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Textbuch als PDF (2,6 MB) - Cusanuswerk

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zu niedrig gesetzt, die Methodik spricht die<br />

Teilnehmer/innen nicht an, verwirrt, langweilt<br />

oder verärgert sie unter Umständen<br />

gar oder das Thema bzw. die Fragestellung<br />

der Stunde ist f<strong>als</strong>ch gewählt. – Wie auch<br />

immer: Die Kommunikation funktioniert<br />

nicht.<br />

Wenn ich diese Momente im Kontext<br />

meines Unterrichtens vor Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern aus anderen Ländern und<br />

Kulturkreisen reflektiere, erscheinen sie mir<br />

inzwischen häufig <strong>als</strong> Konfrontation meiner<br />

eigenen (Lern-)Biografie mit der meiner<br />

Studierenden. Mein Anspruch, z.B. an<br />

die Art und Weise der Auseinandersetzung<br />

mit einem Thema, erwächst nicht nur aus<br />

dem, was mir in meinem Studium <strong>als</strong> moderne<br />

Didaktik nahe gebracht wurde, sondern<br />

auch aus der durch die Kultur und Geschichte<br />

meines Heimatlandes geprägten<br />

Art und Weise, wie ich selbst gelernt habe.<br />

Und dies umschließt nicht nur Schule und<br />

Studium, sondern meine Wahrnehmung<br />

des gesamtgesellschaftlichen Diskurses in<br />

Deutschland und meine Beteiligung daran.<br />

Dasselbe gilt entsprechend für die Lernenden.<br />

In der Zusammenarbeit mit den polnischen<br />

Studierenden zeigt sich dies z.B.<br />

konkret an unseren unterschiedlichen Rollenbildern<br />

von Lehrer/in und Studenten:<br />

Während ich mich im universitären Kontext<br />

eher <strong>als</strong> Moderatorin von Lernprozessen<br />

und Beraterin der Lernenden verstehe,<br />

sehen die Kursteilnehmer/innen in mir<br />

eher die deutlich übergeordnete Autorität,<br />

von der sie die 100prozentige Vorgabe aller<br />

Lerninhalte sowie deren „Abprüfen“ erwarten<br />

– so, wie sie es aus ihrem bisherigen<br />

Lernalltag hauptsächlich kennen. Die Aktivität<br />

liegt dabei, das lässt sich erahnen,<br />

hauptsächlich auf meiner Seite. Umgekehrt<br />

erwarte ich von den Studierenden Selbstständigkeit<br />

und Eigenverantwortung, die<br />

sich in einer entsprechenden Mitgestaltung<br />

des Unterrichts, im Einbringen eigener<br />

Ideen und auch in Fragen und Kritik äußern<br />

sollten, während sie sich selbst häufig<br />

in der passiven Rolle der Schüler sehen, die<br />

klare und genau umrissene Arbeitsaufträge<br />

erfüllen, jedoch keine individuellen und<br />

kreativen Eigenleistungen erbringen oder<br />

größere inhaltliche oder methodische Zusammenhänge<br />

mitdenken müssen.<br />

Dass diese gegensätzlichen Rollenbilder<br />

den Boden für die oben beschriebenen<br />

„kommunikativen Brüche“ bereiten, ist<br />

schnell zu sehen. – Wie <strong>als</strong>o damit umgehen?<br />

Um allein die sprachlichen Lernziele<br />

meines Unterrichts zu erreichen, muss ich<br />

mich ein Stück weit auf die Erwartungshaltung<br />

der Studierenden zubewegen. Regelmäßige<br />

Prüfungen, gezieltes Einfordern<br />

von Beiträgen und Ähnliches gehören inzwischen<br />

zur „Grundausstattung“. Gleichzeitig<br />

jedoch formuliere ich sehr klar, wie<br />

ich mir unsere Zusammenarbeit vorstelle<br />

und setze dies nach Möglichkeit in einer<br />

entsprechenden Unterrichtsmethodik (z.B.<br />

durch kleine Projekte) und Umgangsweise<br />

mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

um.<br />

Wo dies möglich und nötig ist, thematisiere<br />

ich auch meine Beobachtung und<br />

Interpretation dieser kommunikativen Abläufe<br />

und diskutiere sie mit den Studierenden,<br />

was für die meisten eine völlig neue<br />

Erfahrung und für mich jedes Mal ein Dazulernen<br />

bedeutet. Oft können scheinbar<br />

festgefahrene Konflikte dabei gelöst und<br />

neue Wege der Zusammenarbeit – gemeinsam<br />

– gefunden werden.<br />

Das Thema „Mitte finden“ wird dabei<br />

für alle Beteiligten greifbar.<br />

„Wegweiser sein“ – Beratung<br />

In meine Sprechstunden zur Stipendienberatung<br />

kommen sowohl Studierende<br />

und Graduierte der Germanistik <strong>als</strong> auch<br />

anderer Fachbereiche der UMCS. Leider<br />

sind meine Polnischkenntnisse noch lange<br />

nicht ausreichend, um diese Gespräche<br />

auf Polnisch führen zu können. Daher bin<br />

ich darauf angewiesen, dass die Interessenten<br />

ausreichende Deutsch- oder Englischkenntnisse<br />

mitbringen – was allerdings<br />

auch Voraussetzung für ein DAAD-Stipendium<br />

an einer deutschen Hochschule oder<br />

Forschungseinrichtung ist.<br />

Ich informiere und berate jedoch nicht<br />

nur mit Bezug auf DAAD-Programme,<br />

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