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Kontrastierungen als effektive Lerngelegenheiten zur ... - IFVLL

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Kapitel 1 - Das Potenzial von Graphen<br />

Um zwei Mischungsverhältnisse mit Hilfe der Balkenwaage zu vergleichen, mussten dazu zunächst<br />

die beiden Zutaten einer Mischung an den jeweiligen Enden der Waage aufgesteckt 4 und die Waage<br />

mit Hilfe des beweglichen Drehpunktes ausbalanciert werden. Die Zutaten der zweiten Mischung<br />

wurden dann ebenfalls auf die Balkenwaage aufgesteckt. Blieb die Waage im Gleichgewicht, lagen<br />

zueinander proportionale Mischungsverhältnisse vor, während dies bei einem Ungleichgewicht der<br />

Waage nicht der Fall war. Bei einer Repräsentation der Mischungen im Koordinatensystem lagen die<br />

Punkte, die für einzelne Mischungen abgetragen wurden, für zueinander proportionalen Mischungen<br />

auf einer geraden Linie. Beide Repräsentationen machten das abstrakte mathematische Konzept der<br />

Proportionalität explizit und gaben den Kindern die Möglichkeit, ihre noch un<strong>zur</strong>eichenden mathematischen<br />

Vorstellungen (hier die Vorstellung, dass proportionale Verhältnisse durch Addition anstatt<br />

Multiplikation hergestellt werden können, das additive Misskonzept) zu überprüfen und neue<br />

angemessenere Strategien der Lösung zu entwickeln. Leider wurde in dieser Studie kein Kontrolltraining<br />

ohne eine Repräsentationsform untersucht, sondern lediglich eine untrainierte Baseline-Gruppe<br />

zum Vergleich herangezogen, so dass der spezifische Effekt der Repräsentation auf das Lernen im<br />

Vergleich zu einer Auseinandersetzung mit den Inhalten ohne Repräsentation nicht abgeschätzt<br />

werden kann. Der Vergleich mit der Baseline-Gruppe zeigte allerdings, dass Kinder, die am Training<br />

teilnahmen, deutlich von diesem profitierten.<br />

Beide Studien zeigen jedoch auch, dass nicht jede Repräsentation das gleiche Potenzial besitzt, diese<br />

Verständnis- und Umstrukturierungsprozesse anzustoßen, sondern sich bestimmte Formen aufgrund<br />

ihrer strukturellen Merkmale besser eignen. So zeigte sich in der Studie von Hardy (2002) die<br />

Balkenwaage den beiden anderen Formen überlegen, da diese neben dem Verständnis der Dichte auch<br />

das proportionale Verständnis der Kinder unterstützte, während in der Studie von Koerber (2003) nur<br />

für kurzfristige Lerneffekte eine Überlegenheit der Balkenwaage gegenüber den beiden Repräsentationen<br />

im Koordinatensystem gefunden werden konnte. Eine weitere Erhebung nach einem Jahr zeigte<br />

jedoch, dass Kinder, die im Training mit dem abstrakten Graphen gearbeitet hatten, ein höheres<br />

proportionales Wissen zeigten <strong>als</strong> die der anderen beiden Gruppen.<br />

Unter Bezug auf eine handlungstheoretische Perspektive können diese unterschiedlichen Potenziale<br />

von visuellen Repräsentationsformen <strong>als</strong> repräsentationaler Bias einer Form beschrieben werden.<br />

Suthers (1999) charakterisiert Repräsentationssysteme in Anlehnung an Greeno, Smith und Moore<br />

(1993) nach ihren Eigenschaften, die bestimmte Handlungen ermöglichen bzw. einschränken. Diese<br />

werden Salienzen und Restriktionen genannt und bilden gemeinsam den repräsentationalen Bias einer<br />

Form. Suthers bezieht sich dabei auf das Framework von Collins & Ferguson (1993), die die Funktion<br />

von Repräsentationsformen auf zwei grundlegende Mechanismen <strong>zur</strong>ückführen.<br />

4 Dabei wurde die jeweilige Anzahl der Gläser mit farbigen Schrauben repräsentiert.<br />

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