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Kontrastierungen als effektive Lerngelegenheiten zur ... - IFVLL

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Kapitel 2 - Theoretische Ansätze zum Graphenverständnis<br />

Verhältnisstrukturen nicht automatisch gezogen werden, sondern erst erlernt werden müssen, konnte<br />

die Studie von Koerber (1999) zeigen. Dass Mappings dennoch hochautomatisiert ablaufen können,<br />

zeigen die Studien von Gattis und Holyoak (1996) zum slope-mapping-constraint. Diese Autoren<br />

konnten zeigen, dass die Genauigkeit des Ablesens von Rateninformationen aus dem Graphen stieg,<br />

wenn die abhängige Variable auf der Y-Achse, <strong>als</strong>o gemäß der Konvention, abgetragen wurde. In<br />

diesem Fall kann ein steilerer Graph mit einer größeren Rate assoziiert werden. Andere Faktoren, wie<br />

das Ziel der Interpretation oder ob das Mapping der abhängigen Variablen auf die Y-Achse den damit<br />

assoziierten natürlichen Gegebenheiten entsprach (d. h. ob geographische Höhe nach oben oder unten<br />

abgetragen wurde), hatten dagegen keinen signifikanten Einfluss auf die Interpretation der Steigungsinformationen,<br />

so lange die steilere Steigung jeweils mit einer höheren Rate assoziiert war.<br />

2.3 Zusammenfassung<br />

Die beiden vorgestellten Theorien beleuchten unterschiedliche Aspekte des Wissens über Graphen.<br />

Das Modell von Pinker lässt sich lediglich auf das Ablesen von Informationen anwenden, die explizit<br />

im Graphen repräsentiert und durch die Achsenbeschriftungen oder Legenden indiziert sind. In diesem<br />

Modell ist es besonders wichtig, dass der Betrachter in seinem Graphenschema gespeichert hat,<br />

anhand welcher visuell-graphischen Merkmale er Aussagen über den dargestellten Inhaltsbereich<br />

treffen kann. Fällt beispielsweise bei der Betrachtung von zwei Graphen nicht auf, dass diese eine<br />

unterschiedliche Steigung haben, wird der Interpretierende diesem Merkmal auch keine Bedeutung<br />

beimessen. Allerdings kann mit dem Modell von Pinker nur schlecht erklärt werden, wie die Steigung<br />

eines Graphen interpretiert wird, da die inhaltliche Bedeutung dieser Information nicht im Graphen<br />

expliziert ist, sondern erschlossen werden muss. Aus der Anwendung von Graphen ist klar, dass dies<br />

nicht immer über die von ihm ausgeführten Inferenzprozesse geschehen muss, sondern auch durch<br />

einen schnelleren „Mappingprozess“ möglich sein muss.<br />

Das Modell von Gattis scheint diese Lücke zu schließen. Gattis nimmt an, dass relationales Wissen<br />

über den dargestellten Inhaltsbereich spontan <strong>zur</strong> Interpretation des Graphen herangezogen wird und<br />

inhaltliche Merkmale der dargestellten Situation systematisch auf Merkmale des Graphen gemappt<br />

werden. Diese Mappings von inhaltlichen auf graphische Merkmale stellen die Verbindung zwischen<br />

beiden Dimension her und ermöglichen eine schnelle, effiziente und wenig Ressourcen verbrauchende<br />

Informationsverarbeitung. Dass diese Mappings ohne spezifisches Wissen funktionieren und automatisiert<br />

vorgenommen werden, konnte von Gattis jedoch nicht nachgewiesen werden. Ihre Überlegungen<br />

legen zudem nahe, dass diese Mappings nicht willkürlich gezogen werden, sondern gewissen<br />

Einschränkungen und Prinzipien unterworfen sind.<br />

Demnach reicht es für den kompetenten Umgang mit Graphen nicht aus, lediglich über Mappings von<br />

Merkmalen des Graphen auf bestimmte inhaltliche Variablen zu verfügen. Stattdessen muss auch<br />

Wissen darüber erworben werden, wie diese Mappings zustande kommen, welchen Einschränkungen<br />

sie unterliegen und wie diese für neue Inhaltsgebiete konstruiert bzw. erschlossen werden können. Aus<br />

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