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Kontrastierungen als effektive Lerngelegenheiten zur ... - IFVLL

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Kapitel 2 - Theoretische Ansätze zum Graphenverständnis<br />

2. Theoretische Ansätze zum Graphenverständnis<br />

Wie wir Graphen verstehen und welche Prozesse beteiligt sind, darüber existiert keine einheitliche<br />

Theorie. Es gibt lediglich verschiedene theoretische Ansätze und Modelle, die bislang jedoch noch<br />

nicht in eine übergreifende Theorie integriert wurden. Diese theoretischen Ansätze unterscheiden sich<br />

darin, welche Art der internen Wissensrepräsentation und Wissensverarbeitung angenommen wird.<br />

Während eine Klasse von Modellen rein propositionale Repräsentationen und in Folge dessen auch<br />

propositionale Prozesse der Wissensverarbeitung annimmt (Freedman & Shah, 2002; Lohse, 1993;<br />

Pinker, 1990), gehen andere Modelle auch von visuell-räumlichen Prozessen, sog. spatial reasoning,<br />

und Repräsentationen aus, die räumlichen Transformationen wie beispielsweise mentaler Rotation<br />

eine wichtige Rolle zuschreiben (Pisan, 1995; Simkin & Hastie, 1987) 10 . Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal<br />

der theoretischen Modelle besteht darin, inwieweit sie davon ausgehen, dass bei der<br />

Interpretation und Informationsextraktion Wissen über den repräsentierten Inhalt beteiligt ist. So<br />

gehen Freedman und Shah (2002) in Anlehnung an das Modell des Textverstehens von Kintsch<br />

(Kintsch & Van Dijk, 1978) von einer Beteiligung von Wissen über den Inhaltsbereich bei der<br />

Erstellung der Gesamtrepräsentation aus. Das Modell von Pinker (1990) dagegen vernachlässigt diese<br />

Komponente. Das Modell von Gattis (2002) nimmt auf der Basis der Strukturmapping-Theorie des<br />

Analogen Denkens (Gentner, 1983) ebenfalls inhaltliches Wissen an.<br />

Weitere Theorien, die im Umfeld des Graph-Designs angesiedelt sind, analysieren, wie Graphen<br />

gestaltet sein müssen, damit sie von unserem kognitiven System effizient und fehlerfrei verarbeitet<br />

werden können (z. B. Bertin, 1983; Kosslyn, 1989). Allerdings liegt dabei der Fokus der Betrachtung<br />

nicht auf den Prozessen der Informationsverarbeitung selbst. Da die vorliegende Arbeit nicht das Ziel<br />

verfolgt, verschiedene Modelle bzw. Theorien des Graphenverständnisses gegeneinander zu testen,<br />

sollen hier lediglich zwei Modelle exemplarisch vorgestellt werden, die einen Beschreibungsansatz für<br />

die Schwierigkeiten der Interpretation von Graphen liefern. Diese sind das Modell von Pinker (1990)<br />

und das Modell von Gattis (2002).<br />

Sowohl die Theorie von Pinker <strong>als</strong> auch das Modell von Gattis basieren auf schematheoretischen<br />

Annahmen (Mandler, 1984). Danach ist relevantes Wissen in Schemata in einer strukturierten Art und<br />

Weise gespeichert und kann bei Bedarf abgerufen werden. Hierbei werden das Symbol und seine<br />

inhaltliche Bedeutung zunächst getrennt betrachtet und entweder durch Schemata oder Strukturmapping-Prozesse<br />

zueinander in Beziehung gestellt. Für jedes Modell wird herausgearbeitet, was sich<br />

daraus für den Erwerb von Wissen über graphische Repräsentationsformen schlussfolgern lässt.<br />

10 Diese Unterscheidung bezieht sich nur auf die so genannten späten Prozesse der Informationsverarbeitung,<br />

nachdem bereits eine abstrakte interne Repräsentation des visuellen Inputs gebildet wurde. Bei früheren<br />

Stufen der Verarbeitung sind räumliche Prozesse aufgrund der visuell-räumlichen Beschaffenheit des Stimulusmateri<strong>als</strong><br />

natürlich beteiligt.<br />

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