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Textbuch als PDF (2,6 MB) - Cusanuswerk

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nistische Regierung in Polen warf der kath.<br />

Kirche „Vaterlandsverrat“ vor, die Bischöfe<br />

der DDR mussten sich vor dem SED-Regime<br />

rechtfertigen und aus der Bevölkerung<br />

in der Bundesrepublik erschollen zahlreiche<br />

kritische Stimmen. Im vergangenen Jahr<br />

äußerten beide Bischofskonferenzen in ihrer<br />

gemeinsamen Erklärung zum 40. Jahrestag<br />

dieses denkwürdigen Briefwechsels<br />

ihre Besorgnis, dass im Zuge der „Erinnerung<br />

an die finstersten Stunden unserer gemeinsamen<br />

Geschichte“ erneut der „Ungeist<br />

des Aufrechnens“ Einzug halten könnte.<br />

ihre Meinung äußern“ (Dorota Simonides,<br />

Wie es den Polen mit den Deutschen geht?<br />

in: zur debatte 1/2006, 33f). Die volle Achtung<br />

des polnischen Kirche errang dagegen<br />

die bereits am 1. Oktober 1965 von evangelischer<br />

Seite veröffentlichte Erklärung „Die<br />

Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des<br />

deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn“,<br />

die sog. Ostdenkschrift der EKD, sowie<br />

das ein paar Monate später in der Akademie<br />

in Bensberg verfasste (und von Joseph<br />

Ratzinger mit unterzeichnete) „Memorandum<br />

der deutschen Katholiken in der Frage<br />

der deutsch-polnischen Verhältnisse“: „Diese<br />

zwei Dokumente wurden in Polen <strong>als</strong> die<br />

wahre Meinung der deutschen Christen betrachtet<br />

und bewirkten eine wesentliche Intensivierung<br />

der deutsch-polnischen Kontakte“<br />

(Dorota Simonides, aaO.).<br />

Aktuelle Konfliktfelder<br />

Andrzej Pagowski, Wir wollen<br />

in der Union leben, 2003<br />

Quelle: http://www.posterpage.<br />

ch/exhib/ex152pag/ex152pag.<br />

htm<br />

Deutsche und Polen dürften ihre geistigen<br />

und materiellen Kräfte jedoch niem<strong>als</strong> wieder<br />

gegeneinander richten, sondern seien<br />

aufgerufen, „sie zum Wohle aller in das zusammenwachsende<br />

Europa einzubringen<br />

und dessen christliche Identität zu stärken“.<br />

Es gehe darum, „unseren Kontinent im<br />

christlichen Sinne auch für die künftigen<br />

Generationen <strong>als</strong> Lebensort zu gestalten, der<br />

die unveräußerliche Würde und die wahre<br />

Freiheit der Menschen achtet und gewährleistet“<br />

(vgl. „40 Jahre deutsch-polnische<br />

Versöhnungsschreiben“, in: Herder Korrespondenz<br />

59 (11/2005), 549-551).<br />

Von polnischer Seite hören wir, dass die<br />

späte Antwort des deutschen Episkopats<br />

nicht wenige katholische Kreise enttäuschte,<br />

weil die Kommunikationsstruktur <strong>als</strong> asymmetrisch<br />

empfunden wurde: „Die polnischen<br />

Bischöfe riskierten mit ihrem Brief<br />

die Freiheit oder sogar ihr Leben, .. die deutschen<br />

Bischöfe dagegen walteten in demokratischen<br />

Verhältnissen und konnten frei<br />

Gerade die im polnischen Wahlkampf<br />

2005 geäußerten abwartenden Aussagen gegenüber<br />

Deutschland wie auch zur Europäischen<br />

Union haben gezeigt, dass die in<br />

den letzten Jahren nicht immer einfachen<br />

deutsch-polnischen Beziehungen mit den<br />

Regierungswechseln in Warschau wie Berlin<br />

wiederum vor neuen Herausforderungen<br />

stehen. Neben dem jüngst veröffentlichten<br />

Geständnis des Danziger Ehrenbürgers<br />

Günter Grass, Mitglied der Waffen-SS gewesen<br />

zu sein, und der aktuellen Ausstellung<br />

„Erzwungene Wege“ im Berliner Kronprinzenpalais,<br />

heißen die Reizthemen vor<br />

allem „Zentrum gegen Vertreibungen“ und<br />

Einforderung von Reparationsleistungen<br />

durch die sog. „Preußische Treuhand“. Ins<br />

Stocken geraten ist darüber auch die von der<br />

ehemaligen Kulturstaatsministerin Christina<br />

Weiss favorisierte und von den Kultusministern<br />

Deutschlands, Polens, der Slowakei<br />

und Ungarns beschlossene Idee des<br />

grenzüberschreitenden Zusammenschlusses<br />

wissenschaftlicher Einrichtungen, Institutionen<br />

und Museen zu einem „Europäischen<br />

Netzwerk Erinnerung und Solidarität“,<br />

um sich dem Thema Vertreibung im<br />

(mittel)europäischen Maßstab zu stellen.<br />

Der Vorschlag von Kulturstaatsminister<br />

Bernd Neumann, die im Bonner Haus der<br />

Geschichte der Bundesrepublik Deutsch-<br />

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