Reformation und Säkularisierung - Histomat

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veranlasste, den Papst für abgesetzt zu erklären. Der Papst reagierte auf diese Botschaft, indem er den Kaiser exkommunizierte und damit für abgesetzt erklärte. Die Exkommunikation war der Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft, wenn ein gläubiger Christ in einem «Akt des Unglaubens» sich von der Kirche entfernte und nicht mehr zur Gemeinde gezählt werden konnte. Im Mittelalter war damit eine Person nicht nur aus der Kirche, sondern aus der gesamten Gesellschaft ausgeschlossen und verlor ihre Rechte. Da der Kaiser exkommuniziert war, musste sich ihm gegenüber kein Fürst mehr an den Treueeid halten. Wie der Kaiser feststellen musste, wandten sich die meisten Fürsten von ihm ab. Mit der gegenseitigen Absetzung von Kaiser und Papst wurde die Verbindung zwischen Kirche (Religion) und Herrschaft («Staat») erstmals brüchig. Obwohl sich Kaiser und Papst schliesslich wieder einsetzten und sich auf einem Kompromiss einigen konnten, war der Kampf der beiden noch keinesfalls beendet, sondern war von da an eine feste Konstante der mittelalterlichen Geschichte. Die Verweltlichung der Kirche Die Trennung der Kirche von allen weltlichen Belangen gelang den Reformern nicht vollständig. Im Gegenteil: Um die Freiheit der Kirche auch gegen weltliche Wiederstände wie den Kaiser durchsetzen zu können, musste sich die Kirche selbst weltliche Macht aneignen. Der Papst wurde in der Folge selbst zu einem weltlichen Herrscher und versuchte die Welt in seinem Sinne zu beeinflussen. Zum Teil begannen nun Mönche und andere Geistliche am luxuriösen, verweltlichten Leben des Papstes Kritik zu üben, indem sie sogenannte Bettelorden gründeten, welche jeglichen Reichtum ablehnten und in Armut als Bettler lebten. Aber auch andere Gruppen wie die Katharer, welche auch Ketzer genannt wurden, entfernten sich von der Lehre des Papstes. Die Katharer forderten eine arme Kirche, welche sich ganz von der materiellen Welt löste und lehnten die reiche Kirche des Papstes ab. Der Papst sah in dieser Bewegung eine Gefahr für die Einheit der Kirche und liess deshalb religiöse Strömungen, die den Papst kritisierten oder die mit seinen Glaubenssätzen nicht übereinstimmten, als Irrlehren (Häresien) verfolgen. Viele Anhänger von Irrlehren wurden im Namen der Kirche auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Bis ins 14. Jahrhundert konnte der Papst seine weltliche Macht ausdehnen. 1302 erklärte Papst Bonifaz VIII., dem Papst sei jede weltliche Gewalt (Könige und Kaiser) absolut untergeordnet. Damit wäre der Papst nicht nur der oberste geistliche, sondern auch der oberste weltliche Herrscher geworden. Dieser Machtanspruch konnte der Papst zwar nie in die Realität umsetzen, trotzdem gehörten die Päpste neben den Königen zu den mächtigsten Herrschern des Mittelalters. 7.2. Aufgaben zum Thema Aufgabe 1) Welche Vorteile hatte die enge Verbindung zwischen der Herrschaft des Kaisers und der Kirche? Aufgabe 2) Inwiefern gibt es einen Zusammenhang zwischen den Zuständen der Kirche im 10. Jahrhundert, dem Aufstieg des Mönchtums und der Kirchenreform? Versuchen Sie bei Ihren Ausführungen die Begriffe «Reformation» und «Säkularisierung» einfliessen zu lassen. Aufgabe 3) Bis heute dürfen katholische Priester nicht heiraten und der Papst wird von den Kardinälen gewählt. Welcher Grundgedanke steht hinter diesen Regelungen? 18
Aufgabe 4) Warum gab es einen grundsätzlichen Konflikt zwischen dem Kaiser und dem Papst, wer die Bischöfe einsetzen durfte? Wie ist die untenstehende Grafik zu interpretieren? Aufgabe 5) Lesen Sie die beiden Schriften, in denen sich im Jahre 1076 Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII., welcher zuvor Bischof Hildebrand hiess, gegenseitig absetzten. Die Texte sollen dabei in den Grundzügen, nicht in den Details, erfasst werden. a) Es fällt auf, dass die Texte in ungewohnter Sprache geschrieben sind, weil oft Bibelzitate eingebaut wurden. Überlegen Sie sich, warum die Argumentationsweise der beiden Gegenspieler auf Bibelzitaten basierte. b) Wie begründen Kaiser und Papst ihre Stellung? c) Was werfen die beiden einander vor? 19
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