Karlheinz Biederbick - Galerie Rose
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Stoff, Licht und Leere<br />
Rom 1979:<br />
Als Besucher während des Aufenthalts<br />
meiner Frau in der Villa Massimo nahm<br />
ich die Glegenheit wahr, mit dem Auto in<br />
südöstlicher Richtung in die Außenbezirke<br />
und ins Umland zu fahren.<br />
Von verschiedenen Haltepunkten aus unternahm<br />
ich mit der Kamera in der Hand<br />
Streifzüge über menschenleere Straßen<br />
und über unbefestigte Wege.<br />
Mit dem Auge und dem Objektiv haftete<br />
ich an den Dingen, an ihren stofflichen<br />
Oberflächen und dies durchaus mit Leidenschaft,<br />
vor allem wenn ich an die<br />
unerträgliche Leere über dem Himmelsblau<br />
dachte: Gras, Sand und Pflaster,<br />
Asphalt, Stein, Beton, Putz, rostendes<br />
Wellblech, Eisenteile, Eisentore, Pfosten,<br />
Autoschrott, Kies, Bagger, Maschendraht<br />
– alles ist sehr schön unter dem südlichen<br />
Licht. Wenn man sich dabei als „außerirdischer“<br />
und vorübergehender Besucher<br />
fühlt, bekommt ein Augenblick – ein<br />
Blick im Moment – ein Gewicht, das die<br />
Suche nach interessanten Motiven zu Boden<br />
zieht. Auf einmal zeigt das zufällig<br />
Gegebene seinen Reichtum an Form und<br />
Struktur, und es schließt Räume auf, in<br />
denen der fremde Gast ganz zu Hause ist.<br />
In Erinnerung blieben auch drei „Gestalten“<br />
auf freiem Feld: Die weiße, die rote<br />
und die gelbe Fabrik. Die weiße war eine<br />
aufgegebene Zementfabrik – Dach, Kamine,<br />
Mauern, Geräte in öden Räumen, ein<br />
Mahlwerk- alles dick weißlich überstaubt,<br />
davor ein Cinquecento auf dem Dach<br />
liegend. Die rote war eine Chemiebude<br />
mit angerosteten Kesseln auf dem Dach,<br />
blinder Verglasung, Gitterwerk, die gelbe<br />
holzverarbeitend. Die drei verlangten von<br />
mir, dargestellt zu werden, dringend, ich<br />
fand aber kein Mittel. Erst zwanzig Jahre<br />
später konnten sie als Terracotta-Miniatur<br />
im Zyklus „Rom, Vorstadt – Rom, vor der<br />
Stadt“ erscheinen (siehe Bilder S. 215-<br />
232).<br />
Als Vorlagen für diesen Zyklus dienten<br />
die Fotos von 1979, zu denen mich der<br />
Stoffkontakt, Erdkontakt motiviert hatte.<br />
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