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Limnische Neozoen in Elbe und Mittellandkanal 113<br />

Dikerogammarus villosus (Sovinskij, 1894), Amphipoda<br />

Diese Art ist ursprünglich in den Unterläufen <strong>der</strong> Zuflüsse zum Schwarzen Meer beheimatet<br />

und von dort aus über die Donau nach Mitteleuropa eingewan<strong>der</strong>t. Erst seit 1993 ist<br />

sie in Deutschland bekannt (Tittizer 1996a). Weitere Funde folgten aus Donau, Main und<br />

Rhein (z. B. Tittizer 1996b). Im Mai 1998 wurde bei einer zufälligen Untersuchung <strong>der</strong><br />

Steinschüttung des Mittellandkanals östlich von Wolfsburg ein Vorkommen von Dikerogammarus<br />

villosus entdeckt. Um abschätzen zu können, ob es sich um erste, eher zufällig<br />

verteilte Ansiedlungen handelt o<strong>der</strong> ob sich die Art bereits im Mittellandkanal etabliert<br />

hat, wurde zuerst gezielt an Kanalabschnitten mit Steinschüttung gesucht, später wurden<br />

weitere Uferbefestigungstypen sowie angrenzende Flüsse und Kanäle in die Untersuchung<br />

mit einbezogen (Grabow et al. 1998).<br />

Der Nachweis von D. villosus gelang dabei an 18 untersuchten Stellen des Mittellandkanals<br />

und des Elbe-Havel-Kanals zwischen Minden und Brandenburg, an 4 weiteren<br />

Kanälen bzw. Stichkanälen sowie an <strong>der</strong> Elbe bei Magdeburg und <strong>der</strong> Weser bei Minden<br />

(Grabow et al. 1998). Überraschend war, dass die Art zum Zeitpunkt des Erstnachweises<br />

1998 in norddeutschen Schifffahrtskanälen bereits durchgehend verbreitet war (Grabow et<br />

al. 1998). Ihre hohe Ausbreitungsgeschwindigkeit kann nicht allein mit Wan<strong>der</strong>tätigkeit<br />

erklärt werden. Auch die passive Ausbreitung durch Schiffe muss eine Rolle spielen.<br />

Dabei wirkt das ausgeprägte Verhalten, Ritzen und Spalten aufzusuchen, för<strong>der</strong>lich. Es ist<br />

davon auszugehen, dass nach punktueller Einschleppung, die auch über große Distanz<br />

erfolgen kann, eine schnelle aktive Dispersion in die übrigen Gewässerabschnitte stattfindet.<br />

Dabei wirken Spundwandstrecken in Kanälen nicht als Ausbreitungsbarrieren, wie sie<br />

für an<strong>der</strong>e benthische Organismen ohne freischwimmende Ausbreitungsstadien häufig<br />

bestehen.<br />

In <strong>der</strong> Elbe werden beson<strong>der</strong>s die Hartsubstrate an den Buhnen in hoher Dichte<br />

besiedelt (Eggers 2003a, b). D. villosus ist mittlerweile weiter bis an die O<strong>der</strong> vorgedrungen<br />

(Müller et al. 2001, Jazdzewski et al. 2002). In <strong>der</strong> Elbe und <strong>der</strong> O<strong>der</strong> ist er auf Hartsubstraten<br />

<strong>der</strong> dominierende Flohkrebs (Eggers 2003a). Auch nach Westen hat sich diese<br />

Art weiter ausgebreitet, so dass schon 2003 sämtliche größeren französischen Flusssysteme<br />

(Rhein, Meuse, Mosel, Saône, Rhône, Seine und Loire) besiedelt waren (Bollache et<br />

al. 2004).<br />

Dikerogammarus haemobaphes (Eichwald, 1841), Amphipoda<br />

Dikerogammarus haemobaphes ist eine <strong>der</strong> Amphipoda-Arten mit einem etwas unklaren<br />

Verbreitungsbild innerhalb Deutschlands. Ursprünglich war er ähnlich wie D. villosus in<br />

den Zuflüssen zum Schwarzen Meer, aber auch zum Kaspischen Meer beheimatet. Er lebt<br />

aber auch deutlich mehr in den Oberläufen dieser Flüsse als D. villosus (Carausu et al.<br />

1955). Die frühesten publizierten Nachweise aus Deutschland sind aus dem Jahr 1987<br />

(Tittizer et al. 1994) und entstammen Einwan<strong>der</strong>ungen über die Donau. Im Main und<br />

demzufolge im Einzugsgebiet des Rheines wurde die Art erstmalig 1993 festgestellt<br />

(Schleuter et al. 1994), 1994 erfolgten erste Nachweise direkt im Rhein (Schöll et al.

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