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Thema Gesundheit Forum Excellence4 Beim Forum 4 Excellence trafen (v.l.n.r.) Gesundheitsökonom Wilhelm Frank, Hannes Frech von der Krages Burgenland, Ulrike Huemer von der MA 13 und Wolfgang Viehauser von der Hypo Noe Gruppe zusammen und diskutierten mit Stefan Grampelhuber und Lukas Wiesboeck von REPUBLIK über Finanzierungsmodelle von Gesundheitsinfrastruktur. „Es geht um eine adäquate Risikoverteilung zwischen Öffentlichen und Privaten.“ Wolfgang Viehauser, Hypo Noe flexibel und ganz starr. Was wir bei der Finanzierung aber aus den Augen verloren haben, ist das Prinzip „Geld folgt Leistung“. Das heißt, wir dürfen nicht vorrangig nachdenken, wie wir etwas finanzieren, sondern erst analysieren, was wir brauchen. In den vergangenen Jahren waren wir vorrangig auf Angebote fokussiert. Wir bewegen uns weg von einem ganzheitlichen Gesundheitssystem hin zu einer Ansammlung von Dienstleistungsanbietern. Es gibt heute beispielsweise deutlich mehr Wahl- als Vertragsärzte. Zwischen dem Staat, der sich an der Bedarfsdeckung orientiert, und den Privaten, die dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip verpflichtet sind, besteht nun einmal ein Systembruch und ein Zielkonflikt. Dass sie gleichwertige Partner sind, ist unbestritten, aber sie sind nicht gleichartig. Herr Frech, wie groß ist der Druck von privater Seite im täglichen Geschäft? Frech: Wir werden geradezu bombardiert mit Angeboten von Privaten. Es gibt natürlich einen Systembruch zwischen öffentlicher und privater Wirtschaft, aber es gibt Gesundheitsdienstleistungen, die von Privaten effizienter, effektiver und schlichtweg besser ausgeführt werden. Und das gilt es herauszufiltern. Ein Beispiel: Pflegeheime haben bei uns einen hohen Zuschussbedarf und ein sehr schwerfälliges Dienstrecht. Daher konzentrieren wir uns auf Kernbereiche der Gesundheitsversorgung und haben für die Pflegeheime ein PPP-Modell geschaffen. Wir sind mit 51 Prozent Mehrheitseigentümer, die gesamte Betriebsführung samt Tragung des wirtschaftlichen Risikos übernimmt unser Partner Vamed. Die Kompetenz zur Steuerung und Kontrolle muss jedenfalls auf der öffentlichen Seite bleiben. Herr Viehauser, das PPP-Konzept ist vorherrschend. Gibt es andere Finanzierungsmodelle, die aus Ihrer Sicht in Österreich noch zu wenig Beachtung finden? Viehauser: Wie schon angesprochen gibt es viele verschiedene Varianten von PPP. Es gibt keine klare Definition. Manche Banken in Österreich behaupten, sie hätten 360 verschiedene PPP-Modelle gemacht, wobei Leasing-Projekte auch als PPP gerechnet werden. Definiert man PPP- so wie PFI-Projekte (Private Finance Initiative; Anm. der Redaktion) in Großbritannien, wo Errichtung und Betrieb komplett von Privaten übernommen werden, dann gibt es in Österreich nur ganz wenige. Zu sagen „ich mache ein PPP, und dann passe ich ein Gesundheitsprojekt hinein“ ist falsch. Die Finanzierung muss dem Projekt folgen, nicht umgekehrt. Besonders bei kleinen Projekten verursachen PPP zu hohe Transaktionskosten. Worum es im Wesentlichen geht, ist eine adäquate Risikoverteilung. Das Risiko, dass Räume zur Verfügung stehen oder dass ein OP steril ist, kann man gut an einen Privaten auslagern. Oft sieht man, dass die Öffentliche Hand im ersten Schwung versucht, alle Risiken auf die Privaten zu übertragen. Dann wird es teuer. Es ist teilweise auch unklug, das Marktrisiko auf den Privaten zu übertragen, wenn es sich um ein allgemeines Krankenhaus handelt, weil der Private nicht steuernd