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Kontrastierungen als effektive Lerngelegenheiten zur ... - IFVLL

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Kapitel 1 - Das Potenzial von Graphen<br />

1. Das Potenzial von Graphen <strong>als</strong> visuell-graphische Repräsentationsform<br />

Die wissenschaftliche Grundlagenforschung in den verschiedensten Fachgebieten wie der Linguistik,<br />

der Computational Sciences, der Architektur und der kognitionspsychologisch orientierten, aber auch<br />

der angewandten Psychologie, hat sich in den vergangenen 20 Jahren verstärkt dem Verständnis von<br />

visuellen Repräsentationsformen zugewandt, einerseits weil sich davon Erkenntnisse über die<br />

menschliche Informationsverarbeitung, aber auch für die intelligente und effiziente Nutzung solcher<br />

Formen für den Wissenserwerb und die Lösung von Anwendungsproblemen versprochen werden.<br />

Dieses breite Interesse verschiedenster Wissenschaftstraditionen deutet bereits darauf hin, dass visuellgraphische<br />

Darstellungsformen weitere wichtige Funktionen besitzen, die eine Kenntnis dieser<br />

Repräsentationssysteme grundlegend erscheinen lassen.<br />

So werden Graphen und Diagramme häufig <strong>als</strong> Analysewerkzeuge eingesetzt und dienen somit der<br />

Schaffung und Kreation neuen Wissens. Diesem Verständnis von Graphen <strong>als</strong> einem Analysewerkzeug<br />

ist jedoch das Verständnis der Repräsentationsform selbst sowie ein kompetenter Umgang mit<br />

dieser in verschiedenen Anwendungsbereichen vorgeschaltet. Die Ergebnisse der dritten TIMS-Studie<br />

(Baumert, Bos, & Lehmann, 2000) deuten jedoch darauf hin, dass gerade dieses Verständnis des<br />

Graphen <strong>als</strong> Repräsentationswerkzeug bei deutschen Sekundarstufenschülern am Ende ihrer Schulzeit<br />

nur un<strong>zur</strong>eichend ausgeprägt ist:<br />

Die Beschleunigung eines sich geradlinig bewegenden Objektes kann bestimmt werden<br />

aus:<br />

a) der Steigung des Weg-Zeit-Graphen.<br />

b) der Fläche unter dem Weg-Zeit-Graphen.<br />

c) der Steigung des Geschwindigkeits-Zeit-Graphen.<br />

d) der Fläche unter dem Geschwindigkeits-Zeit-Graphen.<br />

Abbildung 1-1: Aufgabe der TIMS-Studie (Baumert et al., 1999).<br />

Die an dieser Studie teilnehmenden Schüler von Abschlussklassen wurden gefragt, an welchem<br />

Merkmal einer graphischen Darstellung sich die Beschleunigung eines Objektes ablesen lässt (siehe<br />

Abbildung 1-1). Schüler mit einem Grundkurs in Mathematik konnten diese Frage nur mit einer<br />

Wahrscheinlichkeit von 44% richtig beantworten, im internationalen Durchschnitt lag die Lösungswahrscheinlichkeit<br />

bei 65%. Selbst Schüler mit Leistungskurs in Mathematik schnitten nicht wesentlich<br />

besser <strong>als</strong> ihre Mitschüler ab und wählten mit einer Wahrscheinlichkeit von gerade einmal 50%<br />

die richtige Antwortalternative C. Stattdessen wird Antwort A am häufigsten gewählt (Baumert et al.,<br />

1999). Obwohl nicht explizit getestet, kann angenommen werden, dass den Schülern sowohl die<br />

Formel <strong>zur</strong> Berechnung der Beschleunigung <strong>als</strong> auch die mathematische Modellierung der Steigung<br />

aus dem Unterricht zumindest bekannt ist. Dieses Beispiel zeigt, dass der Transfer des mathematischen<br />

Wissens auf einen physikalischen oder anderen naturwissenschaftlichen Kontext häufig nicht<br />

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