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Reformation und Säkularisierung - Histomat

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• Der Religionsfrieden war in seiner Gültigkeit personal auf die Fürsten beschränkt (ubi<br />

unus dominus ibi una sit religio; oder wie es Joachim Stephani um 1600 formulierte:<br />

cuius regio eius religio). Der Landesherr konnte die Konfession der Untertanen<br />

bestimmen. Der Reichstagsabschied erlaubte jedoch die Auswanderung aus religiösen<br />

Gründen, wenn der Untertan nicht Leibeigener war. Eine Auswanderung bedeutete<br />

aber meist wirtschaftlicher Ruin!<br />

• Ausgenommen von dieser Regelung waren die geistlichen Herrschaften: Wenn ein<br />

geistlicher Fürst zur lutherischen Lehre übertritt, verliert er seine Besitzungen <strong>und</strong><br />

Herrschaftsrechte.<br />

• In den Reichsstädten bleibt der konfessionelle Status quo erhalten: meist waren beide<br />

vertreten. Das hiess konfessionelle Parität innerhalb eines bürgerlichen Gemeinwesens.<br />

Das war nicht der Ausgleich, für den Karl V. jahrzehntelang gekämpft hatte. Er legte die Kaiserkrone<br />

nieder <strong>und</strong> starb 1558 zurückgezogen in einem spanischen Kloster.<br />

8.4. Quellentexte<br />

Q 1<br />

Martin Luther: 95 Thesen (Auszug)<br />

1. Da unser Herr <strong>und</strong> Meister Jesus Christus spricht: Tut Busse etc. (Matth. 4,17), hat er gewollt,<br />

dass das ganze Leben der Gläubigen Busse sein soll.<br />

5. Der Papst will noch kann nicht irgend andere Strafe erlassen ausser der, welche er nach<br />

seinem Gefallen oder laut der Canones, das ist der päpstlichen Satzungen, auferlegt hat.<br />

6. Der Papst kann keine Schuld vergeben als allein sofern, dass er erkläre <strong>und</strong> bestätige, was<br />

von Gott vergeben sei, oder aber, dass er es tue in den Fällen, die er sich vorbehalten hat, <strong>und</strong><br />

wenn dies verachtet würde, so bliebe die Schuld ganz <strong>und</strong> gar unaufgehoben.<br />

13. Die Sterbenden werden durch den Tod von allem gelöst [...].<br />

27. Menschenlehre verkündigen die, die sagen, dass die Seele (aus dem Fegefeuer) emporfliege,<br />

sobald das Geld im Kasten klingt.<br />

28. Gewiss, sobald das Geld im Kasten klingt, können Gewinn <strong>und</strong> Habgier wachsen, aber die<br />

Fürbitte der Kirche steht allein auf dem Willen Gottes.<br />

32. Die werden samt ihren Meistern in die ewige Verdammnis fahren, die meinen, durch Ablassbriefe<br />

ihrer Seligkeit gewiss zu sein.<br />

37. Ein jeder wahrhaftige Christ, er sei lebendig oder schon gestorben, ist teilhaftig aller Güter<br />

Christi <strong>und</strong> der Kirche, aus Gottes Geschenk, auch ohne Ablassbriefe.<br />

50. Man soll die Christen lehren: Wenn der Papst die Erpressungsmethoden der Ablassprediger<br />

wüsste, sähe er lieber die Peterskirche in Asche sinken, als dass sie mit Haut, Fleisch <strong>und</strong><br />

Knochen seiner Schafe erbaut würde.<br />

62. Der rechte wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium der Herrlichkeit <strong>und</strong><br />

Gnade Gottes.<br />

71. Wer gegen den wahren Sinn des päpstlichen Ablasses redet, der sei verworfen <strong>und</strong> verdammt.<br />

75. Es ist irrsinnig zu meinen, dass der päpstliche Ablass mächtig genug sei, einen Menschen<br />

loszusprechen [...].<br />

81. Diese freche Ablasspredigt macht es auch gelehrten Männern nicht leicht, das Ansehen<br />

des Papstes vor böswilliger Kritik oder sogar vor spitzfindigen Fragen der Laien zu schützen.<br />

86. Warum baut der Papst, der heute reicher ist als der reichste Crassus, nicht wenigstens die<br />

eine Kirche St. Peter lieber von seinem eigenen Geld als dem der armen Gläubigen?<br />

Quelle: http://wikisource.org/wiki/95_Thesen; Auslassungen: P. Muntwiler<br />

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