Karlheinz Biederbick - Galerie Rose

Projektion
Projektion ist das Hineinsehen von Bekanntem in
irreguläre Strukturen.
In dieser Fähigkeit zur Projektion zeigt sich eine uralte
Ausstattung, die unseren Vorfahren die Überlebenschancen
verbesserte, indem sie durch probeweises
Hineinsehen vorgebildeter Muster in irreguläre
Strukturen den Feind, das Jagdbare oder Begehrte
rechtzeitig erkennbar machte.
Die vorgebildeten Muster enthalten in einer zweiten
Ebene magische Kombinationen, in denen das
Anblicken steckt. Der volle Mond wird zum Mondgesicht.
Wenn er aber manchmal am späten Abend
durch die Wolken jagt, entsteht eine Prozession böse
blickender Wesen.
Unsere Vorfahren sahen mit dieser Fähigkeit zur
Früherkennung überall Fratzen, Wesen, Geister,
von welchen sie sich belästigt fühlten. Um diesem
Mißstand etwas entgegenzusetzen, übertrugen sie
diese zwanghaften Bilder z.B. schnitzend und malend
auf ein begreifbares Stück Holz, womit sie diese
entschärften, bannten.
Es bietet sich ein Erklärungsmodell für die Entstehung
von Kunst. Unter diesem Aspekt ist Kunst das,
was entlastet.
In der Kinderzeichnung werden diese Mechanismen
spielerisch nachvollzogen und lebendig gemacht.
Es ist nun allerdings ratsam, sich im gegenwärtigen
Bemühen hiervon möglichst fern zu halten oder
sparsam damit umzugehen.
Zwei Punkte im Rund lasse ich manchmal durchgehen.
Hierzu Ausschnitte aus zwei Reliefs: „Revolutionäre
1917“ (S. 68) und Gesichter heimkehrender
Frontsoldaten aus „Kein Feind hat Euch überwunden“
(S. 72).
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