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Reformation und Säkularisierung - Histomat

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gesetztesten aufzusteigen. [...] Die letzte, überall so vollständige Aufzählungen <strong>und</strong> so allgemeine<br />

Übersichten aufzustellen, dass ich versichert wäre, nichts zu vergessen. [...] Was mich<br />

aber an dieser Methode am meisten befriedigte, war die Gewähr, die sie mir bot, in allem<br />

meine Vernunft zu gebrauchen, wenn nicht vollkommen, so doch wenigstens so gut, wie es in<br />

meiner Macht stand.<br />

Aus: Arnulf Moser et al., Vom Ancien Régime zur modernen Welt. Revolution in Amerika <strong>und</strong> Europa, Leipzig<br />

2 2004, S. 10-11<br />

Q 2<br />

Immanuel Kant: Was ist Aufklärung? (1783)<br />

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.<br />

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu<br />

bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am<br />

Mangel des Verstandes, sondern der Entschliessung <strong>und</strong> des Mutes liegt, sich seiner ohne<br />

Leitung eines anderen zu bedienen. «Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes<br />

zu bedienen!» ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Faulheit <strong>und</strong> Feigheit sind die Ursachen,<br />

warum ein so grosser Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder<br />

Leitung freigesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; <strong>und</strong> warum es anderen<br />

so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein.<br />

Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat,<br />

einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, usw.: So brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen.<br />

[...]<br />

Daher gibt es nur wenige, denen es gelungen ist, durch eigene Bearbeitung ihres Geistes sich<br />

aus der Unmündigkeit herauszuwickeln <strong>und</strong> dennoch einen sicheren Gang zu tun. Dass aber<br />

ein Publikum sich selbst aufkläre, ist eher möglich; ja es ist, wenn man ihm nur Freiheit lässt,<br />

beinahe unausbleiblich. Denn da werden sich immer einige Selbstdenkende [...] finden, welche,<br />

nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben, den Geist einer vernünftigen<br />

Schätzung des eigenen Werts <strong>und</strong> des Berufs jedes Menschen, selbst zu denken, um<br />

sich verbreiten werden. [...] Daher kann ein Publikum nur langsam zur Aufklärung gelangen.<br />

Durch eine Revolution wird vielleicht wohl ein Abfall von persönlichem Despotismus <strong>und</strong><br />

gewinnsüchtiger oder herrschsüchtiger Unterdrückung, aber niemals wahre Reform der Denkungsart<br />

zu Stande kommen; sondern neue Vorurteile werden, ebenso wohl als die alten, zum<br />

Leitbande des gedankenlosen grossen Haufens dienen. Zu dieser Aufklärung aber wird nichts<br />

erfordert als Freiheit; <strong>und</strong> zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heissen mag,<br />

nämlich die: von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen.<br />

Aus: Arnulf Moser et al., Vom Ancien Régime zur modernen Welt. Revolution in Amerika <strong>und</strong> Europa, Leipzig<br />

2 2004, S. 11-12<br />

Q 3<br />

a) Friedrich II. von Preussen über Religionen 1740<br />

Die Religionen müssen alle toleriert [geduldet] werden, denn hier muss ein jeder nach seiner<br />

Fasson [Glaubensüberzeugung] selig werden. [...] Alle Religionen sind gleich gut, wenn nur<br />

die Leute, die an sie glauben, ehrliche Leute sind, <strong>und</strong> wenn Türken <strong>und</strong> Heiden kämen <strong>und</strong><br />

wollten das Land bevölkern, so wollen Wir ihnen Moscheen <strong>und</strong> Kirchen bauen.<br />

b) Friedrich II. von Preussen über Religionen 1752<br />

Für die Politik ist es völlig belanglos, ob ein Herrscher religiös ist oder nicht. Geht man allen<br />

Religionen auf den Gr<strong>und</strong>, so beruhen sie auf einem mehr oder minder widersinnigen System<br />

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