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Republik 11

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Serie<br />

Ausgegliederte Unternehmen<br />

„Das Austria Center Vienna<br />

ist heuer so gut gebucht wie<br />

nie zuvor.“<br />

lionen Euro den bis dato höchsten Umsatz<br />

erzielte, waren es im Vorjahr bei 147 nur<br />

16,4 Millionen Euro. Dabei sei das rundum<br />

modernisierte ACV mit einem blauen<br />

Auge davongekommen. Rupperti: „Glücklicherweise<br />

werden die großen Kongresse<br />

lange im Voraus gebucht.“<br />

Das ändert freilich nichts daran, dass<br />

die Rahmenbedingungen für den Kongress<br />

tourismus schwieriger werden.<br />

„Kongresse werden kürzer und kompakter<br />

abgehalten, künftig also weniger Events<br />

und mehr Wissens- und Networking-Plattformen<br />

einer Branche sein“, sagt Rupperti.<br />

Anders formuliert: Der Kongress tanzt<br />

weniger und arbeitet mehr als früher.<br />

Damit sinkt auch die Umwegrentabilität<br />

für Wiens Tourismus. Hinzu kommt,<br />

dass die Konkurrenz nicht schläft. Die<br />

Hofburg, Reed Messen, das Rathaus, die<br />

Karl Wlaschek gehörenden Häuser Palais<br />

Ferstel und Wiener Börse und mehrere<br />

Hotels: Sie alle buhlen um Firmenveranstaltungen.<br />

Tu Gutes und rede darüber<br />

„Wenn die Wahl auf Europa fällt und<br />

es um 5.000 Teilnehmer geht, dann soll<br />

die Entscheidung ACV lauten“, so Ruppertis<br />

Credo. Dazu sei es wichtig, das<br />

Haus ständig auf dem neuesten Stand zu<br />

halten, „und dies auch ausreichend zu<br />

kommunizieren“. So ist der Vorplatz seit<br />

kurzem barrierefrei und Parkgaragenbenutzer<br />

mit Elektroauto können kostenlos<br />

Strom tanken. Eine besondere Herausforderung<br />

sei die technische Ausstattung,<br />

weil täglich neue, bessere Scheinwerfer,<br />

Projektoren oder Sat-Anschlüsse auf den<br />

Markt kommen.<br />

Die Marketingstrategie des ACV fußt<br />

auf drei Säulen: erstens ein Raumangebot<br />

mit vielen Nebenräumlichkeiten,<br />

Thomas Rupperti, IAKW AG<br />

Fotostudio Höfinger<br />

Wissen<br />

IAKW AG<br />

Die Betreibergesellschaft des Austria Center<br />

Wien (ACV) ist die „Internationale Amtssitzund<br />

Konferenzzentrum Wien AG“ (IAKW AG).<br />

Diese gehört dem Bund, wird aber nach privatwirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten geführt und<br />

