KLIMAWANDEL
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für Meteorologie beispielsweise für Hamburg einen Anstieg um 60 cm für möglich, während<br />
die Experten des GeoForschungsZentrums Potsdam davon ausgehen, dass die Nord see bis<br />
zum Ende des Jahrhunderts sogar um einen vollen Meter anschwellen könnte. Das Deich -<br />
schutzprogramm für Hamburg geht dagegen aktuell von einem Anstieg des Meeres spiegels an<br />
der deutschen Küste von 30 cm in den nächsten hundert Jahren aus. 20<br />
Mit Blick auf die Unsicherheiten bezüglich des tatsächlichen Anstiegs des Meeresspiegels<br />
sieht das 2005 verabschiedete Hochwasserschutzgesetz daher für Deutschland vor, technische<br />
Schutzbauten derart flexibel zu gestalten, dass sie im Bedarfsfall entsprechend erweitert<br />
werden können. So sollen Hochwasserdämme beispielsweise so gebaut werden, dass spätere<br />
Dammerhöhungen durch Vergrößerung der Böschungsneigung oder Verschüttungen auf der<br />
Landseite möglich sind. 21 In diesem Sinne hat auch der »Generalplan Küstenschutz«, der in<br />
den nächsten 10-12 Jahren ein Investitionsvolumen von 520 Mio. e vorsieht, für die niedersächsische<br />
Küste seine Pläne ausgearbeitet. Bei einem erwarteten Anstieg des Meeresspiegels<br />
in den nächsten 100 Jahren um 25 Zentimeter soll die Sollhöhe der Hauptdeiche zwischen<br />
5,60 m in Cuxhaven und 9 m in Ostfriesland bzw. der Elbe oberhalb Hamburgs aufgestockt<br />
werden. Aber auch einem stärkeren Anstieg soll später »problemlos« durch nachträgliche Er -<br />
höhung Rechnung getragen werden können.<br />
Ob das reicht, bleibt allerdings fraglich. Das Projekt »Klimawandel und präventives Ri -<br />
siko- und Küstenschutz-Management an der deutschen Nordseeküste« (KRIM) 22 hält für die<br />
niedersächsische Küstenregion eine Erhöhung der bestehenden Deiche um 70 cm für nötig<br />
und schließt darüber hinaus die zusätzliche Anpassung durch eine zweite Deichlinie im<br />
Hinterland und den Bau von Sperrwerken (z.B. vor Flussmündungen und Buchten) nicht<br />
aus. Die Universität Bremen23 fordert unter Berücksichtigung stärker ansteigender Meeres -<br />
spiegel nicht nur zweite, sondern sogar dritte Deichbaulinien. Durch die Errichtung von<br />
Sturmflutsperrwerken nach dem Vorbild Rotterdams und Londons entlang den Deichen der<br />
Trichtermündungen von Elbe und Weser könnten zudem die Großstädte Hamburg und<br />
Bremen vor Extremwasser geschützt werden.<br />
Fazit: Das Segment Küstenschutz wird voraussichtlich höhere Infrastrukturinvestitionen als<br />
bisher eingeplant erforderlich machen.<br />
3.4.2.2 Regen- und Hochwassermanagement<br />
Auch im Segment Kanalisation und Abfluss sind – nicht zuletzt bedingt durch die jahrzehntelangen<br />
Veränderungen der Landschaft durch Menschenhand – Infrastrukturinvestitionen<br />
größeren Ausmaßes zu erwarten. So liegt ein großes Problem des Hochwassermanagements in<br />
20 Um für die Zukunft gerüstet zu sein, soll die insgesamt 103 km lange Deichlinie<br />
(inkl. Schutzwänden, Flutmauern, Schleusen usw.) mit einem Investitionsvolumen<br />
von 600 Mio. € bis 2012 um rd. 1 m aufgerüstet werden.<br />
21 Vgl. Umweltbundesamt (2006).<br />
22 In einer Szenarioanalyse bis zum Jahr 2050 wird dabei unterstellt, dass der Meeresspiegel<br />
um 55 cm steigt und gleichzeitig die Windgeschwindigkeit um 7% – bei einem häufigeren<br />
Auftreten von Nord- bis Nordwestwinden – in der Deutschen Bucht zunimmt.<br />
23 Vgl. Schirmer, Michael (2006).<br />
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Berenberg Bank · HWWI: Strategie 2030 · Nr. 5