9. Lagebericht - Mediendienst Integration
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I<br />
Strukturdaten und soziale Lage der Bevölkerung mit Migrationshintergrund<br />
2010 bei 2,0 %. 22 Damit ist die Zahl der Einbürgerungen<br />
im Berichtszeitraum wieder gestiegen. Die größte Gruppe<br />
der Eingebürgerten kommt aus der Türkei. Im Jahr 2010<br />
machten sie 25,8 % aller Einbürgerungen aus. Allerdings<br />
ist hier festzustellen, dass im Zeitraum von 2000 bis 2007<br />
der Anteil der Einbürgerungen aus der Türkei von 44,4 %<br />
auf 25,5 % zurückging und seit 2008 nur leicht anstieg.<br />
Um den Angleichungsprozess der Bevölkerung mit<br />
Migrationshintergrund zur Bevölkerung ohne Migrationshintergrund<br />
darzulegen, werden Angaben zur sozialen<br />
Lage herangezogen. Berücksichtigung finden u.a. Angaben<br />
zu Familien- und Lebensformen, sowie zur Haushaltszusammensetzung.<br />
Darüber hinaus zählen Bildungsstand<br />
und -beteiligung sowie Erwerbstätigkeit zu den wichtigsten<br />
Kriterien zur Beschreibung der sozialen Lage der<br />
Bevölkerung mit Migrationshintergrund. 23<br />
1.3 Soziale Lage<br />
Sozioökonomisch unterscheidet sich die Bevölkerung mit<br />
Migrationshintergrund nach wie vor erheblich von der<br />
Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Die Armutsrisikoquote<br />
ist bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund<br />
deutlich höher. 24 Dazu tragen niedrige schulische<br />
und berufliche Qualifikationen, eine überdurchschnittlich<br />
hohe Beschäftigung in prestigearmen und geringer<br />
vergüteten Berufsfeldern, niedriges Einkommen sowie<br />
Arbeitslosigkeit bei.<br />
Personen mit Migrationshintergrund sind von einem<br />
relativ geringen Einkommen mehr als doppelt so häufig<br />
betroffen als Personen ohne Migrationshintergrund<br />
(26,2 % gegenüber 11,7 %). Die Armutsrisikoquote von<br />
Menschen mit Migrationshintergrund und ausländischer<br />
Staatsangehörigkeit ist mit 31,7 % gegenüber Personen<br />
ohne Migrationshintergrund sogar dreimal höher. 25 Im<br />
Jahr 2010 mussten mehr als die Hälfte (62 %) der Familien<br />
22 Vgl. Beauftragte der Bundesregierung für Migration,<br />
Flüchtlinge und <strong>Integration</strong>: Zweiter <strong>Integration</strong>sindikatorenbericht.<br />
Berlin 2011, S.28 f. (Indikator 1.3.). Siehe auch<br />
Kapitel X. Staatsangehörigkeitsrecht in diesem Bericht.<br />
23 Siehe Kapitel IV. „<strong>Integration</strong> durch Bildung“ und V.<br />
„<strong>Integration</strong> in den Arbeitsmarkt“ in diesem Bericht.<br />
24 Vgl. De Groot, Olaf / Sager, Lutz: Migranten in Deutschland:<br />
Soziale Unterschiede hemmen <strong>Integration</strong>. In: Wochenbericht<br />
des DIW Berlin, Nr. 49/ 2010. Berlin 2010. Die Armutsrisikoquote<br />
ist ein relatives Maß der Einkommensverteilung.<br />
Gemessen wird der Anteil der Personen, die über weniger als<br />
60 % des Durchschnittseinkommens verfügen. Vgl. hierzu<br />
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge<br />
und <strong>Integration</strong>: Zweiter <strong>Integration</strong>sindikatorenbericht.<br />
Berlin 2011, S. 86 (Indikator 6.1).<br />
25 Ebd., S.86 f.<br />
mit Migrationshintergrund mit weniger als 2.600 Euro im<br />
Monat auskommen. Bei Familien ohne Migrationshintergrund<br />
waren es 44 %. 26<br />
Das Niveau der Armutsrisikoquote der Folgegeneration<br />
mit Migrationshintergrund unterscheidet sich kaum von<br />
dem der Menschen mit eigener Migrationserfahrung.<br />
Einen möglichen Grund hierfür liefert neben dem<br />
fehlenden Bildungsaufstieg die Tatsache, dass die jüngere<br />
Generation oftmals noch bei den Eltern lebt. 27<br />
Hinsichtlich der Familien- und Lebensformen sind große<br />
Unterschiede zwischen der Bevölkerung mit und ohne<br />
Migrationshintergrund festzustellen. In Familien mit<br />
Migrationshintergrund, in denen Kinder leben, leben<br />
diese häufiger in Ehen (80,4 % gegenüber 72,0 % bei<br />
Familien mit Kindern insgesamt). Alleinerziehende und<br />
Ehepaare ohne Kinder lassen sich unter der Bevölkerung<br />
mit Migrationshintergrund seltener finden als bei der<br />
Bevölkerung ohne Migrationshintergrund.<br />
31 % der minderjährigen, ledigen Kinder lebten im Jahr<br />
2010 in einer Familie mit Migrationshintergrund. In<br />
Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern betrug<br />
dieser Anteil mit 46 % sogar knapp die Hälfte aller<br />
Kinder. 28<br />
Im Jahr 2010 bildeten Familien mit mindestens einem<br />
Elternteil türkischer Herkunft mit 20,6 % die größte<br />
Herkunftsgruppe unter Familien mit Migrationshintergrund.<br />
Die zweitgrößte Gruppe bildeten mit 15,7 %<br />
Familien aus der ehemaligen Sowjetunion, darunter<br />
überwiegend (Spät)aussiedlerinnen und (Spät)aussiedler. 29<br />
Es folgten Familien aus dem ehemaligen Jugoslawien (8,7<br />
%), Südeuropa (8,0 %) und Polen (6,4 %). 30<br />
Die Entwicklungen im Zeitraum von 2005 bis 2010<br />
verdeutlichen jedoch, dass die Bedeutung der klassischen<br />
26 Statistisches Bundesamt STATmagazin-Beitrag: Familien mit<br />
Migrationshintergrund, Traditionelle Werte zählen.<br />
13.03.2012. Unter: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/STATmagazin/Bevoelkerung/2012_03/Bevoelkerung2012_03.html.<br />
27 Siehe: Beauftragte der Bundesregierung für Migration,<br />
Flüchtlinge und <strong>Integration</strong>: Zweiter <strong>Integration</strong>sindikatorenbericht.<br />
Berlin 2011, S. 86 f.<br />
28 Vgl. Pressemitteilung Nr. 345 vom 20.0<strong>9.</strong>2011 des Statistischen<br />
Bundesamtes.<br />
29 Siehe zu Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern die<br />
redaktionelle Vorbemerkung in diesem Bericht.<br />
30 Siehe: Statistisches Bundesamt STATmagazin-Beitrag:<br />
Familien mit Migrationshintergrund, Traditionelle Werte<br />
zählen. 13.03.2012. Siehe unter: https://www.destatis.de/DE/<br />
Publikationen/STATmagazin/Bevoelkerung/2012_03/<br />
Bevoelkerung2012_03.html.<br />
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