Download - juridikum, zeitschrift für kritik | recht | gesellschaft
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thema<br />
Zusammenhang mit Frauen, die durch das Tragen einer<br />
Kopfbedeckung ihren muslimischen Glauben offenkundig<br />
leben. Elisabeth Holzleithner geht der Frage nach, ob die<br />
Person der Frau oder die Religionsfreiheit in Fällen von<br />
Mehrfachdiskriminierung mehr Gewicht haben könnten.<br />
Ein weiterer Zwischenraum für Diskriminierung entsteht<br />
dort, wo die Schlechterbehandlung auf dem Merkmal<br />
einer dritten Person beruht; Ulrike Salinger erläutert<br />
in ihrem Beitrag die Frage des Angehörigenschutzes. Um<br />
die mögliche Erweiterung des substantiellen Diskriminierungsschutzes<br />
geht es auch im Beitrag von Kirsten Young<br />
und Marianne Schulze, die das Potenzial des Grundprinzips<br />
„respect for difference“ der neuen VN-Konvention<br />
zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen<br />
ausloten. Schließlich geht Volker Frey, Generalsekretär<br />
des Klagsverbands, auf den potenziellen Beitrag österreichischer<br />
NGOs zur pluralistischeren und offeneren Gestaltung<br />
unserer Gesellschaft ein.<br />
2007 war das Jahr der Chancengleichheit. In Österreich<br />
gab es von Seiten der Zivil<strong>gesellschaft</strong> heftige Kritik am<br />
mangelnden Eingehen der Regierung auf die Notwendigkeit,<br />
<strong>gesellschaft</strong>liche Spielräume zu schaffen, in denen<br />
sich Strukturbewusstsein und Anti-Diskriminierungs-<br />
Kompetenz konzentrieren können.<br />
Der neo-liberale Zeitgeist stülpt den Menschen und<br />
ihren Erfahrungsstrukturen ein hippes Konzept über: „diversity.“<br />
Vor allem PersonalmanagerInnen haben nun alle<br />
Hände voll zu tun, die Vielfältigkeit der MitarbeiterInnen<br />
als einen Wert an sich zu etablieren. Die Wertigkeit drückt<br />
sich in einem adaptierten – diversifizierten – „head-count“<br />
aus, der eine nicht näher determinierte Multikulturalität<br />
vor allem auf die Herkunft von Menschen reduziert. Weder<br />
werden die Grenzen im Kopf, noch die dadurch markierten<br />
diskriminierungsgeneigten Zwischenräume erfasst,<br />
geschweige denn aufgelöst.<br />
Dass viel Bewusstseinbildung vor uns liegt, hat zuletzt<br />
die Föderation der Rotkreuz<strong>gesellschaft</strong>en deutlich<br />
gemacht. Ihr jährlicher Katastrophenbericht beleuchtet<br />
2007 Diskriminierung und ihre Auswirkungen. 2 Die Untersuchung<br />
der Diskriminierung auf Grund von Geschlecht,<br />
Rasse, Religion und Alter – die zu Unsichtbarkeit und damit<br />
zu mangelnder Beachtung und Versorgung führen – macht<br />
vor allem eines deutlich: Es sind nicht die Katastrophen die<br />
diskriminieren, es sind die Menschen.<br />
2) International Federation of Red Cross and<br />
Red Crescent Societies, World Disaster Report<br />
2007 – Focus on Discrimination, http://<br />
www.ifrc.org/Docs/pubs/disasters/wdr2007/<br />
WDR2007-English.pdf (20.12.2007).<br />
Seite 30 <strong>juridikum</strong> 2008 / 1