zählt daher zu den ausgegliederten Unternehmen.<br />

1971 gegründet, war die ursprüngliche<br />

Aufgabe die Planung, Errichtung, Erhaltung,<br />

Verwaltung und Finanzierung des Vienna<br />

International Center (VIC). Nach dem Bau des<br />

Austria Center Vienna kam 1985 der Betrieb<br />

und die Vermarktung dieses Kongresszentrums<br />

hinzu. Paragraph 2 des IAKW-Finanzierungsgesetzes<br />

sieht vor, dass bis zu einem Höchstbetrag<br />

von 50 Millionen Euro jene Kosten ersetzt<br />

werden, die nicht durch eigene Einnahmen<br />

abgedeckt werden. 2010 betrug der Jahresfehlbetrag<br />

10,25 Millionen Euro. Das Kongresszentrum<br />

mit insgesamt 22.000 Quadratmetern<br />

Ausstellungsfläche, 17 Sälen mit in Summe<br />

9.500 Quadratmetern und 180 Nebenräumen<br />

machte zuletzt 16,4 Millionen Umsatz. Vorstand<br />

des 59-Mitarbeiter-Unternehmens ist seit<br />

2003 der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende<br />

Thomas Rupperti.<br />

zweitens ein umfassendes und exklusives<br />

Service und drittens der Standort als<br />

einzigartiger Mix zwischen Tradition und<br />

Moderne. Die Marketingabteilung dürfte<br />

keinen schlechten Job machen: Allein<br />

2010 gab es drei Auszeichnungen.<br />

Was den lokalen Markt betrifft, der mit<br />

105 von 147 Veranstaltungen den größeren<br />

Anteil ausmacht, war die Eröffnung<br />

des Jazz Fests Wien im Sommer mit dem<br />

Marianne-Faithful-Konzert ein Highlight.<br />

Rupperti fände mehr Rockkonzerte durchaus<br />

wünschenswert, „aber die Vorgaben<br />

zwingen zur Pragmatik. Wir haben hier<br />

zwar eine geniale Akustik. Der Konzertsaal<br />

liegt jedoch im zweiten Stock, und wenn<br />

4.000 Leute im Rhythmus hüpfen, fängt<br />

der Boden an zu schwingen. Daher sind<br />

nur reine Sitzkonzerte möglich.“<br />

Der Umsatz des ACV lag 2010 um 20<br />

Prozent höher als zu Ruppertis Einstand<br />

2003. Lässt man die Pachtkosten außer<br />

Acht, ergibt sich seit 2004 ein positives<br />

operatives Ergebnis, für 2010 rund 300.000<br />

Euro. Die Pacht hat es aber in sich: Sind<br />

doch jährlich 6,7 Millionen Euro an die<br />

Eigentümergesellschaft des Austria Center<br />

Vienna, die ACC AG, zu zahlen. Diese<br />

gehört zur Hälfte Österreich, die anderen<br />

50 Prozent besitzen Kuwait, Saudi-Arabien<br />

und Abu Dhabi. Österreich profitiert<br />

trotzdem – durch Steuereinnahmen.<br />

Der Veranstaltungsbetrieb ist die<br />

Cash cow der IAKW AG – bei kostenaufwändiger<br />

Instandhaltung des ACV. Dies<br />

sowie die Verwaltung und Erhaltung des<br />

Vienna International Center (VIC), inklusive<br />

Asbestsanierung, sorgen dafür, dass<br />

der Geschäftsbericht 2010 insgesamt<br />

einen Fehlbetrag von 10,25 Millionen ausweist.<br />

Als Gründe werden die gesunkene<br />

Betriebsleistung, die leicht gestiegenen<br />

Aufwendungen, das geringere Finanzergebnis<br />

sowie die Sanierungsmaßnahmen<br />

des ACV genannt. Das Minus wird allerdings<br />

vollständig vom Bund ausgeglichen.<br />

So will es das Gesetz.<br />

Was andere sagen<br />

Die letzte Rechnungshofprüfung<br />

erfolgte 2003, das Urteil bezog sich größtenteils<br />

auf die Zeit vor Rupperti. Ausnahme<br />

ist die Kritik an den Vorgängen<br />

seiner Bestellung, die im Zuge der Veröffentlichung<br />

des RH-Berichts 2005 durch<br />

die Medien ging. So wurde bemängelt,<br />

dass Rupperti als ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender<br />

„einen maßgeblichen<br />

Einfluss auf den Bestellungsvorgang des<br />

Vorstandsmitgliedes hatte“. Rupperti:<br />

„Ich habe mich nicht selbst bestellt und<br />

sitze immer noch da.“ Und Kritik gebe es<br />

schließlich immer.<br />

Wie bewerten Kongresstouristik-<br />

Experten die Arbeit des Vorstands? „Zwischen<br />

der Hofburg mitten in der Stadt und<br />

Reed für die ganz großen Veranstaltungen<br />

ist das ACV als moderne Kongress-Location<br />

hervorragend positioniert“, sagt Peter<br />

Peer vom Österreichischen Hotellerieverband.<br />

Das ACV mache also einen guten<br />

Job.<br />

Dezember <strong>11</strong> 31

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