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Reformation und Säkularisierung - Histomat

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Papst in Rom hatte zu jener Zeit ein uneheliches Verhältnis mit einer Frau. Mit ihr soll er einen<br />

Sohn gezeugt haben, der als Johannes XI. zum Papst ernannt wurde.<br />

Ein Herzog, dem diese Sitten der Mönche gar nicht gefiel <strong>und</strong> fürchtete, dass seine Seele an<br />

diesen Zuständen schaden nehmen könnte, gründete deshalb das Kloster Cluny. Im Gegensatz<br />

zu anderen Klöstern sollte es niemandem ausser dem Papst gehören. In Cluny wurden die<br />

Regeln von Benedikt wieder streng befolgt. Das Kloster wendete sich von jeglichem weltlichen<br />

Einfluss ab <strong>und</strong> war praktisch eine geschlossene Gesellschaft, welche sich in «nüchterner<br />

Trunkenheit des Geistes» von der Welt distanzierte. Das Kloster von Cluny fand bald<br />

Nachahmung <strong>und</strong> so entstand ein ganzes Netz von Klöstern, welche sich wieder streng an die<br />

Regeln des Benedikt von Nursia hielten. Diese Klöster wurden auch Reformklöster genannt,<br />

weil sie zu den alten Formen der Kirche zurückkehren wollten.<br />

Es gelang diesen Reformklöstern, zunehmend Einfluss auf die Kirche auszuüben. Die Klosterreformbewegung<br />

erfasste in der Mitte des 11. Jahrh<strong>und</strong>erts immer grössere Kreise innerhalb<br />

der Kirche <strong>und</strong> übertrug sich schliesslich auf die hohen Ämter in der Kirche (Kirchenreformbewegung).<br />

Die Reformbewegung verlangte die Freiheit der Kirche vor weltlichen Einflüssen<br />

<strong>und</strong> eine Rückkehr zum idealisierten Zustand der alten Kirche 3 . Der damalige Kaiser Heinrich<br />

III. unterstützte die Reformbewegung <strong>und</strong> trieb sie aktiv voran, da auch er Interesse an einem<br />

Ende der verworrenen Zustände innerhalb der Kirche hatte.<br />

Mit der Kirchenreform durch die Mönche aus den Reformklöstern wurden die Strukturen der<br />

Kirche stark verändert <strong>und</strong> nahmen Formen an, die in der katholischen Kirche bis heute noch<br />

ihre Gültigkeit haben: Den Priestern <strong>und</strong> Mönchen wurde die Ehe verboten (Zölibat), der Einfluss<br />

der Welt auf die Kirche wurde ausgeschaltet 4 <strong>und</strong> die Meinung des Papstes wurde zur<br />

alleinigen Wahrheit erklärt. Dies wurde aufgr<strong>und</strong> der Bibel (Matthäus 16,13 «Du bist Petrus,<br />

<strong>und</strong> auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen, <strong>und</strong> die Pforten der Hölle sollen sie nicht<br />

überwältigen») damit begründet, dass der Papst dank dem Apostel Petrus vom Teufel nicht<br />

getäuscht werden könne <strong>und</strong> dadurch als einziger die Wahrheit sehe. Die päpstliche Lehrmeinung<br />

war demnach von Gott gegeben, während alle abweichenden Meinungen der Menschen<br />

vom Teufel eingehaucht wurden. Damit war nur noch der Papst dazu befähigt, den Glauben<br />

richtig zu interpretieren.<br />

Der Investiturstreit<br />

Lange Zeit unterstützten die Kaiser die Kirchenreform, aber die radikale Forderung nach einer<br />

strikten Trennung der Kirche von allen weltlichen Einflüssen ging nun auch dem Kaiser zu<br />

weit. Warum? Nicht nur die adeligen Fürsten, sondern auch viele Klöster besassen Land <strong>und</strong><br />

waren stark in die Verwaltung des Reichs eingegliedert. Die Herrschaft des Kaisers war also<br />

nicht nur auf die Fürsten, sondern auch auf die Kirche abgestützt. So wie die Fürsten vom<br />

Kaiser in ihre Gr<strong>und</strong>herrschaft eingesetzt wurden <strong>und</strong> dafür dem Kaiser die Treue schworen,<br />

wurde dies in ähnlicher Weise auch bei Klöstern <strong>und</strong> Kirchenämtern praktiziert. Die Einsetzung<br />

eines Bischofs wurde dabei Investitur genannt. Das bisherige Recht des Kaisers, Bischöfe<br />

<strong>und</strong> andere Geistliche in ihre Ämter einzusetzen, wollten nun die Reformer verbieten.<br />

Das Gr<strong>und</strong>problem, welches zum Investiturstreit zwischen Kaiser <strong>und</strong> Papst führte, war die<br />

doppelte Funktion der Bischöfe als weltliche als auch als geistliche Amtsträger. Obwohl der<br />

Papst dem Kaiser das Einsetzen von Bischöfen verbot, tat dieser dies in Mailand trotzdem.<br />

Darauf bedrohte der Papst den Kaiser mit dem Kirchenbann, was den Kaiser wiederum dazu<br />

3 Die Kirchenreformer gingen davon aus, dass in der Urkirche (gleich nach der Auferstehung Jesus) noch direkt<br />

der Heilige Geist wirkte, welcher zum waren Glauben führte, <strong>und</strong> dieser im Verlaufe der Jahrh<strong>und</strong>erte durch den<br />

Einfluss der Welt (Teufel) immer mehr verloren ging. Deshalb wollten die Reformer zur guten, alten Urkirche<br />

zurückkehren (Reform => Zurück zu den alten Zuständen).<br />

4 Während der Papst bis anhin von der Bevölkerung von Rom gewählt wurde, wurde dieses Recht nut noch den<br />

höchsten Geistlichen (Kardinäle) zugesprochen. Damit sollte verhindert werden, dass die Kirche in die Hände<br />

von weltlichen Kräften fiel. Denn die Welt war ja bekanntlich vom Teufel beherrscht.<br />

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