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Diskussion 129<br />

In den Mittellandkanal und die Elbe sind bisher über die Flussverbindungen zahlreiche<br />

Arten eingewan<strong>der</strong>t. Zu den Arten, die nachweislich durch den Rhein-Main-Donau-<br />

Kanal in den Mittellandkanal eingewan<strong>der</strong>t sind, gehören Dikerogammarus villosus,<br />

Hypania invalida, Jaera sarsi und Echinogammarus trichiatus. Bis in die Elbe sind von<br />

diesen Arten D. villosus und J. sarsi gelangt. Über die osteuropäischen Kanalsysteme sind<br />

in letzter Zeit Pontogammarus robustoides, Obesogammarus crassus und vermutlich<br />

Hemimysis anomala in die Elbe und den Mittellandkanal eingewan<strong>der</strong>t (Tab. 6.4 und 6.6).<br />

Durch die Einwan<strong>der</strong>ung von Arten können sich innerhalb kurzer Zeit die Artengemeinschaften<br />

von Flüssen sehr stark verän<strong>der</strong>n, wie es z. B. nach dem Auftreten von<br />

C. curvispinum und D. villosus in den Rhein festgestellt wurde (Van den Brink & Bij de<br />

Vaate 1993, Kelleher et al. 2000, Van <strong>der</strong> Velde et al. 2000, Haas et al. 2002, Haas 2004).<br />

Beson<strong>der</strong>s stark sind die Einflüsse, wenn die Arten in Konkurrenz zu einheimischen Arten<br />

treten o<strong>der</strong> durch ihre Lebensweise die morphologische Struktur des Gewässergrundes<br />

beeinflussen wie z. B. Corbicula fluminea o<strong>der</strong> C. curvispinum (Van den Brink & Bij de<br />

Vaate 1993, Hakenkamp et al. 2001).<br />

Anthropogene Strukturen in großen Fließgewässern, wie Uferbauwerke o<strong>der</strong><br />

Einmündungen von Schifffahrtskanälen, sind wichtige direkt wirkende Einflussfaktoren<br />

auf die Zönose. Nach Möglichkeit sollten auch an<strong>der</strong>e Unterhaltungsmaßnahmen an<br />

Bundeswasserstraßen, neben <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Funktionsparameter einer Schifffahrtsstraße,<br />

darauf abzielen, eine naturnahe Ausprägung von Habitaten in Schifffahrtsstraßen<br />

zu för<strong>der</strong>n. Eine <strong>der</strong>artige ökologische Optimierung kann dabei sowohl die<br />

Wirkungsweise, die Bauweise, aber auch die Wahl <strong>der</strong> Baumaterialien o<strong>der</strong> die direkte<br />

Pflege und Unterhaltung <strong>der</strong> Uferbauwerke beinhalten. Dieses sollte sekundär zu einer<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> autochthonen Arten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausbildung einer nach heutigem Artenstand<br />

flussgebietstypischen und vom Standpunkt des Natur- und Landschaftsschutzes hochwertigen<br />

Biozönose führen. Das gilt auch dann, wenn sich diese nach <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ung und<br />

Etablierung neuer Arten als eine an<strong>der</strong>e gebietstypische Fauna und auch Flora erweisen<br />

wird, als es die ursprünglich beheimatete gewesen sein mag.<br />

7.2 Biogeographische Aspekte<br />

Sowohl die Elbe als auch <strong>der</strong> Mittellandkanal liegen im europäischen Wasserstraßennetz<br />

in einer sehr zentralen Position innerhalb <strong>der</strong> Stromgebiete. Der Mittellandkanal ist dabei<br />

eine <strong>der</strong> Hauptwan<strong>der</strong>strecken im nördlichen und zentralen Migrationskorridor limnischer<br />

Neozoen (Bij de Vaate et al. 2002) westwärts zum Rhein. Biogeographisch kommt <strong>der</strong><br />

Elbe eine wichtige Grenzfunktion zu. Klimatisch liegt die Mittlere Elbe an <strong>der</strong> Scheide<br />

zwischen dem maritim geprägten westlichen und dem kontinental geprägten östlichen<br />

Europa (Leibniz-Institut für Län<strong>der</strong>kunde 2003).<br />

Deutlich zeigt sich die Grenzwirkung <strong>der</strong> Elbe zum Beispiel am Zusammentreffen<br />

und <strong>der</strong> teilweisen Vermischung von sich infolge <strong>der</strong> nacheiszeitlichen Wie<strong>der</strong>besiedlung<br />

Mitteleuropas wie<strong>der</strong> ausbreitenden Populationen, die aus den Refugialräumen im westli-

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