eingreifen kann. Die Öffentliche Hand kann in diesem Fall leichter regulieren, indem sie etwa im Umkreis kein anderes Spital errichtet. Sind PFI-Modelle in Österreich ein Thema? Huemer: Bei der Stadt Wien gibt es das noch nicht, zumindest nicht im Gesundheitsbereich. Im Bildungsbereich gibt es zwei Projekte mit dem Campus Nord und dem Kindergarten im Stadtpark. Diese wurde von Privaten errichtet und werden von ihnen betrieben. Das einzige Risiko dabei ist, dass dort genug Kinder hingehen. Das funktioniert sehr gut. Bei der Gesundheit beginnen wir langsam mit ersten Ansätzen wie etwa der technischen Betriebsführung im AKH. Frech: Wir denken vor allem kleine Segmente an, zum Beispiel die Zentralküche. Diese soll zwar in unseren Räumen betrieben werden, wir würden aber praktisch nur die Außenhülle zur Verfügung stellen. Alles weitere sollte der Private selbst koordinieren. Welche Implikationen haben solche Modelle für das Gesundheitssystem? Frank: Outsourcing ist ein gangbarer Weg, der sinnvoll sein kann. Das dahinter stehende Problem ist – auch beim 26 Dezember <strong>11</strong>
Dieser Beitrag erfolgte mit freundlicher Unterstützung der Hypo Noe Gruppe Thema Gesundheit PPP Modell – die Form der Bilanzierung. Das hat steuerliche Auswirkungen und bedingt den Umfang der Berichterstattung. Problematisch ist natürlich auch, dass es auf Bundesebene keine funktionierende Steuerungsebene gibt. Für ein kleines Land wie Österreich bedeutet das hohe Verwaltungs- und Transaktionskosten. Dieses Geld könnte man besser und effizienter für die Versorgung einsetzen. Ein Konzept, um Transaktionskosten zu vermeiden, ist die Finanzierung aus einer Hand, bei der die fragmentierten Finanzströme in einem Topf zusammengeführt werden. Derzeit wird ein neuer Anlauf gestartet, was erwarten Sie sich davon? Huemer: Wir müssen bis 2014 ein neues Konzept zur Gesundheitsfinanzierung auf die Beine stellen. Es gibt intensive Verhandlungen zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und dem Hauptverband. Da werden die gleichen Themenkreise, die seit langem diskutiert werden, neu aufgerollt, insbesondere geht es um die Strukturierung der Finanzierungsströme. Wichtig ist, dass sich alle Beteiligten bewegen und offen sind und transparente Zahlen auf den Tisch legen. Sonst wird es nicht möglich sein, ein effektives Gesamtpaket zu schnüren. Frech: Es kommt wieder Bewegung in die Diskussion. Wir können aber nur Zuarbeiten zur politischen Entscheidung leisten. Das Konzept wäre sehr positiv. Heute lebt jeder aus seinem Topf und versucht seine Fahne hochzuhalten. Gibt es nur einen Finanzierer, wird der Bedarf eher betont als das Bedürfnis. „Die Frage, was wir brauchen, ist in den Hintergrund gerückt.“ Wilhelm Frank, Arwig Das Format Forum 4 Excellence Die REPUBLIK-Diskussionsreihe Forum 4 Excellence bringt Experten aus dem öffentlichen Sektor und der Privatwirtschaft an einen Tisch, um gesellschaftspolitisch relevante Zukunftsthemen zu besprechen und Problemlösungen zu erörtern. ÖSTERREICHS FACHMESSE FÜR DEN ÖFFENTLICHEN EINKAUF 5. Messe und Fachtagung 29. März 2012, 9:30–17:00 Uhr Messe Wien, Halle D ÖSTERREICHS FACHMESSE FÜR DEN ÖFFENTLICHEN EINKAUF Mehr als 160 Aussteller aller Produktfamilien auf über 8000 m 2 erleben. Produktinnovationen unserer Lieferanten und Sonderprojekte der BBG kennenlernen. In hochkarätigen Talkrunden Neues rund um das Thema „Öffentlicher Einkauf“ erfahren. Eintritt frei ! Informationen & Anmeldung: www.bbg.gv.at/nutzenleben
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