des Defizits bei 250'000 bzw. 750'000 Passagieren pro Jahr in 2015 und für die<br />

'Normalparameter' bzw. 'Extremparameter' ist in Abbildung 7 gezeigt. Bei dieser Berechnung wurden<br />

die in Abbildung 4 (Abschnitt 1) gezeigten zeitlichen Verläufe der Passagierzahlen verwendet. Im<br />

'Normalfall' ist ein jährliches Defizit von anfangs etwa 22, später 21 Mio € pro Jahr zu erwarten; im<br />

'Extremfall' könnte es bestenfalls auf anfangs etwa 12, später 5 Mio € pro Jahr reduziert werden.

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