Republik 11
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Projekte<br />
Verkehr<br />
Graz Holding<br />
„Generell ist es das Ziel,<br />
den Autoverkehr in Graz<br />
einzuschränken.“<br />
Robert Schmied, Graz Holding<br />
Wiederkehr im Gespräch mit REPUBLIK.<br />
Bereits heuer soll sich laut Schätzungen<br />
der Behörden die Zahl der E-Autos auf<br />
tausend Fahrzeuge mehr als verdreifachen.<br />
Die Achillesferse der Technologie<br />
ist die Batterie. Am Markt verfügbare<br />
Modelle haben eine geringe Reichweite.<br />
E-Autos reichen für den Stadtverkehr und<br />
Pendlerstrecken aus, für längere Fahrten<br />
eignen sie sich nicht. Ein Hemmschuh für<br />
viele potenzielle Käufer ist außerdem der<br />
hohe Anschaffungspreis. Allerdings sollen<br />
Modelle, die im kommenden Jahr auf<br />
den Markt kommen, erstmals gleich viel<br />
kosten wie Mittelklasse-Benziner – unter<br />
20.000 Euro.<br />
Umso wichtiger ist für Befürworter<br />
der Einstieg in die Technik. In der Modellregion<br />
Wien will man Elektrofahrzeugen<br />
ab 2012 mit „Mobilitätshubs“ zum Durchbruch<br />
verhelfen. Gemeint sind klassische<br />
Knotenpunkte, etwa Pendlerbahnhöfe,<br />
die Reisenden künftig Dienste rund um<br />
die E-Mobilität anbieten. Dort könne man<br />
das eigene E-Auto aufladen oder im Rahmen<br />
von Carsharing ein E-Mobil mitbenutzen,<br />
erklärt Michael Lichtenegger. Er<br />
ist als Geschäftsführer der Wiener Stadtwerke<br />
mit der Umsetzung der Modellregion<br />
betraut. Diese sieht Lichtenegger als<br />
Praxistest an: „Es geht darum, anhand<br />
praktischer Erfahrungen zu lernen, wo<br />
noch offene Fragen sind.“<br />
Graz: emissionsfreier Stadtteil in<br />
Planung<br />
Anders als in Wien will man in Graz<br />
dem Fahren mit Verbrennungsmotoren<br />
Zügel anlegen: „Generell ist es das Ziel,<br />
den Autoverkehr in Graz einzuschränken“,<br />
sagt Robert Schmied, Geschäftsführer<br />
der Graz Holding. Im Stadtviertel<br />
Reininghaus wird in den nächsten Jahren<br />
ein neues Quartier entstehen, die „Energy<br />
City“, in der Anrainer ausschließlich<br />
mit Öffis, Fahrrädern und E-Fahrzeugen<br />
unterwegs sind. Laut Plan könnten in<br />
dem neuen Stadtteil 20.000 Menschen<br />
emissionsfrei leben. Als Experte der Consultingfirma<br />
A.T. Kearney hat der Ökonom<br />
Robert Kremlicka 2010 eine Studie<br />
über die Einführung der E-Mobilität in<br />
Österreich gemacht. Als große Bremse<br />
sieht er die fehlende Standardisierung:<br />
„Man muss den Konsumenten sagen können:<br />
Es gibt österreichweit gleiche Stecker<br />
und gleiche Stromanbindungen.“<br />
Aus dem BMLFUW wird darauf hingewiesen,<br />
dass es sehr wohl eine Reihe von<br />
technischen Normen (CEN, Önorm) für<br />
die Errichtung und den sicheren Betrieb<br />
von E-Ladestationen gibt, jedoch internationale<br />
Standards und Vorgaben für<br />
einheitliche Ladegeräte im Auto noch<br />
fehlen. Österreich könne hier nicht allein<br />
vorgehen.<br />
Handlungsbedarf sieht Kremlicka<br />
auch bei der Anschaffung. „Die <strong>Republik</strong><br />
soll Elektromobilität miteinführen“, so<br />
Kremlicka. Etwa könne man Autos aus<br />
öffentlichen Fuhrparks umrüsten und<br />
durch eine Quote die Zahl weiter erhöhen.<br />
Wien: Elektrobusse für die City<br />
Bei den Wiener Stadtwerken wird<br />
noch über die Anschaffung von E-Fahrzeugen<br />
nachgedacht. „Da gilt es noch<br />
herauszufinden, wo das sinnvoll möglich<br />
ist“, heißt es von Lichtenegger. Er verweist<br />
darauf, dass die Umstellung bereits angelaufen<br />
sei. Für die Linien 2A und 3A in<br />
der Wiener Innenstadt wurde kürzlich<br />
eine Ausschreibung für elektrisch betriebene<br />
Busse gestartet.<br />
In Graz ist man sich über die Notwendigkeit<br />
zur Umstellung sicher. „Wir<br />
bemühen uns auch, ganze Fuhrparks<br />
umzustellen, und werden mit unserer<br />
eigenen Flotte als Vorbild vorangehen“,<br />
kündigt Holding-Chef Schmied an. Einen<br />
Zeitrahmen gab Schmied allerdings nicht<br />
bekannt.<br />
Die erste Großinitiative im öffentlichen<br />
Bereich setzte die Post: Noch heuer<br />
sollen laut einer Ankündigung im Oktober<br />
die ersten 18 E-Autos angeschafft werden.<br />
Bis zum Jahr 2015 wird mehr als ein Zehntel<br />
der Flotte – rund 1.000 Autos – auf<br />
Batterie umgestellt. Das leise Surren der<br />
Postautos könnte in Zukunft also Bote für<br />
eine breitere Umstellung sein.<br />
Hintergrund<br />
Steuerungsgruppe<br />
E-Mobilität<br />
Die Öffentliche Hand will die Elektromobilität<br />
auf die Überholspur heben: Darum wurde Ende<br />
2010 eine interministerielle Steuerungsgruppe<br />
(SG) einberufen. In dieser tauschen sich zwölf<br />
Fachleute aus BMVIT, BMWFJ und BMFLUW<br />
über die Herausforderungen aus. Die SG-<br />
Leitung läuft kollegial ab, d. h. es gibt keinen<br />
Leiter, sondern einen turnusgemäßen Vorsitz<br />
durch einen Vertreter eines Ressorts. Mitglieder<br />
der SG sind u. a. BMFLUW-Generalsekretär<br />
Reinhard Mang, BMVIT-Generalsekretär Herbert<br />
Kasser und BMWFJ-Sektionschef Michael<br />
Losch.<br />
Besprochen werden finanzielle, juristische<br />
und technische Aspekte der Einführung von<br />
E-Fahrzeugen. Ein zentrales Thema ist die<br />
Infrastruktur – Stichwort Ladestationen –, die<br />
für eine rasche Einführung von E-Mobility-<br />
Konzepten unverzichtbar ist.<br />
Dezember <strong>11</strong> 33