KLIMAWANDEL
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Auswirkungen des Klimawandels auf die Land- und Forstwirtschaft<br />
Die Landwirtschaft wird zukünftig besonders stark vom Klimawandel betroffen sein, da<br />
durch den beschleunigten anthropogenen Klimawandel verstärkt negative Effekte auf<br />
Nutzpflanzen, Vieh und Boden Einfluss nehmen. So ist z.B. damit zu rechnen, dass<br />
sich neue Schädlingsarten, Krankheitserreger sowie Pilzkrankheiten bilden und Nutz -<br />
pflanzen angreifen. Diese werden sich auch in Regionen ausbreiten, in denen sie vorher<br />
noch nicht waren, oder verstärkt auftreten. Begünstigt wird diese Ausbreitung insbesondere<br />
durch mildere Winter (vgl. Abbildung 7) und generell durch höhere Tempe -<br />
raturen, wodurch der Schädlingsbefall verfrüht im Jahr auftreten kann. Es liegen exemplarische<br />
Ergebnisse zum Pilzbefall mit Apfelschorf (der ausschließlich Äpfel befällt)<br />
für Baden-Württemberg aus dem Projekt KLARA (Klimawandel – Auswirkungen, Risi -<br />
ken, Anpas sung) vor. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass vermehrt mit einem<br />
(primären) Infektionsrisiko mit Apfelschorf in den Jahren bis 2055 zu rechnen ist. 1 Ein<br />
Tempera turanstieg, wie er in den letzten Jahrzehnten stattfand, bedeutet ebenso Hit -<br />
zestress für Tiere und Pflanzen. So verendeten im Rekordsommer 2003 in Frankreich<br />
mehrere Mil lionen Tiere in nicht klimatisierten Geflügelfarmen. Auch ist die Ge wichts -<br />
zunahme von Vieh bei hohen Temperaturen geringer, was die Fleischqualität zurück -<br />
gehen lässt. 2 Allerdings stellte der Rekordsommer von 2003, in welchem die Temperatur<br />
3,4°C über dem statistischen Mittel lag, eine Hitzeanomalie dar, welche im Trend der<br />
globalen Er wärmung liegt, aber zum Zeitpunkt des Auftretens noch als sehr extrem<br />
einzu stufen war. 3<br />
Der Grundwasserspiegel könnte durch lange Hitzeperioden absinken und eine Was -<br />
ser knappheit verursachen, wovon nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die priva -<br />
ten Haushalte, die Energieerzeuger, das verarbeitende Gewerbe und die Bauwirtschaft<br />
indirekt betroffen sein würden. Rosenzweig et al. (2004) stellen in einer Untersuchung<br />
von agrar wirtschaftlichen Gebieten in Argentinien, Brasilien, China, Ungarn, Rumä -<br />
nien und den USA fest, dass es bis zum Jahre 2050 zu Anpassungsmaßnahmen in der<br />
Be wäs serung von Anbauflächen kommen muss, um noch adäquate Ernteerträge zu er -<br />
zielen. Die Landwirtschaft in diesen untersuchten Gebieten produziert 70% der gegen -<br />
wär tigen weltweiten Getreideerzeugnisse sowie 90% der weltweiten Sojaerzeugnisse.<br />
Auch die Desertifikation, also die Ausbreitung wüstenartiger Verhältnisse, wird<br />
unter einem Temperaturanstieg und auf Grund steigender Bodenbelastung durch die<br />
Land wirtschaft und Waldrodung zunehmen. Durch die schon starke Beanspruchung<br />
des Bodens werden diese (Boden-)Flächen durch starke Regenfälle beschädigt, was zu<br />
Erosionen führt und die Desertifikation beschleunigt. Die Wüstenbildung ist eine Be -<br />
drohung, die nicht nur Entwicklungsländer betrifft, sondern ebenso die Schwellen-,<br />
Kasten 1<br />
Berenberg Bank · HWWI: Strategie 2030 · Nr. 5<br />
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