Republik 11
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Thema<br />
Europäische Union<br />
Wissen<br />
Österreicher<br />
in EU-Institutionen<br />
Derzeit stehen 580 Österreicher im Sold der<br />
EU. Die drei höchstrangigen EU-Beamten<br />
sind Heinz Zourek, Kommissionsgeneraldirektor<br />
für Unternehmen und Industrie,<br />
Wolfgang Burtscher, stellvertretender<br />
Kommissionsgeneraldirektor für Forschung,<br />
und Leopold Radauer, stellvertretender<br />
Generaldirektor für Protokoll, Gebäude und<br />
Logistik im Rat der Europäischen Union.<br />
Insgesamt bekleiden zehn Österreicher und<br />
eine Österreicherin Direktorenposten. Es gibt<br />
außerdem neun Bereichsleiter, 30 Abteilungsleiter<br />
und 21 stellvertretende Abteilungsleiter<br />
aus Österreich in den EU-Institutionen.<br />
in den Ruhestand gleiten. Darüber hinaus<br />
will man Sekretariats- und Büroarbeiten<br />
von Vertragsbediensteten statt von pragmatisierten<br />
Beamten erledigen lassen. Für<br />
nichtbelgische EU-Bedienstete sind nur<br />
noch höchstens zwei Urlaubstage zusätzlich<br />
für eine jährliche Reise ins Heimatland<br />
geplant; bisher waren es je nach Entfernung<br />
bis zu sechs.<br />
Gehaltsanpassung<br />
Außerdem will Sefcovic die Formel<br />
für die jährlichen Gehaltsanpassungen –<br />
„die Methode“ – adaptieren. Zusätzlich<br />
zu den Einkommensentwicklungen der<br />
Beamten in Belgien, Deutschland, Frankreich,<br />
Großbritannien, Italien, Luxemburg,<br />
den Niederlanden und Spanien<br />
sollen auch jene in Polen und Schweden<br />
berücksichtigt werden. Anstatt einer eigenen<br />
EU-Inflationsrate soll die belgische<br />
gelten. Eine Krisenklausel steht auch auf<br />
dem Plan der Reformer: Im Falle einer<br />
Rezession will der Verwaltungskommissar<br />
eine Abweichung von der Methode<br />
erlauben, die Gehaltserhöhung wird also<br />
niedriger ausfallen.<br />
Von dem Maßnahmenpaket erwartet<br />
Sefcovic bis 2020 Einsparungen von einer<br />
Milliarde Euro. Es handelt sich um die<br />
zweite Stufe einer wesentlich tiefer greifenden<br />
Reform im Jahr 2004, die den EU-<br />
Steuerzahlern bisher drei Milliarden Euro<br />
ersparte und bis zum Ende des Jahrzehnts<br />
weitere fünf Milliarden Euro bringen soll.<br />
Personalvertreter wenden sich vor<br />
allem gegen die Personalkürzung und den<br />
Conf-SFE<br />
verstärkten Einsatz von Vertragsbediensteten.<br />
Dass sich durch Gespräche mit Sefcovic<br />
allzu viel ändert, glauben sie nicht.<br />
„Die Verhandlungen sind eher formaler<br />
Natur, um den Vorschriften genüge zu<br />
tun“, sagt René-Pierre Koch, Präsident der<br />
EU-Beamtengewerkschaft Conf-SFE (Confédération-Syndicat<br />
des Fonctionnaires<br />
Européennes), „entscheidend werden<br />
die Gespräche mit dem Rat im Frühjahr<br />
sein. Dabei versuchen die Mitgliedstaaten<br />
wahrscheinlich die Reformen weiter zu<br />
verschärfen.“<br />
„Es ist offensichtlich, dass die Vorschläge<br />
die Kommission schwächen, weil<br />
Spitzenleute immer weniger daran interessiert<br />
sind, bei den EU-Institutionen zu<br />
arbeiten. Dann kommen eben vor allem<br />
Leute aus gewissen Mitgliedsländern, wie<br />
das ja schon heute der Fall ist“, sagt Conf-<br />
SFE-Vorstandsmitglied Wolfgang Entmayr<br />
und erklärt weiter: „Für große EU-Staaten<br />
ist das nicht so ein Problem. Sie können<br />
ihren Willen ohnehin durchsetzen. Weil<br />
die Kommission aber auch als Anwalt der<br />
kleineren Mitgliedsländer agiert, ist es für<br />
Österreich keineswegs vorteilhaft, sie zu<br />
schwächen – schon gar nicht in der gegenwärtigen<br />
Krise.“<br />
Ein Diplomat sagt im Gespräch mit<br />
REPUBLIK wiederum, dass das Gros der<br />
jüngsten Neueinstellungen wegen verpflichtender<br />
Quoten aus den neueren Mitgliedstaaten<br />
rekrutiert worden sei. Diese<br />
werden durch die mangelnde Nachbesetzung<br />
in absehbarer Zeit in den EU-Institutionen<br />
ziemlich an Gewicht gewinnen<br />
werden.<br />
„Die Vorschläge schwächen die<br />
Kommission, weil Spitzenleute<br />
immer weniger interessiert<br />
sind, bei EU-Institutionen zu<br />
arbeiten.“<br />
Wolfgang Entmayr, Conf-SFE<br />
Rekrutierungsprobleme<br />
Tatsächlich gebe es bereits Rekrutierungsprobleme<br />
in Deutschland, Frankreich,<br />
den Niederlanden und vor allem<br />
Großbritannien, räumt Anthony Gravili<br />
aus dem Büro des Verwaltungskommissars<br />
Sefcovic ein. Spezialisten wie Finanz<br />
experten und Wettbewerbsanwälte<br />
sind immer schwieriger zu bekommen.<br />
Daher probt Sefcovic einen Balanceakt:<br />
„Einerseits müssen wir zusätzliche Leistung<br />
um dasselbe Geld aus der EU-Verwaltung<br />
schöpfen, andererseits weiterhin<br />
die besten Köpfe aus allen Mitgliedstaaten<br />
ansprechen.“<br />
Mit der Reform von 2004 sind bereits<br />
klare Einsparungen gelungen. Von einer<br />
Senkung des Einstiegsgehalts – 500 Euro<br />
pro Monat waren es damals – ist daher<br />
nun nicht die Rede. Weitere Vorzüge wie<br />
ein 16-prozentiger Gehaltsaufschlag für<br />
nichtbelgische EU-Bedienstete sollen entsprechend<br />
den Standards anderer internationaler<br />
Organisationen bestehen bleiben,<br />
hieß es in Kommissionkreisen.<br />
Nicht gelten lassen will die Kommission<br />
das Vorurteil des Wasserkopfs Brüssel:<br />
55.000 EU-Beamte und sonstige Bedienstete<br />
arbeiten für 500 Mio. Europäer in 27<br />
Mitgliedstaaten. Zum Vergleich: Die Stadt<br />
Wien verfügt über 65.000 Beamte und Vertragsbedienstete.<br />
Wissen<br />
Gehälter für EU-Beamte<br />
EU-Beamte mit Universitätsabschluss<br />
erhalten ein Einstiegsgehalt von knapp 4.350<br />
Euro zwölfmal im Jahr. Wegen der relativ<br />
niedrigen Besteuerung und der Zulagen gilt<br />
der Betrag praktisch brutto für netto. Ohne<br />
Hochschuldiplom erhält ein Einsteiger immer<br />
noch fast 3.400 Euro. Das obere Ende der<br />
Gehaltspyramide endet für einen langgedienten<br />
Generaldirektor bei knapp 18.400<br />
Euro brutto.<br />
Dezember <strong>11</strong> 29