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Genuss | Champagner<br />
Prickelnder<br />
Luxus<br />
Sparkling Luxury<br />
<br />
Mit ihm stoSSen die Stars an,<br />
er darf Tour-de-France-Sieger<br />
begieSSen und Yachten taufen. Was<br />
macht Champagner zum edelsten<br />
aller Schaumweine?<br />
Stars clink glasses of it, Tour de France<br />
winners are doused in it, and yachts are<br />
launched with it. So what makes champagne<br />
<strong>the</strong> noblest of sparkling wines?<br />
Text: Bernd Ratmeyer<br />
Illustration: Bente Schipp<br />
Scarlett Johansson trinkt am liebsten Moët & Chandon, Rapper<br />
Jay-Z bevorzugt Cristal, Alfred Hitchcock und Grace Kelly schworen<br />
auf Dom Pérignon: Die Liste prominenter Champagner-Liebhaber<br />
ließe sich beliebig fortführen, steht das feinperlende Getränk doch für<br />
Luxus, Glamour, Genuss und Stil – also für alles, mit dem sich die Reichen<br />
und Schönen gern umgeben. Dabei ist die Entstehungsgeschichte<br />
des Schaumweins aus dem nordöstlichen Frankreich eher eine bescheidene.<br />
Während Wein schon seit 1.500 Jahren hergestellt wird, ist<br />
Schaumwein noch vergleichsweise jung. Bis ins 17. Jahrhundert galt<br />
Kohlensäure im Wein sogar als Kardinalfehler der Winzer. Wein hatte<br />
still zu sein. Nur die Briten in ihrem nationalen Eigensinn mochten das<br />
Prickelnde; sie kauften gerne den „Ausschuss“. Diese Vorliebe der Engländer<br />
brachte einen französischen Benediktinermönch 1668 auf eine<br />
Geschäftsidee: Er experimentierte mit verschiedenen Traubensorten,<br />
die sich für kohlensäurehaltige Weine eigneten, füllte diese Rebens äfte<br />
in großem Maßstab ab und vermarktete sie. Der Name des cleveren<br />
Mönches: Dom Pérignon.<br />
Nur echt aus der Champagne<br />
Heute, rund 340 Jahre später, gehört die berühmte Champagnermarke<br />
Dom Pérignon zur Kellerei Moët & Chandon. Berühmte Konkurrenten<br />
sind unter anderem G.H. Mumm, Veuve Clicquot, Pommery. All diesen<br />
Herstellern gemein ist, dass nur sie ihre Erzeugnisse Champagner<br />
nennen dürfen, da sie ihre Trauben aus jenem rund 34.000 Hektar großen<br />
französischen Weinbaugebiet namens Champagne beziehen und<br />
sich beim Anbau und beim Keltern an streng festgelegte Regeln halten.<br />
1927 wurden diese Anbauflächen für Champagner penibel festgelegt,<br />
genauso wie die Herstellungsmethoden. Denn als es zu Beginn des letzten<br />
Jahrhunderts zu verheerenden Ernteausfällen für die Winzer dieser<br />
Region kam, bestellten die großen Fabriken ihre Trauben einfach<br />
aus anderen Regionen – nannten ihren Schaumwein aber weiterhin<br />
Champagner. Die Winzer in der Champagne waren empört, es kam zu<br />
wütenden Aufständen, sodass die Regierung 40.000 Soldaten entsenden<br />
musste, um die Lage zu beruhigen. Aus dem kleinen Landstrich<br />
kommen heute jährlich 300 Millionen Flaschen, deren Inhalt in solider<br />
Handarbeit hergestellt wird.<br />
Lust auf Luxus<br />
Seine Ungetrüb<strong>the</strong>it verdankt der Champagner einem langwierigen<br />
Verfahren, das die Heferückstände nach dem Gärungsprozess beseitigt:<br />
Die Flaschen werden waagerecht in ein „Rüttelbrett“ gesteckt, ein eigens<br />
angestellter Rüttler – „Remueur“ genannt – schüttelt und dreht die<br />
Flaschen täglich ein kleines Stück um die eigene Achse. Zugleich wird<br />
der Winkel des Brettes immer steiler gestellt, bis der Flaschenhals nach<br />
unten zeigt. Nach 21 Tagen hat sich die Hefe so im Flaschenhals gesammelt<br />
und kann entfernt werden.<br />
Zudem muss der Champagner mindestens 15 Monate ruhen. Ein Jahrgangschampagner<br />
bringt es schon mal auf drei Jahre. Gut Ding will<br />
eben Weile haben – und hat dann auch seinen Preis. Während man<br />
jahrgangslose Champagner schon ab 30 Euro erwerben kann, können<br />
bestimmte Jahrgänge über 200 Euro erzielen. Doch es werden für<br />
Champagner auch ganz andere Preise gezahlt: So bestellte zum Beispiel<br />
Leonardo DiCaprio für die Party zu seinem 38. Geburtstag 18 Kisten<br />
Armand de Brignac. Das edle Getränk kostet bis zu 250.000 Dollar<br />
pro Flasche.<br />
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