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Reformation und Säkularisierung - Histomat

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Der Schutz Martin Luthers vor der Kirchengerichtsbarkeit wurde zu Friedrichs historischem<br />

Verdienst. Dabei bewährte sich sein Repertoire an diplomatischer Hinhaltetaktik auf wirksamste<br />

Weise, das den Gegnern nie eine Angriffsfläche bot, <strong>und</strong> schützte den in seinen Augen<br />

zu Unrecht beschuldigten, da noch keines Irrtums überführten Luther.<br />

Hier, wie auch in anderen Fällen, bildete sich Friedrich ein eigenes Urteil erst nach genauer<br />

Prüfung der Sachlage durch seine Berater <strong>und</strong> das Urteil von ihm anerkannter Gelehrter, wie<br />

in der Luthersache Erasmus von Rotterdam. Friedrich starb 1525.<br />

Kaiser Karl V.<br />

Karl, geboren am 24. Februar 1500 in Gent, gestorben am 21. September 1558 im Kloster San<br />

Jerónimo de Yuste, Extremadura, war als Karl I. von 1516 an König von Spanien <strong>und</strong> von<br />

1519 auch Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Am 23. August 1556<br />

verzichtete er zugunsten seines Sohnes auf den spanischen Thron <strong>und</strong> zugunsten seines Bruders<br />

auf die Kaiserwürde.<br />

Karl V. war ein frommer Mann, einer, der den Anforderungen der Kirche nach einem Gott<br />

gefälligen Leben nachkam. Auch Luther bezeichnete ihn als einen frommen Mann. Daneben<br />

fasste er das Amt des Kaisers als Schutzherr der Christenheit, als weltlicher Hirte, auf. Er hielt<br />

es für seine Pflicht in dem ihm von Gott anvertrauten Amt, die Einheit der Christenheit zu<br />

wahren. Deshalb konnte er Kritik an der Praxis der Kirche akzeptieren <strong>und</strong> auch dafür sorgen,<br />

dass diese Missstände abgestellt wurden. Völlig indiskutabel musste für ihn die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Infragestellung der Autorität des Papstes, des Konzils <strong>und</strong> der Kirchenväter erscheinen,<br />

die von Luther anlässlich seiner Befragung in Worms 1521 unüberhörbar für die ganze Christenheit<br />

vorgetragen worden war.<br />

• Auszug aus der Abdankungserklärung Kaiser Karls V. (Brüssel am 25. Oktober 1555):<br />

«Ich habe ... viele beschwerliche Reisen machen, viele beschwerliche Kriege führen müssen.<br />

Aber niemals mutwillig, sondern stets sehr gegen meinen Willen als Angegriffener.<br />

Grosse Hoffnung hatte ich – nur wenige haben sich erfüllt, <strong>und</strong> nur wenige bleiben mir: <strong>und</strong><br />

um den Preis welcher Mühen! Das hat mich schliesslich müde <strong>und</strong> krank gemacht. Ihr wisst<br />

alle, wie sehr. Ich habe alle Wirrnisse nach Menschenmöglichkeit bis heute ertragen, damit<br />

niemand sagen könnte, ich sei fahnenflüchtig geworden. Aber jetzt wäre es unverantwortlich,<br />

die Niederlegung noch länger hinauszuzögern. Glaubt nicht, dass ich mich irgend Mühen <strong>und</strong><br />

Gefahren entziehen will: Meine Kräfte reichen einfach nicht mehr hin. Vertraut meinem<br />

Sohn, wie er euch vertraut, seid einig, übt stets Gerechtigkeit <strong>und</strong> lasset den Unglauben nicht<br />

in eure Reihen.»<br />

Papst Leo X.<br />

Giovanni de Medici, geboren am 11. Dezember 1475 in Florenz, gestorben am 1. Dezember<br />

1521 in Rom, war Papst vom 11. März 1513 bis zu seinem Tode 1521.<br />

Für den Neubau des Petersdoms förderte Leo X. den Ablasshandel, was für Martin Luther<br />

einer der Anlässe zu seinen 95 Thesen war. Die Bedeutung der damit beginnenden <strong>Reformation</strong><br />

verkannte er völlig.<br />

Leo X. griff stark in die europäische Politik ein. 1519 wollte er bei der Kaiserwahl im Reich<br />

die Wahl von Maximilians Enkel Karl verhindern, weil die Vereinigung der spanischen mit<br />

der deutschen Krone für den Kirchenstaat schwere Gefahren schaffen musste. Der einzige<br />

denkbare Gegenkandidat war Luthers Landesherr, Kurfürst Friedrich der Weise, der aber keine<br />

Bereitschaft zeigte, sich in die antihabsburgische Politik der Kurie einspannen zu lassen.<br />

Über seinen Bemühungen in der Politik vernachlässigte Leo X. seine geistlichen Aufgaben.<br />

Auch traf man ihn eher beim Jagen <strong>und</strong> Angeln, typischen Adels- <strong>und</strong> Herrschervergnügungen<br />

jener Zeit, als bei der Messe. Hier <strong>und</strong> in der Tatsache, dass er sich einen prunkvollen<br />

Lebensstil gönnte, wird ersichtlich, wie sehr Leo X. verweltlicht war.<br />

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