Streitschlichten im Zeltlager - Sozialistische Jugend Deutschlands ...
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Die Kinder werden aktiv<br />
anderen Kinder ernst zu nehmen. Einige von<br />
ihnen hatten noch Bedenken, ob sie schwere<br />
Fälle lösen könnten, ob sie nicht nervös<br />
werden würden, falls die Streitenden nichts<br />
sagen würden und ob sie bei dem Gespräch<br />
ernst bleiben könnten.<br />
5.3.5 Üben und Praxis<br />
Das Üben<br />
Wir boten allen StreitschlichterInnen täglich<br />
vormittags von 11.00 bis 12.30 Uhr ein<br />
Mediationstraining an, um auf der einen<br />
Seite alte Kenntnisse und Fähigkeiten aufzufrischen<br />
und auf der anderen Seite neue<br />
zu erwerben. Einfühlendes Zuhören und<br />
nichtbewertendes Zusammenfassen standen<br />
<strong>im</strong>mer wieder <strong>im</strong> Mittelpunkt unserer<br />
Übungen. 10 Wir hatten dieses als ein freiwilliges<br />
Angebot geplant, um die StreitschlichterInnen<br />
nicht mit Extrastunden zu<br />
überfordern. Die StreitschlichterInnen waren<br />
nur dann verpflichtet zu kommen, wenn sie<br />
am selben Nachmittag Dienst hatten, um<br />
noch mal mit uns das wichtigste in Ruhe zu<br />
besprechen.<br />
Regelmäßiges Üben mit eigenen<br />
Fällen und Rollenspielen<br />
Wir übten <strong>im</strong>mer wieder Rollenspiele, bei<br />
denen zwei <strong>Jugend</strong>liche Konfliktpartei spielten<br />
und zwei vermittelten. Die Themen der<br />
Konflikte kamen aus der alltäglichen Erfahrung<br />
der Kinder <strong>im</strong> Bundeskinderlager, also<br />
Konflikte, die sie selber erlebt oder beobachtet<br />
hatten. Dies verfolgte den Zweck, Situationen<br />
zu bearbeiten, die sehr stark mit<br />
dem alltäglichen Leben <strong>im</strong> Lager zu tun hatten.<br />
Beispiele für Konflikte, die wir besprachen,<br />
waren die folgenden:<br />
■ Ein Junge ist wegen seiner Freundin eifersüchtig<br />
■ Einige FreundInnen haben sich mit einem<br />
anderen Kind verabredet und kommen<br />
nicht zur vereinbarten Zeit. Das Kind ist<br />
sehr enttäuscht und sauer wegen des langen<br />
Wartens.<br />
■ Ein älteres Kind ärgert ein Kleineres, das<br />
<strong>im</strong> gleichen Zelt schläft und n<strong>im</strong>mt ihm<br />
sein Kuscheltier weg. Durch die Streiterei<br />
bekommt das ganze Zelt Ärger und alle<br />
müssen früher ins Bett.<br />
■ Zwei Freundinnen streiten sich, weil eine<br />
auf die andere eifersüchtig ist.<br />
■ Ein Junge wird von allen ausgelacht. Er<br />
rastet ab und zu aus und wird dabei auf<br />
die anderen Jungs aggressiv.<br />
■ Ein Mädchen „verknallt“ sich in einen Helfer<br />
und ist auf alle anderen Mädchen eifersüchtig.<br />
■ Ein Mädchen oder Junge spült nicht so<br />
wie es von den anderen erwartet wird.<br />
■ Die <strong>Jugend</strong>lichen, die alle <strong>im</strong> gleichen Zelt<br />
schlafen, können sich nicht darüber einigen,<br />
wo wer <strong>im</strong> Zelt liegen wird. Daraus<br />
entstehen <strong>im</strong>mer wieder heftige Streitereien.<br />
■ Ein Junge hat <strong>im</strong>mer wieder zwei Mädchen<br />
angefasst, daraufhin haben die beiden<br />
ihn verprügelt.<br />
Das <strong>Streitschlichten</strong> beginnt<br />
Am dritten Tag wurde das Zelt zum ersten<br />
mal mittags geöffnet und die Vermittlungstätigkeit<br />
begann. Unsere Aufgaben als<br />
BetreuerInnen fielen je nach Bedarf sehr unterschiedlich<br />
aus. Wir haben die StreitschlichterInnen<br />
beraten und jeweils eine von uns<br />
war auch bei Schlichtungen anwesend, um<br />
den Kindern über die Anfangsschwierigkeiten<br />
hinweg zu helfen. Damit unterstützten<br />
10<br />
Beispiele für Übungen wie das „Reflektierende Zuhören“ oder die „Nichtverletzende Ärgermitteilung“ finden sich in dem Buch „Konflikte selber<br />
lösen“ von Kurt Faller u. a. Weitere Übungen gibt es in „Kommunikationstraining“ von Heinz Klippert und in anderen Büchern, die ihr in der<br />
Literaturliste findet.<br />
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